Bad Bramstedt erlebte am 10. Oktober 2025 einen bedeutenden Tag in seiner Geschichte. An diesem Tag wurden das städtische Medizinische Versorgungszentrum (MVZ) und das Facharztzentrum (FAZ) offiziell eröffnet. Das MVZ hatte seinen Betrieb bereits im September aufgenommen. Die HIM 3 GmbH aus Lübeck, die zur Lübecker Firmengruppe Schütt gehört, fungierte als Bauherr und Vermieter des FAZ.
Lob und Anerkennung für das Großprojekt
Die Eröffnung wurde von zahlreichen Festrednern begleitet, die das Projekt in höchsten Tönen lobten. Ole-Christopher Plambeck (CDU, MdL) bezeichnete es als "Meilenstein für die Region". Hans-Joachim Grote, Aufsichtsratsvorsitzender der WKS (Wirtschaftsentwicklung für den Kreis Segeberg), gratulierte zu dem Großprojekt und betonte, dass das Gesundheitszentrum ein neuer Standortfaktor für Bad Bramstedt sei. Es positioniere die Stadt zwischen Hamburg und Kiel und gebe den Menschen in Bad Bramstedt und Umgebung eine Zukunftsperspektive.
Entstehung und Umzug des MVZ
Das städtische MVZ wurde bereits 2021 gegründet und war bisher in Räumen über der VR Bank untergebracht. Da diese Räumlichkeiten zu klein wurden, forcierte die damalige Bürgermeisterin Verena Jeske (parteilos) den Neubau des MVZ an der König-Christian-Straße. Die Lübecker Firma Friedrich Schütt + Sohn Baugesellschaft mbH & Co. KG errichtete das MVZ und das gegenüberliegende FAZ. Die Gesamtkosten beliefen sich auf rund 18 Millionen Euro.
Das neue MVZ: Räumlichkeiten und Personal
Das städtische MVZ verfügt über rund 1.140 Quadratmeter und ist im Erdgeschoss voll vermietet. Dort befindet sich ein allgemeinärztliches Zentrum mit angestellten Allgemeinmedizinern. Das Obergeschoss ist derzeit noch ungenutzt. Die Stadt plant, das MVZ für 5,9 Millionen Euro zu erwerben.
Tanja Schwittay, Geschäftsführerin des MVZ, zeigte sich sehr erfreut über den Umzug an den neuen Standort. Der Empfangsbereich ist hell gestaltet und die Warteräume tragen Namen wie "Roland" oder "Schloss", um Lokalkolorit widerzuspiegeln. Im MVZ sind sechs Fachärztinnen und -ärzte sowie ein Neurologe beschäftigt, die von zwölf Medizinischen Fachangestellten unterstützt werden. Sie versorgen auf einer Behandlungsfläche von etwa 560 Quadratmetern rund 5.000 Patienten pro Quartal.
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Dr. Christoph Teschner: Ein erfahrener Arzt im MVZ
Einer der Ärzte im MVZ ist Dr. Christoph Teschner. Er gab seine eigene Praxis 2020 auf und arbeitet nun 20 Stunden in der Woche als angestellter Arzt im MVZ. Er betont, dass er ohne das MVZ längst nicht mehr berufstätig wäre.
Das Facharztzentrum (FAZ): Vielfältiges medizinisches Angebot
In das benachbarte, 3.100 Quadratmeter große FAZ ziehen eine Kinder- und Jugendarztpraxis, eine Zahnarztpraxis, eine Praxis für Allgemeinmedizin, eine Praxis für Psychotherapie, eine Praxis für Heilpraktik für Osteopathie und eine Praxis für Physio- und Ergotherapie ein. Im Erdgeschoss sind Flächen für eine ambulante Intensivpflege, die Roland Apotheke und das Sanitätshaus Kowsky entstanden. Eine weitere Fläche ist für beispielsweise eine Bäckerei vorbereitet. Im Außenbereich stehen 99 Pkw-Stellplätze und 70 Fahrradstellplätze zur Verfügung.
Nachhaltigkeit und Barrierefreiheit
Beide Gebäude werden mit Luftwärmepumpen und Photovoltaik beheizt und können im Sommer mit dieser Technik auch temperiert werden. Marc Dreyer, Geschäftsführer der HIM 3 GmbH, betonte, dass die modernen und barrierefreien Gebäude die medizinische Versorgung und Fachkompetenzen an diesem Standort bündeln und sowohl für die Bewohnerinnen und Bewohner aus Bad Bramstedt als auch aus den Umlandgemeinden sehr gut erreichbar sind.
Herausforderungen bei der Vermietung im FAZ
Bisher sind allerdings nur 80 Prozent der Räumlichkeiten im Facharztzentrum vermietet. Vor allem die Vermietung an Ärztinnen und Ärzte gestaltet sich schwierig. Marc Dreyer sieht einen Grund dafür in der fehlenden Unterstützung der Kassenärztlichen Vereinigung (KV), die keine Zulassungen für weitere Ärzte in Bad Bramstedt genehmigt. Er wünscht sich, dass die KV zukünftig weitsichtiger denkt.
Probleme mit der Kassenärztlichen Vereinigung
Auch Lisann Bendlin, die vorher in der Arztpraxis von Dr. Manfred Frick gearbeitet hat und nun als Allgemeinmedizinerin im FAZ praktiziert, steht vor diesem Problem. Sie würde sich die großzügigen Praxisräume gerne mit einer Internistin aus Kiel teilen, um die Öffnungszeiten zu erweitern. Die Zusage von der Kollegin hatte sie bereits, aber die Kassenärztliche Vereinigung (KV) hat keine Zustimmung gegeben.
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Positive Erfahrungen der Mieter im FAZ
Der Zahnarzt Dr. Andreas Schult, der vorher mit seinem Kollegen Erik Baldauf eine Praxis am Lohstücker Weg (bei famila) geführt hat, fühlt sich mit seinem Team in den neuen Räumen im Facharztzentrum sichtlich wohl. Er freut sich darüber, seine Ideen bei der Gestaltung des Grundrisses verwirklichen zu können. Auch Sandra Stelke von der Roland Apotheke ist begeistert von ihrem neuen Standort im FAZ. Sie sieht den Umzug als wichtigen Schritt in Richtung Zukunft und betont den Mehrwert für die Kunden durch die kurzen und bequemen Wege vom Arzt zur Apotheke. Zudem wurde das Warenlager vergrößert, um eine noch schnellere Medikamentenverfügbarkeit sicherzustellen. Ein Kosmetikzimmer wurde ebenfalls eingerichtet. Die neue Parksituation mit einer halben Stunde kostenfreiem Parken im Bereich der Apotheke wird besonders bei kurzen Besorgungen geschätzt.
Gesundheitsteam für Intensivpflege und Beatmung GmbH (GtIB)
Neben der Roland Apotheke ist die Gesundheitsteam für Intensivpflege und Beatmung GmbH (GtIB) in das FAZ eingezogen. Die GtIB ist an acht festen Standorten in der außerklinischen Intensivpflege tätig und versorgt die Klienten auf hohem Niveau. Barbara Klinner, kaufmännische Geschäftsleitung, betont die individuelle Gestaltung der ambulanten Wohngemeinschaften und die umfassende Betreuung und Versorgung der Klienten, unter anderem in Zusammenarbeit mit der Lungenclinic Großhansdorf.
Bauliche Maßnahmen zur besseren Erreichbarkeit
Derzeit wird ein Gehweg gebaut, um das Gesundheitszentrum besser zu erreichen. Aus diesem Grund ist die König-Christian-Straße in dem Bereich vom 20. bis zum 31. Oktober gesperrt.
Verstärkung im MVZ: Neuer Allgemeinmediziner und Neurologe
Das Medizinische Versorgungszentrum (MVZ) am Bleeck 29 kann ebenfalls positive Nachrichten vermelden. Ab dem 8. Juli verstärkt der Facharzt für Allgemeinmedizin An-Viet Michael Luong das Ärzte-Team. Er wechselt seinen Arbeitsplatz innerhalb Bad Bramstedts vom Klinikum zum MVZ. Tanja Schwittay, Geschäftsführerin des MVZ, freut sich über die Verstärkung und betont, dass das MVZ nun gut aufgestellt ist, um die Patienten umfassend zu versorgen und sogar neue aufzunehmen. Bürgermeisterin Verena Jeske zeigt sich ebenfalls erfreut darüber, dass alle benötigten Ärzte an Bord sind, um einen reibungslosen Betrieb zu gewährleisten.
Terminvereinbarung zur Verkürzung der Wartezeiten
Ab dem 1. Juli werden die Patienten gebeten, grundsätzlich für alle Gespräche und Untersuchungen einen Termin zu vereinbaren, um die Wartezeiten zu verkürzen, das Infektionsrisiko zu minimieren und die Planbarkeit zu verbessern. Akut- und Notfälle werden weiterhin unverzüglich versorgt. Die offene Akut- und Infektsprechstunde wird täglich von 8 bis 9 Uhr angeboten.
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Neuer Neurologe im MVZ: Dr. Florian Rave übernimmt Praxis
Auch in der neurologischen Praxis von Dr. Bernd Wauschkuhn gibt es Veränderungen. Dr. Wauschkuhn, der die Praxis im zweiten Stock als Untermieter seit Januar 2021 führt, zieht es nach Brandenburg an der Havel. Ein Nachfolger ist aber bereits gefunden: Dr. Florian Rave übernimmt am 1. Oktober als angestellter Facharzt für Neurologie die Praxis. Rave ist in Kiel aufgewachsen und lebt und arbeitet nach Stationen in der Schweiz und in Lübeck derzeit noch in Bad Segeberg im Palliativdienst. Er freut sich auf die Arbeit in der Praxis und findet das Angestelltenverhältnis attraktiv. In der Übergangszeit bis Oktober ist die telefonische Erreichbarkeit gewährleistet. Melanie Gromol bleibt ihren Patienten in ihrer Praxis für Psychiatrie weiterhin erhalten.
Finanzielle Situation des MVZ
Die Stadt betreibt das MVZ, das 2020 aufgrund des Ärztemangels in der Rolandstadt und des steigenden Bedarfs der Generation 60plus gegründet wurde. Bürgermeisterin Jeske betont, dass dies eigentlich keine kommunale Pflichtaufgabe ist, solche Zentren aber gefördert werden müssen. Finanzielle Unterstützung bekommt die Stadt dabei nicht. Das MVZ arbeitet defizitär, im Raum stehen immer noch rund 280.000 Euro (2022). Jeske plädiert für einen Bürokratieabbau und hofft dabei auf die Unterstützung der Politik.
Ausblick auf das neue MVZ
Im derzeitigen MVZ am Bleeck wird es mit den fünf Behandlungsräumen eng. Doch im kommenden Jahr heißt es Platznot ade. Denn an der Ecke König-Christian-Straße/Lohstücker Weg entsteht das neue MVZ mit Ärztezentrum.