Die Frage, ob und inwieweit die Corona-Impfung Demenz verursachen kann, ist ein viel diskutiertes Thema. Es gibt Hinweise darauf, dass sowohl die Infektion mit dem SARS-CoV-2-Virus als auch in sehr seltenen Fällen die Corona-Impfung selbst neurologische Folgen haben können. Dieser Artikel beleuchtet die möglichen Ursachen und Zusammenhänge zwischen Corona-Impfung, COVID-19-Erkrankung und der Entwicklung von Demenz.
Neurologische Folgen von COVID-19
Eine Infektion mit dem SARS-CoV-2-Virus kann eine Reihe neurologischer Folgen haben. Charakteristische Symptome sind der Verlust des Geruchs- und Geschmackssinns. Zu den weiteren Folgen gehören Kopfschmerzen und anhaltende Müdigkeit, insbesondere wenn diese Symptome lange nach der akuten Erkrankung anhalten.
Eine Studie der Medizinischen Universität der Chinesischen Armee untersuchte über 60-Jährige, die sich Anfang 2020 in China infiziert hatten. Die Forscher konnten 1.438 Infizierte vollständig testen und die Ergebnisse mit 438 Kontrollpersonen vergleichen. Die Untersuchten mussten einfache Gedächtnis- und Kombinationsaufgaben lösen sowie Angaben zu ihrer Person und ihrer Gesundheit machen. Die Stärke der Beeinträchtigung hing dabei mit dem Schweregrad der überstandenen Infektion zusammen. Je schwerer die Krankheit verlaufen war, desto früher war ein Abbau kognitiver Fähigkeiten zu beobachten. Rund 3,3 Prozent der Corona-Überlebenden waren an Demenz erkrankt, 9,1 Prozent zeigten leichte kognitive Beeinträchtigungen.
Die genauen Ursachen, wie die Erkrankung die Beeinträchtigungen auslöst, sind noch unklar. Wahrscheinlich sind Mechanismen beteiligt, die auch zu neurologischen Symptomen wie Geruchsverlust oder Kopfschmerzen führen. Besonders problematisch ist, dass die beobachteten kognitiven Schäden im Verlauf der Zeit größer werden können.
Post-Vac-Syndrom nach Corona-Impfung
In sehr seltenen Fällen kann die Corona-Impfung andauernde Krankheitssymptome verursachen, das sogenannte Post-Vac-Syndrom. Das Risiko für starke Nebenwirkungen ist nach einer durchgemachten COVID-19-Erkrankung jedoch sehr viel höher als nach der Impfung, wie eine Studie aus Israel belegt. Nach bisherigem Kenntnisstand tritt ein Post-Vac-Syndrom nur nach 0,01 bis 0,02 Prozent aller Impfungen auf. Das Risiko für ein Post-Vac-Syndrom ist also sehr gering, und Experten vermuten, dass es genau die Menschen trifft, die sehr wahrscheinlich durch die echte Infektion ähnliche oder noch viel schwerere Symptome bekommen hätten.
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Auffällig ist, dass vom Nebenwirkungen nach einer Corona-Impfung besonders häufig jüngere, sportliche Frauen betroffen sind, so Mediziner der Uniklinik Marburg, wo es die bisher einzige Ambulanz für das Post-Vac-Syndrom gibt.
Warum es nach der Corona-Impfung zu langandauernden Beschwerden kommt, ist noch nicht vollständig geklärt. Es gibt mehrere Theorien dazu, was bei einem Post-Vac-Syndrom im Körper passiert. Die Marburger Forschenden haben ein Molekül im Visier, das eine wichtige Rolle bei der Blutdruckregulierung spielt: ACE2. Dieses Protein ist außerdem ein Rezeptor für Coronaviren - darüber gelangen die Viren in die Zellen. Besonders viel ACE2 haben jüngere, sportliche Frauen, also diejenigen, die am häufigsten ein Post-Vac-Syndrom bekommen. Aber auch das Immunsystem scheint beteiligt zu sein: Es wird durch die Infektion, aber auch durch die Impfung, stark aktiviert. Dabei kann es zu überschießenden Reaktionen kommen. Es entstehen Autoantikörper, die körpereigenes Gewebe angreifen und so Autoimmunkrankheiten auslösen.
Laut Medizinern sind die Beschwerden nach der Impfung heilbar, man muss aber Geduld aufbringen. Es gibt ein Therapieverfahren, das krankmachende Bestandteile des Immunsystems aus dem Blut fischen kann: die Immunapherese, eine Art Blutwäsche. Diese Therapie wird mancherorts durchgeführt, obwohl es dafür bislang keinen wissenschaftlichen Wirksamkeitsnachweis gibt.
Die Impfungen sind hochwirksame medizinische Maßnahmen, die in sehr seltenen Fällen krank machen können. Dennoch ist die Corona-Impfung viel ungefährlicher als eine Infektion mit SARS-CoV-2 ohne Impfschutz.
Corona-Impfung für neurologische Patienten
Neurologische Patienten sollten sich impfen lassen, da einige neurologische Krankheiten mit einem erhöhten Risiko einhergehen, dass man im Fall einer Corona-Erkrankung einen schwereren, lebensbedrohlichen Verlauf erleidet. Besonders gefährdet sind Menschen mit Demenz, da sie die Verhaltens- und Hygieneregeln oft nicht mehr befolgen können.
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Grundsätzlich werden bei den derzeit zugelassenen Impfstoffen keine aktiven Krankheitserreger verabreicht. Bei bestimmten Medikamenten gegen Multiple Sklerose kann es allerdings sein, dass sich die Impfwirkung nicht oder nicht voll entfaltet.
Aktuelle Studien deuten sogar auf eine gewisse positive Wirkung der Impfung hin. Denn bei schweren Corona-Erkrankungen spielt das Immunsystem verrückt und es kommt zu einer Überreaktion. Was die eigentlich gegen die Corona-Viren gerichtete „wild gewordene“ Abwehr gut gemeint hat, erweist sich als Bumerang und zerstört eigene Körperzellen.
Zusammenhang zwischen COVID-19 und Demenz
Eine Studie aus Dänemark untersuchte die Gesundheitsdaten von fast drei Millionen Dänen auf verschiedene neurologische Erkrankungen nach einer COVID-19-Infektion. Das Ergebnis: Etwa sechs bis zwölf Monate nach einer COVID-19-Infektion ist das Risiko größer, eine Alzheimer-Demenz oder ein Parkinson-Syndrom zu entwickeln. Allerdings ist das Risiko dafür nach einer anderen Atemwegserkrankung wie Influenza oder der bakteriellen Lungenentzündung ebenso groß.
Peter Berlit, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Neurologie, betont, dass es sich um eine bevölkerungsbasierte, statistische Studie handelt, die nicht geeignet ist, einen kausalen Zusammenhang zwischen einer COVID-19-Infektion und dem Auftreten von Alzheimer oder Parkinson zu beweisen. Gerade weil das Risiko für neurodegenerative Erkrankungen wie Alzheimer und Parkinson laut der Studie nach einer Coronainfektion nicht höher sei als bei anderen Atemwegserkrankungen, sei es wahrscheinlich eher der Infekt an sich, der das Risiko steigert.
Es scheint so zu sein, dass Infektionen dazu führen, dass sich ein Alzheimer dechiffriert. Anders sieht es allerdings bei Schlaganfällen und Thrombose aus. Die COVID-19-Infektion führt zu einer sogenannten Koagulopathie, einer Blutgerinnungsstörung, die im Fall von COVID-19 mit einer verstärkten Blutgerinnung einhergeht.
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Die Impfung gegen das Coronavirus kann das Risiko für all diese Folgeerkrankungen senken. Das Risiko für Long-COVID-Beschwerden wird durch die Impfung ebenfalls verringert, allerdings ist die Impfung einer Studie zufolge weniger effektiv als erhofft, wenn es darum geht, Long-COVID zu verhindern: Das Risiko sinkt nur um etwa 15 Prozent.
Karl Lauterbach wies bereits im Sommer auf einen Zusammenhang zwischen Corona und einer späteren Demenz hin. Ein Top-Neurologe hält eine Welle von Demenzerkrankungen als Folge für möglich. Es gibt mittlerweile viele Untersuchungen, die einen Zusammenhang zwischen Corona und Demenz zeigen. Auch experimentelle Studien haben ergeben, dass Entzündungen zu Veränderungen in der Lern- und Gedächtnisleistung führen können.
Ursachen unklar, aber Immunreaktion spielt eine Rolle
Welcher Mechanismus genau dahintersteckt, lässt sich noch nicht genau sagen. Denn die Beziehungen zwischen Immunreaktionen im Körper und Demenz seien vielfältig: Einerseits können durch eine Infektion degenerative Prozesse, die im Gehirn sowieso schon ablaufen, beschleunigt werden. Mitunter könnte der geistige Verfall aber auch neu angestoßen werden. Oder normale Alterungsprozesse des Gehirns könnten durch die Infektion in krankhafte degenerative Prozesse umgewandelt werden.
Schwere Infektionen können auch vorübergehend oder dauerhaft Organe schädigen. Allein diese Organschäden können die Gehirnfunktion nachhaltig negativ beeinflussen.
Ein weiteres Problem sei, dass bei Infektionen die Blut-Hirnschranke durchlässiger werde. Botenstoffe des Immunsystems und auch Immunzellen können vom Blut ins Gehirn übertreten und dort die Aktivität der sogenannten Mikroglia, der gehirneigenen Immunzellen, beeinflussen. Man wisse heute, dass genau diese Immunzellen eine Rolle bei der Entstehung von Alzheimer spielen.
Gerade in Mäuseversuchen hätte man deutlich gesehen, dass bei einer akuten Infektion es die gehirneigenen Immunzellen nicht mehr schaffen, Eiweißablagerungen im Gehirn zu eliminieren, die sich dort schon Jahre vor Ausbruch der Alzheimer-Krankheit ansammeln. Der Effekt: Die Immunreaktion läuft wie ein Schwelbrand immer weiter bis zu einem Punkt, an dem entzündliche Botenstoffe Nervenzellen immer weiter schädigen und die Verklumpung sogar vorantreibt.
Die Forscher der Dänischen Studie mutmaßen, dass eine Corona-Infektion eine angeborene Immunreaktion des Körpers auslöse. Durch Entzündungsprozesse könnte es dabei zu einer Anhäufung des Eiweißes β-Amyloid kommen, genau jene Eiweißablagerungen im Gehirn, die in Zusammenhang mit Alzheimer stehen.
Auch andere Viren sowie Pilze und Bakterien können das Demenzrisiko erhöhen. Voraussetzung sei aber, dass es sich um eine schwere Infektion handele.
Dennoch kann auch Heneka die Befürchtungen, wie sie auch Lauterbach geäußert hat, dass die Pandemie eine Welle von Demenzerkrankungen erzeugen könnte, nicht in Abrede stellen: „Ich halte das für denkbar, ich befürchte es sogar“, so der Mediziner. Wirklich wissen könne man es aber erst in einigen Jahren bzw. erst in Jahrzehnten.
So sei es auch nicht überraschend, dass es nach Pandemien zu neurologischen Störungen in der Bevölkerung komme und schon aus vergangenen Ereignissen bekannt: „Nach der russischen Grippe kam es zu einer Häufung von Psychosen, nach der Spanischen Grippe vermehrt zu Bewegungsstörungen“, gibt Heneka zu bedenken.
Weitere Risikofaktoren für Alzheimer
Auch wenn die genauen Ursachen noch nicht entschlüsselt sind, besteht Einigkeit darüber, dass auch der Lebensstil und die Ernährung eine Rolle bei der Demenzentwicklung spielen. So gelten folgende Punkte als Risikofaktoren:
- Diabetes
- Bluthochdruck
- Adipositas
- Bewegungsmangel
- Rauchen
- geringe Bildung
- Depression
Nicht alle Risikofaktoren lassen sich allerdings beeinflussen:
- Alter: Ab dem 60. Lebensjahr verdoppelt sich die Demenzhäufigkeit alle fünf Jahre
- Geschlecht: Frauen sind eher gefährdet als Männer
- Genetische Faktoren: Eine bestimmte Variante des ApoE-Gens beeinflusst die Wahrscheinlichkeit, an Alzheimer-Demenz zu erkranken.
Studien zu COVID-19-Impfungen und Nebenwirkungen
Eine Studie des Universitätsklinikums Tübingen untersuchte die Nebenwirkungen von COVID-19-Impfungen sowie die Erkennung von Emotionen und nonverbale Kommunikation beim Tragen von Masken. Ziel der Studie war es, Nebenwirkungen sowie die Veränderungen des Antikörperspiegels nach der ersten, zweiten und dritten Impfung zu untersuchen.
Die Ergebnisse zeigen, dass nach der ersten Impfung vor allem lokale Nebenwirkungen bei den mRNA-Impfstoffen BioNTech/Pfizer und Moderna auftraten, während systemische Nebenwirkungen bei dem Vektorimpfstoff von AstraZeneca häufiger und schwerer waren. Nach der zweiten Dosis nahm jedoch die Häufigkeit systemischer Nebenwirkungen ab, wenn AstraZeneca verabreicht wurde. Weitere Analysen zeigten eine Tendenz zu lokalen und systemischen Nebenwirkungen bei Studienteilnehmenden die jünger als 45 Jahre waren. Außerdem meldeten weibliche Teilnehmerinnen vermehrt Nebenwirkungen. Personen mit Hauterkrankungen wiesen eine höhere Wahrscheinlichkeit auf, eine lokale Nebenwirkung zu entwickeln. Ebenso wurde das Vorliegen einer kardiovaskulären Erkrankung mit einer höheren Frequenz an systemischen Nebenwirkungen in Verbindung gebracht.
Maskenpflicht und Kommunikation
Das Tragen von Gesichtsmasken, die Mund und Nase bedecken, trägt zwar zu einem besseren Infektionsschutz bei, hemmt jedoch gleichzeitig die Wahrnehmung und Zuordnung von Gesichtern und Gesichtsausdrücken. Insbesondere für Menschen mit neurologischen und psychischen Störungen stellen die fehlenden Informationen eine große Herausforderung in der Kommunikation dar.
Im Rahmen einer Studie zeigte sich, dass Maskentragen das Erkennen von Emotionen beeinflusst, wenngleich zuverlässige Rückschlüsse auf grundlegende emotionale Ausdrücke möglich bleiben. Gesichtsmasken erschweren die Erkennung von Emotionen und die soziale Interaktion. Trotzdem führen Masken zu einer Verengung der Bandbreite wahrnehmbarer emotionaler Ausdrücke - und erschweren so die zutreffende Bewertung des Gegenübers. Masken können Vorurteile verstärken und die wahrgenommene Attraktivität von Gesichtern beeinflussen.
Medin und Alzheimer
In den Blutgefäßen des Gehirns von Alzheimer-Patienten lagert sich zusammen mit dem Protein Amyloid-β auch das Protein Medin ab. Diese sogenannte Co-Aggregation haben Forschende am Deutschen Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) entdeckt. Sie konnten zeigen, dass krankhafte Veränderungen der Blutgefäße von Alzheimer-Patienten durch Medin deutlich verstärkt werden. Medin könnte ein therapeutisches Ziel sein, um vaskuläre Schäden und kognitive Verschlechterungen zu verhindern, die aus Amyloid-Ansammlungen in den Blutgefäßen des Gehirns resultieren.
Herausforderungen für Angehörige von Demenzkranken während der Corona-Pandemie
Angehörige von Menschen mit Demenz stehen aufgrund der Corona-Pandemie vor besonderen Herausforderungen. Der größte Teil der Demenzerkrankten ist hochaltrig, leidet an weiteren Erkrankungen und ist durch den Corona-Virus besonders gefährdet.
Für einen Menschen mit Demenz kann es beängstigend sein, wenn sich die Routine bzw. die üblichen Abläufe plötzlich ändern. Versuchen Sie daher, den Tag wie bisher zu strukturieren, auch wenn bestimmte Dinge wie der Besuch der Gymnastikgruppe, der Betreuungsgruppe oder des Cafés derzeit nicht möglich sind.
Das Tragen einer Alltagsmaske, die Mund und Nase bedeckt, ist derzeit in allen Bundesländern beim Einkaufen und in den öffentlichen Verkehrsmitteln Pflicht. Menschen mit Demenz verstehen aber oft nicht, warum sie eine Maske tragen sollen, und fühlen sich dadurch irritiert, wollen die Maske nicht aufsetzen oder aufbehalten. Soweit wie möglich sollten in diesem Fall der Besuch von Geschäften und die Fahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln vermieden werden.
Wenn Sie Symptome einer akuten Atemwegsinfektion haben, die durch das neue Coronavirus verursacht sein können, oder die Erkrankung wurde bei Ihnen labordiagnostisch bestätigt, sollten Sie zusätzliche Schutzmaßnahmen ergreifen und einen Mundschutz tragen. Möglichst sollte auch der oder die Demenzerkrankte einen Mundschutz aufsetzen.
Wenn Sie schwerwiegende Symptome haben, werden Sie wahrscheinlich ins Krankenhaus überwiesen und dort entsprechend behandelt. Bei weniger schwerwiegenden Symptomen müssen Sie für mindestens 14 Tage in Quarantäne bleiben, damit Sie andere Personen nicht anstecken. In beiden Fällen muss Ihr demenzerkrankter Angehöriger unweigerlich durch eine andere Person versorgt werden. Es ist sinnvoll, sich schon vorab darüber Gedanken zu machen, wer diese Aufgabe übernehmen kann.
Für Sie als Angehörige ist die aktuelle Situation eine große Herausforderung. Damit Sie Ihre eigenen Kräfte schonen, ist es wichtig, dass Sie auch für sich selbst sorgen. Nur so können Sie Ihrem demenzerkrankten Familienmitglied auch weiterhin unterstützend zur Seite stehen.
Derzeit sollten Besuche von außen weiterhin auf ein Mindestmaß beschränkt werden. Das heißt aber nicht, dass Sie völlig auf Unterstützung verzichten müssen. Suchen Sie eine gesunde Person aus Ihrer Familie/ Ihrem Umfeld, die möglichst regelmäßig und zumindest stundenweise zu Ihnen kommen kann.
Nutzen Sie die Ruhezeiten der demenzerkrankten Person, um selbst auszuruhen. Verwenden Sie diese Zeit nicht für Hausarbeiten. Versuchen Sie später, die demenzerkrankte Person bei Hausarbeiten einzubinden.
Pflegen Sie Ihre sozialen Kontakte über die verschiedenen Kommunikationskanäle: Nutzen Sie neben dem Telefon auch Videogespräche über Skype oder einen anderen Dienst, wenn Sie die technischen Möglichkeiten dafür haben.
Kognitive Beeinträchtigungen nach COVID-19
Vergesslich, unkonzentriert oder erschöpft - eine Corona-Infektion kann Spuren im Gehirn hinterlassen, an denen Betroffene über Monate und eventuell sogar Jahre leiden. Viele Menschen mit leichten Verläufen gaben an, dass sie nach der akuten Infektion kognitive Beschwerden bemerkten, die sie im Alltag stark einschränkten. Genannt würden etwa eine verringerte Konzentration und Aufmerksamkeit, Wortfindungsstörungen sowie Störungen im Kurzzeitgedächtnis oder beim planerischen Denken.
In Anbetracht der Vielzahl von Betroffenen, die sich wegen derlei kognitiver Defizite hilfesuchend an die Ambulanz wandten, startete eine Forschungsgruppe im April 2021 eine Studie zur weiteren Erforschung dieser Beschwerden. Ziel ist, die kognitiven Beschwerden des Post-Covid-Syndroms genau zu charakterisieren. Zweitens interessiert uns, ob es eine bestimmte Gruppe gibt, die besonders betroffen ist. Und natürlich beobachten wir auch den Verlauf, also wann eine Besserung eintritt.
Es werden Hirnfunktionen wie Aufmerksamkeit, Konzentration oder planerisches Denken getestet. Zusätzlich nutzen wir standardisierte Fragebögen zur Einschätzung von Fatigue und zur Kontrolle von Emotionen. Anhand der MRT-Bilder lassen sich Art und Ort der Schädigung aufspüren.
Das Risiko für kognitive Defizite, Demenz, psychotische Störungen, Epilepsie oder Krampfanfälle bleibt bei COVID-19-Patienten selbst 2 Jahre nach der Infektion leicht erhöht im Vergleich zu anderen Atemwegserkrankungen.
Die Risiken für die meisten neurologischen Erkrankungen sind auch nach Ablauf von 6 Monaten noch erhöht. Das Risiko für kognitive Defizite einschließlich Bewusstseinstrübungen beziehungsweise Brain Fog, Demenz, psychotische Störungen und Epilepsie oder Krampfanfälle war am Ende der 2-jährigen Nachbeobachtungszeit immer noch leicht erhöht.
Für einige Erkrankungen haben Kinder ein höheres Risiko. Kinder hatten nach 6 Monaten ein erhöhtes Risiko für kognitive Defizite, Schlaflosigkeit, intrakranielle Blutungen, ischämische Schlaganfälle, Nerven-, Nervenwurzel- und Plexuserkrankungen, psychotische Störungen und Epilepsie oder Krampfanfälle.
Ab der Deltavariante stieg das neurologische Risiko an. Kurz nach dem Aufkommen der Delta-Variante waren erhöhte Risiken für ischämische Schlaganfälle, Epilepsie oder Krampfanfälle, kognitive Defizite, Schlafstörungen und Angststörungen zu beobachten. Dies ging mit einer erhöhten Sterberate einher.
Ein erhöhtes Risiko für eine Demenz bei COVID-19-Patienten gebe die Studie nicht her. Es ist bekannt, dass eine latente Demenz häufig durch ein schwerwiegendes Ereignis, etwa eine COVID-19-Erkrankung, manifest wird, ohne dass es einen ursächlichen Zusammenhang gibt.
Ob die beobachteten erhöhten Risiken für psychiatrische und neurologische Erkrankungen auf die Infektion mit SARS-CoV-2 zurückzuführen sind oder vielmehr die Folge der mit einer weltweiten Pandemie verbundenen Belastung sind, kann die Studie nicht abschließend beantworten.