Demenz-Coach Gütersloh: Aufgaben und Angebote für Patienten mit Demenz

Ein Krankenhausaufenthalt stellt für jeden Menschen eine Herausforderung dar, besonders aber für Menschen mit Demenz. Im Klinikum Gütersloh hat man sich dieser Problematik angenommen und verschiedene Projekte und Angebote ins Leben gerufen, um Patienten mit Demenz eine besondere Fürsorge und Begleitung zu bieten. Ziel ist es, ihnen den Aufenthalt in der ungewohnten Umgebung zu erleichtern und die Behandlungsqualität zu verbessern.

Die besondere Herausforderung Demenz im Krankenhaus

Menschen mit Demenz kommen oft wegen anderer akuter Erkrankungen wie Knochenbrüchen oder Lungenentzündungen ins Krankenhaus, wobei die Demenz dann als Nebendiagnose behandelt wird. Die ungewohnte Umgebung mit fremden Räumen, unbekannten Abläufen und neuen Menschen kann jedoch zu Verwirrung, Unsicherheit und Angst führen, was den Krankheitsverlauf negativ beeinflussen kann. Ärzte und Pflegekräfte in Akutkrankenhäusern können diesen besonderen Bedürfnissen oft nicht ausreichend gerecht werden.

Der Demenz-Coach: Ansprechpartner und Koordinator

Um dieser Herausforderung zu begegnen, wurde am Klinikum Gütersloh die Stelle eines Demenz-Coaches geschaffen. Katja Plock, eine ausgebildete Gesundheits- und Krankenpflegerin mit einer Weiterbildung zum Demenz-Coach, kümmert sich seit 2013 um Patienten mit Demenz. Sie koordiniert ein Team von ehrenamtlichen Patientenbegleitern, die von den Pflegekräften der Stationen angefordert werden können, um Patienten mit Demenz zu begleiten.

Aufgaben des Demenz-Coaches

  • Dach- und sachkundiger Ansprechpartner: Für alle Fragen rund um das Thema Demenz in der Klinik.
  • Begleitung demenzkranker Menschen: In jeder Phase der Betreuung.
  • Beratung des Klinikpersonals: Im Umgang mit demenzkranken Menschen.
  • Fachexperte: Bei ethischen Fallbesprechungen.
  • Konfliktmanager: Zwischen Angehörigen, dem Demenzkranken und der Institution.
  • Gewinnung, Ausbildung und Begleitung von Freiwilligen: Die demenzkranke Menschen in den Einrichtungen betreuen.
  • Beratung und Begleitung von Angehörigen: Auch während des Klinikaufenthalts.
  • Initiierung und/oder Organisation demenzspezifischer Fortbildungen: Für Mitarbeiter.
  • Entwicklung von Konzepten und Standards: Für den Umgang mit demenzkranken Menschen in der Klinik und in Rehabilitationseinrichtungen.
  • Kooperation mit dem Krankenhaus-Sozialdienst.
  • Vernetzung mit Demenz-Coaches aus anderen Einrichtungen.

Die Rolle der ehrenamtlichen Patientenbegleiter

Die ehrenamtlichen Patientenbegleiter spielen eine wichtige Rolle bei der Betreuung von Menschen mit Demenz im Klinikum Gütersloh. Sie besuchen die Patienten regelmäßig, führen Unterhaltungen, aktivieren sie durch Spiele, Bücher, Bilder und Spaziergänge und geben ihnen so mehr Sicherheit und Orientierung im Klinikalltag.

Dietlind Viebrock, eine ehrenamtliche Patientenbegleiterin, betritt beispielsweise mit einer Karte mit Rosenmotiv das Patientenzimmer einer an Demenz erkrankten Frau. Durch das Motiv der Rose werden Erinnerungen in der älteren Dame geweckt.

Lesen Sie auch: Fortgeschrittene Demenz: Ein umfassender Überblick

Ausbildung der ehrenamtlichen Patientenbegleiter

Um ihre Aufgaben gut erfüllen zu können, erhalten die ehrenamtlichen Patientenbegleiter eine umfassende Schulung. In dieser 40-stündigen Weiterbildung werden sie mit dem Krankheitsbild Demenz vertraut gemacht, lernen Gesprächssituationen mit Betroffenen kennen und üben den angemessenen Umgang. Auch der sichere Umgang mit Krankenhausgegenständen wie Betten, Rollstühlen und Rollatoren wird trainiert.

Demenz-Koordination: Strukturierte und professionelle Begleitung

Neben dem Demenz-Coach gibt es am Klinikum Gütersloh seit 2015 auch einen Demenz-Koordinator. Diese speziell qualifizierte Fachkraft schult die Klinikbeschäftigten regelmäßig nach einem einheitlichen Konzept zum Thema Demenz und stellt eine strukturierte und professionelle Begleitung von Demenz-Patienten sicher.

Aufgaben des Demenz-Koordinators

  • Regelmäßige Besuche auf den Stationen: Um Patienten zu identifizieren, die durch ihr Verhalten auf eine Demenz oder einen Verwirrtheitszustand schließen lassen.
  • Eigene Bildgebung des Patienten: Durch gezielte Fragen und leitliniengetreue Tests.
  • Frühzeitige Erkennung von Patienten mit Demenz oder Delir: Um eine umfassende Behandlung entsprechend ihren Bedürfnissen zu gewährleisten.
  • Schulung und Sensibilisierung von Ärzten und Pflegenden.

Das Nachtcafé: Betreuung in den Abend- und Nachtstunden

Da sich der Betreuungsbedarf für Menschen mit Demenz in den Abend- und Nachtstunden oft erhöht, wurde im Juli 2017 das Nachtcafé im Klinikum Gütersloh eröffnet. In diesem kleinen, gemütlichen Raum auf der Station 3 werden die betroffenen Patienten gezielt betreut. Hier wird geredet, gespielt, gerätselt und Kaffee oder Tee getrunken. Geschulte Fachkräfte begleiten die Patienten von den Stationen ins Café und haben Zeit und Ruhe, um auf sie einzugehen.

Familiale Pflege: Unterstützung für Angehörige

Das Klinikum Gütersloh bietet im Rahmen des Projekts "Familiale Pflege" spezielle Kurse an, in denen Angehörige von Pflegebedürftigen mit einer demenziellen Erkrankung ein kostenloses Pflegetraining erhalten können. Irina Pölzing, eine ausgebildete Pflegetrainerin, schult die Angehörigen schon während des stationären Aufenthalts oder danach in einem individuellen Training.

Inhalte des Pflegetrainings

  • Richtige Lagerung und Bewegung.
  • Körperhygiene.
  • Praktische Hilfestellungen beim An- und Ausziehen, beim Essen und Trinken.
  • Vermittlung, wie ein pflegerisches Netzwerk geknüpft werden kann.

Delir-Management: Akute Verwirrtheitszustände vermeiden

Patienten mit Demenz oder einem höheren Lebensalter können im Krankenhaus in einen akuten Verwirrtheitszustand (Delir) geraten. Um dies zu vermeiden, gibt es im Klinikum Gütersloh ein Delir-Management. Ziel ist es, delirgefährdete Patienten rechtzeitig zu erkennen und ihre Behandlung auf der Grundlage neuester wissenschaftlicher Erkenntnisse einzuleiten.

Lesen Sie auch: Wechselwirkungen zwischen Schmerzmitteln und Demenz

Maßnahmen des Delir-Managements

  • Förderung der geistigen Aktivität.
  • Unterstützung beim Einhalten des Tag/Nacht-Rhythmus.
  • Hilfestellung bei der Nahrungsaufnahme.
  • Frühestmögliche Mobilisierung.
  • Orientierung durch persönliche Gegenstände und Gespräche.

Weiterbildung zum Demenz-Coach: Qualifizierung für die besondere Herausforderung

Die Zentrale Akademie für Berufe im Gesundheitswesen (ZAB) bietet in Zusammenarbeit mit dem Demenz-Servicezentrum OWL eine Weiterbildung zum Demenz-Coach an. Diese praxisorientierte Weiterbildung richtet sich an Gesundheits- und Krankenpfleger, Altenpflegende sowie Heilerziehungspflegende und vermittelt die Kompetenzen, die für die Betreuung und Begleitung von Menschen mit Demenz im Krankenhaus notwendig sind.

Inhalte der Weiterbildung

  • Fachkenntnisse zum Krankheitsbild Demenz.
  • Umgang mit dementen Menschen.
  • Kommunikationsfähigkeit.
  • Konfliktmanagement.
  • Mediation.
  • Moderation und Leitung von Gruppen.
  • Entwicklung von Konzepten und Standards für den Umgang mit demenzkranken Menschen.

Lesen Sie auch: Ursachen und Behandlung von Zittern bei Demenz

tags: #demenz #coach #gütersloh #aufgaben