Demenz: Ursachen, Symptome und Behandlungsansätze

Die Diagnose Demenz, insbesondere die Alzheimer-Krankheit, stellt Betroffene und Angehörige vor große Herausforderungen. Obwohl die Alzheimer-Krankheit bislang nicht heilbar ist, gibt es vielfältige Möglichkeiten, den Krankheitsverlauf zu verlangsamen, Symptome zu lindern und die Lebensqualität zu verbessern. Dieser Artikel beleuchtet die Ursachen von Demenz, insbesondere im Zusammenhang mit Symptomen wie Durchfall und Erbrechen, und stellt verschiedene Behandlungsansätze vor.

Ursachen und Formen der Demenz

Der Begriff Demenz ist ein Oberbegriff für etwa 50 verschiedene neurophysiologische Erkrankungen, von denen Morbus Alzheimer die häufigste ist. Demenz ist ein heterogenes Syndrom, dem ätiologisch eine Vielzahl von Krankheiten oder Störungen zugrunde liegt. In der Regel liegt eine chronisch fortschreitende neurodegenerative Krankheit vor, die direkt vom zentralen Nervensystem ausgeht und mit zunehmender Beeinträchtigung höherer kortikaler Funktionen einhergeht (primär neurodegenerative Demenzen). Demenzen können als sekundäre Demenzen auch infolge von Erkrankungen auftreten, die erst sekundär das zentrale Nervensystem schädigen.

Die Alzheimer-Demenz (AD; ICD-10 F00.- oder G30.-), oder ihre Mischbilder mit anderen Demenzerkrankungen (ICD-10 F00.2, G30.8), ist die weitaus häufigste primär (neuro) degenerative Demenzerkrankung, auf die bei insgesamt mehr als 70 bekannten Demenzen etwa jede zweite Demenz entfällt.

Symptome im Verlauf der Demenz

Wer an Demenz erkrankt, wird vergesslich und hat zunehmend Schwierigkeiten, komplexe Sachverhalte zu erfassen oder sich sprachlich auszudrücken. Die räumliche und zeitliche Orientierungsfähigkeit nimmt ab und im Alltag ist immer mehr Unterstützung nötig. Wie schnell diese Entwicklung verläuft, ist ganz unterschiedlich.

Im Laufe der Zeit fallen bei einer Demenzerkrankung wie beispielsweise Morbus Alzheimer immer mehr Gehirnfunktionen aus. Das Gehirn fungiert für den gesamten Körper als Steuerungszentrale. In den ersten Phasen einer Demenz leiden Betroffene in der Regel noch nicht unter körperlichen Beeinträchtigungen. Zu diesem Zeitpunkt stehen eher Gedächtnislücken, Wortfindungsstörungen und Orientierungsprobleme im Vordergrund.

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Die körperlichen Anzeichen verschlechtern sich im weiteren Verlauf. Im Endstadium der Demenz sind Betroffene vollständig auf Pflege angewiesen - beim Essen und Trinken ebenso wie beim Anziehen, bei der Körperpflege und beim Toilettengang. In der letzten Phase werden die Erkrankten häufig bettlägerig, was - im Zusammenspiel mit der Verschlechterung des Allgemeinzustands - zu einer erhöhten Infektanfälligkeit führt. Insbesondere Lungenentzündungen treten in dieser Phase der Demenz häufig auf und führen nicht selten zum Tod. Problematisch ist zudem, dass Erkrankte möglicherweise unter Schmerzen leiden, die nicht erkannt werden, weil die betroffene Person sich nicht bemerkbar machen kann.

Körperliche Symptome im fortgeschrittenen Stadium

Patient:innen mit fortgeschrittener Demenz entwickeln häufig Schwierigkeiten beim Gehen oder können bei Demenz plötzlich nicht mehr laufen. Der Gang ist unsicher und mitunter schwankend. Die Gangart ist eher kleinschrittig und instabil, was ein erhöhtes Sturzrisiko zur Folge hat. Dazu kommen grobmotorische Einschränkungen und Schwierigkeiten bei der Koordination - beispielsweise greifen Betroffene häufig ins Leere oder haben Schwierigkeiten, mit beiden Händen zwei verschiedene Bewegungen gleichzeitig auszuführen. Die Körperhaltung bei Demenz im fortgeschrittenen Stadium ist eingesunken, weil Betroffene nicht mehr in der Lage sind, den Kopf aufrecht zu halten. Die schiefe Körperhaltung geht mit einem teilnahmslosen Gesichtsausdruck bei Demenz einher, die Gesichtszüge wirken wie eingefroren.

Allmählich kommt es auch zum Verlust der Feinmotorik, das heißt: Solche Tätigkeiten, die etwas Geschick oder Präzision erfordern, sind ohne Unterstützung nicht mehr möglich. Dazu zählen beispielsweise das Essen mit Messer und Gabel, das An- und Ausziehen von Kleidung und das tägliche Waschen und Zähneputzen. Harn- und/oder Stuhlinkontinenz schränken die Selbstständigkeit bei fortgeschrittener Demenz weiter ein. Zum einen verlieren die Betroffenen aufgrund der Veränderungen in ihrem Gehirn die Kontrolle über Blase und Darm, zum anderen sind sie oftmals nicht fähig, den Weg zur Toilette zu finden und urinieren dort, wo sie sich gerade befinden. Diese Entwicklung ist nicht nur für die Angehörigen eine große Belastung, sondern auch für die Betroffenen selbst.

Schluckstörungen (Dysphagien)

Bei Demenzkranken im fortgeschrittenen Stadium ist oftmals die neurologische Steuerung jener Muskeln einschränkt, die am Schluckvorgang beteiligt sind. Schluckstörungen, sogenannte Dysphagien, treten daher im Zuge einer Demenz sehr oft auf. Die Folge: Betroffene verschlucken sich häufig, was das Risiko für eine Lungenentzündung (Aspirationspneumonie) erhöht. Außerdem kann eine Dysphagie auch zur Nahrungsverweigerung und schlimmstenfalls zu Dehydrierung, Mangelernährung und damit einhergehend zu einer allgemeinen Verschlechterung des Gesundheitszustands führen.

Schlafstörungen

Demenzkranke leiden häufig unter einem gestörten Schlaf-Wach-Rhythmus. Infolgedessen wandern sie nachts umher und sind allgemein unruhig und verwirrt. Oder aber die Schlafphasen werden immer länger und die Patient:innen haben nur noch sehr kurze aktive Wachphasen.

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Umgang mit Ernährungsproblemen bei Demenz

Mit fortschreitender Demenz verlieren viele Betroffene nach und nach grundlegende Fähigkeiten, die für das Essen und Trinken notwendig sind: Kauen, Schlucken, der Umgang mit Besteck oder die Wahrnehmung von Hunger- und Durstsignalen. Für Pflegekräfte bedeutet dies, Veränderungen im Ess- und Trinkverhalten frühzeitig zu erkennen und geeignete Maßnahmen einzuleiten. Entscheidend sind eine strukturierte Risikoeinschätzung (Screening), das Erkennen von Warnzeichen wie Gewichtsverlust oder geringer Trinkmenge sowie individuell angepasste Unterstützung im Alltag.

Mit dem Fortschreiten einer Demenz verlieren viele Betroffene nach und nach die Fähigkeit, selbstständig zu essen und zu trinken: Besteck wird nicht mehr richtig geführt, Speisen rutschen aus dem Mund, das Tempo beim Essen ist oft zu hoch oder zu niedrig, Husten und Würgen treten vermehrt auf. Genussvolle und sichere Mahlzeiten werden zur Ausnahme - eine Situation, die Sie aus dem Pflegealltag gut kennen.

Risikoeinschätzung und Assessment

Zu Beginn eines Pflegeauftrags - oder wenn sich der Gesundheitszustand einer betreuten Person verändert - sollten Pflegekräfte zunächst ein Screening durchführen, um mögliche Risiken für Unterernährung und Exsikkose (Austrocknung) frühzeitig zu erkennen. Ein Screening ist eine kurze Ersteinschätzung, die Hinweise auf eine Gefährdung liefert. Für die Praxis empfiehlt es sich, validierte Instrumente zu nutzen, etwa das Mini Nutritional Assessment - Short Form (MNA-SF) oder den Nutritional Risk Screening (NRS 2002).

Ursachen für geringe Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme

Es ist wichtig, die Ursachen für eine geringe Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme zu identifizieren, um geeignete Maßnahmen ergreifen zu können. Mögliche Ursachen sind:

  • Persönliche Faktoren/Fähigkeitsverluste: Schwierigkeiten beim Ess- und Trinkvorgang, Funktionseinschränkungen in Händen/Armen, Verletzungen im Mundraum, trockener Mund, Zahnprobleme, Seh- und Hörprobleme.
  • Unlust beim Essen/Appetitlosigkeit: Psychische Belastung, akute Erkrankung, Schmerzen, Bewegungsmangel, Verdacht auf Medikamentennebenwirkungen, veränderter Geschmacks- und Geruchssinn.
  • Fehlende Lust am Trinken: Schmerzen, reduziertes Durstgefühl, Wunsch nach geringer Urinausscheidung, Angst vor Verschlucken.
  • Umgebungsfaktoren: Unangenehme Essenssituation (Geräusche, Gerüche, Nachbarn), inadäquate Essenszeiten, Beziehung zu den Versorgungspersonen, wenig einladende Trinkgefäße, Getränke nicht erreichbar.
  • Essens- und Trinkangebot: Unzufriedenheit mit dem Angebot, Essen schmeckt nicht, unangemessene Konsistenz, falsches Getränkeangebot, unangemessene Temperatur des Getränks.
  • Gründe für erhöhten Energie- und Nährstoffbedarf: Höherer Energiebedarf (durch Krankheit, Fieber, Infektion, Tumor, offene Wunde, psychischen Stress, Blutverlust, starkes Erbrechen, Durchfälle), Hyperaktivität.

Individuelle Pflegeprobleme und Maßnahmen

Die identifizierten Ursachen sollten in der Pflegeplanung als individuelle Pflegeprobleme formuliert werden. Basierend darauf können geeignete Maßnahmen abgeleitet werden, um die Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme zu verbessern.

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Verhaltensweisen bei der Nahrungsaufnahme

Es gibt hilfreiche und weniger hilfreiche Verhaltensweisen bei der Unterstützung von Menschen mit Demenz bei der Nahrungsaufnahme:

  • Ineffektives Verhalten: Bei der Nahrungsaufnahme nicht genügend Zeit lassen, autoritärer Kommunikationsstil, Zwangsmaßnahmen, Betroffene hat Brille, Hörgerät, Zahnprothese vergessen, Essen im Bett (ausgenommen Bettlägerigkeit), kaltes Essen.
  • Fraglich effektives Verhalten: Verbale Aufforderung zum Weiteressen, Aufforderung zur Mundöffnung durch antippen der Unterlippe mit dem Besteck.
  • Effektives Verhalten: Aktivierung durch Vormachen der Ess- und Trinkmimik, Überlisten, Täuschen (z. B. Essen als Medizin verkaufen), angenehme Atmosphäre schaffen, auf Vorlieben eingehen, Fingerfood anbieten, „Eat by Walking“ ermöglichen.

Flüssigkeitszufuhr

Eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr ist essentiell, um akute Verwirrtheit und lebensbedrohliche Zustände zu vermeiden. Der tägliche Flüssigkeitsbedarf älterer Menschen liegt in der Regel bei etwa 30 ml pro Kilogramm Körpergewicht. Als absolute Untergrenze gelten 1.500 ml, sofern keine ärztlichen Einschränkungen bestehen. Wichtig ist, die Trinkmenge individuell an Faktoren wie Körpergewicht, Aktivität, Temperatur und Begleiterkrankungen anzupassen.

Mit zunehmendem Alter lässt das Durstgefühl nach, besonders bei Menschen mit Demenz. Sie sollten deshalb darauf achten, dem Erkrankten häufiger Getränke anzubieten. Wecken Sie die Aufmerksamkeit und das Durstgefühl, durch das Geräusch beim Öffnen einer Flasche und beim Befüllen der Gläser. Achten Sie auch auf das richtige Trinkgefäß. Manche trinken lieber aus Tassen, andere aus Gläsern. Probieren Sie aus, was sich bewährt: etwa Trinkhalme, Kunststoffbecher oder Nasenbecher.

Logopädie bei Schluckbeschwerden

Bei Schluckstörungen (Dysphagien) gehört die logopädische Therapie zu den Standardmaßnahmen. Logopädinnen und Logopäden unterstützen Betroffene mit gezielten Übungen zur Kräftigung der Schluckmuskulatur, trainieren sichere Schlucktechniken und beraten Pflegekräfte zur Anpassung von Konsistenz und Essenssituation. Eine frühzeitige logopädische Mitbehandlung kann das Risiko von Aspiration und Lungenentzündungen deutlich senken.

Konsistenz der Nahrung

Bei Schluckstörungen (Dysphagien) sollten Mahlzeiten eine weiche, homogene und gut formbare Konsistenz haben, damit sie sicher geschluckt werden können. Geeignet sind beispielsweise püriertes Gemüse, weiche Kartoffelgerichte, Rührei, cremige Suppen, Pudding oder Joghurt. Auch angedickte Flüssigkeiten können das Risiko des Verschluckens deutlich senken. Ungeeignet sind hingegen krümelige, faserige oder trockene Speisen wie Körnerbrot, Reis, rohe Salate, Nüsse oder zähes Fleisch, da sie leicht im Rachenraum hängen bleiben.

Basale Stimulation

In der Praxis hat sich das Konzept der „basalen Stimulation“ auch bei der Essensaufnahme als sehr wirksam bei Menschen mit Demenz erwiesen. Basale Stimulation bezeichnet die gezielte und systematische Förderung von Wahrnehmung und Kommunikation auf elementarer Ebene. Dabei steht nicht der Ausgleich von Defiziten im Vordergrund, sondern die Stärkung vorhandener Fähigkeiten. Menschen mit Demenz erleben ihre Umwelt oft als verwirrend und bedrohlich. Für Sie sollte es nicht Ziel sein, nur die „ausführende Person“ zu sein, sondern eine Beziehung zu den Demenzerkrankten aufzubauen. Wählen Sie eine Kommunikationsform, die der Betroffene wahrnehmen und verarbeiten kann.

Eat by Walking

„Eat by Walking“ (das Essen im Gehen) eignet sich oftmals auch für Menschen mit Demenz. Dieses Angebot können vor allem noch Demenzerkrankte umsetzen, die sich im frühen Stadium befinden, nicht mehr ruhig am Tisch sitzen und essen können und ruhelos umherwandern. In den Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung für Menschen mit Demenz ist Fingerfood oder „Eat by Walking“ eine wichtige Komponente. Bieten Sie folglich Menschen mit Demenz einige Speisen in Form von Fingerfood an. Fingerfood verbessert die Selbstständigkeit und die Selbstbestimmung.

Medikamentöse Behandlung von Demenz

Die medikamentöse Behandlung von Demenzerkrankungen wie Alzheimer entwickelt sich stetig weiter. Ziel der medikamentösen Therapie ist es, den geistigen Abbau zu verlangsamen und die Selbstständigkeit länger zu erhalten. Es gibt verschiedene Wirkstoffgruppen, die je nach Stadium der Erkrankung zur Anwendung kommen:

  • Antidementiva: Es gibt zwei Wirkstoffgruppen, die je nach Stadium der Erkrankung zur Anwendung kommen: Acetylcholinesterase-Hemmer und Glutamat-Antagonisten.
    • Acetylcholinesterase-Hemmer: Diese Medikamente verbessern die Signalübertragung im Gehirn, indem sie den Abbau des Botenstoffs Acetylcholin hemmen. Sie kommen bei leichter bis mittelschwerer Alzheimer-Demenz zum Einsatz. Beispiele sind Donepezil (z. B. Aricept®), Rivastigmin (z. B. Exelon®) - auch als Pflaster - und Galantamin (z. B. Reminyl®). Häufigste Nebenwirkungen sind Übelkeit, Durchfall und Erbrechen.
    • Glutamat-Antagonisten: Memantin wird bei mittelschwerer bis schwerer Alzheimer-Demenz verordnet. Es schützt Nervenzellen vor einer Überstimulation durch Glutamat, einen wichtigen Botenstoff im Gehirn.
  • Antikörper-Medikamente: Ein neuer Ansatz sind Antikörper-Medikamente, die direkt an einer der möglichen Krankheitsursache ansetzen: schädliche Proteinablagerungen im Gehirn, sogenannte Amyloid-Plaques. Leqembi (Wirkstoff: Lecanemab) war das erste in der EU zugelassene Antikörper-Medikament zur Behandlung der Alzheimer-Krankheit, kurz darauf wurde auch Kisunla (Wirkstoff: Donanemab) zugelassen. Beide sind seit Herbst 2025 in Deutschland erhältlich. Leqembi und Kisunla richten sich ausschließlich an Menschen im frühen Alzheimer-Stadium, also bei leichter kognitiver Beeinträchtigung (MCI) oder beginnender Demenz.

Neben diesen Medikamenten können auch weitere Wirkstoffe eingesetzt werden, um Begleiterscheinungen der Demenz zu behandeln:

  • Neuroleptika: Werden bei bestimmten Begleiterscheinungen der Alzheimer-Krankheit eingesetzt. Dazu gehören herausfordernde Verhaltensweisen wie plötzliche Wutausbrüche sowie Halluzinationen und Wahnvorstellungen. Wegen möglicher Nebenwirkungen ist der Einsatz von Neuroleptika mit Vorsicht zu bewerten.
  • Antidepressiva: Depressionen treten bei Menschen mit Demenz häufig auf und sollten behandelt werden, da sie sich negativ auf die Lebensqualität und die geistige Leistungsfähigkeit auswirken können. Die S3-Leitlinie Demenzen von Februar 2025 empfiehlt zur Behandlung von Depressionen bei Alzheimer-Demenz den Einsatz von Mirtazapin oder Sertralin.
  • Ginkgo biloba: Neben Antidementiva kann auch der pflanzliche Wirkstoff Ginkgo biloba zur Unterstützung der kognitiven Funktionen eingesetzt werden. Der Extrakt aus den Blättern des Ginkgo-Baums gilt als gut verträglich, kann aber Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten haben. Laut der aktuellen S3-Leitlinie Demenzen gibt es Hinweise auf eine Wirksamkeit bei leichter bis mittelschwerer Alzheimer-Demenz.

Nicht-medikamentöse Therapien

Unabhängig von Medikamenten gibt es viele förderliche Bedingungen, die die Situation des Erkrankten und seiner Angehörigen erleichtern können - diese Bedingungen liegen einerseits im Bereich der Pflege und andererseits in der Gestaltung des häuslichen und sozialen Umfeldes. Dazu gehören körperliche und geistige Anregung, die auch durch bestimmte Behandlungsmethoden erreicht werden können. Alltagsnahes Trainieren einfacher Fähigkeiten ist Erfolg versprechend und kann das Leben für alle Beteiligten erleichtern.

Behandlungsmethoden aus den Bereichen Physiotherapie, Ergotherapie und Logopädie können bei Demenz hilfreich sein. Bei der Physiotherapie (=Krankengymnastik) werden Bereiche des Verhaltens und Erlebens, die bei Patienten betroffen sind, positiv beeinflusst. Bei der Ergo-therapie (=Beschäftigungstherapie) ist das Ziel die größtmögliche Selbstständigkeit im Alltags-leben. Hier werden Hilfen im Umgang mit Hilfsmitteln, z.B. auch Beratung zur Anpassung der Wohnung, vermittelt.

Palliative Versorgung

Palliative Versorgung kann Menschen mit Alzheimer in allen Krankheitsphasen entlasten - nicht nur am Lebensende. Palliativversorgung bedeutet mehr als die Behandlung körperlicher Beschwerden wie Schmerzen, Atemnot oder Unruhe. Sie berücksichtigt auch seelische und soziale Aspekte sowie persönliche Werte und Wünsche. Ziel ist es, Symptome zu lindern und eine möglichst gute Lebensqualität zu ermöglichen - unabhängig vom Krankheitsstadium. Gerade in fortgeschrittenen Phasen fällt es vielen Menschen mit Alzheimer schwer, ihre Beschwerden mitzuteilen.

Belastende Symptome am Lebensende

In den letzten Wochen, Tagen und Stunden können belastende Beschwerden für den Menschen mit fortgeschrittener Demenz auftreten. Diese können meist gemildert oder vorbeugend verhindert werden.

Menschen mit fortgeschrittener Demenz können am Lebensende verschiedene belastenden Beschwerden haben. Schmerzen, Luftnot oder Angst treten bei ihnen ungefähr genauso häufig auf wie bei Menschen mit anderen Erkrankungen. Es ist schwieriger diese Beschwerden bei Menschen mit fortgeschrittener Demenz zu erkennen, da diese sich meist nicht mehr mit Worten mitteilen können.

  • Schmerzen: Schmerzen treten häufig auf. Die meisten Menschen mit Demenz erleben im Verlauf ihrer Erkrankung Schmerzen. Diese werden bei ihnen jedoch seltener erkannt und mit Schmerzmitteln behandelt als zum Beispiel bei Menschen mit Krebserkrankungen. Ursachen können Gelenkschmerzen, Muskelschmerzen durch Verschleißerkrankungen im Alter oder die mangelnde Bewegung durch Bettlägerigkeit, Zahnschmerzen, Harnblasenentzündungen oder Verstopfung sein. Die Einschätzung und Behandlung von Schmerzen bei Menschen mit fortgeschrittener Demenz sind schwierig. Schon kleine Veränderungen des gewohnten Verhaltens können Hinweise auf Schmerzen sein. Es gibt Hilfen zur Einschätzung von möglichen Schmerzen, sogenannte Skalen. Ärztinnen und Ärzte sowie Mitarbeitende von Pflegediensten und Pflegeheimen nutzen diese Skalen häufig und können so regelmäßig die Schmerzen einschätzen.
  • Infekte: Das Immunsystem der Menschen mit Demenz ist geschwächt. Insbesondere in der Phase der fortgeschrittenen Demenz erleben die Betroffenen immer wieder Infekte, die mit Fieber verbunden sein können. Häufig sind es Infekte der Lunge bis hin zu Lungenentzündungen, die mit Luftnot einhergehen können. Auch Harnwegsinfekte kommen häufig vor und können starke Schmerzen auslösen.
  • Luftnot: Neben Schmerzen kann Luftnot sehr belastend und ängstigend für die Betroffenen und die Nahestehenden sein. Sie tritt besonders häufig am Lebensende auf und wird oft nicht erkannt. Die Ursachen und damit verbundene Behandlungsoptionen sind vielfältig. Eine Infektion der Lunge, eine Blutarmut oder weitere Erkrankungen können Ursache der Luftnot sein.
  • Unruhe und Angst: Besonders am Lebensende kann sich eine starke Unruhe entwickeln. Diese kann sich durch starke körperliche Unruhe mit immer wiederkehrenden Bewegungen zeigen. Die Menschen versuchen eventuell immer wieder aufzustehen und drohen dabei durch fehlende Kraft zu stürzen. Ein unruhiges Verhalten kann ein Zeichen für Schmerzen sein, bei gut behandelten Schmerzen verschwindet die Unruhe dann wieder. Angst kann ebenfalls Unruhe auslösen.
  • Akute Verwirrtheit: Unter einer Demenz kann es neben den Zeichen der Erkrankung zu einer akuten Verwirrtheit kommen. Diese entsteht meist plötzlich und klingt wieder ab. Die Verwirrtheit durch die Demenz hingegen entwickelt sich langsamer und meist ist keine Besserung zu beobachten. Auch hier können Schmerzen die Ursache sein und die starke Unruhe geht dann durch die Behandlung der Schmerzen zurück.

Sterbeorte und Todesursachen

Die meisten Menschen mit Demenz werden zu Hause von den Angehörigen betreut sowie versorgt und haben den Wunsch, auch dort zu sterben. Dieser Wunsch wird fast der Hälfte der Menschen mit Demenz in Deutschland erfüllt. Die Wahrscheinlichkeit zu Hause zu sterben ist höher, wenn Angehörige im selben Haushalt wohnen. Mit Fortschreiten der Erkrankung wird häufiger eine Pflegeeinrichtung das neue zu Hause.

Menschen mit fortgeschrittener Demenz versterben an unterschiedlichen Ursachen. Sie können wie andere Menschen auch, an einer Erkrankung versterben, die nicht mit der Demenz in Verbindung steht. Dies können akute Erkrankungen sein, wie zum Beispiel ein Herzinfarkt, Nierenversagen, Krebserkrankungen oder in Folge von Knochenbrüchen nach Stürzen. Überwiegend versterben die Menschen mit fortgeschrittener Demenz jedoch an den Folgen oder Komplikationen der Demenz. Eine der häufigsten Todesursachen ist die Lungenentzündung (Pneumonie).

Letzte Lebensphase und Sterbephase

Es ist sehr schwer die verbleibende Lebenszeit eines Menschen mit Demenz korrekt einzuschätzen. Häufig wird die verbleibende Zeit stark überschätzt und dadurch eventuell eine Palliativ- und Hospizversorgung erst sehr spät oder gar nicht in Erwägung gezogen.

In den letzten Lebensmonaten kommt es bei Menschen mit Demenz meist zu einer starken Verschlechterung des Zustandes und zunehmenden Einschränkungen. Oft haben die Betroffene häufige Infekte, die sie weiter schwächen. Sie sind zunehmend abhängig von der Unterstützung anderer. Die Schwierigkeiten beim Schlucken können zunehmen und die Betroffenen verschlucken sich eventuell häufiger als gewohnt. Das Interesse an Essen und Trinken nimmt häufig ab. Aufgrund der geringeren Nahrungsaufnahme kann es im Verlauf zu einem starken Gewichtsverlust oder einer Mangelernährung kommen.

Steht der Tod unmittelbar in den nächsten Tagen oder Stunden bevor, können typische Anzeichen auftreten: Das Bewusstsein kann sich noch einmal verändern, die Sterbenden sind oft weniger erweckbar oder reagieren weniger auf ihr Umfeld als zuvor. Der Herzschlag kann sich erhöhen und der Blutdruck absinken. Die Betroffenen können eine blasse oder wächserne Hautfarbe entwickeln. Besonders auffällig ist eine veränderte Atmung. Die Betroffenen atmen eventuell langsamer, flacher oder auch unregelmäßiger. Es kann zu einer Rasselatmung kommen.

Trauerphase

Der Tod einer oder eines Nahestehenden ist mit tiefen Emotionen verbunden. Jeder Mensch trauert auf seine eigene Weise und erlebt eine unterschiedlich intensive oder lange Phase der Trauer. Hinterbliebene müssen nicht allein mit ihrer Trauer bleiben, vielen hilft es sich mit anderen darüber auszutauschen. Auch Personen außerhalb des Familien- und Freundeskreises können Unterstützung bieten. Hospizdienste bieten Unterstützung in dieser Lebensphase an. Eine Trauerbegleitung kann als Einzelangebot oder als Gruppenbegleitung stattfinden.

Forschung und Ausblick

Die Alzheimer-Krankheit ist bislang nicht heilbar. Neben den bereits erhältlichen Antikörpern werden weitere Wirkstoffe erforscht, zum Beispiel Blarcamesin, der die natürlichen Reinigungsmechanismen der Nervenzellen aktivieren soll. Noch gibt es keine Heilung, doch die Forschung macht Fortschritte.

In den vergangenen Jahren wurde die Forschungsförderung für Alzheimer Demenz jedoch deutlich verstärkt. Trägt sie Früchte, könnten sich auf längere Sicht auch die Möglichkeiten der Therapie verbessern. Für eine wirklich erfolgreiche Demenzbehandlung werden aber wahrscheinlich ganz neue Ansätze notwenig sein.

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