Was wollte ich nochmal gleich im Keller? Diese Frage kennen viele. Manchmal lässt uns unser Gedächtnis im Stich: Wir verlegen die Autoschlüssel oder vergessen einen Geburtstag. Vergesslichkeit in Maßen ist völlig normal. Die Frage ist, ab wann wird es ernst? Kann man Vergesslichkeit messen? Und: Kann ich überhaupt etwas gegen Gedächtnisstörungen tun?
Unser Gehirn arbeitet Tag und Nacht. Mehr als hundert Milliarden Nervenzellen sind pausenlos dabei, Informationen aufzunehmen, weiterzuleiten, zu verarbeiten und zu speichern. Alle Eindrücke werden an speziellen Übergangszonen - den sogenannten Synapsen - von Nervenzelle zu Nervenzelle weitergegeben. Was unser Gehirn als wichtig erachtet, wird gespeichert: im Gedächtnis, aus dem wir bewusst oder unbewusst Informationen wieder abrufen können - wir erinnern uns.
Wie funktioniert unser Gedächtnis?
Wichtiges wird zunächst im Kurzzeitgedächtnis gespeichert; aus dem es nach einiger Zeit wieder verschwindet, wenn wir es nicht weiter aufarbeiten. Das Kurzzeitgedächtnis kann man mit dem Arbeitsspeicher eines Computers vergleichen.
Rufen wir Dinge aus unserem Kurzzeit- oder Arbeitsspeicher häufiger ab - etwa beim Lernen von Vokabeln, beim Einstudieren eines Musikstückes, aber auch wenn Kinder Radfahren oder Schwimmen lernen - wandert es nach einiger Zeit ins Langzeitgedächtnis. Dort können wir es auch nach Jahren noch abrufen.
Manchmal erinnern wir uns an Erlebnisse oder Eindrücke von ganz früher, inklusive Gerüchen oder Geräuschen - „als ob es gestern gewesen wäre“. Wer einmal Schwimmen gelernt hat, kann es auch nach Jahren noch, selbst wenn er es lange nicht mehr praktiziert hat - das Gehirn hat die motorischen Abläufe langfristig abgespeichert.
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Warum vergessen wir?
Ebenso wie unser Körper unterliegt unser Gehirn natürlichen Schwankungen, was seine Leistungsfähigkeit angeht. Manchmal ist es überfordert: Zu Zeiten, in denen wir Stress haben, krank sind, ungenügend schlafen oder zu viele Eindrücke gleichzeitig auf uns einstürmen, merken wir uns Informationen nicht mehr, oder wir vergessen sie schnell wieder - der Arbeitsspeicher ist voll. Das passiert Kindern ebenso wie Erwachsenen, jungen wie alten Menschen.
Der Erstklässler lässt seinen Turnbeutel in der Schule liegen, die Arbeitskollegin verpasst einen wichtigen Termin, der Senior irrt sich zwischendurch im Wochentag - in gewissem Maß ist Vergesslichkeit „normal“, denn: Kinder müssen viele Dinge auf einmal neu lernen und sind manchmal mit der Informationsflut schlicht und einfach überfordert. Im Berufsleben herrscht hoher Leistungsdruck, oft wird aufgrund der Aufgabenflut die Kapazitätsgrenze überschritten. Altersbedingt nimmt unsere Gehirnleistung ab, da immer weniger Nervenzellen immer langsamer arbeiten.
Sobald sich die Umstände ändern - der Stresspegel sinkt oder wir genug geschlafen haben - erinnern wir uns wieder oder können uns Dinge wie üblich merken. Diese Form der Vergesslichkeit ist reversibel.
Wann wird Vergesslichkeit zum Problem?
Ernst wird Vergesslichkeit dann, wenn sie immer häufiger und über einen längeren Zeitraum auftritt, sich immer weiter verschlechtert und noch andere Zeichen wie etwa Orientierungslosigkeit oder Wortfindungsstörungen hinzukommen. Dann spricht man von Hirnleistungsstörung oder Demenz.
Betroffene können Informationen dann nicht mehr aus ihrem Gedächtnis abrufen, weder aus dem Kurzzeit- noch aus dem Langzeitgedächtnis; sie erinnern sich nicht mehr. Das heißt, sie erinnern sich nicht daran, was sie vor ein paar Minuten gefragt haben, oder wo sie als Kind gewohnt haben oder mit wem sie jahrelang verheiratet waren. Man spricht in diesem Fall von Gedächtnisstörung oder fachsprachlich Amnesie. Zu einer Demenz gehören jedoch neben der Vergesslichkeit noch andere Krankheitszeichen.
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Was ist Demenz?
Der Begriff Demenz kommt vom Lateinischen dementia/demens und bedeutet so viel wie „Unverstand“ beziehungsweise „verrückt“ oder „ohne Geist“. Unter Demenz versteht man eine Störung der Hirnleistung, bei der die Betroffenen ihre kognitiven Fähigkeiten nach und nach einbüßen; das heißt, durch krankhafte Veränderungen im Gehirn können Informationen immer weniger verarbeitet werden.
Die Demenz ist keine einheitliche Erkrankung, sondern ein Sammelbegriff für krankhafte Vergesslichkeit unterschiedlicher Ursachen. Gemeinsam ist allen Demenzformen, dass Nervenzellen zugrunde gehen, die für das Gedächtnis unverzichtbar sind.
Formen der Demenz
Es gibt rund 50 verschiedene Formen der Demenz. Primäre Demenzen haben hirnorganische Ursachen und treten in rund 90 Prozent der Fälle auf. Die häufigste ist die Demenz bei der Alzheimer-Erkrankung, bei der zunächst die Informationsweiterleitung an den Übergangszonen der Nervenzellen gestört ist und nach und nach die Nervenzellen ganz absterben. Daneben kommt häufig eine vaskuläre Demenz vor, für die Durchblutungsstörungen im Gehirn verantwortlich sind. Auch im Spätstadium einer Parkinson-Erkrankung kann eine Demenz auftreten. Primäre Demenzen sind nicht heilbar.
Demenzen ohne hirnorganische Ursachen werden als sekundäre Demenzen bezeichnet. Ursachen hierfür können etwa ein Unfall mit einer Kopfverletzung, ein Tumor oder ein Schlaganfall sein, aber auch die regelmäßige Einnahme von Drogen oder starker Alkoholkonsum. Auch starke emotionale Belastungen oder chronischer Stress können zu Hirnleistungsstörungen führen. Im Unterschied zu den primären Demenzen bilden sich diese Demenzen in der Regel zurück, wenn die Ursache behandelt wird.
Die häufigste Form der Demenz ist die Alzheimer-Demenz. Am zweithäufigsten kommt die gefäßbedingte (vaskuläre) Demenz vor und an dritter Stelle steht die Kombination aus Alzheimer und vaskulärer Demenz. Eine weitere wichtige Demenz ist die frontotemporale Demenz.
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Alzheimer-Demenz
Alzheimer - korrekt Morbus Alzheimer - ist eine Erkrankung des Gehirns, an der in Deutschland derzeit mehr als eine Million Menschen leiden. Tendenz steigend - jedes Jahr kommen etwa 200 000 neue Fälle dazu. Die Alzheimer-Erkrankung tritt in der Regel als Alterserscheinung auf, meist nach dem 65. Lebensjahr.
Da das wichtigste Zeichen einer Alzheimer-Erkrankung eine fortschreitende Demenz ist, wird die Erkrankung oft auch Alzheimer-Demenz genannt. Von allen Demenzformen ist die Alzheimer-Demenz die häufigste: rund Zweidrittel der Demenzkranken leiden daran, Frauen doppelt so häufig wie Männer.
Die Erkrankung an Alzheimer führt zu einer fortschreitenden und unumkehrbaren (irreversiblen) Zerstörung von Gehirnzellen. Die geistige Leistungsfähigkeit der Patient*innen nimmt stetig ab, dabei verändert sich auch die Persönlichkeit der Alzheimer-Kranken. Warum die Gehirnzellen bei der Alzheimer-Demenz absterben, ist bislang nicht vollständig geklärt. Man weiß aber, dass mehrere Veränderungen im Gehirn mit dem Absterben der Zellen zusammenhängen. Dazu gehören Ablagerung bestimmter Eiweiße und eine Verringerung des Botenstoffes Acetylcholin, der für das Funktionieren des Gedächtnisses verantwortlich ist. In etwa zwei Prozent der Fälle ist die Alzheimer-Demenz genetisch bedingt. Bei den restlichen 98 Prozent spielt die erbliche Veranlagung eher eine untergeordnete Rolle. Selbst eine Demenzerkrankung bei Verwandten ersten Grades - Eltern, Kindern oder Geschwistern - erhöht das individuelle Risiko kaum. Schwere Kopfverletzungen oder Schlaganfälle können das Demenzrisiko jedoch erhöhen.
Vaskuläre Demenz
Die vaskuläre oder gefäßbedingte Demenz ist eine Folge von Erkrankungen der Blutgefäße im Gehirn. Die Erkrankung der Hirngefäße führt zu Durchblutungsstörungen und damit zu einem Sauerstoffmangel im Hirngewebe. Wenn die Durchblutungsstörungen andauern, sterben die schlecht durchbluteten Gehirnregionen ab. Es kommt zu kognitiven Störungen, die einer Alzheimer-Demenz ähneln. Zusätzlich leiden Patient*innen mit vaskulärer Demenz häufig an körperlichen Beschwerden. Die häufigsten Ursachen für die vaskuläre Demenz sind hoher Blutdruck, Herzkrankheiten, Diabetes mellitus und Rauchen.
Frontotemporale Demenz
Die frontotemporale Demenz ist eine Erkrankung, bei der in erster Linie Nervenzellen im Stirnhirn (Frontallappen) und im Schläfenlappen (Temporallappen) untergehen. Menschen mit einer frontotemporalen Demenz haben vor allem ein verändertes Sozialverhalten. Sie können ihr Verhalten schlechter kontrollieren als Gesunde. Die frontotemporale Demenz beeinträchtigt darüber hinaus das Sprachverständnis der Patient*innen.
Im Vergleich zu anderen Demenzformen bricht die frontotemporale Demenz häufig sehr früh im Leben der Patientinnen aus. Die ersten Symptome der frontotemporalen Demenz treten meist im Alter zwischen 40 und 65 Jahren auf. Es gibt aber auch Patientinnen, die bereits im Alter von 20 Jahren oder erst ab einem Alter von 85 Jahren Symptome zeigen. Die Ursachen der frontotemporalen Demenz sind nicht bekannt. Bei einem Teil der Betroffenen gibt es Hinweise auf eine erbliche Veranlagung.
Symptome der Demenz
Das Krankheitsbild der Demenz ist nicht eindeutig, sondern fasst bestimmte Symptome zusammen. Diese können alle bei einem einzelnen Patienten auftreten, aber auch nur einige davon. Allgemein wird unter Demenz ein fortschreitender Zustand beschrieben, bei dem die Leistungsfähigkeit des Gedächtnisses immer weiter abnimmt. Eine Demenz beginnt immer schleichend. Das unterscheidet sie vom Delir, einem akuten Auftreten vom Verlust kognitiver Fähigkeiten.
Am besten untersucht sind die Symptome der Alzheimer-Demenz, die der vaskulären Demenz sehr ähnlich sind. Nach ihren Symptomen unterscheidet man drei Stadien der Alzheimer-Demenz:
- Leichte Alzheimer Demenz: Die ersten Symptome der Alzheimer-Erkrankung sind unauffällig: Vergesslichkeit, Gedächtnislücken und Stimmungsschwankungen Die Betroffenen reagieren langsamer und haben Schwierigkeiten Neues zu lernen. Sie hören mitten im Satz auf zu sprechen und führen einen Gedanken nicht zu Ende. Die Betroffenen sind sich ihrer zunehmenden Probleme bewusst und leiden darunter. Sie können mit Wut, Angst, Beschämung oder depressiven Verstimmungen reagieren.
- Mittelschwere Alzheimer Demenz: Spätestens in diesem Stadium müssen die Patient*innen ihren Beruf und das Autofahren aufgeben. Sie sind nun zunehmend auf Unterstützung bei der Körperhygiene, dem Gang zur Toilette sowie Essen und Trinken angewiesen. Sie verlieren zunehmend die Orientierung und das Zeitgefühl. Sie haben häufig die Namen naher Verwandter vergessen. Sie sprechen undeutlich. Ihre Aussagen sind inhaltsleer. Es kann zu Stimmungsschwankungen, Aggressionen und Depressionen kommen.
- Schwere Alzheimer Demenz: Patientinnen im Spätstadium der Alzheimer Demenz müssen Vollzeit gepflegt und betreut werden. Sie erkennen die eigenen Familienmitglieder nicht mehr, können sich nicht mehr verbal verständigen. Es treten vermehrt körperliche Symptome wie Schwäche, Schluckstörungen oder der Verlust der Kontrolle über Blase und Darm auf. In Einzelfällen kommt es zu epileptischen Anfällen. Die Patientinnen werden bettlägerig und anfällig für Infektionen.
Symptome der frontotemporalen Demenz
Die Symptome der frontotemporalen Demenz können stark variieren - je nachdem welche Bereiche des Gehirns geschädigt werden.
- Verhaltensbetonte Variante der frontotemporalen Demenz: Wenn die Schäden vor allem im Frontallappen auftreten, verändert sich zuerst die Persönlichkeit und das Verhalten der Betroffenen. Die Patient*innen wirken unkonzentriert, desinteressiert und achtlos. Die frontotemporale Demenz kann auch zu einem Verlust des Takt- und Mitgefühls führen. Die Betroffenen können mitunter ihre Gefühle nicht mehr kontrollieren und reagieren enthemmt. Auch die Körperhygiene und das Essverhalten können sich verändern. Wenn die Demenz weiter fortschreitet, kommt es zunehmend zu Sprachstörungen.
- Sprachbetonte Variante der frontotemporalen Demenz: Hier kommt es zu Sprachstörungen. Die Patient*innen haben Wortfindungsstörungen, machen auffällige Grammatikfehler oder haben Probleme beim Sprachverständnis. Wenn die frontotemporale Demenz weiter fortschreitet, treten die oben beschriebenen Verhaltens- und Persönlichkeitsveränderungen auf.
In späteren Stadien der frontotemporalen Demenz kommen Gedächtnisstörungen und weitere geistige Einschränkungen hinzu, die schließlich dazu führen, dass die Patient*innen pflegebedürftig und bettlägerig werden.
Warnzeichen für Demenz
Es gibt einige Zeichen, die darauf hindeuten, dass Sie es eventuell mit einer Demenzerkrankung zu tun haben. Achten Sie auf folgende Warnhinweise:
- Betroffene werden zunehmend vergesslicher
- erinnern häufiger einfache Wörter nicht mehr
- sind immer wieder räumlich oder zeitlich desorientiert
- leiden an plötzlichen Stimmungsschwankungen
- verändern sich in ihrer Persönlichkeit: Freundliche werden aggressiv, Aktive apathisch
- ziehen sich aus dem sozialen Leben zurück
- legen Gegenstände an falschen Orten ab
Weitere Symptome, die auf ein Frühstadium hinweisen können:
- Den Geburtstag verpasst? Den Namen vergessen? Das passiert jedem mal.
- Im Alter werden Menschen oft empfindlicher und wählerischer.
- Weitere Veränderungen der Persönlichkeit können jedoch auch in die andere Richtung tendieren: Oft sind vor allem betagte Menschen sehr müde.
- Wer plötzlich nichts mehr riecht oder den Geschmackssinn verliert (beides ist ja aneinander gekoppelt), sollte sich Gewissheit über den Auslöser verschaffen.
- Dieses Symptom kann sich im Verlauf der Erkrankung verstärken. Zu Beginn sind es oft eher Bilder aus der Vergangenheit, die sich mit dem aktuellen Geschehen mischen und man glaubt zum Beispiel, in der Pflegerin die eigene Mutter zu erkennen. Wahnvorstellungen können beispielsweise sein: Der Postbote unterschlägt wichtige Briefe oder die Nachbarn verärgern den Patienten mit Absicht.
- Ihr Angehöriger findet sich auf einmal nicht mehr in der gewohnten Umgebung zurecht und ist überrascht, wenn Sie zur vereinbarten Zeit erscheinen. Oder er vergisst gehäuft, welcher Tag genau ist bzw. Termine werden immer wieder in Frage gestellt. Er könnte sogar in seiner eigenen Straße stehen und die Orientierung verloren haben.
- Komplexe Zusammenhänge werden nicht mehr erkannt, die vorher noch gut funktioniert haben. So klappen gewohnte Handlungen aus dem täglichen Leben nicht mehr. Das Einkaufen wird zur Herausforderung, und ein Taxi zu rufen wird zur unüberwindbare Hürden. Achtung bei Gefahrenquellen: Bügeleisen werden nicht mehr ausgeschaltet, die Herdplatte wird angelassen, die Tür nicht abgeschlossen bzw.
- Viele Menschen nehmen wahr, dass sie nicht mehr so leistungsfähig sind und versuchen dies zu verbergen. So schränken sie ihren Aktivitätsradius ein: Die Skatrunde wird abgesagt, weil das Busfahren zu schwierig ist oder es werden immer wieder Angehörige um die Erledigung von Einkäufen gebeten, weil man es sich nicht mehr zutraut.
Wichtig zu wissen: Diese Anzeichen bedeuten nicht, dass Sie DEFINITIV an Demenz erkrankt sind. Es sind erste Warnhinweise, denen man nachgehen sollte.
Risikofaktoren für Demenz
Die Ursachen für Alzheimer und viele andere Demenzerkrankungen sind noch nicht abschließend geklärt. Man kennt aber viele Faktoren, die das Risiko für eine Demenz erhöhen. Zu diesen Risikofaktoren gehören:
- Kopfverletzungen
- übermäßiger Alkoholkonsum
- Feinstaubbelastung
- mangelnde Bildung
- Übergewicht
- Bluthochdruck
- eingeschränkte Hörfähigkeit
- Rauchen
- Diabetes
- Depressionen
- Bewegungsmangel
- Mangel an sozialen Kontakten
Diagnose von Demenz
Sie sind beunruhigt, weil Sie ständig etwas vergessen? Wenn Sie unsicher sind, ob sich Ihre Vergesslichkeit in einem normalen Rahmen bewegt, sprechen Sie mit Ihrem Hausarzt. Er wird Sie befragen und körperlich untersuchen. Sie haben einen Angehörigen, bei dem Sie immer wieder Gedächtnislücken entdecken? Das ist ein heikles Thema, da viele Betroffene aus Scham dazu neigen, eine beginnende Demenz zu leugnen und Unterstützung abzulehnen. Hier gilt es sensibel und empathisch vorzugehen und die Menschen dazu zu bringen, in ihrem eigenen Interesse frühzeitig einer beginnenden Demenz entgegenzuwirken.
Wenn eines oder mehrere dieser Anzeichen bei Ihnen oder einem Familienmitglied wiederholt auftreten, sollten Sie ärztlichen Rat einholen. So können Sie frühzeitig Hilfe bekommen, wenn es sich um eine beginnende Alzheimer-Krankheit oder eine andere Form der Demenz handelt.
Die Diagnose von Demenzerkrankungen lässt sich bei den meisten Betroffenen mit einfachen Mitteln stellen. Auch die Alzheimer-Krankheit kann mit geringem diagnostischen Aufwand gut erkannt werden. Die Ärztin oder der Arzt muss bei Patientinnen und Patienten mit Störungen des Gedächtnisses, der Orientierung, der Sprache oder des Denk- und Urteilsvermögens eine sorgfältige Untersuchung durchführen, um behebbare Ursachen dieser Leistungsstörungen auszuschließen, einen individuell abgestimmten Behandlungsplan zu entwerfen und die Betroffenen und ihre Familien aufzuklären und zu beraten. Sofern Warnsignale vorliegen, zum Beispiel Vergesslichkeit für wiederkehrende Ereignisse und alltägliche Begebenheiten, Wortfindungsstörungen oder Orientierungseinbußen, sollte ein Arzt aufgesucht werden. Gerade bei leichten, beginnenden Einbußen ist es empfehlenswert, - nach Absprache mit dem Hausarzt - einen Facharzt (Neurologe bzw. Psychiater) oder eine Gedächtnissprechstunde aufzusuchen.
Das Arztgespräch bei einer Untersuchung auf Demenz
Bei Symptomen, die den Verdacht auf Alzheimer oder eine andere Demenzerkrankung aufkommen lassen, müssen sich der Arzt oder die Ärztin zunächst ein Bild vom Leben der Patientin oder dem Patienten machen. Dabei werden folgende Punkte besprochen:
- schwerwiegende Erkrankungen in der Verwandtschaft (Familienanamnese)
- Vorerkrankungen des Patienten oder der Patientin
- Welche Medikamente werden eingenommen?
- Aktuelle Lebenssituation (Familie, Berufstätigkeit, Wohnsituation usw.)
- Lebensführung (Ess- und Trinkverhalten, Konsum von Tabak, Alkohol…)
Therapie und Behandlung von Demenz
Die Demenz ist derzeit nicht heilbar. Ziel der Behandlung einer Alzheimer Krankheit oder einer anderen fortschreitenden Demenz ist es, die Selbstständigkeit des Patienten so lange wie möglich aufrechtzuerhalten. Hier helfen gezieltes Training der Gedächtnisfunktionen und Alltagskompetenzen im Rahmen von psychosozialen Therapien. Für die Angehörigen ist es wichtig, sich umfassend beraten zu lassen. Selbsthilfegruppen bringen zusätzliche Unterstützung.
In der Behandlung von Menschen mit einer Demenzerkrankung spielen auch Medikamente eine wichtige Rolle. Sie werden in erster Linie zur Stabilisierung der geistigen Leistungsfähigkeit und der Alltagsbewältigung sowie zur Milderung von psychischen und verhaltensbezogenen Symptomen eingesetzt. Mit den sogenannten Cholinesterase-Hemmern und den NMDA-Rezeptorblockern gibt es allerdings zwei Medikamentenklassen, die die Abnahme der Leistungsfähigkeit des Gehirns für eine gewisse Zeit verlangsamen können. Der Effekt ist aber nur vorübergehend. Eines der Probleme bei der Demenztherapie ist die meist zu späte Diagnose. Wenn die betroffenen Menschen ausgeprägte Symptome zeigen, sind viele Nervenzellen bereits irreversibel geschädigt. Welche Medikamente für eine gezielte Frühtherapie in Frage kommen, wird derzeit intensiv erforscht.
Neben der medikamentösen ist die nicht-medikamentöse Behandlung von Menschen mit Demenz von großer Bedeutung. Sie kann die geistige Leistungsfähigkeit und Alltagsfähigkeiten fördern, Verhaltensstörungen abschwächen und das Wohlbefinden verbessern.
Alltagshilfen bei Demenz
Nicht jede Vergesslichkeit weist auf eine Demenz hin. Viele Menschen erleben im Alter normale Gedächtnisveränderungen - hier können kleine Alltagshilfen spürbar entlasten:
- Einkaufs- und To-do-Listen nutzen: Das Aufschreiben unterstützt das Gedächtnis und gibt im Tagesablauf Orientierung und Sicherheit.
- Handyalarme oder Wecker stellen: Erinnerungen für Termine oder die Medikamenteneinnahme sind eine einfache und zuverlässige Stütze.
- Feste Plätze für wichtige Dinge etablieren: Wenn Schlüssel, Brille oder Geldbeutel immer am gleichen Ort liegen, erspart dies lästiges Suchen und verringert Stress.
- Routinen entwickeln: Wiederkehrende Abläufe - zum Beispiel bestimmte Aufgaben regelmäßig am selben Wochentag oder zur gleichen Uhrzeit - entlasten das Gedächtnis und erleichtern die Orientierung.
Diese Hilfen sind einfach und können sowohl bei normaler Altersvergesslichkeit als auch in frühen Phasen einer Demenz den Alltag erleichtern.
Prävention von Demenz
Unabhängig davon kann jeder Mensch sein Demenzrisiko zumindest etwas senken. Eine Reihe von Studien zeigt beispielsweise, dass regelmäßige körperliche Betätigung mit einer geringeren Häufigkeit von Demenz im Alter einhergeht. Bei Patientinnen und Patienten mit erhöhtem Blutdruck geht eine gute medikamentöse Einstellung mit einem geringeren Demenzrisiko einher (Deutsche Hochdruckliga). Auch wer auf seine Ernährung achtet und starkes Übergewicht vermeidet, kann die Demenzentwicklung im Alter positiv beeinflussen: Ein Body Mass Index (BMI) von über 30 ist aktuellen Daten zufolge mit einem vierfach höheren Demenzrisiko verbunden (Schwedisches Zwillingsregister). Auch ein geistiges Training kann dazu beitragen, dass sich das Demenzrisiko vermindert. Wissenschaftliche Studien legen darüber hinaus nahe, dass körperliche Aktivitäten und gezielte Trainingsverfahren, die die geistigen Fähigkeiten stärken, den Krankheitsverlauf verlangsamen können.
Tipps für einen gesunden Lebensstil
- Essen & trinken, bewegen & ruhen: Es klingt nach Allheilmittel, aber auch für Ihr Gehirn und dessen Leistungsfähigkeit ist eine gesunde, ausgewogene Ernährung sowie ausreichend Trinken, Schlaf, Sport und Bewegung wichtig. Ein gesunder Lebensstil von Kindesbeinen an führt dazu, dass Ihr Gehirn ausreichend mit Sauerstoff, Blut und Energie versorgt wird, sich gut entwickelt und geistigen Herausforderungen gewachsen bleibt.
- Jogging fürs Gehirn: Der Spruch „wer rastet, der rostet“ gilt auch für unser Gehirn; daher sind Techniken, die Ihr Denkorgan fordern, gerade im Alter immens wichtig. Ob Schachclub oder Kreuzworträtsel-Abo, Scrabble spielen oder Knobeln mit Freunden - suchen Sie sich abwechslungsreiche Herausforderungen, die Ihnen Freude machen, und Gleichgesinnte, mit denen Sie gemeinsam Ihr Gehirn auf Trab halten.
- Wer es auf vielfältige Weise fordert - etwa durch Neues lernen, Bewegung und soziale Kontakte - kann einer Demenzerkrankung sogar aktiv entgegenwirken.