Christiane Hörbiger und die Auseinandersetzung mit Demenz und selbstbestimmtem Sterben im Film

Christiane Hörbiger, eine der großen deutschen Charakterdarstellerinnen, hat in ihrer langen und beeindruckenden Karriere oft Rollen übernommen, die sich mit schwierigen Themen auseinandersetzen. Zwei Filme, in denen sie sich auf unterschiedliche Weise mit den Themen Demenz und selbstbestimmtes Sterben auseinandersetzt, sind "Die letzte Reise" und "Stiller Abschied". Beide Filme bieten einen tiefen Einblick in die Herausforderungen, mit denen Betroffene und ihre Familien konfrontiert sind.

"Die letzte Reise": Selbstbestimmtes Sterben im Alter

In dem ARD-Film "Die letzte Reise" verkörpert Christiane Hörbiger die 76-jährige Katharina Krohn, eine pensionierte Lehrerin, die sich entschlossen hat, ihr Leben selbstbestimmt zu beenden. Katharina ist eine wortgewandte und resolute Frau, die sich gegen die Bevormundung durch ihre Töchter wehrt. Sie betont, ein erfülltes Leben gehabt zu haben, das sie nun aber als quälend empfindet. Obwohl ihre Töchter eine beginnende Demenz vermuten, ist Katharina geistig wach und kämpft für ihre Autonomie.

Katharina will nicht in einem Heim enden und sich Schmerzmitteln ausgeliefert sehen, ohne Sinn und Verstand weiterleben. Sie nimmt Kontakt zu einem Sterbehilfeverein in Zürich auf und reist dorthin, um ihren Entschluss in die Tat umzusetzen. In Zürich trifft sie auf Jean Jovet, einen Arzt, der sie in die Gepflogenheiten der Sterbehilfe einweist und versucht, sie für das Leben zurückzugewinnen.

Der Film "Die letzte Reise" ist mehr als nur eine Vorlage zur Sterbehilfe-Diskussion. Er zeigt eine Frau, die selbstbestimmt über ihr Leben und ihren Tod entscheiden will. Christiane Hörbiger zieht den Zuschauer mit ihrer Darstellung in den Bann und regt zum Nachdenken über die Frage an, wann ein Leben lebenswert ist und wann der Wunsch nach einem selbstbestimmten Tod akzeptabel ist.

Im Kontext der Sterbehilfe-Debatte, die im Vorfeld der Dreharbeiten in Deutschland geführt wurde, wirft der Film wichtige Fragen auf. Katharina hat zwei erwachsene Töchter und Enkelkinder, die ihrem Leben einen Sinn geben könnten. Dennoch empfindet sie ihr Leben als leer und unerträglich. Der Film lässt Katharinas Entscheidung am Ende offen und überlässt es dem Zuschauer, sich ein eigenes Urteil zu bilden.

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"Stiller Abschied": Der Kampf gegen das Vergessen

In dem Drama "Stiller Abschied" spielt Christiane Hörbiger Charlotte Brüggemann, eine erfolgreiche Geschäftsfrau, die mit Anfang 70 noch mitten im Leben steht. Charlotte leitet seit dem Tod ihres Mannes die familieneigene Firma für luxuriöse Fertighäuser. Doch plötzlich häufen sich merkwürdige Vorfälle: Charlotte vergisst Termine, verlegt Gegenstände und hat Schwierigkeiten, sich an die Namen ihrer Enkelkinder zu erinnern.

Obwohl Charlotte spürt, dass etwas nicht stimmt, verdrängt sie das Problem und versucht, ihre Umwelt über ihren Zustand hinwegzutäuschen. Sie will nicht wahrhaben, dass sie an Alzheimer erkrankt ist. Auch ihre Kinder Markus und Sandra wollen die Situation zunächst nicht akzeptieren. Erst Markus' Lebensgefährtin Katrin, eine ausgebildete Krankenschwester, erkennt die Symptome und spricht die Diagnose aus.

Charlotte wehrt sich zunächst gegen die Diagnose und reagiert spöttisch und aggressiv auf die Hilfsangebote ihrer Kinder. Doch im Laufe der Zeit wird ihr Zustand immer schlechter. Ihre Aussetzer und Angstzustände nehmen zu, und ihr seelischer Zustand wird immer labiler. Schließlich muss sie sich der Krankheit stellen und Hilfe annehmen.

"Stiller Abschied" zeigt eindrücklich, was die Diagnose Alzheimer für einen Betroffenen und seine Angehörigen bedeuten kann. Der Film thematisiert die Angst vor dem Vergessen, die Hilflosigkeit der Angehörigen und die Herausforderung, mit der Krankheit umzugehen. Christiane Hörbiger überzeugt in ihrer Rolle als Alzheimer-Patientin, die sich zunächst nicht eingestehen will, dass sie erkrankt ist. Sie zeigt die verschiedenen Stadien der Krankheit auf facettenreiche Weise und berührt den Zuschauer mit ihrer Darstellung.

Der Film verzichtet auf falsche Sentimentalität und inszeniert die Geschichte lebensnah und bewegend. Er zeigt, wie wichtig es ist, sich der Krankheit zu stellen und Hilfe anzunehmen. "Stiller Abschied" ist ein wichtiger Beitrag zur Aufklärung über Alzheimer und Demenz und ein Plädoyer für einen würdevollen Umgang mit Betroffenen.

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Die Herausforderungen der Demenz für die Familie

"Stiller Abschied" beleuchtet nicht nur die Auswirkungen der Demenz auf die Erkrankte selbst, sondern auch die Herausforderungen, die die Krankheit für die Familie bedeutet. Die Kinder von Charlotte, Markus und Sandra, haben Schwierigkeiten, die Krankheit ihrer Mutter zu akzeptieren. Sie wollen nicht wahrhaben, dass ihre Mutter, die immer stark und unabhängig war, nun auf ihre Hilfe angewiesen ist.

Erst durch die Unterstützung von Katrin, Markus' Lebensgefährtin, gelingt es der Familie, sich der Situation zu stellen und gemeinsam nach Lösungen zu suchen. Der Film zeigt, wie wichtig es ist, dass die Familie zusammenhält und sich gegenseitig unterstützt, um die Herausforderungen der Demenz zu bewältigen.

Der schleichende Prozess des Vergessens

Ein besonders schmerzlicher Aspekt der Demenz ist der schleichende Prozess des Vergessens. Charlotte verliert nach und nach ihre Erinnerungen, ihre Fähigkeiten und ihre Persönlichkeit. Dieser Prozess ist für sie selbst und für ihre Angehörigen sehr belastend. Der Film zeigt, wie sich Charlotte immer wieder aufrappelt, um Stil und Haltung zu wahren, aber wie der Zerfall dennoch unaufhaltsam voranschreitet.

Der lebendige Blick weicht einer erschreckenden Leere, die Bewegungen werden fahriger, die Haare zerzauster. Aus Unruhezuständen werden Tobsuchtsanfälle. Gerade dieser schleichende Prozess erweist sich als besonders schmerzlich und dramaturgisch wirkungsvoll, weil so die Unaufhaltsamkeit der Krankheit, die tragische Verlaufsform, besonders deutlich wird.

Die Bedeutung der Würde

Christiane Hörbiger war es stets wichtig, die Würde ihrer Figuren zu wahren, auch wenn sie mit schwierigen Schicksalen zu kämpfen hatten. In "Stiller Abschied" gelingt es ihr, die Würde von Charlotte Brüggemann auch im Angesicht der Demenz zu bewahren. Charlotte versucht, so lange wie möglich selbstbestimmt zu leben und ihre Unabhängigkeit zu wahren. Sie will nicht bemitleidet werden und wehrt sich gegen die Bevormundung durch ihre Kinder.

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Der Film zeigt, wie wichtig es ist, die Würde von Demenzkranken zu respektieren und ihnen so lange wie möglich ein selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen.

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