Demenz ist eine Herausforderung, die viele Menschen und ihre Familien betrifft. In Schleswig-Holstein leben über 66.000 Menschen mit Demenz. Dieser Artikel bietet einen Überblick über die verfügbaren Informationen, Unterstützungsangebote und Anlaufstellen in Schleswig-Holstein, um Betroffenen und ihren Angehörigen in dieser schwierigen Situation zu helfen.
Was ist Demenz?
Demenz ist ein Syndrom, das durch einen allmählich beginnenden und langsam zunehmenden Verlust der geistig-seelischen Kräfte gekennzeichnet ist. Dieser Verlust der geistigen Leistungsfähigkeit beeinträchtigt das Gedächtnis, das Denken, die Orientierung, die Sprache und das Urteilsvermögen. Die häufigste Ursache für Demenz ist die Alzheimer-Krankheit, bei der Nervenzellen im Gehirn absterben und Nervenleitungsbahnen zerstört werden. Betroffene haben zunehmend Schwierigkeiten, sich zu erinnern und zu lernen, wobei das Ausmaß des Verlustes von Gedächtnis und Merkfähigkeit über die sogenannte gutartige Altersvergesslichkeit hinausgeht. Auch das logische Denken und das sprachliche Ausdrucksvermögen verschlechtern sich, was die Bewältigung des Alltags erschwert.
Unterstützung und Beratung für Betroffene und Angehörige
Für Menschen mit Demenz, ihre Angehörigen, Freunde und Nachbarn gibt es in Schleswig-Holstein eine Vielzahl von kompetenten Beratungsstellen und Unterstützungsangeboten vor Ort. Es ist wichtig, sich nicht zu scheuen, sich beraten zu lassen und Hilfe zu holen.
Alzheimer Gesellschaft Schleswig-Holstein und örtliche Alzheimergesellschaften
Die Alzheimer Gesellschaft Schleswig-Holstein und die örtlichen Alzheimergesellschaften in Ihrer Nähe bieten umfassende Beratung zu allen Fragen rund um das Thema Demenz. Sie sind eine wichtige Anlaufstelle für Betroffene und Angehörige.
Pflegestützpunkte in Schleswig-Holstein
Die Pflegestützpunkte in Schleswig-Holstein helfen Menschen mit Demenz und ihren Angehörigen, Fragen zur Pflegebedürftigkeit oder Betreuung zu klären. Die Mitarbeiter der Pflegestützpunkte informieren Sie zur Auswahl und zum Antrag von Sozialleistungen und anderen Hilfsangeboten. Sie beraten Sie zu den für Sie in Frage kommenden Hilfs- und Unterstützungsangeboten und helfen Ihnen bei der Organisation der benötigten Leistungen. Die Beratung kann persönlich im Pflegestützpunkt erfolgen, telefonisch oder auch bei Ihnen zu Hause. Die Kontaktdaten, Sprechzeiten und Internetauftritte der einzelnen regionalen Pflegestützpunkte sind online verfügbar.
Lesen Sie auch: Überblick: Bauernhof-Angebote für Menschen mit Demenz in Schleswig-Holstein
PflegeNotTelefon
Das PflegeNotTelefon ist eine erste Anlaufstelle für alle Angehörigen und Pflegebedürftigen, die das Gefühl haben, dass ihnen der Pflegealltag über den Kopf wächst. Hier können Sie sich aussprechen, wenn Sie Probleme mit der Pflegesituation haben. Expertinnen und Experten hören Ihnen zu und versuchen gemeinsam mit Ihnen, einen guten Weg zu finden. Das PflegeNotTelefon ist überregional in Schleswig-Holstein unter der Nummer 01802 49 48 47 (6 Cent pro Anruf) erreichbar. Beratung ist in unterschiedlichen Sprachen möglich.
Weitere Beratungskontakte
- Pflegeberater der Pflegekasse bzw. Compass (für Privatversicherte): Ansprechpartner für Fragen rund um die Pflege.
- Patientenombudsleute Schleswig-Holstein: Bieten Hilfe und Schlichtung bei Pflegeproblemen. Telefon: 0180 523 53 84 (14 Cent pro Anruf).
- Ombudsstelle der Pflegeausbildung Schleswig-Holstein: Hilfestellung für Auszubildende bei Problemen und Konflikten in der Pflegeausbildung.
Lokale Initiativen und Angebote
Lokale Allianz für Menschen mit Demenz in Schleswig
Die Lokale Allianz für Menschen mit Demenz in Schleswig wurde im Herbst 2020 gegründet und wird von den Pflegekassen gefördert. Inzwischen haben sich weitere Institutionen vernetzt, darunter der Betreuungsverein Schleswig, der Pflegestützpunkt des Kreises Schleswig-Flensburg, Kliniken, niedergelassene Ärzte, Pflegedienste und Kirchengemeinden. Ziel der Arbeit ist, die Situation für Betroffene und Angehörige zu erleichtern, das Thema Demenz zu enttabuisieren und über die Erkrankung aufzuklären.
Angebote der Lokalen Allianz:
- Gesprächsgruppen für Angehörige, Freunde und Interessierte
- Treffen von Menschen, die erkrankt sind, mit ihren Angehörigen im Rahmen des "Café Vergiss-mein-nicht" (einmal im Monat)
- Aufklärung über die Erkrankung
- Demenz Partner Schulung
Café Vergiss-mein-nicht
Das "Café Vergiss-mein-nicht" findet regelmäßig im Café TiLo im Mehrgenerationenhaus in Schleswig statt. Es richtet sich an Menschen mit Demenz und deren Angehörige und bietet die Möglichkeit, in entspannter Atmosphäre Gleichgesinnte kennenzulernen und sich auszutauschen.
Beratungsmobil Demenz der Alzheimer Gesellschaft SH e.V.
Das Beratungsmobil Demenz der Alzheimer Gesellschaft SH e.V. ist seit Mai 2021 in Schleswig-Holstein unterwegs, um Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen in ländlichen Regionen zu beraten. Es fährt verschiedene Standorte an und bietet offene Sprechzeiten sowie Termine für Einzelberatungen an. Das Beratungsmobil ist mit einer Rollstuhlrampe ausgestattet.
Standorte des Beratungsmobils (Beispiele):
- Selent: Dorfplatz (1. und 3. im Monat)
- Wankendorf: Kirchtor 18 (4. im Monat)
- Lütjenburg: Rathausvorplatz, Oberstrasse 7 (2. im Monat)
- Schönberg: Fußgängerzone Knüll, 24217 Schönberg (jeden 1. und 3. im Monat)
- Klausdorf: am Dorfplatz (jeden 2. im Monat)
- Raisdorf: REWE Parkplatz, Bahnhofstrasse 4-8 (jeden 4. im Monat)
Die genauen Termine und Standorte sowie Informationen zu den aktuellen Coronahygienebedingungen sind im Vorwege zu erfragen.
Lesen Sie auch: Pflegeheime für Demenzkranke
Landesweite Strategie und Kompetenzzentrum Demenz
Die Landesregierung Schleswig-Holstein hat einen Demenzplan erstellt, der eine landesweite Demenzstrategie mit Empfehlungen zur Umsetzung aufzeigt. Ziel ist es, die Versorgungsstrukturen für Menschen mit Demenz auszuweiten, zu verbessern und qualitätsgesichert zu erhalten sowie Lücken in der Versorgung zu schließen.
Das Kompetenzzentrum Demenz ist ein Projekt der Alzheimer Gesellschaft Schleswig-Holstein e.V. / Selbsthilfe Demenz. Es berät, betreibt Öffentlichkeits- sowie Netzwerkarbeit und bietet Fortbildungen an. Das Kompetenzzentrum Demenz trägt dazu bei, die Vernetzung der in Schleswig-Holstein beteiligten Akteure voranzubringen und auszubauen. Neben ambulanten Pflegediensten und stationären Pflegeeinrichtungen werden Wohlfahrtsverbände, niedergelassene Ärzte, Betreuer, Sozialarbeiter, ehrenamtliche Helfer und andere Akteure in den einzelnen Kommunen eingebunden.
Das Kompetenzzentrum Demenz bietet Bildungsangebote, wie z.B. Fortbildungen, Beratungen und Prozessbegleitung an. Zudem werden einzelne Projekte rund um das Thema Demenz durchgeführt.
Herausforderungen und Perspektiven
Die steigende Zahl von Menschen mit Demenz stellt die Gesellschaft vor große Herausforderungen. Mit dem demographischen Wandel und der damit einhergehenden Alterung der Gesellschaft steigt auch der Anteil der Demenzerkrankungen. Es ist daher wichtig, die Versorgungsstrukturen kontinuierlich zu verbessern und an die Bedürfnisse der Betroffenen und ihrer Angehörigen anzupassen.
Ein wichtiger Aspekt ist die Schaffung demenzfreundlicher Gemeinschaften, in denen Menschen mit Demenz ein würdevolles und selbstbestimmtes Leben führen können. Dazu gehört, das Bewusstsein für die Erkrankung zu schärfen, Vorurteile abzubauen und ein unterstützendes Umfeld zu schaffen.
Lesen Sie auch: Fortgeschrittene Demenz: Ein umfassender Überblick
Wohnalltag und Lebensqualität
Da viele ältere und insbesondere hochbetagte Menschen bis zu 80 % ihres Tages in den eigenen vier Wänden oder im Garten verbringen, spielt das Zuhause eine zentrale Rolle bei der Erfüllung grundlegender Bedürfnisse wie Schutz, Sicherheit, Wohlbefinden, Unabhängigkeit und Selbstständigkeit. Es ist daher wichtig, den Wohnraum so zu gestalten, dass er den Bedürfnissen von Menschen mit Demenz entspricht und ihnen ein Höchstmaß an Lebensqualität ermöglicht. Das Kompetenzzentrum Demenz führt beispielsweise das Projekt „Musterwohnung nicht nur für Menschen mit Demenz“ durch.
tags: #Demenz #Schleswig-Holstein #Informationen #und #Anlaufstellen