In der Betreuung von Menschen mit Demenz spielen Beschäftigung und sensorische Stimulation eine wichtige Rolle. Ein Demenz Muff, auch Nestelmuff genannt, ist ein ideales Hilfsmittel, um unruhigen Händen eine Beschäftigung zu bieten, die Sinne anzuregen und gleichzeitig Wärme zu spenden. Dieser Artikel bietet eine umfassende Anleitung zum Selbermachen eines solchen Muffs, inklusive Tipps zur Materialauswahl und Gestaltung.
Was ist ein Demenz Muff?
Ein Demenz Muff ist ein handlicher Schlauch, der aus verschiedenen Stoffen und Materialien gefertigt wird und mit Elementen zum Nesteln, Fühlen und Entdecken versehen ist. Er dient dazu, Menschen mit Demenz zu beruhigen, ihre Feinmotorik zu fördern und ihnen ein Gefühl der Geborgenheit zu vermitteln. Die sensorischen Reize, die durch die unterschiedlichen Texturen und angebrachten Gegenstände entstehen, können die Aufmerksamkeit lenken und von Unruhe ablenken.
Warum einen Demenz Muff selber nähen?
Es gibt viele Gründe, einen Demenz Muff selbst zu nähen:
- Individuelle Anpassung: Sie können den Muff genau auf die Vorlieben und Bedürfnisse der Person mit Demenz abstimmen, indem Sie Lieblingsfarben, -muster und -materialien verwenden.
- Persönliche Note: Ein selbstgemachter Muff ist ein liebevolles Geschenk, das zeigt, dass Sie sich Gedanken gemacht haben.
- Kostengünstig und nachhaltig: Sie können Stoffreste und ausgediente Gegenstände wiederverwenden und so Ressourcen schonen.
- Kreative Betätigung: Das Nähen selbst kann eine entspannende und erfüllende Tätigkeit sein.
Materialien und Vorbereitung
Für die Herstellung eines Demenz Muffs benötigen Sie folgende Materialien:
- Außenstoff: Ca. 40 x 50 cm Kunstpelz (verstärkt mit Vlieseline H630) oder ein anderer wärmender Stoff. Alternativ können Sie auch Stoffreste verschiedener Texturen und Farben verwenden.
- Futterstoff: Ca. 40 x 50 cm Futterstoff (verstärkt mit Vlieseline H630).
- Volumenvlies: Ca. 40 x 50 cm dickes Volumenvlies (mindestens 12 mm dick). Alternativ können auch zwei Lagen dünneres Vlies verwendet werden.
- Nestelmaterialien (Twiddles): Stoffbänder, Tüllsäckchen mit Lavendel oder Rosmarinzweig, Muttern und Unterlegscheiben, ausgediente Schlüssel, Schlüsselanhänger, Gardinenröllchen, Reißverschlüsse, Knöpfe, Bänder, Kordeln, BH-Verschlüsse, Socken, Gurte.
- Nähmaschine, Schere, Stecknadeln, Nähgarn, Maßband.
Vorbereitung:
- Schneiden Sie die Stoffe und das Vlies in der gewünschten Größe zu.
- Verstärken Sie den Außen- und Futterstoff mit Vlieseline H630, um dem Muff mehr Stabilität zu verleihen.
- Sammeln Sie die Nestelmaterialien und überlegen Sie sich, wie Sie diese am besten auf dem Muff anordnen möchten.
Schritt-für-Schritt-Anleitung
- Zusammennähen der Stoffe: Legen Sie den Außenstoff und den Futterstoff rechts auf rechts aufeinander und nähen Sie die beiden Stofflagen an den Längsseiten zusammen. Lassen Sie dabei eine Wendeöffnung von ca. 10 cm.
- Einsetzen des Volumenvlies: Wenden Sie den Stoffschlauch und legen Sie das Volumenvlies zwischen die beiden Stofflagen. Verteilen Sie das Vlies gleichmäßig und fixieren Sie es gegebenenfalls mit Stecknadeln.
- Schließen der Längsnähte: Schließen Sie die beiden offenen Längsseiten, sodass ein geschlossener Schlauch entsteht.
- Wenden und Ausformen: Wenden Sie den Muff durch die Wendeöffnung und formen Sie ihn sorgfältig aus.
- Anbringen der Nestelmaterialien: Nun können Sie die gesammelten Nestelmaterialien auf dem Muff befestigen. Achten Sie darauf, dass alle Materialien sicher und fest angenäht sind, um Verletzungen zu vermeiden. Verteilen Sie die Materialien gleichmäßig auf der Innen- und Außenseite des Muffs, um eine vielfältige sensorische Erfahrung zu ermöglichen.
- Schließen der Wendeöffnung: Schließen Sie die Wendeöffnung mit einer feinen Naht oder von Hand.
Tipps und Tricks für die Gestaltung
- Materialauswahl: Wählen Sie Stoffe mit unterschiedlichen Texturen, Farben und Mustern, um die sensorische Stimulation zu erhöhen. Besonders geeignet sind weiche, kuschelige Stoffe wie Fleece, Plüsch oder Kunstpelz.
- Farben: Verwenden Sie Farben, die die Person mit Demenz mag oder die beruhigend wirken, wie z.B. Blau-, Grün- oder Pastelltöne.
- Muster: Große, einfache Muster sind besser geeignet als kleinteilige oder unübersichtliche Designs.
- Nestelmaterialien: Achten Sie darauf, dass die Nestelmaterialien sicher und ungiftig sind. Vermeiden Sie scharfe Kanten oder kleine Teile, die verschluckt werden könnten.
- Individuelle Anpassung: Berücksichtigen Sie die Vorlieben und Interessen der Person mit Demenz. Wenn sie beispielsweise gerne gärtnert hat, können Sie kleine Stoffblumen oder -blätter auf dem Muff anbringen.
- Stabilität: Achten Sie darauf, dass alle Elemente fest und sicher befestigt sind, damit sie nicht abreißen oder sich lösen können.
- Waschbarkeit: Wählen Sie Materialien, die waschbar sind, damit der Muff bei Bedarf gereinigt werden kann.
Einsatzmöglichkeiten und Wirkung
Der Demenz Muff kann in verschiedenen Situationen eingesetzt werden:
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- Zur Beruhigung: In unruhigen oder stressigen Situationen kann der Muff helfen, die Person mit Demenz zu beruhigen und abzulenken.
- Zur Förderung der Feinmotorik: Das Nesteln und Fühlen der verschiedenen Materialien kann die Feinmotorik und Hand-Auge-Koordination verbessern.
- Zur Anregung der Sinne: Die unterschiedlichen Texturen, Farben und Formen regen die Sinne an und fördern die Wahrnehmung.
- Als Kommunikationsmittel: Der Muff kann als Gesprächsanlass dienen, indem Sie die Person mit Demenz nach den verschiedenen Materialien oder Elementen fragen.
Weitere Ideen zur Beschäftigung von Menschen mit Demenz
Neben Demenz Muffs gibt es viele weitere Möglichkeiten, Menschen mit Demenz zu beschäftigen und ihre Lebensqualität zu verbessern. Hier sind einige Anregungen:
- Spiele: Einfache Spiele wie Memory, Puzzles oder Würfelspiele können die kognitiven Fähigkeiten trainieren und Spaß machen.
- Musik: Bekannte Lieder aus der Jugendzeit können Erinnerungen wecken und die Stimmung aufhellen.
- Bewegung: Spaziergänge, Tanzen oder leichte Gymnastik können den Kreislauf anregen und die körperliche Fitness verbessern.
- Kreative Tätigkeiten: Malen, Basteln oder Handarbeiten können die Kreativität fördern und die Sinne anregen.
- Erinnerungsarbeit: Das Betrachten von Fotos oder Erinnerungsstücken kann helfen, Erinnerungen wachzurufen und die Identität zu stärken.
- Vorlesen: Vorlesen von Geschichten oder Gedichten kann die Aufmerksamkeit fördern und die Fantasie anregen.
- Hausarbeiten: Leichte Hausarbeiten wie Abstauben, Tischdecken oder Wäsche zusammenlegen können das Gefühl geben, gebraucht zu werden und aktiv am Alltag teilzunehmen.
Tipps für den Umgang mit Menschen mit Demenz
- Geduld: Seien Sie geduldig und verständnisvoll. Menschen mit Demenz brauchen oft mehr Zeit, um Aufgaben zu erledigen oder sich auszudrücken.
- Respekt: Behandeln Sie Menschen mit Demenz mit Respekt und Würde. Vermeiden Sie es, sie zu bevormunden oder zu kritisieren.
- Kommunikation: Sprechen Sie langsam und deutlich. Verwenden Sie einfache Sätze und vermeiden Sie komplizierte Anweisungen.
- Routine: Schaffen Sie eine feste Tagesstruktur mit regelmäßigen Mahlzeiten, Aktivitäten und Ruhezeiten.
- Sicherheit: Sorgen Sie für eine sichere Umgebung, in der sich die Person mit Demenz frei bewegen kann, ohne sich zu verletzen.
- Unterstützung: Nehmen Sie die Unterstützung von Angehörigen, Freunden oder professionellen Pflegekräften in Anspruch.
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