Demenz ohne Geist: Definition und Ursachen

Die Demenz, abgeleitet vom lateinischen "demens" ("ohne Geist"), bezeichnet einen fortschreitenden Verlust geistiger Fähigkeiten. Es handelt sich um ein Syndrom, also einen Komplex verschiedener Symptome, denen unterschiedliche Ursachen zugrunde liegen können. Schätzungsweise sind in Deutschland derzeit rund 1,84 Millionen Menschen von einer Demenz betroffen, wobei die Alzheimer-Krankheit die häufigste Form darstellt.

Was ist Demenz? Eine Definition

Der Begriff "Demenz" stammt aus dem Lateinischen und bedeutet "ohne Geist" oder "weg vom Geist". Er beschreibt den Kern der Erkrankung: einen fortschreitenden Verlust geistiger Fähigkeiten. Betroffen sind Gedächtnis, Denken, Konzentration, aber auch andere Hirnleistungen und das Verhalten. Dieser Verlust der geistigen Leistungsfähigkeit ist auf den Untergang von Nervenzellen im Gehirn zurückzuführen.

Demenz vs. Alzheimer: Ein wichtiger Unterschied

Die Begriffe Demenz und Alzheimer werden oft synonym verwendet, was jedoch nicht korrekt ist. Demenz ist ein Oberbegriff für verschiedene Krankheitsbilder, die mit einem Verlust der geistigen Fähigkeiten einhergehen. Alzheimer hingegen ist eine spezifische Form der Demenz, die etwa 60-80% aller Demenzfälle ausmacht. Alzheimer gilt als die extremste Form der Demenz.

Ursachen von Demenz

Die Ursachen für Demenz sind vielfältig und noch nicht vollständig erforscht. Grundsätzlich unterscheidet man primäre und sekundäre Demenzen.

Primäre Demenzen

Bei primären Demenzen liegt die Ursache direkt im Gehirn. Es gibt verschiedene Arten von primären Demenzen, die entweder als neurodegenerativ oder vaskulär bezeichnet werden.

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Neurodegenerative Demenzen: Bei neurodegenerativen Demenzen gehen Nervenzellen im Gehirn allmählich verloren.

  • Alzheimer-Demenz: Die häufigste Form der Demenz, bei der es zu einem Rückgang der Hirnmasse, Eiweißablagerungen und einer Verminderung von Acetylcholin kommt.
  • Frontotemporale Demenz (FTD): Hier sterben vor allem Nervenzellen im Stirn- und Schläfenbereich des Gehirns ab. Typisch sind Wesensveränderungen und Störungen der Verarbeitung von Emotionen. Sie tritt häufig zwischen dem 50. und 70. Lebensjahr auf, also deutlich früher als Alzheimer.
  • Lewy-Körperchen-Demenz (DLB): Diese Form der Demenz ähnelt der Alzheimer-Demenz, geht aber oft mit visuellen Halluzinationen, Störungen des Schlaf-Wach-Rhythmus und Parkinson-ähnlichen Bewegungsstörungen einher.
  • Parkinson-Demenz: Hier treten Demenzsymptome im Zusammenhang mit einer Parkinson-Erkrankung auf. Gedächtnisprobleme stehen meist erst im fortgeschrittenen Stadium im Vordergrund.

Vaskuläre Demenzen: Bei vaskulären Demenzen werden Nervenzellen durch eine gestörte Durchblutung im Gehirn beschädigt oder sterben ab.

  • Multi-Infarkt-Demenz: Diese Form wird durch mehrere Schlaganfälle verursacht.
  • Morbus Binswanger: Hierbei handelt es sich um die häufigste Form der vaskulären Demenz, die schleichend beginnt und sich schubweise fortsetzt.

Sekundäre Demenzen

Sekundäre Demenzen sind Folgeerscheinungen anderer Grunderkrankungen oder äußerer Einflüsse. Einige häufige Ursachen sind:

  • Depressionen
  • Alkoholsucht
  • Medikamentenmissbrauch
  • Schilddrüsenerkrankungen
  • Stoffwechselerkrankungen
  • Herzinsuffizienz
  • Mangelernährung
  • Vergiftungserscheinungen

In vielen Fällen sind die Grunderkrankungen behandelbar, wodurch sich auch die Demenzsymptome zurückbilden können.

Risikofaktoren für Demenz

Einige Faktoren erhöhen das Risiko, an Demenz zu erkranken:

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  • Alter: Das Risiko steigt mit zunehmendem Alter.
  • Genetische Veranlagung: In seltenen Fällen kann Demenz vererbt werden, insbesondere bei der Alzheimer-Krankheit.
  • Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Bluthochdruck, Diabetes und andere Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhen das Risiko für vaskuläre Demenzen.
  • Ungesunder Lebensstil: Bewegungsmangel, Übergewicht, Rauchen und hoher Alkoholkonsum können das Demenzrisiko erhöhen.
  • Geistige Inaktivität und soziale Isolation: Mangelnde geistige Stimulation und soziale Kontakte können das Risiko ebenfalls erhöhen.

Symptome von Demenz

Die Symptome einer Demenz sind vielfältig und können je nach Form der Demenz variieren. Zu den häufigsten Symptomen zählen:

  • Gedächtnisverlust: Insbesondere das Kurzzeitgedächtnis ist beeinträchtigt. Betroffene vergessen Namen, Termine oder kürzlich Erlebtes.
  • Sprachstörungen: Schwierigkeiten, die richtigen Worte zu finden oder sich auszudrücken.
  • Orientierungslosigkeit: Probleme, sich in vertrauter Umgebung zurechtzufinden oder die zeitliche Orientierung zu behalten.
  • Beeinträchtigung des Denkvermögens: Schwierigkeiten, komplexe Aufgaben zu lösen oder logisch zu denken.
  • Verhaltensänderungen: Persönlichkeitsveränderungen, Aggressivität, Reizbarkeit, Angst oder Depressionen.
  • Probleme bei der Bewältigung des Alltags: Schwierigkeiten bei der Planung und Durchführung von alltäglichen Aufgaben wie Kochen, Einkaufen oder Körperpflege.

Stadien der Demenz

Der Verlauf einer Demenz wird oft in verschiedene Stadien eingeteilt:

  • Stadium 1: Keine Beeinträchtigung der kognitiven Fähigkeiten.
  • Stadium 2: Sehr leichte Minderung des Wahrnehmungsvermögens. Möglicherweise altersbedingt, keine Anzeichen von Alzheimer.
  • Stadium 3: Leichte Minderung des Wahrnehmungsvermögens. Erste Schwierigkeiten mit Gedächtnis und Konzentration.
  • Stadium 4: Mäßige Minderung des Wahrnehmungsvermögens. Deutliche Symptome von Alzheimer, wie Erinnerungslücken und Schwierigkeiten bei komplexen Aufgaben.
  • Stadium 5: Mittelschwere Minderung des Wahrnehmungsvermögens. Auffällig viele Gedächtnis- und Denklücken, erste Hilfestellungen im Alltag notwendig.
  • Stadium 6: Schwerwiegende Minderung des Wahrnehmungsvermögens. Das Gedächtnis wird zunehmend schlechter, Persönlichkeitsveränderungen treten auf.
  • Stadium 7: Sehr schwere Minderung des Wahrnehmungsvermögens. Betroffene können sich nicht mehr mitteilen und ihre Bewegungen kontrollieren.

Diagnose von Demenz

Bei Verdacht auf Demenz ist eine frühzeitige Diagnose wichtig. Die Diagnose umfasst in der Regel:

  • Ausführliche Anamnese: Gespräch mit dem Betroffenen und einer Bezugsperson, um die Krankheitsgeschichte und aktuelle Situation zu erfassen.
  • Körperliche und neurologische Untersuchung: Um andere Ursachen für die Symptome auszuschließen.
  • Neuropsychologische Tests: Zur Überprüfung der kognitiven Fähigkeiten, wie Gedächtnis, Aufmerksamkeit und Sprache. Beispiele hierfür sind der Mini-Mental-Status-Test (MMST).
  • Bildgebende Verfahren: CT oder MRT des Gehirns, um Veränderungen im Gehirn sichtbar zu machen.
  • Blutuntersuchungen: Um behandelbare Ursachen wie Vitaminmangel oder Schilddrüsenerkrankungen auszuschließen.
  • Untersuchung des Nervenwassers: Zur Bestimmung der Konzentration von Beta-Amyloid und Tau-Protein.

Therapie von Demenz

Derzeit gibt es keine Therapie, die eine Demenz heilen kann. Bei sekundären Demenzen kann die Behandlung der Grunderkrankung jedoch zu einer Verbesserung der Symptome führen. Bei primären Demenzen zielt die Therapie darauf ab, die Symptome zu lindern und den Krankheitsverlauf zu verlangsamen.

Medikamentöse Therapie

  • Acetylcholinesterasehemmer: Können bei Alzheimer-Demenz die Gedächtnisleistung verbessern.
  • Memantin: Kann bei mittelschwerer bis schwerer Alzheimer-Demenz eingesetzt werden.
  • Antidepressiva: Zur Behandlung von Depressionen, die häufig bei Demenz auftreten.
  • Neuroleptika: Können bei Verhaltensstörungen wie Aggression oder Halluzinationen eingesetzt werden, sollten aber aufgrund von Nebenwirkungen nur mit Vorsicht verwendet werden.
  • Antikonvulsiva: Mittel zur Behandlung von epileptischen Anfällen.

Nicht-medikamentöse Therapie

  • Kognitive Verfahren: Gedächtnistraining, Realitätsorientierungstraining.
  • Ergotherapie: Üben von alltagspraktischen Fertigkeiten, Anpassung der Umgebung, Hilfsmittelberatung.
  • Körperliche Aktivierung: Bewegungstherapie, Spaziergänge.
  • Künstlerische Therapien: Musiktherapie, Kunsttherapie.
  • Sensorische Verfahren: Aromatherapie, Snoezelen.
  • Soziale Betreuung: Förderung sozialer Kontakte, Teilnahme an Gruppenaktivitäten.

Weitere Maßnahmen

  • Anpassung der Lebensumstände: Schaffung einer sicheren und vertrauten Umgebung, Vermeidung von Stress und Überforderung.
  • Ernährung: Ausgewogene Ernährung, ausreichende Flüssigkeitszufuhr.
  • Unterstützung der Angehörigen: Beratung, Schulung und Entlastung der pflegenden Angehörigen.

Leben mit Demenz

Eine Demenzerkrankung verändert das Leben des Betroffenen und seiner Angehörigen grundlegend. Es ist wichtig, sich frühzeitig mit der Erkrankung auseinanderzusetzen und sich Unterstützung zu suchen.

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Tipps für den Umgang mit Demenz

  • Kommunikation: Sprechen Sie langsam und deutlich, verwenden Sie einfache Sätze und stellen Sie klare Fragen.
  • Geduld: Seien Sie geduldig und verständnisvoll, auch wenn der Betroffene Dinge vergisst oder sich wiederholt.
  • Routine: Schaffen Sie eineRoutine und Struktur im Alltag, um dem Betroffenen Sicherheit zu geben.
  • Aktivitäten: Fördern Sie die Teilnahme an Aktivitäten, die dem Betroffenen Freude bereiten und seine Fähigkeiten erhalten.
  • Sicherheit: Sorgen Sie für eine sichere Umgebung, um Stürze undUnfälle zu vermeiden.
  • Unterstützung: Nehmen SieHilfsangebote für sich und den Betroffenen in Anspruch.

Unterstützung für Betroffene und Angehörige

Es gibt zahlreicheAngebote, die Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen unterstützen:

  • Alzheimer Gesellschaften: Bieten Beratung,Informationen und Unterstützungsgruppen.
  • Gedächtnisambulanzen: Bieten diagnostische und therapeutische Leistungen.
  • Pflegedienste: Bieten häusliche Pflege und Betreuung.
  • Tagespflegeeinrichtungen: BietenBetreuung und Aktivierung tagsüber.
  • Selbsthilfegruppen: Bieten Austausch und Unterstützung durch andere Betroffene und Angehörige.
  • Seniorenberatungsstellen: BietenInformationen und Beratung zu allen Fragen rund um das Alter und die Pflege.

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