Ursachen für das Öffnen des Mundes bei Demenz

Essen und Trinken sind grundlegende Bedürfnisse, die jedoch bei fortschreitender Demenz kompliziert werden können. Es geht nicht nur um die Zufuhr von Nährstoffen, sondern auch um Genuss und Wohlbefinden. Das Verständnis der auftretenden Probleme hilft Angehörigen und Pflegekräften, kreative Lösungen zu finden.

Demenz und altersbedingte Veränderungen

Mit der steigenden Zahl älterer Menschen nimmt auch die Zahl der Demenzerkrankungen zu. Frühzeitige Therapien sollen den Verlauf der Erkrankung verlangsamen und die Selbstständigkeit erhalten. Der natürliche Alterungsprozess bringt Veränderungen mit sich, die das Essen und Trinken beeinträchtigen. Geschmackssinne lassen nach, Speichelproduktion sinkt, und das Gefühl für Hunger und Durst nimmt ab. Auch Rückbildungen am Zahnapparat erschweren das Kauen.

Die Versorgung mit bestimmten Nährstoffen wie Calcium, Eisen, Vitamin B12 und Vitamin D kann schwieriger werden. Funktionsstörungen, Erkrankungen, Schmerzen oder Einsamkeit erhöhen das Risiko einer Mangelernährung. Die Folgen sind erheblich: Muskelabbau, Schwäche, Mobilitätsverlust, Osteoporose, Frakturen, Exsikkose, erhöhte Sturzneigung, Verwirrtheit und Infektionsanfälligkeit. Eine Mangelernährung kann auch die Wirkung von Medikamenten beeinflussen. Regelmäßige Gewichtskontrollen sind wichtig, um frühzeitig handeln zu können.

Spezifische Ernährungsprobleme bei Demenz

Demenzkranke haben ein hohes Risiko für Mangelernährung und Dehydration. Studien zeigen einen Zusammenhang zwischen Gewichtsverlust und Alzheimer-Krankheit. Oft geht der Diagnose ein ungewollter Gewichtsverlust voraus, möglicherweise als Folge von Vergesslichkeit. Es gibt auch Hinweise auf eine gestörte zentrale Regulation von Appetit und Hunger bei Alzheimer-Demenz.

Im Verlauf der Demenz können verschiedene Probleme beim Essen und Trinken auftreten. Anfangs kann es zu Störungen des Kurzzeitgedächtnisses, Leistungsschwäche und Schwierigkeiten bei alltäglichen Aufgaben kommen. Komplexe Handlungen wie Einkaufen und Kochen bereiten Probleme. Im klinischen Vollbild der Demenz sind verschiedene Hirnregionen betroffen, was zu Orientierungsstörungen, Unruhe, Ängstlichkeit, Sprachstörungen und Problemen in Standardsituationen führt. Betroffene können Gefühle wie Hunger und Durst nicht mehr richtig deuten oder Lebensmittel nicht mehr erkennen. Kognitive Störungen können dazu führen, dass Demenzkranke "keine Zeit" zum Essen haben oder leicht ablenkbar sind. Die Handhabung von Besteck wird vergessen, und Messer und Gabel können als bedrohlich empfunden werden. Das psychische Tempo verlangsamt sich, und die Kranken können sich schlecht auf neue Situationen einstellen. Häufig ist der Tag-Nacht-Rhythmus gestört. Im weiteren Verlauf kann es zu Schluckstörungen kommen. Im Spätstadium der Alzheimer-Demenz sind Kauen und Schlucken nicht mehr möglich.

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Sensorische Veränderungen

Beim Essen und Trinken werden Lebensmittel mit vielen Sinnen erfasst: Riechen, Schmecken, Fühlen von Konsistenz und Temperatur. Mit zunehmendem Alter degenerieren die Riechnerven, was die Geruchswahrnehmung beeinträchtigt. Diese Störungen treten bereits im frühen Stadium einer Demenz auf und gehen über altersphysiologische Veränderungen hinaus. Die Geschmacksempfindung bleibt länger erhalten, aber die subjektive Geschmacksqualität verändert sich durch die Beeinträchtigung des Riechens stark. Speisen schmecken anders, was zu Irritationen und Entfremdung führen kann.

Stereotype Bewegungen verbrauchen viel Energie. Unruhige Kranke können innerhalb der Einrichtung bis zu 8 km täglich zurücklegen. Der Energiebedarf eines Alzheimer-Patienten kann daher bei 3000 bis 4000 kcal pro Tag liegen.

Ernährungsempfehlungen und praktische Tipps

Grundsätzlich gelten für Demenzkranke dieselben Ernährungsempfehlungen wie für gesunde ältere Menschen, jedoch erfordert die Energiezufuhr besondere Aufmerksamkeit. Es ist wichtig, die erforderlichen Kalorien und Nährstoffe in kleinen Portionen unterzubringen, da die Konzentration für lange Mahlzeiten oft nicht ausreicht. Energie- und nährstoffdichte Speisen sind zu bevorzugen: vollfette Milchprodukte, Leberwurst, Doppelrahm-Frischkäse. Die Zugabe von Sahne oder Butter erhöht die Energiezufuhr und intensiviert den Geschmack. Auch Schmelzkäse, Mascarpone, Zucker und Sirup liefern reichlich Kalorien. Kräftiges Würzen und appetitliches Anrichten fördern die Lust auf das Essen.

Eine abwechslungsreiche Kost ist anzustreben, aber wegen der veränderten Geschmacksvorlieben schwierig. Es besteht oft eine hohe Präferenz für süße Speisen. Man kann versuchen, auch herzhafte Gerichte süß abzuschmecken. Ein Wurst- oder Käsebrot kann man zusätzlich mit Rübenkraut oder Marmelade bestreichen. Wenn die erforderliche Energie- und Nährstoffmenge nicht über die normale Nahrung sichergestellt werden kann, können Trinknahrungen die Defizite ausgleichen. Sie sollten jedoch nicht zu den Mahlzeiten angeboten werden, da sie den Appetit auf das »richtige« Essen mindern.

Mahlzeiten sind zur Strukturierung des Tages wichtig und sollten in entspannter Atmosphäre, mit viel Zeit und in Ruhe stattfinden. Feste Rituale dienen der Orientierung. Da Menschen mit Demenz oft kein Hungergefühl empfinden, kann es sinnvoll sein, durch Geräusche oder Gerüche auf die Mahlzeit aufmerksam zu machen. Ein angenehmes Vorbereitungsritual ist der Ausschank eines Aperitifs. Seh- und Wahrnehmungsstörungen erfordern eine gute Beleuchtung des Esszimmers und deutliche farbige Kontraste zwischen Geschirr, Tischdecke und Speisen. Vertraute und gewünschte Speisen sind wichtiger als »gesunde« Kost. Auch hinsichtlich der Zahl und Komposition der Mahlzeiten sollte man pragmatisch und flexibel vorgehen. Ein festes Einhalten von drei Hauptmahlzeiten ist nicht sinnvoll, wenn der Patient dies ablehnt.

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Speisen und Getränke dürfen nicht zu heiß sein. Die Konsistenz der Nahrung ist ebenfalls wichtig. Mahlzeiten mit dementen Menschen sind oft eine Herausforderung. Es kann helfen, die Zeit des gemeinsamen Essens oder des Fütterns als therapeutische Zeit zu sehen, in der man den Kranken körperlich, sensorisch, emotional und sozial anregt. Der Tisch sollte für alle anwesenden Personen gedeckt werden, um den Kranken nicht zu verunsichern. Es kann sinnvoll sein, dem Kranken den Löffel oder die Gabel in die Hand zu geben und die Bewegung durch vorsichtige Führen des Armes zu initiieren. Die betreuende Person sollte dem Kranken gegenüber sitzen, häufig Augenkontakt aufnehmen und nonverbal mit ihm kommunizieren. Da Überredungsversuche gereizte Stimmung erzeugen, sollten Demenzkranke nicht gefragt werden, ob sie dies oder jenes essen oder trinken möchten. Bei fortgeschrittener Erkrankung hat die mitessende Person oft eine Vorbildfunktion. Wichtig ist, die Gesten des Kranken genau zu beobachten, Bewegungen mit ihm zu synchronisieren und ihn nicht durch abrupte Wechsel zu stören. Lehnt er das Essen ab oder beendet die Mahlzeit nach wenigen Happen, sollte man keinen Druck ausüben, sondern es in fünf bis zehn Minuten mit derselben oder einer anderen Speise noch mal probieren. Wenn der Kranke die betreuende Person wahrscheinlich nicht mehr erkennt, ist es wichtig, mithilfe vertrauter Gerüche und mit Koseworten seine Erinnerungen zu wecken. Beim Füttern sollte das Essen nach Möglichkeit durch das Führen der Hand (des Arms) des Kranken verabreicht werden, um das Öffnen des Mundes reflektorisch auszulösen. Bei Weigerung, den Mund zu öffnen, hilft oft das Bestreichen der Lippen mit einer schmackhaften Flüssigkeit. Wenn Demenzkranke vergessen zu schlucken, kann man sie durch Bestreichen des Halses stimulieren.

Die Bedeutung der Essbiografie

Jeder Mensch verbindet mit bestimmten Lebensmitteln, Gerichten und Gerüchen prägende Erinnerungen. Die Kenntnis der Ess- und Trinkbiografie ist wichtig, um dem Menschen vertraute und angenehme Speisen anbieten und den Ablauf der Mahlzeit einfach strukturieren zu können. Sprüche wie »Es ist genug für alle da!« oder »Heute gibt´s alles umsonst« können zum Essen animieren. Speisen und Getränke können Gefühle ansprechen und eine Brücke in das frühere Leben schlagen.

Veränderungen im Ess- und Trinkverhalten erkennen

Mit fortschreitender Demenz verlieren viele Betroffene nach und nach grundlegende Fähigkeiten, die für das Essen und Trinken notwendig sind. Pflegekräfte müssen Veränderungen im Ess- und Trinkverhalten frühzeitig erkennen und geeignete Maßnahmen einleiten. Entscheidend sind eine strukturierte Risikoeinschätzung (Screening), das Erkennen von Warnzeichen wie Gewichtsverlust oder geringer Trinkmenge sowie individuell angepasste Unterstützung im Alltag.

Zu Beginn eines Pflegeauftrags sollten Pflegekräfte ein Screening durchführen, um mögliche Risiken für Unterernährung und Exsikkose frühzeitig zu erkennen. Validierte Instrumente wie das Mini Nutritional Assessment - Short Form (MNA-SF) oder den Nutritional Risk Screening (NRS 2002) können dabei helfen. Das Assessment hilft, Pflegeprobleme zu beschreiben und Ursachen für geringe Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme zu identifizieren.

Umgang mit spezifischen Herausforderungen

Erhöhter Energiebedarf: Viele Menschen mit Demenz sind sehr unruhig und haben ein gesteigertes Bewegungsbedürfnis, was ihren Energiebedarf erhöht. Entscheidend ist, das Gewicht regelmäßig zu kontrollieren und die Ernährung flexibel anzupassen.

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Gestörtes Hunger- und Sättigungsgefühl: Manche haben ständig Hunger, andere fühlen sich nie hungrig. Körpersignale werden falsch gedeutet, das Bedürfnis nach Essen oft nicht erkannt.

Beeinträchtigungen von Fertigkeiten und Kompetenzen: Häufig können Menschen mit Demenz den Umgang mit Besteck, Serviette, Geschirr oder Gläser nicht mehr bewerkstelligen. Schluckstörungen nehmen mit dem Fortschreiten der Demenz zu.

Nahrungsverweigerung: Wenn Menschen mit Demenz die Nahrungsaufnahme verweigern, ist zunächst eine gründliche Ursachenanalyse entscheidend. Häufig sind die Gründe vielfältig: Schmerzen, Erkrankungen im Mund-Rachen-Raum, Schluckstörungen, Medikamentennebenwirkungen, depressive Verstimmungen oder ein verändertes Geschmacksempfinden.

Unterstützung und Hilfestellungen

Maßnahmen zur Unterstützung sollten stets am Willen und Wohlbefinden der Betroffenen ausgerichtet sein. Zwangsernährung ist nur in Ausnahmefällen und unter strengen rechtlichen Voraussetzungen zulässig. Kleine Tricks wie Zuprosten oder Fragen nach Geschmack und Temperatur regen unauffällig zum Essen an. Kann jemand nicht essen, helfen taktile Reize z. B. die Hand zum Mund führen. Verbale Aufforderungen wirken meist nicht.

Flüssigkeitszufuhr sicherstellen

Eine Dehydration kann bereits nach wenigen Tagen akute Verwirrtheit und lebensbedrohliche Zustände erzeugen. Der tägliche Flüssigkeitsbedarf älterer Menschen liegt in der Regel bei etwa 30 ml pro Kilogramm Körpergewicht. Mit zunehmendem Alter lässt das Durstgefühl nach, besonders bei Menschen mit Demenz. Sie sollten deshalb darauf achten, dem Erkrankten häufiger Getränke anzubieten. Wecken Sie die Aufmerksamkeit und das Durstgefühl, durch das Geräusch beim Öffnen einer Flasche und beim Befüllen der Gläser. Achten Sie auch auf das richtige Trinkgefäß. Im fortgeschrittenen Demenzstadium kann eine Saugflasche helfen, da sie den Saugreflex nutzt und das Verschluckungsrisiko senkt.

Logopädie bei Schluckbeschwerden

Bei Schluckstörungen (Dysphagien) gehört die logopädische Therapie zu den Standardmaßnahmen. Logopädinnen und Logopäden unterstützen Betroffene mit gezielten Übungen zur Kräftigung der Schluckmuskulatur, trainieren sichere Schlucktechniken und beraten Pflegekräfte zur Anpassung von Konsistenz und Essenssituation. Eine frühzeitige logopädische Mitbehandlung kann das Risiko von Aspiration und Lungenentzündungen deutlich senken. Bei Schluckstörungen sollten Mahlzeiten eine weiche, homogene und gut formbare Konsistenz haben. Auch angedickte Flüssigkeiten können das Risiko des Verschluckens deutlich senken. Ungeeignet sind hingegen krümelige, faserige oder trockene Speisen.

Basale Stimulation

In der Praxis hat sich das Konzept der „basalen Stimulation“ auch bei der Essensaufnahme als sehr wirksam bei Menschen mit Demenz erwiesen. Basale Stimulation bezeichnet die gezielte und systematische Förderung von Wahrnehmung und Kommunikation auf elementarer Ebene. Dabei steht nicht der Ausgleich von Defiziten im Vordergrund, sondern die Stärkung vorhandener Fähigkeiten.

Fingerfood und "Eat by Walking"

In den Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung für Menschen mit Demenz ist Fingerfood oder „Eat by Walking“ eine wichtige Komponente. Fingerfood verbessert die Selbstständigkeit und die Selbstbestimmung. Finden Sie zuerst die bevorzugten Laufwege der betroffenen Menschen heraus und positionieren Sie auf diesen Wegen optisch gut sichtbar Essstationen.

Mundgesundheit und Mundpflege

Die Mundgesundheit ist über alle Altersgruppen hinweg ein hoch relevantes Präventionsthema. Gerade bei älteren pflegebedürftigen Menschen besteht ein erhöhtes Risiko für Probleme der Mundgesundheit. Laut der letzten deutschen Mundgesundheitsstudie benötigen etwa 30 Prozent der Pflegebedürftigen bei der Mund- und Zahnpflege Hilfe. Eine schlechte Mundgesundheit kann vielfältige Probleme nach sich ziehen, wie Infektionen, Schmerzen bis hin zu Mangelernährung oder Lungenentzündung.

Grundregeln der Mundpflege

Der neue ZQP-Ratgeber beantwortet zentrale Fragen zur Mundgesundheit im Pflegekontext, vermittelt Grundregeln der Mundpflege und stellt Hilfsmittel vor, die Pflegenden die Durchführung erleichtern und Pflegebedürftigen helfen, bei der Mundpflege möglichst selbstständig zu sein. Wenn Kraft und Beweglichkeit eingeschränkt sind, können sich z. B. Zahnbürsten mit einem dicken Griff eigenen. Daneben erhalten Angehörige viele weitere konkrete Praxistipps, z. B. wie sie zum Schutz vorhandener Zähne und der Mundschleimhaut beitragen können oder am besten mit Prothesen umgehen. Probleme mit der Schleimhaut können z. B. durch falsch sitzende Prothesen oder durch Mundtrockenheit entstehen.

Besondere Bedürfnisse von Menschen mit Demenz

Menschen mit Demenz haben vielfach Probleme, die richtigen Abläufe umzusetzen. Manche zeigen bei der Mundpflege Abwehrverhalten, weil sie diese als bedrohlich empfinden. Wichtig ist bei Menschen mit Demenz schrittweise vorzugehen und genau anzuleiten, z. B. indem man Abläufe mit Gesten zeigt oder sanft die Hand führt. Wenn die Mundpflege abgelehnt wird, sei es wichtig, die Ursachen herauszufinden.

Praktische Tipps zur Mundpflege

  • Unterstützen Sie Menschen mit Demenz darin, regelmäßig und ausreichend zu trinken.
  • Solange die Betroffenen noch kontrolliert schlucken können, können Sie ihnen zuckerfreie Lutschbonbons und Nahrungsmittel wie beispielsweise Eiswürfel oder kleine, gefrorene Obststücke anbieten.
  • Wasserhaltige Lebensmittel wie Gurke, Melone, Kompott und Suppe regen den Speichelfluss an.
  • Es kann auch eine Mundbefeuchtung durch Mulltupfer zum Einsatz kommen, die vorher in das entsprechende Lieblingsgetränk der Person getaucht wurden.
  • Zähne, Zahnprothesen und Zunge sollten im Idealfall mindestens zweimal täglich mit der Zahnbürste beziehungsweise einem Zungenschaber gereinigt werden.
  • Wählen Sie dafür einen Zeitpunkt, an dem der Mensch mit Demenz entspannt und kooperativ ist.
  • Betroffene mit Sinneseinschränkungen sollten dabei ihre Brille und Hörgeräte tragen.
  • Lassen Sie Menschen mit Demenz grundsätzlich so viel wie möglich selber machen.
  • Beziehen Sie die betroffene Person auch dann in die Prozedur ein, wenn Sie einen Teil der Handlung übernehmen müssen.
  • Die Zahnbürste sollte nach den individuellen Vorlieben und Gewohnheiten des Menschen mit Demenz ausgewählt werden.
  • Normalerweise werden mittelharte Borsten empfohlen. Wenn allerdings Angehörige oder Pflegefachkräfte die Zahnreinigung übernehmen, sollte stattdessen eine weiche Bürste zum Einsatz kommen.
  • Menschen mit Demenz, denen das Greifen Probleme bereitet, profitieren von einem dickeren, ergonomischen Griff.
  • Alternativ kann eine Dreikopfzahnbürste zum Einsatz kommen.
  • Auch bei der Wahl der Zahnpasta sollten Sie die Vorlieben des Menschen mit Demenz berücksichtigen.
  • Die verwendete Zahncreme sollte grundsätzlich Fluorid enthalten.
  • Von Pasten mit Schleifpartikeln ("Weißmachern") wird abgeraten.
  • Auch sollte das gewählte Produkt möglichst wenig schäumen, damit sich die Person nicht verschluckt.
  • Mundpflege sollte am besten in einer ruhigen Umgebung sowie einer entspannten, humorvollen Atmosphäre stattfinden.
  • Bei einer Demenz in einem frühen Stadium reicht es oft, die betroffene Person an das regelmäßige Putzen zu erinnern oder die bereits mit Zahncreme versehene Zahnbürste anzureichen.
  • Bei einer fortgeschrittenen Demenz kann der betroffenen Person das korrekte Zähneputzen oder die Entnahme der Prothese vorgemacht werden.
  • Das richtige motorische Bewegungsmuster kann unter Umständen auch "angebahnt" werden: Dazu können Sie sich hinter den Menschen mit Demenz stellen, nehmen seine Hand mit der Zahnbürste, führen sie zu dem Mund der betroffenen Person und starten die Putzbewegungen.
  • Hilfreich kann auch sein, wenn Sie das Zähneputzen zum gemeinsamen Ritual machen.
  • Sollten Sie die Zahnpflege am Waschbecken übernehmen, gehen Sie folgendermaßen vor:
    • Stellen Sie alle benötigten Utensilien vorher zusammen und verwenden Sie Einmalhandschuhe.
    • Der Mensch mit Demenz sollte einen bequemen und stabilen Sitzplatz haben, auf dem er unangestrengt aufrecht sitzen und sich auch leicht vorbeugen kann.
    • Um zu verhindern, dass Betroffene sich erschrecken und dadurch die Mundpflege abwehren, sollte geduldig gehandelt und das Vorgehen in Ruhe und kleinschrittig erläutert werden.
    • Stellen Sie sich nah hinter die Person, führen Sie mit einer Hand die Zahnbürste und stützen Sie mit der anderen den Kopf.
    • Wenn der Mensch mit Demenz trotzdem den Mund nicht öffnet, sollten Sie keinesfalls mit Gewalt Finger oder Bürste durch die Lippen zwängen.
    • Um den Mund während des Putzens ausreichend lange offen zu halten sowie zu vermeiden, dass Sie selber gebissen werden, können Sie vorgefertigte (im Drogeriehandel erhältliche) Mundstützen aus Schaumstoff einsetzen.
  • Putzen Sie mit kreisenden Bewegungen und mit leichtem Druck zur Kaufläche und reinigen Sie am besten immer in derselben Reihenfolge.
  • Machen Sie zwischendurch kurze Pausen zum Ausspucken und Ausspülen.
  • Geben Sie der Person ein Handtuch zum Abtrocknen und bieten eine Lippenpflege an.
  • Zur Kontrolle, ob im Mundraum alles in Ordnung ist, können Sie bei Bedarf eine Minitaschenlampe verwenden.
  • Wenn Sie das Zähneputzen am Bett durchführen müssen, sollten Sie zusätzlich Kleidung und Bettwäsche mit einem Handtuch schützen.
  • Wird das Putzen mit einer Bürste unmöglich, können Sie die Mundpflege folgendermaßen durchführen:
    • Tränken Sie einen Mulltupfer mit einem abgekühlten Thymian-, Ringelblumen- oder Zinnkrauttee oder geben Sie eine entzündungshemmende Flüssigkeit aus der Apotheke darauf.
    • Fahren Sie vorsichtig über Zähne, Zahnfleisch und Mundschleimhaut.

Pflege von (Teil-)Prothesen

  • Überprüfen Sie regelmäßig den Sitz der Prothese. Achten Sie dabei besonders auf wunde Stellen am Zahnfleisch.
  • Damit in Altenpflegeinrichtungen verloren gegangene oder gefundene Gebissteile möglichst schnell und eindeutig ihrer Besitzerin oder ihrem Besitzer zugeordnet werden, sollten sie unbedingt individuell (beispielsweise namentlich) gekennzeichnet werden.
  • Lassen Sie die Person ihren Mund zunächst ausspülen. Spülen Sie auch die Prothese vorher mit Wasser ab, weil sie im feuchten Zustand besser hält.
  • Wenn eine Haftcreme notwendig ist, sollten Sie diese unbedingt ausschließlich punktuell und dünn auftragen.
  • Passen Sie beim Einsetzen auf, dass Lippen, Wangen sowie Zunge dabei nicht eingeklemmt werden.
  • Drücken Sie den Zahnersatz vorsichtig an, damit er gut sitzt.
  • Um zu verhindern, dass die sich plötzlich lösende Prothese herunterfällt und im Waschbecken zerbricht, sollten Sie dieses unbedingt mit etwas Wasser füllen oder vorab ein Handtuch hineinlegen.
  • Bieten Sie der Person mit Demenz zuerst einen Becher warmes Wasser zum Ausspülen an, da dies den Zahnersatz lockert.
  • Greifen Sie die Prothese mit Daumen und Zeigefinger und wackeln Sie leicht daran.
  • Ziehen Sie leicht an der Prothese, sodass sich diese löst.
  • Auch Zahnersatz sollte zweimal täglich mit einer speziellen Prothesen-Zahnbürste und normaler Handseife gereinigt werden.
  • Es sollte keine Zahnpasta zum Einsatz kommen, weil diese zu viele Schleifpartikel enthält.
  • Man sollte das Gebiss hin und wieder mit entsprechenden Tabs in einer geschlossenen Dose reinigen.
  • Prothesen sollten möglichst häufig getragen werden. Ansonsten verformt sich der Kiefer sehr schnell, wodurch die Prothese möglicherweise nicht mehr passt.
  • Vollprothesen, insbesondere wenn nur unzureichend gereinigt, können das Infektionsrisiko erheblich steigern. Zudem besteht eine Erstickungsgefahr, wenn die Prothese über Nacht getragen wird.

Die Rolle der Pflege

Der Standard weist darauf hin, dass Mundpflege und Mundhygiene zentrale Aufgaben der Pflege sind. Weil nicht alle Probleme im Mundbereich durch pflegerische Maßnahmen behoben werden können, komme laut Expertenstandard der pflegenden Person eine zweite wichtige Aufgabe zu: Zu entscheiden, wann ein Zahnarzt hinzugezogen werden muss. Gerötetes, geschwollenes oder blutendes Zahnfleisch, anhaltender Mundgeruch, Beläge auf der Zunge oder Druckstellen durch Prothesen können Warnsignale für Infektionen oder Entzündungen sein. Mangelnde Mundhygiene kann zu Infektionen und Erkrankungen führen.

Zungenpflege

Die Zunge wird bei der täglichen Mundpflege oft vernachlässigt. Deshalb spielt die Zungenpflege (auch Zungenreinigung genannt) eine wichtige Rolle für die Mundgesundheit und gehört zur täglichen Mundpflege dazu.

Professionelle Zahnreinigung

Im Rahmen der PZR entfernt der Zahnarzt harte und weiche Beläge von den Zähnen, poliert und fluoridiert sie. Er berät darüber hinaus zur täglichen Zahnpflege und gibt Tipps zum Putzen und dem Einsatz von Utensilien wie Zahnzwischenraumbürsten. Es reicht aus, ein bis zwei Mal im Jahr eine Zahnreinigung durchführen zu lassen. Ist das Risiko für Parodontitis erhöht, sind kürzere Abstände nötig.

Mundpflege bei Palliativ-Patienten

In der Palliativpflege spielt die Mundpflege eine große Rolle dabei, das Wohlbefinden von schwerstkranken und sterbenden Menschen aufrecht zu erhalten. Die Pflegeleitlinie der Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin betont die Bedeutung einer bedürfnisorientierten, individuellen und sensiblen Mundpflege. Dabei werden verschiedene Maßnahmen und Hilfsmittel empfohlen, die Mundschleimhaut feucht zu halten und den Speichelfluss anzuregen.

Zahnärztliche Aspekte

Im Laufe einer demenziellen Entwicklung kann ein weitreichender Zahnzerfall entstehen. Erstaunlicherweise ist er praktisch schmerz- und medizinisch harmlos. Für einen schmerzlosen Zahnzerfall sprechen zudem die fehlende Kautätigkeit, die rasante Karies und die demenzielle Nichtbeachtung. Ohne Kaubewegungen gibt es keine Aufbissschmerzen. Die Karies erweicht in kurzer Zeit allfällige spitzige Kanten an den Wurzelresten. Und weil der Zahnzerfall den Betroffenen weder Angst noch Scham noch sonst irgendwelche Sorgen bereitet, verläuft er ohne Stress und bleibt subjektiv unbemerkt.

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