Postenzephalitisches Parkinson-Syndrom: Ursachen, Symptome und Behandlung

Die Parkinson-Krankheit, auch bekannt als Morbus Parkinson oder Schüttellähmung, ist eine fortschreitende neurologische Erkrankung, die das Leben der Betroffenen tiefgreifend verändert. Neben den bekannten motorischen Symptomen wie Zittern, Muskelsteifheit und verlangsamten Bewegungen treten häufig auch nicht-motorische Beschwerden wie Schlafstörungen, Verdauungsprobleme oder kognitive Einschränkungen auf. Parkinson kann viele unterschiedliche Ursachen haben. Eine davon ist das Postenzephalitische Parkinson-Syndrom.

Historischer Kontext: Die Spanische Grippe und ihre Folgen

Aktuell leben wir in einer Zeit, in der eine Pandemie mit COVID-2019 unser privates und gesellschaftliches Leben überschattet. Doch wenn man zurückblickt, hat die gesellschaftliche Wahrnehmung der Parkinson-Krankheit nicht mit der Erstbeschreibung durch James Parkinson 1817 begonnen, sondern 100 Jahre später, ebenfalls infolge einer schrecklichen Pandemie. Gegen Ende des ersten Weltkriegs überflutete die sogenannte „Spanische Grippe“ die Welt mit einem besonders schweren (virulenten) Abkömmling des Influenza-Virus (Subtyp A/H1N1). Als Ursprungsland wurde zunächst Spanien angenommen, deshalb der Name. Glaubt man den Berichten der Fachzeitschrift Bulletin of the History of Medicine vom Frühjahr 2002, forderte diese Pandemie knapp 50 Millionen Todesopfer. Die Sterberate war im Vergleich zu anderen Erkrankungen mit Influenza-Viren mit 1,5 bis 6 Prozent deutlich erhöht. Auch waren nicht wie sonst Kleinkinder und alte Menschen besonders gefährdet, sondern vor allem 20- bis 40-jährige Menschen. Ungeachtet des irreführenden Namens, der auf zeitgenössische Zeitungsmeldungen zurückgeht, gehen die meisten Wissenschaftler heute davon aus, dass die Pandemie ihren Ursprung in den USA hatte.

Im Zusammenhang mit dieser Pandemie wird die Europäische Schlafkrankheit, eine spezielle Art der Gehirnentzündung gesehen, auch Enzephalitis lethargica genannt, da sie zu unkontrollierten Schlafanfällen führte. Eine Vielzahl der Überlebenden entwickelten als Spätfolge ein schweres Parkinsonoid, das sogenannte postenzephalitische Parkinson-Syndrom. Allein für Deutschland wurden von 1917 bis 1927 bis zu eine Million Kranke geschätzt. Von den deutschen Gesundheitsbehörden erfasst wurden 1937 im damaligen Reichsgebiet fast 40.000 Patienten.

Was ist das Postenzephalitische Parkinson-Syndrom?

Das Postenzephalitische Parkinson-Syndrom ist eine Form des Parkinsonismus, die als Folge einer Entzündung des Gehirns (Enzephalitis) auftritt. Diese Entzündung kann durch verschiedene Ursachen ausgelöst werden, wobei die Encephalitis lethargica, die im Zusammenhang mit der Spanischen Grippe auftrat, historisch bedeutsam ist.

Kalle Sallhofen erkrankte vor 41 Jahren als 9-jähriger am letztgenannten Postenzephalitischen Parkinson- Syndrom, einem sogenannten sekundären (symptomatischen) Parkinson-Syndrom. Herr Sallhofen sieht nur einen wesentlichen Unterschied zwischen seiner Parkinson-Erkrankung und Morbus Parkinson: „Beim Postenzephalitischen Parkinson-Syndrom ist meist schon alles kaputt, weil die Entzündung die dopaminergen Zellen in kurzer Zeit zerstört hat. Beim Morbus Parkinson ist es der mehr oder weniger langsame Fortschritt, die Beschwerden der Krankheit verschlechtern sich über viele Jahre langsam.“

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Ursachen

Die Ursache des Postenzephalitischen Parkinson-Syndroms liegt in der Schädigung von Nervenzellen im Gehirn durch die vorangegangene Entzündung. Insbesondere die Substantia nigra, ein Bereich im Mittelhirn, der für die Produktion von Dopamin verantwortlich ist, kann betroffen sein. Dopamin ist ein wichtiger Botenstoff, der für die Steuerung von Bewegungen benötigt wird. Ein Mangel an Dopamin führt zu den typischen Symptomen des Parkinsonismus.

Symptome

Die Symptome des Postenzephalitischen Parkinson-Syndroms ähneln denen der idiopathischen Parkinson-Krankheit (Morbus Parkinson). Zu den häufigsten Symptomen gehören:

  • Tremor: Zittern, meist in Ruhe auftretend
  • Rigor: Muskelsteifheit
  • Bradykinesie: Verlangsamung der Bewegungen
  • Posturale Instabilität: Gleichgewichtsstörungen

Zusätzlich können auch nicht-motorische Symptome auftreten, wie z.B.:

  • Depressionen
  • Schlafstörungen
  • Kognitive Beeinträchtigungen
  • Verdauungsprobleme

Diagnose

Die Diagnose des Postenzephalitischen Parkinson-Syndroms basiert auf der Anamnese des Patienten, der neurologischen Untersuchung und gegebenenfalls bildgebenden Verfahren wie MRT oder PET-Scans. Wichtig ist, dass die Symptome in zeitlichem Zusammenhang mit einer vorangegangenen Enzephalitis stehen.

Auf ärztlichen Dokumenten wird der ICD-Code oft durch Buchstaben ergänzt, die die Sicherheit der Diagnose oder die betroffene Körperseite beschreiben. G: Gesicherte Diagnose V: Verdacht Z: Zustand nach A: Ausschluss L: Links R: Rechts B: Beidseitig.

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Behandlung

Die Behandlung des Postenzephalitischen Parkinson-Syndroms zielt darauf ab, die Symptome zu lindern und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern. Da bei der Parkinson-Krankheit in bestimmten Bereichen vom Gehirn zu wenig von dem Botenstoff Dopamin gibt, kommen Medikamente zum Einsatz, die den Dopaminmangel ausgleichen oder die Wirkung von Dopamin im Gehirn verstärken. Dazu gehören beispielsweise Levodopa, Dopaminagonisten und MAO-B-Hemmer.

Zusätzlich können physiotherapeutische und ergotherapeutische Maßnahmen helfen, die Beweglichkeit und Selbstständigkeit der Patienten zu erhalten. In einigen Fällen kann auch eine tiefe Hirnstimulation in Betracht gezogen werden, bei der Elektroden in bestimmte Bereiche des Gehirns implantiert werden, um die Symptome zu lindern.

Eine Sprechstörung stellt sich bei der Parkinson Erkrankung in Form einer zunehmend leisen und monotonen Sprechweise dar. Vervollständigt wird das Krankheitsbild durch sich verstärkende Schwierigkeiten bei der der Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme. Besteck und Trinkgefäße können immer schwerer in Richtung Mund geführt werden. Begleitet wird dies durch sich vergrößernde Störungen bei der oralen Nahrungsverarbeitung (Kauen) und Abtransport (Schlucken). Durch die Muskelschwäche im Kehlkopf funktionieren die Schutzmechanismen (Schließen des Kehldeckels beim Schlucken zur Sicherung der Atemwege) nicht mehr ausreichend. Alle diese Symptome sind bei der überwiegenden Anzahl der Parkinson Patienten auch beim Sprechen und der Stimme erkennbar. Die betroffenen Patienten bemerken ihre unzureichende Sprechlautstärke nicht und bedürfen häufig einen Hinweis vom Gesprächspartner. Auf Grund der zuvor beschriebenen Symptome ist eine Unterstützung durch eine logopädische Therapie bei Morbus Parkinson hilfreich, um die Lautbildung zu erhalten und zu fördern sowie die Mimik zu verbessern. Nach einer Grunduntersuchung von Lautstärke und Steigerungspotential, Artikulationsgenauigkeit, Sprechgeschwindigkeit und Fragen zur Lebenssituation und -qualität wählt der Logopäde ein für den Patienten voraussichtlich effektives Behandlungsverfahren aus. Durch regelmäßige Übungen kann so die Stimme wieder aktiviert werden und eine normale und kraftvolle Lautstärke erreichen. Nach einer Therapie können die Übungen selbstständig weitergeführt werden, um dauerhaft die Verringerung der Stimme zu vermeiden. In unseren Logopädie Praxen in Essen und Bottrop bieten wir die logopädische Therapie bei Morbus Parkinson an. Durch diese inhaltliche Schwerpunktsetzung der Praxis auf die Bereiche Neurologie und Dysphagietherapie verfügen wir über langjährige Erfahrung in diesen Bereichen. Zudem halten wir uns stets auf dem aktuellen Stand der Forschung und Technik.

Langzeitfolgen von Viruserkrankungen und mögliche Parallelen zu COVID-19

Die Langzeitschäden einer Erkrankung mit Sars-CoV-2 werden mittlerweile unter dem Namen „Long-Covid“ oder „Post-Covid-Syndrom“ zusammengefasst. Dabei stehen neurologische Symptome meist im Vordergrund: Betroffene berichten unter anderem über Kopfschmerzen, Konzentrationsstörungen und massive Abgeschlagenheit.

Friedrich-Wilhelm Mehrhoff, Geschäftsführer der dPV, erklärt: „Parallelen zur Spanischen Grippe sind eindeutig erkennbar“. Damals sei Parkinson erstmals in den Fokus der breiten Öffentlichkeit gerückt, da die Erkrankten nicht nur unter schweren Lungenentzündungen litten, sondern auch eine Beteiligung von Gehirn und Gehirnhäuten stattfand. Viele Patienten entwickelten als Spätfolge schließlich ein postenzephalitisches Parkinson-Syndrom.

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Mehrhoff warnt daher vor ähnlichen Entwicklungen bei Covid-19: „Als mögliche Folge von Covid-19 könnte es zu einer zusätzlichen Belastung des Systems durch eine Welle neurodegenerativer - und damit besonders versorgungsintensiver - Erkrankungen kommen.“ Er betont, dass „die Forschung endlich an der Wurzel ansetzt, also auf eine Heilung und nicht nur symptomatische Behandlung abzielt.“

Ganzheitliche Behandlungsansätze

In einer ganzheitlich ausgerichteten Privatpraxis in Erlangen (Raum Nürnberg/Fürth) steht die individuelle Ursachenforschung im Mittelpunkt. Mit Hilfe der Applied Kinesiology, Schwermetallanalysen, Mikronährstoffdiagnostik und gezielter Entgiftung werden mögliche Auslöser wie toxische Belastungen, Leaky Gut oder oxidativer Stress identifiziert und behandelt. Ergänzt wird der Ansatz durch unterstützende Maßnahmen wie Erdung („Earthing“) zur Reduktion von Entzündungen und zur Verbesserung des Schlafs.

Mit der komplementärmedizinischen Diagnosemethode der Applied Kinesiology kann ich negative Auswirkungen auf das Gehirn präzise testen und Zusammenhänge im Körper herstellen.

Liegt die Ursache der Erkrankung in einer Schwermetall- oder Aluminiumvergiftung im Gehirn, einem undichten Darm (Leaky Gut), der Giftstoffe in den Körper und somit ins Gehirn gelangen lässt, oder in entzündlichen Prozessen mit oxidativem oder nitrosativem Stress, kann ich dies mit meiner Methode genau bestimmen. Zudem kann ich die Wirksamkeit von Medikamenten auf die gemessenen Störungen testen und den Behandlungsplan entsprechend optimieren.

Geerdet zu schlafen, auch bekannt als „Earthing“ oder „Grounding„, kann verschiedene gesundheitliche Vorteile bieten, insbesondere für Menschen mit Parkinson. Der Grundgedanke ist, dass die Erdoberfläche elektrisch geladen ist und freie Elektronen enthält, die durch direkten Kontakt (z.B. Barfußlaufen oder spezielle Erdungsprodukte) in den Körper gelangen können.

Die Rolle von Nikotin

Kalle Sallhofen hat es geschafft, sich trotz seiner schweren Erkrankung ein finanziell unabhängiges Leben aufzubauen. Neben dem enormen Einsatz seiner Familie war es die Entdeckung der positiven Wirkung des Nikotins, welches die Zuverlässigkeit und Dauer der Medikamentenwirkung steigerte, die ihm diesen Erfolg ermöglichten: „Ich bin davon überzeugt, dass ich es ohne Nikotin nie geschafft hätte, selbstständig zu werden, geschweige denn einen Beruf auszuüben.“

Mit 16 Jahren rauchte Kalle Sallhofen zum ersten Mal und war verwundert, als ihn ein Klassenkamerad bald fragte, ob er ein neues Medikament einnähme, weil er plötzlich deutlicher sprechen und besser laufen würde. Doch weil ihm das Rauchen nicht besonders gefiel und ihm auch nicht schmeckte, ließ er es wieder sein. Merkwürdiger Weise schien seine Sprache daraufhin tatsächlich wieder verwaschener und laufen konnte er auch nicht mehr so gut. Also hat er wieder eine „Kippe“ angezündet und bewusst geraucht. Jetzt spürte er selbst, wie das Rauchen seine Symptome besserte. Es war wunderbar, endlich konnte er etwas planen und musste nicht auf die richtige Wirkung der Tabletten hoffen, die meistens ausblieb. Wieder zu Hause, erzählte er seinen Pflegeeltern davon, die aber, genauso wie sein Neurologe, nichts davon wissen wollten. „Also rauchte ich heimlich weiter bis ich 18 war.

30 Jahre lang suchte er erfolglos einen Arzt, der sich mit seiner Theorie auseinandersetzen wollte: „Immer wieder bin ich gegen Wände gelaufen. Von vielen Ärzten musste ich mir einen Vogel zeigen lassen.“ Er schrieb an Kliniken mit neurologischen Forschungsabteilungen - ohne Antwort zu erhalten. Als er im Sommer 2014 an das Uni-Klinikum Marburg schrieb, hatte er kaum noch Hoffnung. Er glaubte mir nicht nur, sondern war sichtlich fasziniert von meiner Geschichte und der Auswirkung von Nikotin auf meine Beweglichkeit. Er empfahl mir, es - statt mit Zigaretten - mit Nikotin-Pflastern zu versuchen.“ Diese erleichtern nun Herrn Sallhofens Alltag immens. Auf das Rauchen ist er kaum noch angewiesen und die Nikotin-Pflaster-Verwendung wirkt sich sogar entspannend auf seinen Gesichtsausdruck aus.

Herr Sallhofen plädiert dafür, dass mehr Parkinson-Forschung betrieben wird. Besonders liegt ihm die Erforschung der Wirkung von Nikotin am Herzen: „Ich hoffe, dass die Forschung einen Weg findet, Parkinson zumindest leichter zu machen. Vielleicht können andere „Parkinsonler“ davon profitieren!“

Pflege bei Parkinson

Es gibt keinen richtigen oder falschen Zeitpunkt für einen Pflegeantrag bei Parkinson! Grundsätzlich sollten Sie einen Pflegeantrag bei Parkinson immer dann stellen, wenn Sie persönlich das Gefühl haben, dass es an der Zeit ist auf Leistungen der Pflegeversicherung zugreifen zu müssen. Um einen solchen Pflegeantrag zu stellen reicht zunächst ein einfacher Anruf bei der zuständigen Pflegekasse der Krankenversicherung des Betroffenen.

Die Gutachter (m/w) des Medizinischen Dienstes der Krankenversicherung (MDK) oder MEDICPROOF sind bei der Diagnose Parkinson-Krankheit gefordert, nicht nur die gerade bestehenden Schädigungen und Beeinträchtigungen der somatischen (körperlichen) Fähigkeiten, sondern auch die nicht sichtbaren Beeinträchtigungen der mentalen Fähigkeiten sensibel zu ermitteln, wie z. B.

Die Gutachter (m/w) sind somit auf die Aussagen der Betroffenen, der Angehörigen und Pflegepersonen angewiesen. Die persönliche Einschätzung der Betroffenen zu ihren derzeitigen gesund-heitlichen und pflegerischen Problemen, Bedürfnissen und Veränderungs-wünschen ist zu erfassen. Es ist nach den pflegerelevanten Erkrankungen und Beschwerden zu fragen. Auch Tagesformschwankungen oder beson-dere Belastungen für die Pflegenden sind aufzunehmen. Anamnestische Angaben zu kognitiven Fähigkeiten oder herausforderndem Verhalten sind im Hinblick auf die Bewertung der Module 2 und 3 zu erfragen und hier aufzunehmen. Nach der strukturierten Anamnese- und Befunderhebung erfolgt die An-wendung der sechs Module des Begutachtungsinstruments. Dabei muss die Gutachterin oder der Gutachter sowohl die eigenen Befunde als auch anamnestische Angaben von Betroffenen, Pflegepersonen, Pflegekräften oder anderen Stellen (z. B. Die Einschätzung der Selbstständigkeit und der Fähigkeiten und die entsprechende Bewertung unter Bezug auf das Neue Begutachtungsassessment (NBA) unterliegt, wie eine Steuererklärung, gesetzlichen Vorgaben und Definitionen. Wichtiger allerdings als die gestzlichen Regelungen sind bei Pflegefällen die Begutachtungsregeln, seit 2017, das Neue Begutachtungsassessment (NBA)! Wir empfehlen Ihnen eine professionelle, pflegefachliche Einschätzung und Bewertung.

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