Demenz Schulung für Ehrenamtliche: Inhalte und Möglichkeiten

Die Diagnose Demenz stellt für Betroffene und ihre Angehörigen oft einen tiefgreifenden Einschnitt dar. Umso wichtiger ist es, Betroffene nach der Diagnose zu unterstützen und ihnen in dieser neuen Lebenssituation Sicherheit und einen Überblick über die vielfältigen Unterstützungsangebote zu geben. Hier spielen ehrenamtliche Helfer eine entscheidende Rolle. Dieser Artikel beleuchtet die verschiedenen Aspekte der Demenz Schulung für Ehrenamtliche, ihre Inhalte, Ziele und Möglichkeiten.

Ehrenamtliche Erstbegleitung: Ein wichtiger Baustein in der Unterstützung von Menschen mit Demenz

Die Deutsche Alzheimer Gesellschaft e. V. Selbsthilfe Demenz (DAlzG) hat zusammen mit dem Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) ein Projekt ins Leben gerufen, um ehrenamtliche Erstbegleitung in der Praxis aufzubauen und zu erproben. Dieses Projekt ist Teil der Nationalen Demenzstrategie und wird unter anderem von der DAlzG unterstützt.

Bundesseniorenministerin Lisa Paus betont die Bedeutung der ehrenamtlichen Erstbegleiter: „Ehrenamtliche Erstbegleiterinnen und Erstbegleiter haben ein offenes Ohr für Betroffene, geben Orientierung zu möglichen Hilfen und stellen Kontakte her. Davon profitieren insbesondere Menschen mit Demenz, die alleine leben, denn sie können besonders schutzbedürftig sein."

Monika Kaus, die Vorsitzende der DAlzG, ergänzt: „Die Diagnose einer Demenz im frühen Stadium ist für davon betroffene Menschen ein großer Einschnitt. Das Leben ist häufig auf den Kopf gestellt und nicht selten macht sich ein Gefühl von Hilflosigkeit breit. Die Idee der ‚Ehrenamtlichen Erstbegleitung‘ setzt hier an, um die Betroffenen in den ersten Monaten nach der Diagnose nicht allein zu lassen und ihnen Hilfestellungen zu geben, sich im Versorgungs- und Unterstützungssystem zurechtzufinden.“

Die Nationale Demenzstrategie sieht den Ausbau der niedrigschwelligen Erstbegleitung von Menschen mit beginnender Demenz durch ehrenamtliche Personen vor. Initiativen und Organisationen sind aufgerufen, solche Angebote aufzubauen und zu erproben. Die DAlzG bietet dabei fachliche Begleitung an, sowohl für Personen und Träger, die solche Angebote koordinieren, als auch für die ehrenamtlichen Begleitungen selbst. Zudem vermittelt sie Kontakte zu Referentinnen und Referenten für die Schulung der Ehrenamtlichen und fördert den Austausch der umsetzenden Organisationen untereinander.

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Ziele der Schulung für Ehrenamtliche

Die Schulungen für Ehrenamtliche haben zum Ziel, ihnen das notwendige Wissen und die Fähigkeiten zu vermitteln, um Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen kompetent und einfühlsam zu unterstützen. Konkret geht es darum:

  • Einen Zugang zu Menschen mit Demenz aufzuzeigen und den täglichen Umgang mit ihnen zu erleichtern.
  • Kenntnisse und Methoden zu vermitteln, die es ermöglichen, ältere und verwirrte Menschen in ihrer Selbstständigkeit und in ihrem Denken und Handeln individuell zu fördern.
  • Die ehrenamtlichen Helfer:innen zielgruppen- und tätigkeitsgerecht zu qualifizieren.
  • Sicherheit in der neuen Lebenssituation zu geben sowie einen Überblick zu Unterstützungsangeboten.

Inhalte der Schulung

Die Inhalte der Schulungen sind vielfältig und umfassen sowohl theoretische Grundlagen als auch praktische Übungen. Zu den Schwerpunkten gehören:

  • Grundlagenwissen über Demenz: Die Teilnehmer lernen die verschiedenen Formen der Demenz, ihre Ursachen, Symptome und den Verlauf der Erkrankung kennen.
  • Kommunikation mit Menschen mit Demenz: Ein wichtiger Bestandteil ist die Vermittlung von Kommunikationsstrategien, die es ermöglichen, auch bei eingeschränkten sprachlichen Fähigkeiten eine wertschätzende und verständliche Interaktion zu gestalten.
  • Umgang mit herausfordernden Verhaltensweisen: Die Schulungen vermitteln Strategien, um mit Verhaltensweisen wie Unruhe, Aggression oder Angst konstruktiv umzugehen.
  • Beschäftigungsangebote für Menschen mit Demenz: Die Teilnehmer lernen verschiedene Beschäftigungsangebote kennen, die auf die Bedürfnisse und Fähigkeiten von Menschen mit Demenz zugeschnitten sind. Hierzu zählen beispielsweise Biografiearbeit.
  • Rechtliche Grundlagen: In den Schulungen werden auch rechtliche Aspekte wie die Soziale Pflegeversicherung (SGB XI), das zweite Pflegestärkungsgesetz (PSG II), Schweigepflicht und Datenschutz behandelt.
  • Erste Hilfe: Die Teilnehmer erhalten eine Schulung in Erster Hilfe, um im Notfall adäquat reagieren zu können.
  • Selbstmanagement und Reflexionskompetenz: Die Teilnehmer lernen Möglichkeiten der Kommunikation und Konfliktlösung kennen.
  • Biografiearbeit: Sie lernen, wie sie durch die Auseinandersetzung mit der Lebensgeschichte des Betroffenen eine Beziehung aufbauen und seine Bedürfnisse besser verstehen können.
  • Beziehungsgestaltung: Die Schulungen orientieren sich am wissenschaftlich fundierten Expertenstand "Beziehungsgestaltung in der Pflege von Menschen mit Demenz". Dieses ermöglicht ein sehr wertschätzendes Herangehen an den Erkrankten und wahrt gleichzeitig die Ressourcen der Angehörigen oder Bezugspersonen.

Qualifizierung und Registrierung

Alle ehrenamtlichen und nicht ehrenamtlichen Helfer:innen, die in den Angeboten zur Unterstützung im Alltag tätig werden möchten, benötigen eine Schulung nach dem "Schulungskonzept zur Erbringung von Leistungen gemäß § 45a SGB XI". Seit dem 1. September 2023 beinhaltet das für alle Helfer:innen einheitliche Schulungskonzept 30 Unterrichtseinheiten (UE) á 45 Minuten. Die Helfer:innen müssen regelmäßig angeleitet und fortgebildet werden, wobei Fortbildungen regelmäßig angeboten werden müssen, aber nicht an eine Mindestanzahl pro Jahr gebunden sind.

Liegt eine zielgruppen- und tätigkeitsgerechte Qualifikation vor, muss vor der Registrierung keine Schulung zur ehrenamtlich tätigen Einzelperson absolviert werden. Eine Registrierung ist dann sofort möglich, wobei der Qualifizierungsnachweis bei der Registrierung anzufügen und im Rahmen dieser geprüft wird.

Als zielgruppen- und tätigkeitsgerecht qualifiziert gelten insbesondere folgende Personen:

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  • Berufserfahrung von mindestens zwei Jahren in einem der Bereiche Soziales, Gesundheit, Pflege oder Hauswirtschaft
  • Absolvierte Schulung nach § 45a SGB XI im Umfang von mind. 30 Unterrichtseinheiten
  • Fortbildungen mit mindestens 160 Unterrichtseinheiten (z.B. Betreuungskraft nach § 53b SGB XI, ehemals §§ 43b, 53c, 87b SGB XI)
  • Mindestens einjährige abgeschlossene Ausbildung im Bereich Soziales, Gesundheit, Pflege oder Hauswirtschaft
  • Abgeschlossener Bachelor-, Diplom- oder Masterstudiengang im Bereich Soziales, Gesundheit, Pflege oder Hauswirtschaft

Falls keine geeignete Qualifizierung vorliegt, muss vor der Registrierung eine Schulung zur ehrenamtlich tätigen Einzelperson absolviert werden.

Angebote zur Schulung und Weiterbildung

Es gibt eine Vielzahl von Anbietern, die Schulungen und Weiterbildungen für Ehrenamtliche in der Demenzbetreuung anbieten. Dazu gehören:

  • Die Deutsche Alzheimer Gesellschaft e. V. Selbsthilfe Demenz (DAlzG): Die DAlzG bietet selbst Schulungen an und vermittelt Kontakte zu Referentinnen und Referenten.
  • Der Malteser Hilfsdienst e.V.: Der Malteser Hilfsdienst bildet zur Demenzbegleitung aus. Die Basisqualifikation erfolgt in modularer Form an kombinierten Abend- und Wochenendterminen in 40 Unterrichtseinheiten.
  • Die Bundesarbeitsgemeinschaft Seniorenbüros e.V.: Sie bietet die Online-Weiterbildung "Demenz und Ehrenamt in der Arbeit mit älteren Menschen" an.
  • Lokale Allianzen für Menschen mit Demenz: Im Rahmen des Bundesprogramms "Lokale Allianzen für Menschen mit Demenz" können Netzwerke für ehrenamtliche Erstbegleitung von Menschen mit Demenz über einen Zeitraum von drei Jahren auch finanzielle Förderung erhalten.
  • Weitere Anbieter: Viele ambulante Dienste, Nachbarschaftshilfen und andere Organisationen bieten ebenfalls Schulungen für Ehrenamtliche an.

Kosten und Fördermöglichkeiten

Die Kosten für die Schulungen variieren je nach Anbieter und Umfang. Pflegende Angehörige können sich die Kosten ggf. von der zuständigen Pflegekasse erstatten lassen. Es empfiehlt sich, diesbezüglich die zuständige Pflegekasse zu kontaktieren.

Im Rahmen des Bundesprogramms "Lokale Allianzen für Menschen mit Demenz" können Netzwerke für ehrenamtliche Erstbegleitung von Menschen mit Demenz über einen Zeitraum von drei Jahren auch finanzielle Förderung erhalten.

Die Nationale Demenzstrategie

Die Nationale Demenzstrategie wurde 2020 durch die Bundesregierung beschlossen und wird vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) sowie dem Bundesministerium für Gesundheit (BMG) begleitet. Co-Vorsitzende ist die Deutsche Alzheimer Gesellschaft e. V. Selbsthilfe Demenz (DAlzG). Ziel ist es, bis 2026 die Situation von Menschen mit Demenz und ihren An- und Zugehörigen zu verbessern. Dies soll durch mehr als 160 Einzelmaßnahmen aus vier Handlungsfeldern erreicht werden.

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Bedeutung der Schulung für die Gesellschaft

Die Schulung von Ehrenamtlichen in der Demenzbetreuung ist von großer Bedeutung für die Gesellschaft. Angesichts der steigenden Zahl von Demenzerkrankten in Deutschland ist es unerlässlich, dass es genügend qualifizierte Helfer gibt, die Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen unterstützen können. Ehrenamtliche leisten einen wertvollen Beitrag zur Lebensqualität von Menschen mit Demenz und tragen dazu bei, dass sie so lange wie möglich ein selbstbestimmtes Leben führen können.

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