Die Demenz Meet Bewegung, die ihren Ursprung in der Schweiz hat, hat sich zum Ziel gesetzt, Menschen, die mit Demenz in Berührung kommen, eine Plattform für Austausch und Vernetzung zu bieten. In lockerer Atmosphäre sollen sich Betroffene, Angehörige und Interessierte austauschen und voneinander lernen können. Dieser Artikel gibt einen Überblick über die Demenz Meet Veranstaltungen, insbesondere in Wien, und beleuchtet, was man von der Demenz lernen kann.
Ursprung und Ziel der Demenz Meet Bewegung
Die Demenz Meet Bewegung entstand aus dem Bedürfnis heraus, eine unkomplizierte Plattform für den Austausch von Erfahrungen und Wissen rund um das Thema Demenz zu schaffen. Im Fokus steht die Vernetzung von Menschen, die direkt oder indirekt mit Demenz konfrontiert sind. Die Veranstaltungen bieten die Möglichkeit, sich in einer angenehmen Atmosphäre auszutauschen und voneinander zu lernen.
Peggy Elfmann, Journalistin und Bloggerin auf Alzheimer und wir, besuchte ein Demenz Meet in Zürich und nahm das Gefühl mit, dass man voneinander lernt und vor allem auch von Menschen mit Demenz. Es ist wichtig, dass Menschen mit Demenz eine Plattform bekommen und die Gelegenheit zu erzählen und von ihren Erfahrungen zu berichten und dass sie als Experten wahrgenommen werden.
Demenz Meet in Deutschland und München
Die Idee der Demenz Meet Bewegung fand auch in Deutschland Anklang. Am 13. Mai fand das erste Demenz Meet in München statt, organisiert von Desideria K., mit dem Ziel, Angehörige und Menschen mit Demenz zusammenzubringen. Das Motto des Tages war "Voneinander und miteinander lernen".
Auf der Bühne standen vor allem Angehörige und auch Menschen mit Demenz. Menschen mit Demenz sprachen über Selbsthilfe, inwieweit Selbsthilfe ihnen geholfen hat. Es gab Pausen, gutes Essen und eine Piazza, auf der man sich austauschen konnte, wo man miteinander in Kontakt kommen konnte, wo es auch Informationen rund um das Thema Unterstützung, Entlastungsangebote in und um München gab, wo man sich Informationen holen konnte. Man konnte auch mit Experten ins Gespräch gehen in einer Testrunde, und es gab auch noch verschiedene Workshops, wo man sich mit Themen auseinandersetzt.
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Demenz Meet Wien: Termine und Schwerpunkte
Auch in Wien finden regelmäßig Demenz Meet Veranstaltungen statt. Das diesjährige eintägige Demenz Meet Wien fand am 27. Juni 2024 im Kardinal König Haus (1130 Wien) von 9:30-17 Uhr statt. Das vierte Demenz Meet widmete sich diesmal der Begegnung und dem Austausch in Worten, in Bildern, in Bewegung, in Melodie und Dramaturgie.
Das nächste Demenz Meet Wien findet am 12. Juni 2025 im Kardinal König Haus (Kardinal-König-Platz 3, 1130 Wien) von 9.30-16 Uhr statt. Unter dem Motto "Die Kunst gut zu leben!" werden Themen wie gesund bleiben, mit Herausforderungen wachsen und den Moment genießen behandelt. Für Personen mit Demenz ist die Teilnahme kostenfrei.
Programm-Highlights in Wien
- Selbstvertreter*innen: Erzählen im Auftakt vom künstlerischen Ausdruck als Brücke.
- Podiumsgespräch: Die vielfältigen Dimensionen von Kommunikation werden aufgezeigt.
- Workshops: In kleineren Gruppen können Sie sich mit unterschiedlichen Formen der Kommunikation beschäftigen.
- Marktplatz: Ein lebendiger Marktplatz der guten Möglichkeiten.
- Theater: Das Theater als Mittel der Kommunikation.
- Worldcafes: Kommunikation in unterschiedlichen Lebensbereichen wird beleuchtet.
Was kann man von der Demenz lernen?
Ein zentraler Aspekt der Demenz Meet Bewegung ist die Frage, was man von der Demenz lernen kann. Anja Kälin, Familien Coach und Mitgründerin von Desideria K., und Peggy Elfmann diskutierten in ihrem Podcast "Leben, Lieben, Pflegen" über diese Frage.
Annehmen und Akzeptieren
Peggy Elfmann betonte, dass sie durch die Demenz ihrer Mutter gelernt hat, Dinge anzunehmen und zu akzeptieren. Nach der Diagnose hatte sie große Angst, aber mittlerweile kann sie die Situation friedlicher betrachten und akzeptieren, dass ihre Mutter in ihrer eigenen Welt zufrieden ist.
Selbstreflexion und Selbstfürsorge
Anja Kälin wies darauf hin, dass es wichtig ist, die Verantwortung für sich selbst zu tragen und darauf zu achten, dass es einem selbst gut geht. Oftmals geht es den Erkrankten in ihrer Welt vergleichsweise gut, während die Angehörigen sich schlechter fühlen.
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Offenheit und Austausch
Ein weiteres Learning ist, über das Thema Demenz zu sprechen und sich nicht zurückzuziehen. Es ist wichtig, Menschen zu haben, die die Situation nachvollziehen können.
Perspektivwechsel und Geduld
In schwierigen Situationen kann es helfen, die Perspektive zu wechseln und innezuhalten. Es lohnt sich auch, daran zurückzudenken, wie es ohne Demenz war, und sich bewusst zu machen, dass es auch damals nicht immer leicht war.
Lernen über sich selbst
Durch die Demenz der Mutter hat Peggy Elfmann gelernt, was ihr selbst guttut. Sie passt sich dem Tempo ihrer Mutter an und genießt die Ruhe und Nähe, die diese Situation mit sich bringt.
Beziehungsgestaltung und Kreativität
Anja Kälin hat gelernt, in die Welt ihres Gegenübers einzutauchen und mit Fantasie, Vorstellungskraft und Kreativität in Kontakt zu treten. Sie hat eine Sensibilität für ihre Mutter entwickelt und gelernt, andere Wege der Kommunikation zu wählen, wie Gestik, Mimik und Berührung.
Heilende Architektur und demenzfreundliche Orte
Neben den Demenz Meet Veranstaltungen gibt es auch andere innovative Ansätze im Umgang mit Demenz. Das „Demenz-Dorf“ in Dax, Frankreich, ist ein Pflegeheim für Menschen mit Alzheimer und anderen Formen von Demenz. Es ist ein gutes Beispiel für „heilende Architektur“, welches die Lebensqualität der Bewohner:innen verbessert und einen fortschrittlichen Umgang mit Demenz-Patient:innen darstellt. Anpassungsfähigkeit ist eine wichtige Eigenschaft für Architektur- und Designprojekte für Personen mit Demenz.
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In Wien gibt es mit „Zum Augenblick“ das erste demenzfreundliche Pop-up-Restaurant.
Die Rolle von Dominik Isler und der Demenz World
Dr. Dominik Isler gründete in Bern die LINDEN 3L AG und ist Profi in Sachen Veranstaltungen. Er engagiert sich für die Demenz Meets und setzt sich dafür ein, dass das Thema Demenz nicht mehr mit Tabus und Stigma begegnet wird und Menschen mit Demenz und ihre Familien Verständnis und Unterstützung von der Gesellschaft bekommen. Er leitet die Demenz Meets und setzt sich dafür ein, dass Angehörige und Pflegende auf die Bühne kommen und ihre Erfahrungen teilen.
Die Demenz World und das Demenz Wiki bieten fachlich fundierten Rat rund um das Thema Demenz.
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