Der jährliche Welt-Alzheimertag am 21. September rückt die Situation von Menschen mit Demenz und ihren Familien in den Fokus der öffentlichen Aufmerksamkeit. Weltweit leben etwa 55 Millionen Menschen mit Demenzerkrankungen, wobei zwei Drittel davon in Entwicklungsländern betroffen sind. Prognosen zufolge wird diese Zahl bis 2050 auf 139 Millionen ansteigen, insbesondere in China, Indien, Südamerika und afrikanischen Ländern südlich der Sahara. Der Welt-Alzheimertag wurde 1994 von Alzheimer's Disease International in Zusammenarbeit mit der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ins Leben gerufen. Seitdem finden jährlich am 21. September zahlreiche Veranstaltungen statt, um das Bewusstsein für die Krankheit zu schärfen.
Welt-Alzheimertag in Deutschland: Aufklärung und Unterstützung
In Deutschland organisieren lokale Alzheimer-Gesellschaften und Selbsthilfegruppen jedes Jahr eine Vielzahl regionaler Veranstaltungen. Vorträge, Konferenzen, Gottesdienste und Benefizkonzerte tragen dazu bei, die Öffentlichkeit für die Thematik Alzheimer und andere Demenzerkrankungen zu sensibilisieren. Im Mittelpunkt steht dabei, auf die Situation der etwa 1,8 Millionen Demenzerkrankten und ihrer Familien in Deutschland aufmerksam zu machen.
Demenz - Mensch sein und bleiben: Das Motto des Welt-Alzheimertags 2025
Der Welt-Alzheimertag 2025 stand unter dem Motto „Demenz - Mensch sein und bleiben“. Dieses Motto soll verdeutlichen, dass Menschen mit Demenz trotz ihrer Erkrankung ein wertvoller Teil der Gesellschaft sind und bleiben - mit all ihren individuellen Fähigkeiten, Interessen und Lebenserfahrungen.
Die Wahrnehmung von Menschen mit Demenz
Oftmals dominiert nach der Diagnose „Demenz“ die Annahme, dass die Betroffenen zunehmend „verschwinden“ und ihre Umwelt nicht mehr wahrnehmen. Diese Vorstellung ist jedoch unzutreffend. Eine Demenzerkrankung verändert die Menschen zwar und nimmt ihnen nach und nach viele Fähigkeiten und Kenntnisse, doch die Fähigkeit, Gefühle wie Freude, Angst und Schmerz zu empfinden, bleibt bis zuletzt erhalten.
Bedeutung von Wissen, Verständnis und Unterstützung
Je mehr Wissen, Verständnis, Mitgefühl und Unterstützung im Umfeld eines Menschen mit Demenz und seiner Angehörigen vorhanden sind, desto mehr kann die Erkrankung in den Hintergrund treten. Daher ist es wichtig, die Öffentlichkeit umfassend über Demenz zu informieren und zu einem offenen Umgang mit der Krankheit zu ermutigen.
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Forderungen und Perspektiven für eine bessere Versorgung
Anlässlich des Welt-Alzheimertags 2025 betonte AWO-Präsidentin Katrin Sonnenholzner die Notwendigkeit verlässlicher und professioneller Unterstützungsstrukturen und Beratungsangebote für Erkrankte und ihre Angehörigen. Insbesondere sich ergänzende, bedarfsgerechte ambulante Pflege- und Betreuungsangebote sind für Menschen mit Demenz von großer Bedeutung, da sie es ihnen ermöglichen, im eigenen Zuhause zu bleiben.
Individueller Rechtsanspruch auf Pflegekurse und Schulungen
Sonnenholzner forderte einen individuellen Rechtsanspruch auf Pflegekurse und Schulungen in der Häuslichkeit, um einen flächendeckenden und niedrigschwelligen Zugang zu diesen wichtigen Unterstützungsangeboten zu gewährleisten.
Sicherung sozialer Teilhabe
Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Sicherung der sozialen Teilhabe von älteren und gesundheitlich beeinträchtigten Menschen. Insbesondere vor dem Hintergrund aktueller Preissteigerungen, die Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen in besonderem Maße belasten, dürften diese Gruppen nicht aus dem Blick geraten. Pflegeeinrichtungen und -dienste sehen sich zunehmend gezwungen, die höheren Kosten an Klienten und Bewohner weiterzugeben.
Initiativen und Forschung
Gedächtniszentrum des Universitätsklinikums Jena (UKJ)
Das Gedächtniszentrum des Universitätsklinikums Jena (UKJ) hat sich auf die frühzeitige Aufklärung leichter Gedächtnisstörungen spezialisiert. Bei der Veranstaltung „Demenz: Mensch sein und bleiben“ am 21. September informierte das Team des Gedächtniszentrums mit Vorträgen und praktischen Workshops über Alzheimer und Demenz,Diagnostik und Behandlungsmöglichkeiten sowie Präventionsmaßnahmen.
Frühzeitige Diagnose und Behandlung
Demenzen treten nicht plötzlich auf. Daher ist es wichtig, leichte kognitive Beeinträchtigungen frühzeitig zu erkennen, um einem weiteren Abbau gezielt entgegenwirken zu können. Im Gedächtniszentrum am UKJ werden die Symptome der Betroffenen zunächst in einer tagesklinischen Erstuntersuchung mithilfe eines neuropsychologischen Gedächtnis-Screenings untersucht. Bestätigen sich dort Auffälligkeiten, wird den Patientinnen und Patienten eine genaue Differentialdiagnostik mit ausführlicheren Tests und mit Biomarkern während der sogenannten Gedächtniswochen angeboten. Außerdem erhalten sie eine individuell abgestimmte Behandlung.
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Präventionsmaßnahmen
Studien zeigen, dass sich durch eine Kombination aus verschiedenen Maßnahmen, wie geistig anregende Tätigkeiten, regelmäßige körperliche und soziale Aktivität, eine ausgewogene Ernährung und die Behandlung von Schwerhörigkeit, bis zu 40 Prozent der Demenzen vermeiden lassen könnten.
Die Bedeutung des Welt-Alzheimertags
Jedes Jahr am 21. September soll auf die Situation von weltweit etwa 55 Millionen Menschen und in Deutschland von etwa 1,8 Millionen Demenzerkrankten und ihren Familien aufmerksam gemacht werden. Der Welt-Alzheimertag 2025 steht unter dem Motto „Demenz - Mensch sein und bleiben“. Damit soll darauf aufmerksam gemacht werden, dass ein Mensch trotz einer Demenzerkrankung immer noch ein Mensch bleibt. Die Pflege- und Wohnberatung des Kreises Coesfeld unterstützt zudem Pflegebedürftige und deren Angehörigen, die mit einer Pflegesituation konfrontiert sind und engagiert sich für ein besseres Leben mit Demenz. Das kostenlose und neutrale Angebot des Kreises Coesfeld berät zu Leistungen der Pflegeversicherung, zur Einstufung durch den Medizinischen Dienst der Krankenkassen, zu entlastenden Hilfen für pflegende Angehörige sowie zur Finanzierung häuslicher und stationärer Pflege.
Dokumentarfilme als Wegbereiter für eine humane Behandlung
Ein niederländischer Altenpfleger zog mit Anfang zwanzig in die geschlossene Abteilung eines Altenheims, um den Umgang mit Demenzkranken aus nächster Nähe mitzuerleben. Zudem besuchte er über die nächsten Jahre auch andere Länder von Moldawien über Südkorea bis Südafrika, um sich ein Bild davon zu machen, wie Demenzkranke behandelt werden. Der aktivistische Dokumentarfilm setzt sich für eine humane Behandlung auch der vermeintlich Hilflosen ein und sammelt weltweit Beweise dafür, dass Zuwendung weit wichtiger für die Pflege ist als die grundsätzliche finanzielle Lage der einzelnen Gesellschaft.
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