Demenz, insbesondere die Alzheimer-Krankheit, betrifft zwar hauptsächlich ältere Menschen, doch viele Schüler kommen in ihrem eigenen Umfeld bereits mit dieser Krankheit in Berührung. Sei es durch den Großvater oder die Großmutter, die zunehmend vergesslicher werden, oder durch andere Begegnungen. Um dieser Realität Rechnung zu tragen, hat die Deutsche Alzheimer Gesellschaft (DAlzG) ein "Demenz - Praxishandbuch für den Unterricht" herausgegeben, das Lehrkräften und Pädagogen helfen soll, das Thema Demenz altersgerecht und umfassend im Unterricht zu behandeln.
Warum Demenz ein Thema für den Unterricht ist
Die Auseinandersetzung mit Demenz im Unterricht ist aus verschiedenen Gründen wichtig. Wenn Großeltern oder andere Familienmitglieder an Demenz erkranken, kann dies bei Kindern und Jugendlichen Irritationen und Ängste auslösen. Durch die Beschäftigung mit dem Thema im Unterricht, in Firm- oder Konfirmandengruppen oder an Projekttagen können Kinder und Jugendliche etwas über demenzielle Erkrankungen erfahren, Verständnis entwickeln und lernen, mit den Erkrankten umzugehen.
Heike von Lützau-Hohlbein, die Vorsitzende der Deutschen Alzheimer Gesellschaft, betonte: „Wir müssen bei Kindern und Jugendlichen anfangen, wenn wir eine Gesellschaft wollen, die Verständnis und Sensibilität für Menschen mit Demenz zeigt.“
Das "Demenz - Praxishandbuch für den Unterricht"
Das von der Deutschen Alzheimer Gesellschaft im Februar 2011 veröffentlichte "Demenz - Praxishandbuch für den Unterricht" zielt darauf ab, das Krankheitsbild der Demenz in den Schulen zu thematisieren. Es bietet eine Fülle von ausgearbeiteten Vorschlägen, um das Thema Demenz im Rahmen verschiedener Fächer wie Deutsch, Religion oder Biologie und an verschiedenen Schularten in den Unterricht aufzunehmen.
Vielfältige Methoden und Zugänge
Das Handbuch stellt unterschiedliche Zugänge und abwechslungsreiche Möglichkeiten der Umsetzung vor. Dazu gehören:
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- Alterssimulator: Ermöglicht den Schülern, die körperlichen Einschränkungen und sensorischen Veränderungen im Alter zu erfahren.
- Rollenspiele: Fördern das Einfühlungsvermögen und den Umgang mit Menschen mit Demenz.
- Entwicklung eigener Projekte: Ermöglicht eine vertiefte Auseinandersetzung mit dem Thema und fördert die Kreativität.
Die zugehörige DVD enthält unter anderem Powerpoint-Präsentationen und Ausschnitte aus dem Film „Apfelsinen in Omas Kleiderschrank“.
Praxiserfahrungen und positive Effekte
Das Handbuch wurde bereits an mehreren Schulen getestet. Dabei zeigte sich, dass Kinder und Jugendliche von der Beschäftigung mit dem Thema „Demenz“ profitieren und ihnen beispielsweise die Kontakte mit Heimbewohnern viel Spaß machten.
Förderung
Die Erstellung des Handbuchs wurde vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend gefördert.
Ergänzende Materialien und Ressourcen
Neben dem "Demenz - Praxishandbuch für den Unterricht" gibt es weitere Materialien und Ressourcen, die für den Unterricht geeignet sind:
- WIS-Unterrichtseinheit "Von Menschen, Mäusen, Molekülen": Bietet Schülern der Oberstufe oder kurz davor einen Einblick in die verschiedenen Facetten von Morbus Alzheimer. Die sozialen Auswirkungen werden genauso behandelt, wie die Grundlagenforschung über Ursachen und Behandlung der Krankheit.
- "Im Fokus"-Thema Alzheimer unseres Magazins "Gehirn&Geist": Ergänzt die Informationen fachlich.
- Alzheimer4teachers: Eine Website, die auf dem Handbuch aufbaut und gut aufbereitetes und erprobtes Unterrichtsmaterial für Grundschüler bis zu Teenagern bietet. Eine Vielzahl von Methoden erleichtert den Zugang zu den Themen Älterwerden, Demenz, Kommunikation und Umgang mit den Erkrankten. Die Einheiten sind sehr variabel - von einer Unterrichtsstunde bis hin zu Projekttagen.
Hintergrundinformationen zur Demenz
Um das Thema Demenz im Unterricht fundiert behandeln zu können, sind grundlegende Informationen über die Krankheit wichtig:
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- Definition: Demenz ist ein Sammelbegriff für verschiedene Erkrankungen des Gehirns, die mit einem Verlust von kognitiven Fähigkeiten wie Gedächtnis, Denkvermögen, Sprache und Orientierung einhergehen.
- Ursachen: Die häufigste Ursache für Demenz ist die Alzheimer-Krankheit. Weitere Ursachen sind vaskuläre Demenz (durchblutungsbedingte Demenz), Lewy-Körperchen-Demenz und frontotemporale Demenz.
- Symptome: Die Symptome von Demenz sind vielfältig und können sich im Laufe der Zeit verändern. Zu den häufigsten Symptomen gehören Gedächtnisverlust, Schwierigkeiten bei der Planung und Organisation, Sprachprobleme, Veränderungen der Persönlichkeit und des Verhaltens sowie Orientierungslosigkeit.
- Verbreitung: In Deutschland leben etwa 1,2 Millionen Menschen mit Demenzerkrankungen, wobei etwa 60% davon an Alzheimer leiden. Es wird erwartet, dass diese Zahl bis 2050 auf 2,6 Millionen ansteigen wird, sofern kein Durchbruch in der Therapie gelingt.
Kulturelle Bildung und Teilhabe für Menschen mit Demenz
Neben der medizinischen und pflegerischen Versorgung ist es wichtig, Menschen mit Demenz auch kulturelle Teilhabe und künstlerischen Ausdruck zu ermöglichen. Theaterspielen erweist sich als ein wirkungsvolles Medium, um dies zu erreichen. Es existieren bereits Konzepte, doch arbeiten Theaterpädagog*innen in geriatrischen Kontexten oft ohne validierte Erkenntnisse.
Unterrichtshilfen und Literatur
- Deutsche Alzheimer Gesellschaft (Hrsg.), 2. Auflage (2011): Demenz - Praxishandbuch für den Unterricht (nur als Download)
- Heiner Aldebert: Jenseits der Freiheit. Demenz verstehen - Verständnis entwickeln - Zusammenleben gestalten. Eine Arbeitshilfe für das Gymnasium, für andere weiterführende Schulen und Bildungseinrichtungen, Themenfolge 132 (2006), Gymnasialpädagogische Materialstelle der Evang.-luth. Kirche in Bayern, Marquardsenstr.
- Heiner Aldebert (Institut TTN): Eine Unterrichtshilfe für Grundschule, Förderschule, Hauptschule, Realschule und Konfirmandenunterricht (2006).
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