Demenz Coach Ausbildung: Voraussetzungen und Perspektiven

Die steigende Zahl von Demenzerkrankungen in Deutschland stellt eine wachsende Herausforderung für Betroffene, Angehörige und das Gesundheitssystem dar. Aktuell erkranken täglich bis zu 900 Menschen an Demenz, und die Deutsche Alzheimer Gesellschaft e.V. prognostiziert, dass im Jahr 2050 rund 2,5 Millionen Menschen betroffen sein werden. Angesichts des Mangels an aussichtsreichen Präventionsmaßnahmen und Therapien wächst der Bedarf an fachkundiger Unterstützung für Betroffene und ihre Familien. Eine Ausbildung zum Demenz Coach kann hier eine wertvolle Qualifikation darstellen.

Die Notwendigkeit fachkundiger Unterstützung

Die alternde Gesellschaft führt zu einem Anstieg des Bedarfs an Betreuungskräften für Menschen mit Demenz. Demente Menschen benötigen Unterstützung im Alltag, fachgerechte Pflege und einen verständnisvollen Umgang mit ihrer Erkrankung. Diese Betreuung stellt sowohl Angehörige als auch professionelle Pflegekräfte vor große Herausforderungen, die Geduld, Empathie und Fachwissen erfordern.

Was macht ein Demenz Coach?

Ein Demenz-Coach zeichnet sich dadurch aus, dass er Fachkenntnisse zum Krankheitsbild und zum Umgang mit dementen Menschen erlernt hat und über zusätzliche Handlungskompetenzen zur Kommunikationsfähigkeit, zum Konfliktmanagement, zur Mediation sowie zur Moderation und Leitung von Gruppen verfügt.

Aufgaben und Einsatzbereiche von Demenzbegleitern

Die Rolle der Demenz­begleiter:in, Aufgaben und Einsatzbereiche sind in Deutschland in §43b/§53c SGB XI geregelt. Im Mittelpunkt der Tätigkeit als Demenz­begleiter:in stehen Aufgaben wie die Beschäftigung und Unterhaltung von Menschen, die an Demenz erkrankt sind. So wird für einige Stunden in der Woche Abwechslung und Anregung in das Leben der anvertrauten Demenzpatienten gebracht. Die betreuenden Angehörigen können diese Stunden für eigene Interessen nutzen, das Personal in den Pflegeeinrichtungen gewinnt Zeit für andere Aufgaben.

Mögliche Einsatzbereiche sind:

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  • Pflegeeinrichtungen: Hier arbeiten die meisten Demenzbegleiter in stationären Einrichtungen wie Altenheimen oder Pflegeheimen.
  • Ambulante Pflegedienste: Demenzbegleiter können auch bei ambulanten Pflegediensten tätig sein und Demenzpatienten zu Hause betreuen.
  • Tagespflegeeinrichtungen: Hier werden Menschen mit Demenz tagsüber betreut, während ihre Angehörigen arbeiten oder anderen Verpflichtungen nachgehen.
  • Betreutes Wohnen: In betreuten Wohnanlagen können Demenzbegleiter die Bewohner unterstützen.
  • Privathaushalte: Es besteht die Möglichkeit, als Demenzbegleiter in Privathaushalten zu arbeiten.
  • Hospize: Hier werden Menschen mit fortgeschrittener Demenz oft liebevoll betreut.
  • Demenzorganisationen: Verschiedene Organisationen bieten Programme zur Unterstützung von Demenzkranken und ihren Angehörigen an.

Inhalte einer Demenz Coach Ausbildung

Die Inhalte einer Demenz Coach Ausbildung sind vielfältig und umfassen sowohl theoretische als auch praktische Aspekte. Im Allgemeinen werden folgende Themen behandelt:

  • Medizinische Grundlagen der Demenz: Symptome, Krankheitsverlauf und verschiedene Demenzformen.
  • Kommunikation mit Menschen mit Demenz: Spezielle Kommunikationstechniken und eine angepasste Ansprache.
  • Aktivierungsmethoden: Praxiserprobte Verfahren zur Aktivierung und Gestaltung von Betreuungsangeboten.
  • Pflege und Betreuungsprozess: Grundkenntnisse in der Pflege und Betreuung von Menschen mit Demenz.
  • Rechtliche Grundlagen: Relevanten Gesetze und Verordnungen.
  • Umgang mit Angehörigen: Beratung und Unterstützung von Angehörigen in Krisensituationen.
  • Konfliktmanagement: Strategien zur Bewältigung von Konfliktsituationen.
  • Validation: Eine wertschätzende Methode, um auf die Gefühle und Bedürfnisse von Menschen mit Demenz einzugehen.
  • Kreative Beschäftigungsmöglichkeiten: Anregungen für sinnvolle und aktivierende Beschäftigungen.

Einige Ausbildungen beinhalten auch ein Praxisprojekt, in dem die Teilnehmer die Anforderungen an ihre zukünftige Tätigkeit definieren und die mögliche Umsetzung im Arbeitsalltag planen. Fallbesprechungen dienen der Implementationsunterstützung.

Beispielhafte Kursinhalte (APOLLON Akademie)

Ein Beispiel für eine solche Ausbildung ist der Kurs „Menschen mit Demenz professionell begleiten“. Dieser Kurs vermittelt Kompetenzen, um Menschen mit Demenz aktiv zu unterstützen und Angehörige oder Kollegen im Umgang mit Betroffenen zu beraten. Der Kurs behandelt medizinische Grundlagen, Kommunikationstechniken und Aktivierungsmethoden. Die Teilnehmer lernen, Betreuungsangebote zu gestalten, umzusetzen und zu dokumentieren.

Demenzbegleiter Ausbildung in NRW (BBQ in Düsseldorf)

Die Ausbildung bei BBQ in Düsseldorf vermittelt die Grundkenntnisse über Demenzerkrankungen, macht mit den Rahmenbedingungen der Betreuung von Demenzpatient:innen, dem Pflege- und Betreuungsprozess sowie mit den rechtlichen Grundlagen für die Tätigkeit vertraut. Weitere Schwerpunkte sind die Kommunikation mit Menschen, die an Demenz erkrankt sind und die Beschäftigung von Demenzpatient:innen. Die theoretische Vorbereitung nimmt 200 Stunden in Anspruch, das anschließende Praktikum weitere 200 Stunden.

Voraussetzungen für die Teilnahme an einer Demenz Coach Ausbildung

Die Voraussetzungen für eine Demenz Coach Ausbildung können je nach Anbieter variieren. Im Allgemeinen werden jedoch folgende Eigenschaften und Qualifikationen erwartet:

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  • Empathie und Verständnis: Ein grundlegendes Verständnis für die Bedürfnisse von Menschen mit Demenz.
  • Interesse und Motivation: Eine intrinsische Motivation, Menschen mit Demenz zu helfen und ihre Lebensqualität zu verbessern.
  • Kommunikationsfähigkeit: Die Fähigkeit, effektiv mit Menschen mit Demenz und ihren Angehörigen zu kommunizieren.
  • Teamfähigkeit: Die Bereitschaft zur Zusammenarbeit im Team mit anderen Betreuern und Fachkräften.
  • Flexibilität und Belastbarkeit: Die Fähigkeit, sich auf Veränderungen einzustellen und mit herausfordernden Situationen umzugehen.
  • Geduld: Die Fähigkeit, geduldig auf die Bedürfnisse und Schwierigkeiten von Menschen mit Demenz einzugehen.
  • Sensibilität: Die Fähigkeit, sensibel auf die Gefühle und Stimmungen von Menschen mit Demenz zu reagieren.
  • Formale Bildung: Einige Anbieter setzen eine abgeschlossene Ausbildung im Gesundheitswesen oder eine vergleichbare Qualifikation voraus.
  • Deutschkenntnisse: Gute Deutschkenntnisse (B2-Niveau) sind in der Regel erforderlich.

Für die Weiterbildung zur Betreuungskraft nach § 87 b SGB XI sind in der Regel ein Mindestalter von 18 Jahren, ein fünftägiges Orientierungspraktikum und ein Gesundheitszeugnis erforderlich. Fachkräfte, die Beratungsfunktionen übernehmen möchten, benötigen oft eine abgeschlossene Ausbildung zur Pflegefachkraft und Berufserfahrung.

Arten von Demenz Coach Ausbildungen

Es gibt verschiedene Arten von Demenz Coach Ausbildungen, die sich in Dauer, Inhalt und Zielgruppe unterscheiden.

  • Kompakte Schulungen für Angehörige: Diese Kurse vermitteln grundlegende Kenntnisse über Demenz und den Umgang mit Betroffenen im häuslichen Umfeld.
  • Weiterbildungen für Betreuungskräfte nach § 43b / § 53b SGB XI: Diese Ausbildungen richten sich an Pflegehelfer und -assistenten, die Betreuungstätigkeiten in Pflegeeinrichtungen übernehmen möchten.
  • Umfassende Lehrgänge für Pflegefachkräfte: Diese Lehrgänge vermitteln vertiefte Kenntnisse über Demenz und qualifizieren Pflegefachkräfte für die Betreuung und Beratung von Menschen mit Demenz und ihren Angehörigen.
  • Fernstudiengänge: Diese flexiblen Ausbildungen ermöglichen es den Teilnehmern, von zu Hause aus zu lernen und sich den Lernstoff selbstständig anzueignen.

Fernstudium als Demenzbegleiter Ausbildung

Ein Fernstudium ermöglicht es den Teilnehmern, von zu Hause aus zu lernen und sich den Lernstoff selbstständig anzueignen. Dies bietet viele Vorteile, insbesondere für Personen, die bereits in einem Beruf tätig sind oder familiäre Verpflichtungen haben. Die Demenzbegleiter Ausbildung als Fernstudiengang umfasst in der Regel Lehrmaterialien in verschiedenen Formaten, wie zum Beispiel gedruckte Unterlagen, digitale Lerninhalte oder Videos mit Vorträgen. Oftmals sind Praktika oder Hospitationen in Pflegeeinrichtungen oder Krankenhäusern Bestandteil des Fernstudiums.

Bei der Auswahl eines Fernstudiums sollten Interessierte auf die Anerkennung des Studiengangs, den Umfang der Lerninhalte und die Betreuung und Unterstützung während des Studiums achten.

Kosten einer Demenz Coach Ausbildung

Die Kosten für eine Demenz Coach Ausbildung können je nach Anbieter und Art der Ausbildung variieren. Zu den möglichen Kostenpunkten gehören:

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  • Ausbildungsgebühren: Diese können zwischen einigen Hundert und mehreren Tausend Euro liegen.
  • Unterrichtsmaterialien: Kosten für Lehrbücher, Arbeitsblätter und andere Lehrmittel.
  • Reise- und Unterbringungskosten: Wenn die Ausbildung nicht in der Nähe des Wohnortes stattfindet.
  • Prüfungsgebühren: Für die Abschlussprüfung.
  • Mitgliedschaften in Berufsverbänden: Eventuell anfallende Gebühren für die Mitgliedschaft in einem Berufsverband.
  • Zusätzliche Workshops und Fortbildungen: Empfohlene oder optionale Zusatzangebote.

Es ist möglich, die Ausbildung durch einen Bildungsgutschein fördern zu lassen. Die Kosten werden dann in der Regel von der Bundesagentur für Arbeit übernommen.

Gehaltsperspektiven nach der Ausbildung

Das Gehalt als Demenzbegleiter kann je nach Arbeitsplatz, Region, Berufserfahrung und Qualifikation variieren. Da die Demenzbegleiter Ausbildung in der Regel als Zusatzqualifikation angesehen wird, hängt das Gehalt stark vom jeweiligen Arbeitsplatz ab.

  • Demenzbetreuer in Einrichtungen des Sozialwesens: Verdienen monatlich etwa 1.300 - 1.700 Euro brutto.
  • Pflegefachkräfte mit Demenz-Weiterbildung: Können mit einem höheren Verdienst rechnen als der Durchschnitt ihrer Berufsgruppe.
  • Fachkräfte für Demenzerkrankungen: Haben ebenfalls die Möglichkeit, ein höheres Gehalt zu erzielen.

Vorteile einer Demenz Coach Ausbildung

Eine Demenz Coach Ausbildung bietet zahlreiche Vorteile:

  • Fundiertes Wissen: Vermittlung eines umfassenden Verständnisses für die Krankheit Demenz.
  • Positive Einflussnahme: Möglichkeit, das Leben von Menschen mit Demenz positiv zu beeinflussen und ihre Lebensqualität zu verbessern.
  • Persönliches Wachstum: Herausforderung und Weiterentwicklung der eigenen Fähigkeiten.
  • Berufliche Perspektiven: Vielfältige Karrieremöglichkeiten in verschiedenen Bereichen der Altenpflege und Betreuung.
  • Wertschätzung und Dankbarkeit: Erfüllende Arbeit mit Dankbarkeit seitens der Betroffenen und ihrer Angehörigen.

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