Demenz, Sturzrisiko und Bett: Prävention und Sicherheit im Alter

Ein Sturz im Alter kann schwerwiegende Folgen haben, aber durch gezielte Sturzprophylaxe lassen sich viele Risikofaktoren und damit verbundene Verletzungen minimieren. Besonders bei Menschen mit Demenz ist das Sturzrisiko erhöht, was spezielle Maßnahmen erforderlich macht.

Die Bedeutung der Sturzprophylaxe im Alter

Stürze im Alter sind ein ernstes Problem. Etwa ein Drittel der Menschen über 65 Jahre stürzt mindestens einmal jährlich, wobei das Risiko mit zunehmendem Alter, insbesondere ab dem 80. Lebensjahr, weiter steigt. Die Folgen können von Prellungen und Hämatomen bis hin zu komplizierten Knochenbrüchen reichen, die oft operative Eingriffe und langwierige Rehabilitation erfordern. Neben den körperlichen Folgen sind auch die psychischen Auswirkungen nicht zu unterschätzen. Die Angst vor erneuten Stürzen kann zu Unsicherheit und Bewegungsmangel führen, was wiederum das Sturzrisiko erhöht - ein Teufelskreis, der als Post-Fall-Syndrom bekannt ist.

Ursachen für Stürze im Alter

Die Gründe für die erhöhte Sturzgefahr im Alter sind vielfältig:

  • Nachlassende Sinnesleistungen: Seh- und Hörvermögen verschlechtern sich, was das Erkennen von Stolperfallen erschwert und die räumliche Orientierung beeinträchtigt.
  • Verlangsamte Reaktionszeit: Altersbedingte Prozesse verlangsamen die Reaktionszeit, sodass rechtzeitiges Reagieren auf Stolperfallen oft nicht mehr möglich ist.
  • Beeinträchtigter Gleichgewichtssinn und Muskelabbau: Längeres Stehen fällt schwerer, und der Bewegungsablauf wird unsicherer.
  • Herz-Kreislauf-Beschwerden: Blutdruckschwankungen und Schwindelgefühle können ebenfalls zu Stürzen führen.
  • Medikamente: Einige Medikamente erhöhen das Sturzrisiko durch Müdigkeit, Erschöpfung oder Schwindelanfälle.
  • Drangwandern bei Demenz: Betroffene Personen sind besonders gefährdet zu stürzen.

Maßnahmen zur Sturzprävention

Eine wirksame Sturzprophylaxe umfasst verschiedene Bereiche:

Wohnraumanpassung

  • Barrierefreiheit: Ein seniorengerechter Umbau des Badezimmers mit ebenerdiger Dusche und Haltegriffen ist essenziell.
  • Stolperfallen beseitigen: Herumstehende Möbel, Dekorationsgegenstände, Türschwellen und Teppichkanten sollten entfernt oder gesichert werden.
  • Gute Beleuchtung: Dunkle Ecken vermeiden und Treppenstufen gut ausleuchten, idealerweise mit Bewegungsmeldern.
  • Rutschfeste Unterlagen: Glatte Untergründe und rutschende Teppiche mit rutschfesten Unterlagen versehen.
  • Erreichbarkeit: Alltagsgegenstände in Griffweite in Regalen und Schränken einräumen, um Tritthocker oder Leitern zu vermeiden.
  • Sicheres Bett: Ein höhenverstellbares Bett, Handläufe und eine gepolsterte Sturzmatte am Bett können das Risiko beim nächtlichen Aufstehen reduzieren.

Personenbezogene Maßnahmen

  • Passende Kleidung und Schuhwerk: Kleidung, über die man nicht stolpern kann, und festes, stabilisierendes Schuhwerk tragen.
  • Gehhilfen: Bei Bedarf einen Gehstock oder Rollator verwenden, der individuell angepasst ist.
  • Seh- und Hörhilfen: Regelmäßige Kontrollen beim Augen- und Ohrenarzt und die Nutzung geeigneter Hilfsmittel.
  • Bewegungstraining: Gezielte Übungen zur Förderung des Gleichgewichts und Erhalt der Muskulatur unter fachlicher Anleitung (Physiotherapie oder Ergotherapie).

Medikamentenbezogene Sturzprophylaxe

  • Medikamentenmanagement: Schlaf- und Beruhigungsmittel nicht zu spät am Abend einnehmen und individuelle Nutzen- und Risikoabwägung bei bestimmten Medikamenten wie Antidepressiva durchführen.

Technische Hilfsmittel

  • Hausnotruf: Ein Hausnotrufgerät ermöglicht es, im Notfall schnell Hilfe zu rufen. Bei Vorliegen einer Pflegestufe übernimmt die Pflegekasse einen Teil der Kosten.
  • Sturzdetektor: Einige Hausnotrufsysteme bieten Sturzdetektoren an, die bei Stürzen automatisch Alarm auslösen.
  • Personenortungssysteme: Diese Systeme helfen, Menschen mit Demenz, die den Weg nach Hause nicht mehr finden, schnell zu lokalisieren.
  • Digitale Helfer: Navigationssysteme, sensorgesteuerte Beleuchtung und Sicherheitsabschaltungen können den Alltag sicherer machen und Angehörige entlasten.

Sturzprophylaxe bei Demenz

Bei Demenzkranken ist eine besondere Sturzprophylaxe erforderlich, da sie durch Drangwandern und zeitweilige Verwirrtheit stärker gefährdet sind.

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Spezielle Maßnahmen

  • Protektoren: Spezielle Protektoren für Kopf oder Hüfte können sinnvoll sein.
  • Niederflurbetten: Diese Betten ermöglichen ein Schlafen in Bodennähe, was das Verletzungsrisiko bei Stürzen minimiert.
  • Sensormatten: Funk-Sensormatten, die vor dem Bett platziert werden, erkennen, wenn jemand aufsteht, und alarmieren Angehörige oder Pflegekräfte.
  • Bettgitter: Moderne Bettgitter, die nicht unter freiheitsentziehende Maßnahmen fallen, können zusätzlichen Schutz bieten.

Die Rolle des Bettes bei der Sturzprophylaxe für Demenzkranke

Die Wahl des richtigen Bettes spielt eine entscheidende Rolle bei der Sturzprophylaxe für Demenzkranke. Hier sind einige wichtige Aspekte:

  • Senioren Komfortbetten: Diese Betten erleichtern das Ein- und Aussteigen durch eine höhere Rahmenhöhe (40-45 cm).
  • Verstellbare Pflegebetten: Durch die Möglichkeit, den Bettrahmen individuell hoch- und runterzufahren, lässt sich die Sturzgefahr erheblich reduzieren.
  • Niederflurbetten: Diese Betten können bis auf eine sehr geringe Höhe über dem Boden abgesenkt werden, wodurch die Fallhöhe minimiert wird.
  • Bettseitengitter: Flexible Bettseitengitter können bei Bedarf verstellt oder verlängert werden und bieten zusätzlichen Schutz.
  • Bettpolster: Pflegeleichte Bettpolster mit robustem Kunstlederbezug und Schaumfüllung federn Stöße ab und verhindern Einklemmen.

Bettflucht bei Demenz

Ein häufiges Problem bei Demenzkranken ist die Bettflucht, insbesondere nachts. Ursachen hierfür können ein gestörter Schlaf-Wach-Rhythmus, innere Unruhe, Ängste oder einfach menschliche Bedürfnisse sein.

Maßnahmen gegen Bettflucht

  • Sichere Umgebung: Schaffung einer sicheren und vertrauten Umgebung, um Ängste zu reduzieren.
  • Regelmäßiger Tagesablauf: Strukturierter Tagesablauf mit festen Schlafzeiten, um den Schlaf-Wach-Rhythmus zu stabilisieren.
  • Ablenkung und Beschäftigung: Beschäftigung mit beruhigenden Aktivitäten wie Musik hören oder Vorlesen.
  • Nachtlicht: Einsatz von Nachtlichtern zur besseren Orientierung.
  • Sensormatten: Verwendung von Sensormatten, um das Aufstehen aus dem Bett zu erkennen und rechtzeitig reagieren zu können.

Rechtliche Aspekte bei Bettgittern und Fixierungen

Es ist wichtig zu beachten, dass viele Bettgittersysteme unter freiheitsentziehende Maßnahmen (FEM) fallen, die die Bewegungsfreiheit einschränken. Als Angehöriger eines nicht mehr einwilligungsfähigen Menschen muss beim Betreuungsgericht ein Antrag auf FEM gestellt werden, worauf ein Gerichtsbeschluss ergeht. Es gibt jedoch auch Bettgitter-Lösungen, die nicht unter FEM fallen, wie z. B. Niederflurbetten mit geteiltem Seitengitter.

Technische Hilfen im Alltag

Technische und digitale Hilfen können an vielen Stellen zum Einsatz kommen, um den Alltag sicherer zu machen und Angehörige zu entlasten. Es ist jedoch wichtig, immer wieder zu überprüfen, welche Auswirkungen der Einsatz dieser Hilfen auf die betroffenen Menschen mit Demenz hat.

Beispiele für technische Hilfen

  • Herdsicherungen: Schalten einen Elektroherd nach einer voreingestellten Zeit oder bei Überhitzung automatisch ab.
  • Rauchmelder: Ermöglichen einen rechtzeitigen Alarm bei Rauch- oder Brandentwicklung.
  • Telefone mit großen Tasten: Erleichtern die Bedienung für Menschen mit eingeschränkter Feinmotorik.
  • Sprachassistenzsysteme: Können Wissen abrufen, Musik abspielen, an Termine erinnern und die Kommunikation erleichtern.
  • Smarte Rauch-, CO2- oder Wassermelder: Warnen nicht nur Menschen mit Demenz, sondern auch Angehörige auf ihrem Smartphone.

Die Bedeutung der Patientenverfügung

Eine Patientenverfügung ist ein wichtiges Dokument, das sicherstellt, dass medizinische Wünsche respektiert werden, wenn man aufgrund von Krankheit oder Verletzung nicht in der Lage ist, sie selbst auszudrücken. Sie entlastet auch Angehörige von schwierigen Entscheidungen, vermeidet Missverständnisse und schützt vor unerwünschter Über- oder Unterbehandlung.

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