Demenz: Erste Anzeichen, Erfahrungen und Umgang

Demenzerkrankungen sind vielschichtig und wirken sich auf verschiedene Lebensbereiche der Betroffenen aus. Neben Gedächtnisverlust können Sprachprobleme, Orientierungsschwierigkeiten und Verhaltensänderungen auftreten. Es ist wichtig zu betonen, dass Menschen mit Demenz nicht auf ihre Diagnose reduziert werden möchten, sondern als vollwertige Mitglieder der Gesellschaft weiterhin ernst genommen und einbezogen werden wollen.

Persönliche Erfahrungen von Betroffenen

Martina Peters, die viele Jahre mit der Diagnose Alzheimer lebte, forderte dazu auf, Demenzerkrankte ernst zu nehmen, ihnen zuzuhören und sie nicht auszugrenzen. Ihre Worte und die Erfahrungen anderer Betroffener zeigen, wie wichtig es ist, die Perspektive der Betroffenen zu verstehen und ihre Wünsche zu berücksichtigen.

Ein Betroffener berichtet, wie ihm der Abschied aus dem Arbeitsleben als Banker in leitender Position schwerfiel. Anfangs schob er Anzeichen wie das Suchen von Dingen, das Vergessen von Namen und Orientierungsprobleme auf die veränderte Lebenssituation. Die Diagnose Alzheimer erhielt er erst drei Jahre später. Es folgte eine Zeit der Ungewissheit, Zweifel und Angst. Seine Familie unterstützte ihn dabei, mit der Krankheit umzugehen. Belastend war jedoch der Rückzug vieler Bekannter, während sich die wahren Freunde in großer Verbundenheit zeigten.

Um der Krankheit entgegenzutreten, verzichtet er auf Alkohol und Nikotin und bewegt sich viel. Er versucht, alles selbstständig zu erledigen, nutzt sein Handy zur Organisation und lebt im Hier und Jetzt. Obwohl die Krankheit viele Erinnerungen genommen hat, erlebt er die Gegenwart intensiver als zuvor. Wichtig sind ihm Gesprächspartner, die ihm offen zuhören und ihn nicht in eine Schublade stecken. Er engagiert sich bei der Alzheimer Gesellschaft Hamburg und im Beirat der Deutschen Alzheimer Gesellschaft, um Betroffenen und ihren Angehörigen zu helfen, besser mit der Krankheit umzugehen.

Ein anderer Betroffener berichtet von seinen Erfahrungen beim Fliegen mit Demenz. Trotz guter Vorbereitung und der Unterstützung für behinderte und mobilitätseingeschränkte Fluggäste gemäß EU-Verordnung (EG) Nr. 1107/2006 erlebte er postpandemisches Reisechaos mit Verspätungen und verlorenem Gepäck, was für Menschen mit Demenz besonders belastend ist. Auf einem Flug wurde er am Frankfurter Flughafen "vergessen", und eine Verantwortliche des Service-Teams fragte ihn, warum er in seinem Zustand überhaupt noch fliege.

Lesen Sie auch: Fortgeschrittene Demenz: Ein umfassender Überblick

Eine 62-jährige ehemalige Lehrerin beschreibt die Diagnose Demenz als Schock. Zunächst glaubte sie an ein Versehen oder einen Burnout, musste aber schließlich die Diagnose akzeptieren. Nach einer Odyssee im Ärztedschungel erhielt sie die Diagnose "Demenz vom Alzheimer Typ" und wurde für arbeitsunfähig erklärt. Sie begann, Bücher zum Thema zu lesen, Filme zu schauen, kulturelle Veranstaltungen zu besuchen, Sport zu treiben, Yoga und Zen zu praktizieren und mit ihrem Mann kleine Reisen zu unternehmen. Sie erhielt einen Schwerbehindertenausweis und wird von ihrem Mann und ihrem Sohn unterstützt. Obwohl es schwerfällt, immer positiv zu denken, genießt sie das Leben im Hier und Jetzt. Schwierigkeiten hat sie beispielsweise beim Ausfüllen von Überweisungsträgern, der Einnahme von Tabletten, dem pünktlichen Erscheinen und Bezahlen an der Supermarktkasse. Sie balanciert zwischen dem Verschweigen und Offenbaren ihrer Diagnose, wobei die Offenbarung oft positive kommunikative Türen öffnet.

Astrid Heller, die im Alter von 51 Jahren die Diagnose Alzheimer-Demenz erhielt, setzt sich dafür ein, das Bild von Demenzkranken in der Öffentlichkeit zu verändern. Sie arbeitet weiterhin als Architektin im Büro ihres Mannes und wird von ihrem Umfeld unterstützt. Sie betont, dass sie nicht auf ihre Krankheit reduziert werden möchte und dass es wichtig ist, Menschen mit Demenz im Frühstadium nicht zu unterschätzen. Sie fordert finanzielle Hilfen oder Steuererleichterungen für Arbeitgeber, die Menschen mit Demenz beschäftigen.

Martina berichtet von ihrer Familiengeschichte mit Demenz, die ihre Mutter und Geschwister betraf. Sie selbst erhielt die Diagnose im Dezember 2005 und engagiert sich seitdem, um anderen Betroffenen Mut zu machen. Sie leidet darunter, dass sich Freunde und Bekannte zurückgezogen haben und es zu Missverständnissen kommt. Sie betont, wie wichtig Vertrauen ist und wie Misstrauen Freundschaften zerstören kann.

Was ist Demenz?

Der Begriff "Demenz" leitet sich vom lateinischen "Weg vom Geist" ab und beschreibt die Verschlechterung der geistigen Fähigkeiten bis hin zum völligen Verlust. Betroffen sind vor allem das Kurzzeitgedächtnis und die Merkfähigkeit, später auch das Langzeitgedächtnis. Menschen mit Demenz haben Schwierigkeiten, sich in ihrem Umfeld zu orientieren und ihren Alltag zu bewältigen.

Frühe Anzeichen und Symptome

Es gibt verschiedene Anzeichen, die auf eine beginnende Demenz hindeuten können. Dazu gehören:

Lesen Sie auch: Wechselwirkungen zwischen Schmerzmitteln und Demenz

  • Gedächtnisprobleme: Vergessen von Terminen, Namen oder kürzlich erlebten Ereignissen. Schwierigkeiten, sich an neue Informationen zu erinnern.
  • Schwierigkeiten beim Planen und Problemlösen: Probleme, Aufgaben zu organisieren, Anweisungen zu befolgen oder Entscheidungen zu treffen.
  • Probleme mit gewohnten Tätigkeiten: Schwierigkeiten, alltägliche Aufgaben wie Kochen, Anziehen oder Bedienen von Geräten zu erledigen.
  • Orientierungsprobleme: Schwierigkeiten, sich in vertrauter Umgebung zurechtzufinden, Orte zu erkennen oder sich im Zeitablauf zu orientieren.
  • Sprachprobleme: Schwierigkeiten, die richtigen Worte zu finden, Gesprächen zu folgen oder sich auszudrücken.
  • Verlust von Gegenständen: Verlegen von Gegenständen und Schwierigkeiten, sie wiederzufinden.
  • Veränderungen im Verhalten und der Persönlichkeit: Stimmungsschwankungen, Reizbarkeit, Misstrauen, sozialer Rückzug oder Verlust der Eigeninitiative.

Es ist wichtig zu beachten, dass diese Symptome auch andere Ursachen haben können. Wenn jedoch mehrere dieser Anzeichen wiederholt auftreten, sollte ärztlicher Rat eingeholt werden.

Diagnose und Tests

Um eine Demenz zu diagnostizieren, werden verschiedene Tests und Untersuchungen durchgeführt. Dazu gehören:

  • Kognitive Tests: Diese Tests überprüfen das Gedächtnis, die Aufmerksamkeit, die Sprache und andere geistige Fähigkeiten. Beispiele sind der DemTect, der Mini-Mental-Status-Test (MMST), der MoCa-Test und der Uhrentest.
  • Neurologische Untersuchung: Diese Untersuchung dient dazu, andere neurologische Erkrankungen auszuschließen.
  • Bildgebende Verfahren: CT und MRT geben Einblicke in das Gehirn und können Demenzauslöser wie Durchblutungsstörungen oder Schlaganfälle erkennen.
  • Untersuchung von Blut und Nervenwasser: Diese Untersuchungen können helfen, behandelbare Ursachen einer Demenz zu erkennen oder die Konzentration bestimmter Proteine zu bestimmen, die bei der Entstehung von Demenz eine Rolle spielen.

Formen von Demenz

Es gibt verschiedene Formen von Demenz, wobei die Alzheimer-Krankheit die häufigste ist. Andere Formen sind die vaskuläre Demenz, die Lewy-Körper-Demenz und die frontotemporale Demenz (FTD). Jede Form hat ihre eigenen spezifischen Symptome und Verläufe.

Behandlung und Therapie

Obwohl Demenz nicht heilbar ist, gibt es verschiedene Behandlungsmöglichkeiten, die helfen können, die Symptome zu lindern und den Krankheitsverlauf zu verlangsamen. Dazu gehören:

  • Medikamente: Es gibt Medikamente, die die Symptome der Alzheimer-Krankheit verbessern können, wie z. B. Cholinesterasehemmer und Memantin. Seit 2023 stehen auch zwei Antikörper zur ursächlichen Behandlung der frühen Alzheimer-Demenz zur Verfügung, die aktiv Amyloid-Plaques abbauen.
  • Nicht-medikamentöse Therapien: Ergotherapie, Physiotherapie, Logopädie und psychologische Therapien können helfen, die geistigen und körperlichen Fähigkeiten zu erhalten und die Lebensqualität zu verbessern.
  • Unterstützung für Angehörige: Angehörige von Menschen mit Demenz benötigen oft Unterstützung und Entlastung. Es gibt verschiedene Angebote wie Pflegeberatung, Selbsthilfegruppen und Online-Selbsthilfeprogramme.

Prävention

Studien zeigen, dass ein gesunder Lebensstil und die gezielte Beeinflussung von Risikofaktoren das persönliche Demenzrisiko deutlich senken können. Dazu gehören:

Lesen Sie auch: Ursachen und Behandlung von Zittern bei Demenz

  • Bewegung: Regelmäßige körperliche Aktivität kann die Durchblutung des Gehirns verbessern und die geistigen Fähigkeiten erhalten.
  • Gesunde Ernährung: Eine ausgewogene Ernährung mit viel Obst, Gemüse und gesunden Fetten kann das Gehirn schützen.
  • Soziale Kontakte: Regelmäßige soziale Interaktion kann die geistige Aktivität anregen und das Wohlbefinden verbessern.
  • Geistige Aktivität: Kognitives Training, Lesen, Spielen und andere geistig anregende Aktivitäten können das Gehirn fit halten.

Leben mit Demenz

Eine Demenzdiagnose ist für Betroffene und Angehörige oft ein Schock. Es ist wichtig, sich frühzeitig mit der Krankheit auseinanderzusetzen und sich Unterstützung zu suchen. Menschen mit Demenz können trotz ihrer Erkrankung ein erfülltes Leben führen, wenn sie die richtige Unterstützung erhalten und ihre Bedürfnisse berücksichtigt werden.

Herausforderungen im fortgeschrittenen Stadium

Im fortgeschrittenen Stadium der Demenz nehmen die körperlichen Einschränkungen zu. Betroffene entwickeln häufig Schwierigkeiten beim Gehen, Schlucken und der Kontrolle über Blase und Darm. Sie sind zunehmend auf Hilfe bei alltäglichen Aufgaben angewiesen und benötigen eine umfassende Pflege. Es ist wichtig, auf ihre Bedürfnisse einzugehen und ihnen eine würdevolle und respektvolle Betreuung zu gewährleisten.

tags: #Demenz #erste #Anzeichen #Erfahrungen