Auch Hunde bleiben nicht ewig jung, und wie Menschen können auch sie im Alter an Demenz erkranken. Die sogenannte Canine Kognitive Dysfunktion (CCD) ist eine neurodegenerative Erkrankung, die mit dem Abbau geistiger Fähigkeiten einhergeht. Es ist wichtig, Alterserscheinungen von Demenz zu unterscheiden, um die Lebensqualität des Hundes bestmöglich zu erhalten.
Was ist Demenz beim Hund?
Demenz beim Hund betrifft die Nervenzellen im Gehirn und führt zu einem fortschreitenden Abbau geistiger Fähigkeiten. Anders als beim normalen Alterungsprozess handelt es sich bei Hunde-Demenz um eine neurodegenerative Erkrankung, bei der Nervenzellen im Gehirn verfallen. Eine eindeutige Diagnose „Demenz“ wie beim Menschen lässt sich beim Hund genau genommen nicht stellen, da dafür Tests nötig sind, die sich bei unseren Vierbeinern nicht durchführen lassen. Außerdem unterscheiden sich die Vorgänge im Gehirn ebenfalls voneinander. Darum wird häufig von demenzähnlichen Symptomen gesprochen und die Diagnose canines kognitives Dysfunktionssyndrom (CDS) gestellt. Das ist eine spezifische Diagnose für Hunde und Katzen (feline kognitive Dysfunktion), die der menschlichen Demenz ähnliche Symptome beschreibt.
Symptome und Anzeichen von Demenz
Die Demenz beim Hund äußert sich meist schleichend und kann sich in verschiedenen Verhaltensänderungen zeigen. Da die Symptome der Krankheit so vielfältig und besonders im Anfangsstadium von denen eines normalen Alterungsprozesses nur schwer zu unterscheiden sind, kommt Hundehaltern eine bedeutende Rolle bei der Diagnose der Krankheit zu. Sie kennen ihre Vierbeiner am besten. Einige häufige Symptome sind:
- Desorientierung: Der Hund wirkt verwirrt, steht orientierungslos in der Ecke oder findet sich auch in bekannten Umgebungen nicht mehr zurecht.
- Veränderungen im Sozialverhalten: Der Hund zieht sich zurück, reagiert nicht mehr auf Ansprache oder zeigt vermindertes Interesse an sozialen Interaktionen.
- Stubenunreinheit: Der Hund verliert die Kontrolle über Blase und Darm und uriniert oder kotet im Haus, obwohl er stubenrein war.
- Veränderte Schlafmuster: Der Hund schläft tagsüber mehr und ist nachts unruhig, wandert umher oder jault.
- Vergesslichkeit: Der Hund erinnert sich nicht mehr an erlernte Kommandos oder den Tagesablauf.
- Ängstlichkeit und Unruhe: Der Hund ist ängstlich, zittert oder zeigt ungewöhnliche Reaktionen auf vertraute Gegenstände oder Situationen.
- Stereotypisches Verhalten: Der Hund zeigt repetitive Verhaltensweisen wie ständiges Wandern oder im Kreis laufen.
- Veränderte Fressgewohnheiten: Der Hund hat verminderten Appetit oder verweigert die Futteraufnahme.
Diagnose von Demenz beim Hund
Wichtig: Die Demenz beim Hund ist eine sogenannte Ausschlussdiagnose. Das bedeutet, dass bei Verdacht auf Demenz gründliche Untersuchungen notwendig sind, um andere Erkrankungen sicher ausschließen zu können, die sich mitunter mit ähnlichen Symptomen äußern. Dazu zählen beispielsweise Schilddrüsenerkrankungen, Arthrose, Zahnprobleme oder Herzerkrankungen. Eine eindeutige Diagnose von Demenz beim Hund ist schwierig, da es keinen spezifischen Test gibt. Die Diagnose basiert in der Regel auf einer Kombination aus:
- Anamnese: Der Tierarzt befragt den Hundehalter ausführlich zu den beobachteten Verhaltensänderungen. Hier können Sie als Halter Ihre Beobachtungen eintragen, also z. B.
- Körperliche Untersuchung: Der Tierarzt führt eine allgemeine Untersuchung durch, um andere Erkrankungen auszuschließen. Um andere Ursachen für die Symptome auszuschließen, führt der Tierarzt eine körperliche Untersuchung bei Ihrem Hund durch.
- Neurologische Untersuchung: Der Tierarzt überprüft die neurologischen Funktionen des Hundes.
- CCD-Score: Der Tierarzt kann einen Fragebogen (CCD-Score) verwenden, um die kognitiven Fähigkeiten des Hundes zu beurteilen. Auch der sogenannte CCD-Score gehört zur Diagnostik.
- Ausschlussdiagnostik: Durch weitere Untersuchungen wie Bluttests und bildgebende Verfahren werden andere mögliche Ursachen für die Symptome ausgeschlossen.
Behandlung und Management von Demenz beim Hund
Wie beim Menschen ist Demenz auch bei Tieren nicht heilbar. Dennoch stehen verschiedene Therapieansätze zur Verfügung, die den Krankheitsverlauf verlangsamen und die Lebensqualität verbessern können. Auch wenn die Erkrankung nicht aufgehalten werden kann, gibt es Möglichkeiten, das Fortschreiten zu verlangsamen und dem Hund ein angenehmes Leben zu ermöglichen.
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Medikamentöse Behandlung
- Karsivan®: Karsivan® ist ein speziell entwickeltes Präparat zur Behandlung typischer Altersbeschwerden bei Hunden. Der enthaltene Wirkstoff Propentofyllin fördert die Durchblutung von Gehirn, lebenswichtigen Organen und Muskulatur. So kann Karsivan® bei regelmäßiger Verabreichung maßgeblich zu Erhaltung und Steigerung von körperlicher und geistiger Leistungsfähigkeit beitragen. Vom Tierarzt dauerhaft empfohlen für unseren älteren Hund. Ich habe das Medikament für unsere 14 jährige Hündin verschrieben bekommen nach einem totalen Zusammenbruch ( Vestibularsyndrom). Ich kaufe das Produkt, weil es meinem alten Hund wirklich hilft.
- Propentofyllin: Das Kognitive Dysfunktionssyndrom (CDS) kann mittels Selegilin und Propentofyllin in Form von Tabletten behandelt werden. Zugelassen ist derzeit nur der Wirkstoff Propentofyllin (Karsivan®, Propentotab® oder Vitofyllin®). Andere Medikamente können je nach individuellem Zustand sinnvoll sein und müssen vom behandelnden Tierarzt ausgewählt werden.
- Selegilin: Selegilin kann helfen, die Dopamin-Konzentration im Gehirn zu erhöhen und die Symptome der Demenz zu lindern.
- Weitere Medikamente: In enger Zusammenarbeit mit einer Tierärztin oder einem Tierarzt kann die Therapie individuell angepasst werden. Andere Arzneimittel wirken beruhigend und schlaffördernd.
Ernährung und Nahrungsergänzung
Die Ernährung spielt eine entscheidende Rolle bei der Unterstützung der kognitiven Funktionen und kann dazu beitragen, einige der Symptome der Demenz zu mildern. Hierauf sollten Sie bei der Ernährung Ihres alten Hundes achten:
- Ausgewogenes Seniorfutter: Ältere Hunde haben besondere Ernährungsbedürfnisse, auf die ihr Hundefutter abgestimmt sein sollte. Ernährungsmängel oder Überversorgung können sich negativ auf die Hirnfunktion älterer Hunde auswirken. Mit einem hochwertigen Seniorfutter stellen Sie sicher, dass Ihr alter Hund alle Nährstoffe, die er braucht, in der richtigen Menge bekommt.
- Idealgewicht: Studien zufolge kann sowohl Übergewicht als auch Untergewicht den Verlauf einer Demenz bei Hunden negativ beeinflussen.
- Individuelle Anpassung der Fütterung: Je nach Stadium der Demenz Ihres Hundes muss die Fütterung unter Umständen verändert werden.
- Omega-3-Fettsäuren: Omega-3-Fettsäuren haben entzündungshemmende Eigenschaften und sind wichtige Bestandteile der Zellmembranen von Nervenzellen. Für die Signalübertragung zwischen Nervenzellen und eine gesunde Gehirnfunktion ist vor allem die Omega-3-Fettsäure DHA (Docosahexaensäure) wichtig. Hochwertiges Seniorfutter ist in der Regel mit den Omega-3-Fettsäuren EPA und DHA angereichert. Sie können die Omega-3-Fettsäuren aber auch durch Fischöl (von Kaltwasserfischen, z.B. Lachsöl) oder Algenöl ergänzen.
- Mittelkettige Fettsäuren (MCT): MCT können den Hirnzellen als alternative Energiequelle dienen und die Hirnfunktion bei alten Hunden verbessern helfen.
- Antioxidantien und B-Vitamine: Eine mit Antioxidantien und B-Vitaminen angereicherte Ernährung kann helfen, oxidativen Stress im Gehirn zu reduzieren, welcher mit dem Altern und dem Fortschreiten der Demenz in Verbindung steht.
- Entspannungsfördernde Zusätze: Hunde mit Demenz sind leichter gestresst, reagieren häufiger ängstlich und sind öfter unruhig, vor allem nachts. Neben Medikamenten können auch bestimmte Nährstoffe dazu beitragen, den Stresslevel alter Hunde zu senken und einen ruhigen Schlaf zu fördern.
Weitere unterstützende Maßnahmen
- Regelmäßige Bewegung: Regelmäßige Bewegung, Spiele zur Förderung der geistigen Fitness und soziale Interaktionen können hingegen präventiv wirken. Auch Aktivitäten an der frischen Luft wirken sich positiv aus.
- Geistige Stimulation: Alles, was Aufmerksamkeit und Konzentration fördert, kann den weiteren Verlauf der Erkrankung günstig beeinflussen. Spielerisches Training der Kognition hat sich als wirkungsvolles Mittel erwiesen, um den Degenerationserscheinungen des Gehirns etwas entgegenzusetzen.
- Stressfreies Umfeld: Ein stressfreies Umfeld kann erheblich dazu beitragen, dass es Ihrem Hund dauerhaft gut geht. Demenzkranke Tiere leiden nicht selten unter Angstzuständen oder fürchten sich vor bislang unproblematischen Gegenständen wie etwa dem Staubsauger.
- Klare Alltagsstrukturen: Klare Alltagsstrukturen helfen Ihrem Tier, mit seinen reduzierten geistigen Fähigkeiten zurechtzukommen.
- Sicherheit: Hunde mit seniler Demenz bedürfen beim Freilauf besondere Aufmerksamkeit.
Umgang mit einem dementen Hund
Als Bezugsperson können Sie durch Geduld, Verständnis und eine angepasste Lebensweise viel zum Wohlbefinden Ihres Hundes beitragen. Auch die regelmäßige tierärztliche Betreuung ist essenziell. Es ist wichtig, auf die veränderten Bedürfnisse des Hundes einzugehen und ihm ein Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit zu vermitteln.
- Verständnis und Geduld: Demenz bei Hunden schreitet mit zunehmendem Alter voran. Deshalb sollten Hundebesitzer lernen, bestmöglich mit der Situation umzugehen.
- Rücksichtnahme: Hundehalter sollten zudem auf veränderte Bedürfnisse des Tieres eingehen und zum Beispiel respektieren, wenn das Tier weniger kuscheln will oder ihm vermehrte Aufmerksamkeit schenken, wenn es mehr Zuneigung braucht.
- Anpassung des Wohnumfelds: Passen Sie das Wohnumfeld, so gut es geht, den Ansprüchen Ihres Vierbeiners an. Läuft er beispielsweise regelmäßig gegen Schränke oder andere Gegenstände? Stellen Sie diese, wenn es geht, um.
- Sicherheit beim Spaziergang: Verläuft sich Ihr Vierbeiner häufig beim Gassi gehen? Auch dann, wenn dein tierischer Mitbewohner die Umgebung in- und auswendig kennt, wird er sich aufgrund seiner Krankheit möglicherweise nicht mehr an wichtige Verhaltensregeln im Bereich befahrener Straßen oder an den Weg nach Hause erinnern.
- Keine Bestrafung: Uriniert ein Hund aufgrund einer Demenz im Haushalt, sollte das auf keinen Fall bestraft werden.
Wann ist eine Einschläferung in Betracht zu ziehen?
Wenn der Hund nachts umherwandert, in die Wohnung uriniert und ständig Aufmerksamkeit fordert, kommen viele Hundehalter trotz großer Zuneigung zum Tier an ihre Grenzen. Ein Tierarzt müsse dann auch abwägen, wie lange der Mensch eine solche Erkrankung des Vierbeiners durchstehen kann, erklärt Dr. Laube. "Man kann nicht riskieren, dass der Mensch der Patient wird". Diese schwierige Entscheidung sollten sie mit einem Tierarzt treffen - je nach Stadium der Demenz, dem Fortschreiten anderer Erkrankungen und der Verfassung von Mensch und Tier. "Tierbesitzer erkennen am besten, wann der Zeitpunkt gekommen ist", so Dr. Laube. Auch wenn die Entscheidung schwerfällt, sollte stets das Wohl des Tieres im Mittelpunkt stehen.
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