Demenz und nächtliche Unruhe: Ursachen, Auswirkungen und Lösungsansätze

Demenz ist ein Syndrom, das durch eine Kombination verschiedener Symptome gekennzeichnet ist und durch direkte Veränderungen im Gehirn entsteht. Zu den vielfältigen Symptomen gehören Verhaltensweisen und Handlungsmuster, die Angehörige im Betreuungsalltag belasten können. Eines der häufigsten und belastendsten Probleme ist die nächtliche Unruhe, die sowohl für die Betroffenen als auch für ihre Familien eine große Herausforderung darstellt. Dieser Artikel beleuchtet die Ursachen der nächtlichen Unruhe bei Demenz, ihre Auswirkungen auf Betroffene und Angehörige und bietet praktische Strategien und Lösungsansätze zur Verbesserung der Situation.

Symptome und Verhaltensweisen bei Demenz

Menschen mit Demenz zeigen oft typische Verhaltensweisen, die für Angehörige anstrengend sein können. Dazu gehört das wiederholte Stellen derselben Frage oder das Wiederholen von Sätzen und Handlungen. Dies ist meist kein Zeichen von böser Absicht, sondern eher ein Ausdruck von Angst, Unsicherheit oder Vergesslichkeit. Es kann hilfreich sein, den Betroffenen zu versichern, dass sie nicht allein sind, oder ihnen auf der Gefühlsebene zu begegnen, anstatt ihre Aussagen zu widerlegen.

Ein weiteres häufiges Symptom ist ein ausgeprägter Bewegungsdrang, oft begleitet von starker Unruhe. Dies kann durch innere Anspannung oder Nervosität verursacht werden, die durch krankhafte Veränderungen im Gehirn hervorgerufen werden. Das Gehen gibt den Betroffenen ein Gefühl von Selbstwert und Entscheidungsfreiheit und wirkt sich positiv auf ihre Stimmung aus. Schlafstörungen und die Unfähigkeit, Tag und Nacht zu unterscheiden, können dazu führen, dass sich dieser Bewegungsdrang auch auf die Nacht ausdehnt.

Zudem können Menschen mit Demenz Schwierigkeiten haben, Situationen und Wahrnehmungen richtig zu deuten, was zu Missverständnissen und Konflikten führen kann. Sie verstecken oft Gegenstände und beschuldigen andere des Diebstahls, wenn sie diese nicht wiederfinden. Mit dem Fortschreiten der Demenz leben die Betroffenen oft in der Vergangenheit und verhalten sich entsprechend. In solchen Fällen ist es wichtig, auf der Gefühlsebene zu reagieren und den Wahrheitsgehalt ihrer Aussagen nicht in Frage zu stellen.

Aggressives Verhalten kann ebenfalls auftreten und wird oft durch die erschwerten Lebensbedingungen und die daraus resultierende Angst ausgelöst. Um Aggressionen vorzubeugen, sollten die Auslöser identifiziert und, wenn möglich, beseitigt werden. Ablenkung kann eine sinnvolle Strategie sein, und es ist wichtig, gelassen zu bleiben und die betroffene Person zu beruhigen.

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Nächtliche Unruhe bei Demenz

Nächtliche Unruhe ist ein häufiges und belastendes Problem bei Demenz. Studien zeigen, dass etwa 60 % der Menschen mit Demenz unter Schlafstörungen leiden, wobei nächtliche Unruhe besonders häufig auftritt. Diese Unruhe kann sich in unterschiedlichen Formen manifestieren, wie etwa nächtliches Umherwandern, lautes Rufen oder ständiges Aufstehen und Hinlegen.

Ursachen der nächtlichen Unruhe

Die Ursachen für nächtliche Unruhe bei Demenz sind vielfältig und komplex.

  • Veränderungen im Gehirn: Der Abbau von Nervenzellen im Gehirn stört die innere Uhr und beeinträchtigt das Schlaf-Wach-Zentrum. Der natürliche Rhythmus gerät aus dem Gleichgewicht. Durch Veränderungen im Gehirn (v. a. im Hypothalamus) wird der natürliche Schlaf-Wach-Rhythmus gestört. Die innere Uhr „verstellt sich“ - Betroffene sind nachts unruhig und tagsüber müde.
  • Zirkadiane Störung: Bei der zirkadianen Störung ist der Biorhythmus gestört. Die Schlafphasen verteilen sich unregelmäßig über 24 Stunden. Die Ursache liegt vermutlich in der verminderten Aktivität bestimmter Hirnareale oder Erkrankungen wie Makuladegeneration (Verlust der Sehfähigkeit).
  • Verlust der zeitlichen Orientierung: Menschen mit Demenz verlieren oft das Gefühl für die Tageszeit und können Tag und Nacht nicht mehr richtig unterscheiden.
  • REM-Schlaf-Verhaltensstörung: Die REM-Schlaf-Verhaltensstörung betrifft die Traumphase: Betroffene zeigen unkontrollierte Bewegungen wie Treten, Schlagen oder Rufen - oft ohne Erinnerung daran.
  • Weitere Erkrankungen und Medikamente: Viele Menschen mit Demenz leiden unter weiteren körperlichen Erkrankungen oder nehmen Medikamente, die den Schlaf zusätzlich beeinträchtigen können.
  • Ablagerungen von Lewy-Körperchen: Ablagerungen von Lewy-Körperchen stören die Schlafregulation im Gehirn. Die Folge: fragmentierter, sehr unruhiger Schlaf mit lebhaften Träumen und nächtlicher Verwirrtheit. Die REM-Schlaf-Verhaltensstörung begünstigt Albträume. Wie bei der Lewy-Körperchen-Demenz werden auch hier die Schlafzentren im Gehirn gestört. Es kommt zu REM-Schlaf- und Durchschlafstörungen. Die Folge ist oftmals eine ausgeprägte Tagesmüdigkeit.
  • Mangel an Tagesaktivitäten: Fehlende körperliche Auslastung, Unterforderung und zu wenig Aktivität tagsüber tragen maßgeblich zu diesem Problem bei. Wenn Betroffene tagsüber nicht ausreichend beschäftigt sind, dösen sie oft vor sich hin und verfallen in Tiefschlafphasen.
  • Medikamente: Einige Medikamente können den Schlaf beeinflussen und zu unerwünschten Nebenwirkungen führen. Die gleichzeitige Einnahme mehrerer Medikamente, auch als Polypharmazie bekannt, ist besonders problematisch. Mehr als die Hälfte der über 70-Jährigen nimmt regelmäßig fünf oder mehr Medikamente ein. Es ist wichtig, dass Ärzte die Medikation sorgfältig überprüfen und gegebenenfalls anpassen. Medikamente, die die Demenz möglicherweise verstärken, wie z.B. Beruhigungsmittel, sowie Medikamente, die sich auf die Gehirnfunktion auswirken, sollten nach Möglichkeit abgesetzt werden.

Auswirkungen der nächtlichen Unruhe

Nächtliche Unruhe hat weitreichende Folgen für die Betroffenen und ihre Angehörigen.

  • Für die Betroffenen: Menschen mit Demenz, die unter nächtlicher Unruhe leiden, können oft nicht ausreichend schlafen. Sie wachen häufig auf, sind nachts aktiv und finden keinen erholsamen Schlaf. Tagsüber sind sie meist erschöpft, dösen ein und sind gerädert.
  • Für die Angehörigen: Für pflegende Angehörige ist die Situation nicht minder belastend. Sie können oft selbst nicht durchschlafen, da sie ein wachsames Ohr für die Bedürfnisse des Demenzerkrankten haben müssen. Viele Angehörige leiden unter Schlafproblemen, die über einen längeren Zeitraum anhalten. Der Schlafmangel kann bei den Angehörigen zu Nervosität, Gereiztheit, Aggressionen und Müdigkeit führen. Schnell kann in solch einer Situation das harmonische Miteinander empfindlich gestört werden.
  • Erhöhtes Sturzrisiko: Die nächtliche Unruhe bei Demenz geht mit einem erhöhten Sturzrisiko einher. Wenn Betroffene nachts umherwandern, besteht aufgrund ihrer Orientierungslosigkeit und möglicher körperlicher Einschränkungen eine große Gefahr für Unfälle und Verletzungen. Besonders problematisch ist die Situation, wenn Betroffene Medikamente einnehmen, die Nebenwirkungen wie Benommenheit oder Schwindel verursachen.
  • Belastung der Betreuungspersonen: Die Betreuung von Menschen mit Demenz, die unter nächtlicher Unruhe leiden, stellt eine enorme Herausforderung für pflegende Angehörige dar. Der gestörte Tag-Nacht-Rhythmus führt dazu, dass Angehörige oft rund um die Uhr gefordert sind. Viele Angehörige fühlen sich erschöpft und gereizt, was sich negativ auf die Betreuungssituation auswirken kann. Der soziale Rückzug und Schwierigkeiten bei der Bewältigung des Alltags sind häufige Folgen. Es ist wichtig, dass pflegende Angehörige auf ihre eigene Gesundheit achten und sich Unterstützung suchen.

Strategien zur Verbesserung des Nachtschlafs

Um den Nachtschlaf bei Menschen mit Demenz zu verbessern, gibt es verschiedene Strategien, die Angehörige und Pflegende anwenden können.

Tagesgestaltung

Eine gut strukturierte Tagesgestaltung hat einen großen Einfluss auf die Nachtruhe von Menschen mit Demenz.

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  • Aktivität am Tag: Es ist wichtig, tagsüber für ausreichend Aktivität zu sorgen, um die nächtliche Müdigkeit zu steigern. Regelmäßige körperliche Betätigung, vorzugsweise an der frischen Luft, kann dazu beitragen, den Schlaf-Wach-Rhythmus zu stabilisieren. Neben der körperlichen Aktivität ist auch die geistige Stimulation von Bedeutung. Beschäftigungsangebote wie gemeinsames Kochen, Spielen oder einfache Haushaltsaufgaben geben dem Tag Struktur und fördern einen gesunden Schlaf. Je ausgelasteter ein Mensch mit Demenz ist, umso eher wird er zur Ruhe kommen.
  • Vermeidung von Nickerchen: Es ist ratsam, längere Nickerchen am Tag zu vermeiden, da diese den nächtlichen Schlaf beeinträchtigen können.
  • Tageslicht: Tageslicht ist besonders wichtig: Wer morgens am Fenster frühstückt oder kurz an die frische Luft geht, hilft dem Gehirn, sich zeitlich zu orientieren. Im Winter kann eine Tageslichtlampe helfen. Auch Bewegung hilft - am besten draußen und zu festen Zeiten. Sie baut Spannungen ab und macht abends müde. Schlafen am Tag sollte vermieden werden: Ein Mittagsschlaf kann guttun, sollte aber 30 Minuten nicht überschreiten, da er sonst die innere Uhr zusätzlich durcheinanderbringt und den Nachtschlaf erschwert.
  • Beschäftigung: Demente Menschen sollten nicht als klassisch „krank“ angesehen werden, denen man alle Arbeiten abnehmen muss. Gerade Menschen mit Demenz brauchen eine Tagesstruktur und eine Beschäftigung. um nachts nicht zum Nachtwanderer zu werden sondern ruhig schlafen zu können.Menschen mit Alzheimer fallen oftmals aus Langeweile und Unterforderung tagsüber in einen Dämmerschlaf und benötigen somit nachts weniger Schlaf. Werden die Betroffenen am Tage ausreichend gefordert und aktiviert, kann dafür gesorgt werden, dass sie tagsüber nicht mehr und dafür nachts besser und länger schlafen.
  • Art der Beschäftigung:Spaziergänge an der frischen Luft sind sehr gut geeignet. Zum einen sind die Pflegebedürftigen körperlich aktiv und zum anderen wird mit dem Tageslicht die Tageszeit signalisiert.Dazu zählen auch Spiele und Gedächtnistraining. Mittlerweile gibt es viele spezielle Aktivierungs-Spiele, speziell um Menschen mit Demenz zu aktivieren und zu fördern. Eine schöne Idee sind auch die Gelingt-immer-Puzzle, die ein frustrationsfreies Spielen gewähren, da die Puzzleteile immer passen, egal wie sie gelegt werden. So können Erfolgserlebnisse erzeugt werden.Demenziell veränderte Frauen können noch in viele Hausarbeiten mit eingebunden werden. Kartoffeln schälen, Staub saugen, Servietten falten, beim Kochen oder Backen helfen. Männer mit Demenz können vielleicht bei technischen Arbeiten mithelfen. Hier ist immer wichtig herauszufinden, was dem Betroffenen Spaß macht, wo er sich engagieren kann. Menschen die ohne Demenz schon keinen Spaß an Bastelarbeiten hatten, werden es mit Demenz vermutlich auch nicht mehr bekommen.Menschen mit Demenz suchen nach Berührung, wollen ertasten.
  • Rituale und Tagesstruktur: Für demente Menschen ist eine geordnete Tagesstruktur ganz wichtig. Sie können sich daran orientieren. Deshalb sollten zum Beispiel die Mahlzeiten immer zur gleichen Uhrzeit eingenommen werden. Rituale wie zum Beispiel ein Tischgebet signalisieren, dass jetzt gegessen wird. Zur Tagesstruktur kann auch das tägliche gemeinsame Kochen gehören. Die Betreuungsperson sollte darauf achten, dass aufregende Aktivitäten nicht mehr am Abend durchgeführt werden. Der Abend sollte ruhig und entspannt eingeleitet werden, so dass auch der Mensch mit Alzheimer herunterfahren kann. Zu frühes Ins-Bett-gehen kann auch wiederum dazu führen, dass der Betroffene nachts wieder viel zu früh aufwacht. Hier muss ausgelotet werden, was die ideale Schlafenszeit ist, um ein Durchschlafen zu erlangen.

Schlafumgebung

Die Gestaltung einer angenehmen Schlafumgebung ist entscheidend für einen erholsamen Nachtschlaf.

  • Dunkelheit und Licht: Das Schlafzimmer sollte gut abgedunkelt sein, um die Produktion des Schlafhormons Melatonin zu fördern. Allerdings ist bei Menschen mit Demenz eine totale Finsternis nicht empfehlenswert, da dies zu Orientierungslosigkeit und Angstzuständen führen kann. Ein sanftes Nachtlicht kann zusätzlich helfen, Orientierung zu bieten, ohne den Schlaf zu beeinträchtigen. Am Tag darf es ruhig hell sein. Abends sollte das Licht dagegen gedimmt werden, damit der Körper Melatonin produzieren und zur Ruhe kommen kann. Nachtlichter mit Bewegungsmeldern helfen, sich bei Dunkelheit zu orientieren, ohne durch grelles Licht aufgeweckt zu werden.
  • Temperatur und Komfort: Die Raumtemperatur sollte angenehm sein, wobei die individuellen Bedürfnisse zu berücksichtigen sind. Kalte Füße können den Schlaf beeinträchtigen, daher kann ein Wärmekissen hilfreich sein. Wer kalte Füße hat, kann schlechter einschlafen. Mit Bettsocken kann da nachgeholfen werden. Überhaupt sorgt Kälte eher für ein ungutes Gefühl. Eine Wärmflasche im Bett kann deshalb beruhigend und entspannend wirken. Entspannungsbäder am Abend sorgen gleichzeitig für Ruhe und für Wärme.
  • Ruhe: Es ist wichtig, das Schlafzimmer so ruhig wie möglich zu gestalten und neue Geräuschquellen zu vermeiden. Eine ruhige, dunkle Umgebung ohne störende Geräusche unterstützt den Schlaf.
  • Weitere Aspekte:Bett und Matratze können ebenfalls für nächtliche Unruhe sorgen. Menschen mit Demenz müssen sich selbst spüren. Leider geht dieses Gefühl nachts oftmals verloren, der Mensch mit dem dementiellen Syndrom wird ängstlich, nervös und unruhig, da er sich selbst nicht mehr richtig spürt. Er „sucht nach sich“, sucht nach Berührung, will sich wahrnehmen. Um sich besser spüren zu können, hilft bei manchen Betroffenen schon eine schwerere Bettdecke, sogenannte Gewichtsdecken.Auch auf die richtige Matratze kommt es an. Sie sollte nicht zu weich sein, da auch hier das Körpergefühl verloren gehen kann. Außerdem ist bei zu weichen Matratzen das Drehen im Bett viel schwerer und mit viel mehr Eigenaufwand verbunden, als bei etwas härteren Matratzen. Bei weichen Matratzen liegt es sich manchmal wie in einer Kuhle, das mag zwar angenehm sein, aber die demenziell veränderten Menschen haben eben oft nicht mehr die Kraft, um selbst die Position zu verändern und werden damit automatisch wach. Und ist der Betroffene erst einmal wach, kann es dauern, bis er wieder einschläft.

Abendroutinen

Feste Abendroutinen können Menschen mit Demenz helfen, sich auf die Nachtruhe vorzubereiten.

  • Beruhigende Aktivitäten: Beruhigende Aktivitäten wie Vorlesen, sanfte Musik hören oder leichte Entspannungsübungen können den Körper auf den Schlaf einstimmen.
  • Schlafhygiene: Ein ruhiger Ausklang des Tages hilft vielen Menschen mit Demenz dabei, besser zur Ruhe zu kommen und in den Schlaf zu finden. Deshalb gilt: keine Reizüberflutung am Abend. Laute Fernsehsendungen, hektische Gespräche oder zu helles Licht sollten vermieden werden. Stattdessen helfen feste Routinen dabei, Sicherheit zu geben. Ein Tee, leise Musik, eine kleine Geschichte oder einfach gemeinsames Zähneputzen können Signale dafür sein, dass jetzt die Nacht beginnt.
  • Snack vor dem Schlafengehen: Eine kleine Zwischenmahlzeit vor dem Schlafengehen kann hilfreich sein, um nächtlichen Hunger zu vermeiden. Dabei sollten fett- und eiweißreiche Snacks wie fetter Quark, Joghurt ohne Zucker oder Vollkornbrot mit Käse bevorzugt werden.
  • Aromapflege: Aromapflege kann ebenfalls zur Entspannung beitragen. Man kann ätherische Öle wie Lavendel, Melisse oder Kamille in einem Diffusor verwenden oder auf ein Kissen tropfen, um eine beruhigende Umgebung zu schaffen.
  • Getränke: Auch über die Getränke kann viel gesteuert werden. Koffeinhaltiger Kaffee und Tee sollten nicht zu spät am Nachmittag gegeben werden. Sie würden den Kreislauf des dementen Menschen eher anregen. Auch abends sollte nicht zu viel Flüssigkeit verabreicht werden, damit der Betroffene nachts nicht unnötig oft zur Toilette gehen muss. Manchen dementiell Veränderten hilft auch ein kleiner Schlaftrunk, wie zum Beispiel heiße Milch mit Honig. Alkohol kann auch zur Störung des Nachtschlafs beitragen.

Hilfsmittel und Unterstützung

  • Ärzte und Pflegedienste: Bei der Bewältigung der nächtlichen Unruhe bei Demenz spielen Ärzte und Pflegedienste eine wichtige Rolle. Sie können wertvolle Unterstützung und Beratung bieten, um den Tag-Nacht-Rhythmus wiederherzustellen und den Umgang mit Demenzkranken zu erleichtern.
  • Ambulante Pflegedienste: Ambulante Pflegedienste leisten einen unverzichtbaren Beitrag dazu, dass Menschen mit Demenz weiterhin zu Hause leben können. Sie bieten Hilfen im Haushalt sowie bei der Grundpflege an. Die Kosten dafür werden in erster Linie von der Pflegekasse übernommen, wobei je nach Umfang des Pflegebedarfs eine Zuzahlung erforderlich sein kann.
  • Hilfsmittel: Um die nächtliche Unruhe bei Demenz zu reduzieren und die Sicherheit der Betroffenen zu erhöhen, können verschiedene Hilfsmittel eingesetzt werden. Diese tragen dazu bei, die Selbstbestimmung und Lebensqualität von Menschen mit Demenz zu verbessern. Bei der Auswahl der richtigen Hilfsmittel können Fachkräfte, Ergotherapeuten oder Mitglieder einer Angehörigengruppe beraten.
  • Unterstützungsangebote für Angehörige: Die Pflege und Betreuung von Menschen mit Demenz, insbesondere wenn sie unter nächtlicher Unruhe leiden, kann für Angehörige sehr belastend sein. Viele dieser Angebote können zumindest teilweise aus Leistungen der Pflegeversicherung finanziert werden. Es gibt jedoch verschiedene Möglichkeiten der Pflegeunterstützung, die Angehörige entlasten können. Eine wichtige Unterstützung sind ambulante Pflegedienste, die regelmäßige Besuche durchführen und bei der Pflege helfen können. Eine weitere Möglichkeit ist die Inanspruchnahme von Tagespflegeeinrichtungen, in denen Demenzkranke tagsüber betreut werden. Dies gibt den pflegenden Angehörigen die Möglichkeit, sich zu erholen oder andere wichtige Aufgaben zu erledigen. Zusätzlich gibt es Selbsthilfegruppen und Beratungsstellen, die pflegenden Angehörigen Unterstützung und Austausch bieten. Wenn die Gefahr besteht, dass pflegende Angehörige darunter leiden, dass der demente Mensch Tag und Nacht durcheinander bringt und deshalb selbst nicht mehr richtig schlafen, sollte daran gedacht werden, selbst eine Auszeit zu nehmen. Niemand kann auf Dauer sinnvoll pflegen, wenn ein permanenter Schlafentzug vorherrscht. Denken Sie daran, andere Familienangehörige immer wieder zu bitten, die häusliche Pflege aushilfsweise für Sie zu übernehmen. Außerdem kann eine Tagespflege in Anspruch genommen werden, um wenigstens tagsüber mal für sich selbst Ruhe zu finden. Die Nachtpflege soll immer weiter ausgebaut werden.

Medikamentöse Behandlung

  • Ärztliche Beratung: Medikamente sollten immer in Absprache mit einem Arzt eingenommen werden, um Nebenwirkungen und Risiken zu minimieren. Medikamente zur Beruhigung sollten nur gezielt und nach Rücksprache mit Ärztin oder Arzt eingesetzt werden, da sie Risiken wie Stürze oder zusätzliche Verwirrtheit mit sich bringen können.
  • Beruhigungsmittel (Sedativa): Beruhigungsmittel wie Benzodiazepine (z.B. Lorazepam) können helfen, die nächtliche Unruhe zu reduzieren und den Schlaf zu fördern. Diese Medikamente wirken, indem sie das zentrale Nervensystem beruhigen.
  • Antipsychotika: Bei schweren Fällen von Unruhe oder aggressivem Verhalten können Antipsychotika wie Risperidon oder Olanzapin verschrieben werden. Diese Medikamente helfen, die psychotischen Symptome wie Verwirrtheit und Halluzinationen zu reduzieren.
  • Antidepressiva: Manche Antidepressiva, wie z.B. Mirtazapin oder Trazodon, haben eine beruhigende Wirkung und können den Schlaf fördern. Sie sind besonders hilfreich, wenn die nächtliche Unruhe mit Angst oder Depression einhergeht.
  • Schlafmittel (Hypnotika): Schlafmittel wie Zolpidem oder Zopiclon können kurzfristig eingesetzt werden, um den Schlaf zu verbessern.
  • Melatonin: Melatonin, ein Hormon, das den Schlaf-Wach-Rhythmus reguliert, kann bei Schlafstörungen hilfreich sein. Es wird oft bei älteren Menschen verwendet, da sie häufig einen Mangel an diesem Hormon haben.

Hausmittel

Sanfte Hausmittel können helfen, die nächtliche Unruhe bei Demenz zu lindern und eine ruhige, erholsame Nacht zu fördern.

  • Kräutertees: Kräutertees wie Kamillentee oder Baldriantee haben beruhigende Eigenschaften und können helfen, den Schlaf zu fördern.
  • Aromatherapie: Man kann ätherische Öle wie Lavendel, Melisse oder Kamille in einem Diffusor verwenden oder auf ein Kissen tropfen, um eine beruhigende Umgebung zu schaffen.
  • Warme Milch mit Honig: Ein altes Hausmittel gegen Schlafstörungen ist warme Milch mit Honig.
  • Beruhigende Musik: Das Hören von sanfter, beruhigender Musik oder Naturklängen kann eine entspannende Atmosphäre schaffen und dabei helfen, die nächtliche Unruhe zu lindern.
  • Entspannungsübungen: Einfache Entspannungsübungen wie progressive Muskelentspannung oder sanftes Dehnen können helfen, den Körper zu beruhigen und die Schlafbereitschaft zu erhöhen.
  • Gewichtdecken: Schwere Bettdecken, die einen sanften, gleichmäßigen Druck auf den Körper ausüben, können ein Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit vermitteln.
  • Wärmekissen: Ein warmes Kissen oder eine Wärmflasche im Bett kann helfen, den Körper zu entspannen und die Schlafbereitschaft zu fördern.

Sicherheit

Bei sturzgefährdeten Menschen ist für optimale Sicherheit zu sorgen, wenn sie nachts desorientiert das Bett oder den geschützten Raum verlassen. Hier leisten Trittmatten oder ein Bettkantenalarm gute Dienste. Um zu verhindern, dass orientierungslose und weglaufgefährdete Menschen mit Demenz unbemerkt das Haus verlassen, kann die Haustür durch einen Alarm gesichert werden, welcher entweder unaufdringlich und wohltönend wie ein Glockenspiel ist oder am besten nur von den Pflegeverantwortlichen gehört werden kann.

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