Demenz: Psychische Symptome und Ursachen

Demenz ist mehr als nur Vergesslichkeit. Es handelt sich um ein Syndrom, das durch den Abbau verschiedener geistiger Fähigkeiten gekennzeichnet ist und vielfältige Ursachen haben kann. In Deutschland leben schätzungsweise 1,8 Millionen Menschen mit Demenz, wobei die Alzheimer-Krankheit die häufigste Form darstellt. Täglich kommen etwa 900 Neuerkrankungen hinzu. Aufgrund des demografischen Wandels wird die Zahl der Demenzerkrankten bis zum Jahr 2050 voraussichtlich auf 2,3 bis 2,7 Millionen ansteigen, sofern keine Durchbrüche in Prävention und Therapie erzielt werden.

Oftmals werden erste Anzeichen einer Demenz von Betroffenen und ihrem Umfeld nicht als solche erkannt. Das liegt unter anderem daran, dass die Alzheimer-Krankheit oft mit reiner Vergesslichkeit gleichgesetzt wird. Doch Demenz ist vielschichtiger und betrifft nicht nur die Merkfähigkeit, sondern auch Aufmerksamkeit, Orientierung, Sprache und das Denkvermögen.

Symptome der Demenz

Die Symptome einer Demenzerkrankung können vielfältig sein und sich individuell äußern. Sie lassen sich jedoch grob in drei Stadien einteilen:

  • Frühes Stadium: Leichte Gedächtnislücken treten auf, insbesondere für kurz zurückliegende Ereignisse. Stimmungsschwankungen, Antriebslosigkeit und sozialer Rückzug sind häufig. Sprachliche Schwierigkeiten wie Wortfindungsstörungen oder kurze, unvollständige Sätze können auftreten. Hinzu kommt eine Beeinträchtigung der räumlichen und zeitlichen Orientierung.
  • Mittleres Stadium: Die genannten Symptome verstärken sich. Das Gedächtnis verschlechtert sich zunehmend, sodass selbst enge Familienmitglieder nicht mehr erkannt werden. Grundlegende Tätigkeiten wie Körperpflege und Nahrungsaufnahme können nicht mehr selbstständig bewältigt werden. Betroffene müssen ihren Beruf aufgeben, dürfen nicht mehr Auto fahren und sollten nicht mehr alleine wohnen. Stimmungsschwankungen können sich in plötzlichen Aggressionen äußern.
  • Spätes Stadium: Die Erkrankten sind meist bettlägerig und vollständig auf fremde Hilfe angewiesen. Sprechen ist kaum noch möglich, Schluck- und Gehstörungen können auftreten. Infektionen wie Lungenentzündungen sind häufige Todesursachen.

Die Dauer von den ersten Symptomen bis zum Tod beträgt zumeist zwischen drei und zehn Jahren.

Psychische und Verhaltenssymptome (BPSD)

Psychische und Verhaltenssymptome (BPSD) treten häufig im Rahmen von Demenzerkrankungen auf. Sie umfassen:

Lesen Sie auch: Fortgeschrittene Demenz: Ein umfassender Überblick

  • Affektive Symptome: Depressionen, Angst
  • Veränderungen des Antriebs: Hyperaktivität oder Apathie
  • Psychotische Symptome: Wahnvorstellungen, Halluzinationen
  • Verhaltenssymptome: Agitation, Aggression, Reizbarkeit, Enthemmung, Zwangsstörungen, Appetitstörungen, Schlafstörungen

Die Prävalenz von Demenz liegt bei etwa 10,5 % der Bevölkerung ab 65 Jahren, wobei etwa 65 % davon psychische und Verhaltenssymptome zeigen.

Es ist wichtig, diese Auffälligkeiten im Arztgespräch anzusprechen, da sie gut behandelbar sein können. Symptome einer Demenzerkrankung können vieldeutig sein und auch andere Ursachen haben.

Ursachen der Demenz

Im Verlauf einer Demenzerkrankung sterben Nervenzellen im Gehirn ab und ihre Verbindungen werden zerstört. Dies führt zu einem Rückgang der Gehirnmasse (Hirnatrophie) und einem Mangel an dem Neurotransmitter Acetylcholin, der für das Gedächtnis wichtig ist. Bei Alzheimer-Patienten kommt es zudem zu Eiweißablagerungen (Plaques) im Gehirn.

Die genauen Ursachen für diese Veränderungen sind noch nicht vollständig geklärt. Forscher haben jedoch bestimmte Risikofaktoren identifiziert:

  • Mangelnde Bewegung
  • Geringe geistige Aktivität
  • Mangelndes soziales Leben
  • Schlechte Ernährung
  • Hoher Alkoholkonsum

Genetische Faktoren spielen eine eher untergeordnete Rolle. Weniger als zwei Prozent der Alzheimerfälle sind ausschließlich auf genetische Ursachen zurückzuführen.

Lesen Sie auch: Wechselwirkungen zwischen Schmerzmitteln und Demenz

Verschiedene Demenzformen lassen sich nach ihrem Auslöser unterscheiden:

  • Neurodegenerative Demenzen: Werden durch das Absterben von Nervenzellen im Gehirn ausgelöst. Die Alzheimer-Krankheit ist die häufigste Form.
  • Vaskuläre Demenzen: Entstehen durch Durchblutungsstörungen im Gehirn, beispielsweise durch Ablagerungen in Blutgefäßen oder Schlaganfälle.
  • Sekundäre Demenzen: Werden indirekt durch äußere Einflussfaktoren wie Medikamente, Alkoholmissbrauch oder schädliche Umwelteinflüsse ausgelöst.

Diagnose von Demenz

Oftmals bemerken Angehörige erste Anzeichen einer Demenz. Diese können gehäufte Vergesslichkeit, Stimmungsschwankungen oder Antriebslosigkeit sein. Es ist hilfreich, das Verhalten des Betroffenen über einen längeren Zeitraum zu dokumentieren, um dem Arzt bei der Diagnose zu helfen.

Der erste Ansprechpartner ist der Hausarzt, der bei Bedarf an einen Facharzt für Neurologie, Psychiatrie oder Psychotherapie überweist. Die Diagnose der Alzheimer-Demenz erfolgt in der Regel durch Ausschluss anderer Erkrankungen. Durch Blutuntersuchungen, bildgebende Verfahren (CT, MRT) und Nervenwasseruntersuchungen können andere Ursachen ausgeschlossen und Hinweise auf eine Demenz gefunden werden.

Psychotische Störungen im Alter

Psychotische Störungen im höheren Lebensalter können das Leben der Betroffenen und ihrer Angehörigen tiefgreifend verändern. Sie sind oft von Wahnvorstellungen und Halluzinationen begleitet und treten häufig im Zusammenhang mit Erkrankungen wie Demenz, Depression oder Schizophrenie auf.

Ursachen:

  • Lewy-Körper-Demenz: Diese Form der Demenz geht mit psychotischen Erscheinungen wie Wahnvorstellungen oder Halluzinationen einher.
  • Psychotische Depression: Eine schwere depressive Episode, die mit Wahnvorstellungen einhergeht.
  • Schizophrenie: Kann sich im Alter erstmals zeigen oder als Residualsymptomatik aus jüngeren Jahren vorkommen.
  • Organische Erkrankungen: Hirntumore, Schlaganfälle oder Infektionen können psychotische Symptome hervorrufen.

Symptome:

  • Wahnvorstellungen: Oft Verfolgungswahn, Verarmungswahn oder der Glaube, betrogen oder vergiftet zu werden.
  • Halluzinationen: Insbesondere visuelle Halluzinationen bei Demenzen wie der Lewy-Körper-Demenz.
  • Stimmungskongruente Symptome: Schuldwahn oder ablehnende Gedanken bei psychotischen Depressionen.
  • Kognitive Einschränkungen: Gedächtnisverlust, Orientierungslosigkeit und Schwierigkeiten bei der Alltagsbewältigung.
  • Unruhe, Reizbarkeit oder aggressives Verhalten: Häufig bei Demenzen oder im Rahmen eines Delirs.
  • Verlust des Realitätsbezugs: Betroffene können ihre Wahrnehmungen und Überzeugungen nicht hinterfragen.

Diagnostik:

Eine umfassende Anamnese, körperliche Untersuchung und gezielte Tests sind erforderlich, um organische Ursachen auszuschließen. Bildgebende Verfahren wie MRT können helfen, strukturelle Veränderungen im Gehirn sichtbar zu machen.

Lesen Sie auch: Ursachen und Behandlung von Zittern bei Demenz

Therapie:

Die Behandlung erfordert einen ganzheitlichen Ansatz, der psychische, körperliche und soziale Bedürfnisse berücksichtigt. Psychosoziale Betreuung, Verhaltenstherapie und die Gestaltung eines förderlichen Umfelds spielen eine wichtige Rolle.

Behandlung von Demenz

Obwohl Demenz derzeit nicht heilbar ist, gibt es verschiedene Behandlungsmöglichkeiten, um die Symptome zu lindern und das Fortschreiten der Erkrankung zu verlangsamen:

  • Medikamentöse Therapie: Antidementiva können den Abbau des Botenstoffs Acetylcholin hemmen und somit das Gedächtnis länger erhalten. Andere Medikamente können Symptome wie Angst, Unruhe oder Schlafstörungen lindern.
  • Nicht-medikamentöse Therapie: Verhaltenstherapie kann im Anfangsstadium sinnvoll sein, um Betroffenen und Angehörigen den Umgang mit der Diagnose zu erleichtern. Kognitives Training, Ergotherapie und Musiktherapie können Fähigkeiten trainieren, die durch die Erkrankung verloren gehen. Auch die Angehörigen müssen den richtigen Umgang mit dem Erkrankten lernen.

Prävention von Demenz

Einige Risikofaktoren für Demenz sind beeinflussbar. Daher können folgende Maßnahmen zur Vorbeugung beitragen:

  • Behandlung von Depressionen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Bluthochdruck und Diabetes
  • Ausreichende Bewegung
  • Gesunde Ernährung zur Vermeidung von Übergewicht
  • Geistige Aktivität
  • Soziale Kontakte

Umgang mit Demenz

Der Umgang mit Menschen mit Demenz erfordert Geduld, Einfühlungsvermögen und Verständnis. Es ist wichtig, die Betroffenen in ihrem Alltag zu unterstützen und ihnen so lange wie möglich ein selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen.

Tipps für den Umgang:

  • Kommunizieren Sie klar und einfach.
  • Sorgen Sie für eine strukturierte Tagesroutine.
  • Schaffen Sie eine sichere und vertraute Umgebung.
  • Beziehen Sie die Betroffenen in Aktivitäten ein, die ihnen Freude bereiten.
  • Nehmen Sie sich Zeit für Gespräche und soziale Kontakte.
  • Suchen Sie Unterstützung bei Angehörigen, Freunden oder professionellen Helfern.

tags: #Demenz #psychische #Symptome #Ursachen