Spiel und Spaß sind nicht nur für Kinder, sondern für alle Altersgruppen von großer Bedeutung. Insbesondere für Senioren und Menschen mit Demenz können speziell entwickelte Spiele und Spielzeuge eine wertvolle Unterstützung in der Therapie und im Alltag darstellen. Sie fördern die geistige Fitness, sorgen für Wohlbefinden und ermöglichen es, mit der Außenwelt in Kontakt zu treten.
Die Bedeutung von Spiel und Therapie bei Demenz
Menschen mit Demenz haben oft Schwierigkeiten, alltägliche Aufgaben zu bewältigen, da ihr Gedächtnis und ihre kognitiven Fähigkeiten nachlassen. Gezielte Beschäftigung mit Spielen oder anderen Tätigkeiten kann ihnen helfen, ihre Fähigkeiten zu erhalten, ihre Stimmung zu verbessern und ihre Lebensqualität zu steigern.
Warum Spielen wichtig ist
- Geistige Stimulation: Spiele regen das Gehirn an und helfen, kognitive Fähigkeiten wie Gedächtnis, Aufmerksamkeit und Problemlösung zu trainieren.
- Emotionale Unterstützung: Spiele können Freude, Entspannung und ein Gefühl der Normalität vermitteln. Sie ermöglichen es, positive Erinnerungen zu wecken und soziale Kontakte zu pflegen.
- Motorische Fähigkeiten: Viele Spiele fördern die Feinmotorik und die Hand-Augen-Koordination.
- Kommunikation: Spiele können als Anlass für Gespräche dienen und die Kommunikation zwischen Menschen mit Demenz und ihren Angehörigen oder Betreuern erleichtern.
Therapieansätze durch spielerische Aktivität
Bewegung, Arbeit, Spiel und Therapie müssen keine getrennten Aktivitäten sein, sondern können sehr gut zusammenpassen. Der Unterschied zwischen diesen Aktivitäten ist eigentlich der Kontext, in dem sie ausgeführt werden. Musik hören oder Figuren ausschneiden können hervorragende Therapieübungen sein, bei denen der Mensch Empathie, Aufmerksamkeit, Feinmotorik, Muskelkraft der Hände, Konzentration und Atmung schult. Und wenn du gerne zur Arbeit gehst, ist es weniger anstrengend und wirkt wie ein Hobby. Beim Spielen oder Basteln kann man viel lernen und auch (neue) Fähigkeiten damit anregen und entwickeln.
Arten von Spielen und Spielzeugen für Menschen mit Demenz
Es gibt eine Vielzahl von Spielen und Spielzeugen, die speziell für Menschen mit Demenz entwickelt wurden oder sich für den Einsatz in der Therapie eignen. Die Auswahl sollte sich immer nach den individuellen Bedürfnissen, Fähigkeiten und Vorlieben des Betroffenen richten.
Spiele zur Förderung der Kognition
- Gedächtnisspiele: Einfache Memory-Spiele mit großen Karten und leicht erkennbaren Motiven können die Erinnerungsfähigkeit ansprechen und zum Erzählen anregen.
- Puzzles: Puzzles mit wenigen, großen Teilen sind ideal, um die Motorik zu üben und die visuelle Wahrnehmung zu fördern.
- Tangram: Bei diesem Spiel werden mit Hilfe von Vorlagekarten unterschiedliche Einzelformen zu kompletten Motiven gelegt.
- Zahlen- und Wortspiele: Spiele, die das Erkennen von Zahlen oder Buchstaben fördern, können die kognitiven Fähigkeiten erhalten und die Kommunikation erleichtern. Wikingerschach mit Zahlen kombiniert aktives Spielen im Freien mit Zahlenverständnis und einfachen Rechenaufgaben.
Spiele zur Förderung der Motorik
- Bausteine: Lego- oder Duplo-Steine fördern die Kreativität und Konzentrationsfähigkeit.
- Wurfspiele: Spiele, bei denen Bälle oder andere Gegenstände geworfen werden müssen, können die Hand-Augen-Koordination und die Beweglichkeit verbessern.
- Angelspiele: Der XXL Angelfieber ist ein tolles Spiel um die Augen-Hand-Koordination sowie den Bewegungsablauf zu fördern.
- Steckspiele: Spieleset Senior 3 besteht aus den beiden spielbaren Wandelementen "Labyrinth" und "Steckformen".
Spiele zur Förderung der Kommunikation
- Bilderbücher: Bücher mit einfachen, positiven Geschichten und großen, klaren Bildern können als Anlass für Gespräche dienen und Erinnerungen wecken.
- Erinnerungsalben: Alben mit Fotos und anderen Erinnerungsstücken aus dem Leben des Betroffenen können die Erinnerungspflege unterstützen und die Kommunikation zwischen den Beteiligten fördern.
- Kartenspiele: Kartenspiele mit Fragen zu verschiedenen Themen können die Kommunikation anregen und die Erinnerung an vergangene Ereignisse fördern.
- Kreativsets: Kreativset Senior 1 besteht aus 4 Handschuhpuppen. Mit Tieren als Handschuhpuppen gelingt es, auch mit demenzkranken Menschen in Kommunikation zu kommen.
Spielzeuge zur Beruhigung und Entspannung
- Empathiepuppen: Diese Puppen können helfen, Erinnerungen zu aktivieren und Ruhe zu schaffen.
- Nestelkissen: Kissen mit verschiedenen Texturen, Knöpfen, Reißverschlüssen und anderen Elementen können die Hände beschäftigen und Unruhe reduzieren.
- Gewichtete Decken: Diese Decken können ein Gefühl von Geborgenheit und Sicherheit vermitteln und zur Entspannung beitragen.
- Musikspielzeuge: Das "inmu" ist ein therapeutisches, musikalisches Hilfsmittel oder Spielzeug, das sich bei vielen Menschen, die ängstlich, unsicher oder an Demenz leiden, als beruhigend erwiesen hat.
Auswahlkriterien für Spiele und Spielzeuge
Bei der Auswahl von Spielen und Spielzeugen für Menschen mit Demenz sollten folgende Kriterien berücksichtigt werden:
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- Stadium der Demenz: Im frühen Stadium eignen sich anspruchsvollere Spiele, während im fortgeschrittenen Stadium einfachere Spiele und Spielzeuge bevorzugt werden sollten.
- Individuelle Fähigkeiten und Vorlieben: Die Auswahl sollte sich nach den Interessen und Fähigkeiten des Betroffenen richten.
- Sicherheit: Die Spiele und Spielzeuge sollten keine verschluckbaren Kleinteile enthalten und aus ungiftigen Materialien hergestellt sein.
- Einfache Handhabung: Die Spiele und Spielzeuge sollten leicht zu verstehen und zu bedienen sein.
- Qualität und Haltbarkeit: Die Spiele und Spielzeuge sollten robust und langlebig sein.
- Positive Assoziationen: Wählen Sie Spiele, die positive Erinnerungen wecken und Freude bereiten.
Beispiele für geeignete Spiele und Spielzeuge
Hier sind einige Beispiele für Spiele und Spielzeuge, die sich für Menschen mit Demenz eignen:
- Nur nicht ärgern XXL: Die Ergänzung der bewährten Version "Nur nicht ärgern!": Jetzt mit größerem Spielfeld und größeren Figuren. Zerlegbar!
- Spieleset Senior 1: Dieses Set besteht aus insgesamt 7 Lagen-Puzzles "5 in 1" mit den Themen Apfel, Erdbeere, Kartoffel, Karotte, Banane, Kürbis sowie Oma & Opa.
- Spieleset Senior 2: Dieses Set besteht aus den beiden Spielen "Äpfel sammeln/Apple garden" und "Zahlen kombinieren/Catch the numbers".
- Spieleset Senior 4: Dieses Spieleset besteht aus den beiden Großspielen "Oops!" und "XXL Candy".
- Seniorentangram Tangeo: Bei diesem Spiel werden mit Hilfe der Vorlagekarten unterschiedliche Einzelformen zu kompletten Motiven gelegt.
- Kreativset Senior 3: Dieses Set besteht aus 12 magnetischen Zeichentafeln für das kreative Gestalten in der Gruppe. Mit dem magischen Magnetboard lassen sich wie durch Zauberhand tolle Bilder erschaffen.
- Mobilset Senior 1: Dieses Mobilset zur Bewegungs- und Koordinationsförderung besteht aus 25 Massagebällen, 12 aufblasbaren "Super-Softbällen" sowie 5 Sandbällen "Multi-Move".
- suprima Demenz-Spielzeug Legespiel Uhr: Buntes Legespiel für Demenzkranke mit beweglichen Elementen zum Zuordnen von Farben, Erkennen von Formen und zum Einstellen der Uhrzeit.
Tipps für den Umgang mit Spielen und Spielzeugen
- Schaffen Sie eine positive Atmosphäre: Sorgen Sie für eine ruhige und entspannte Umgebung, in der sich der Betroffene wohlfühlt.
- Seien Sie geduldig: Menschen mit Demenz brauchen möglicherweise mehr Zeit, um die Regeln zu verstehen oder die Spiele zu spielen.
- Passen Sie die Regeln an: Variieren Sie die Spielregeln, um den Bedürfnissen und Fähigkeiten des Betroffenen gerecht zu werden.
- Vermeiden Sie Leistungsdruck: Es geht nicht um Gewinnen oder Verlieren, sondern um Spaß und Beschäftigung.
- Seien Sie kreativ: Nutzen Sie die Spiele und Spielzeuge als Anlass für Gespräche und Erinnerungen.
- Beziehen Sie Angehörige ein: Gemeinsames Spielen kann die Beziehung zwischen Menschen mit Demenz und ihren Angehörigen stärken.
- Respektieren Sie die Entscheidung des Demenzerkrankten: Lassen Sie es zu, wenn der Erkrankte nicht selbst aktiv werden möchte, sondern lieber beobachtet.
- Tolerieren Sie „Fehler“: Schimpfen Sie auf keinen Fall, wenn etwas nicht funktioniert.
Kreative Beschäftigungsmöglichkeiten
Kreative Tätigkeiten sind zugleich eine aktive Betätigung und eine sinnliche Erfahrung. Der Umgang mit unterschiedlichen Materialien aus der Natur oder dem Bastelladen kann Demenzerkrankten viel Freude bereiten. Sie müssen sich dafür nicht unbedingt spannende Bastelideen ausdenken, sondern können auch einfach so etwas Raum für die kreative Betätigung schaffen. Ambitionierte Ziele sind oft sogar kontraproduktiv. Nehmen Sie den Wechsel der Jahreszeiten als Anlass, um passende Dekoration zu basteln. Bringen Sie dafür ein paar Dinge aus der Natur mit (Tannenzapfen, Blumen, Kastanien, usw.). So stellen Sie beim Basteln einen Bezug zur Außenwelt her und fördern gleichzeitig die biografische Erinnerung.
Die Rolle der Musik
Musikhören ist für viele Menschen mit Demenz ideal, denn bekannte Schlager aus der Jugendzeit stimulieren fröhliche Erinnerungen und können die Stimmung aufhellen. Bekannte Lieder zu singen, dazu zu musizieren oder den Takt zu schlagen funktioniert selbst dann, wenn der Betroffene nicht mehr sprechen kann. Außerdem stellt sich beim Tanzen und gemeinsamen Singen schnell ein Gemeinschaftsgefühl ein. Der Isolation und dem Rückzug wird so Einhalt geboten.
Erinnerungspflege
Wenn sich Menschen mit Demenz an Beziehungen mit lieben Menschen oder lebensgeschichtliche Ereignisse erinnern, trägt dies zu ihrem Wohlbefinden bei und sie fühlen sich wieder stärker in ihrer Identität. Besonders gut funktioniert das Wecken von Erinnerungen mit Erinnerungsalben. Darin sammeln Sie Fotos und andere Erinnerungsstücke aus dem Leben der demenzerkrankten Person. Stellen Sie als Pflegender oder Angehöriger konkrete Fragen zur Kindheit oder Jugend des Demenzerkrankten. Zum Beispiel zu wichtigen historischen Ereignissen aus dieser Zeit.
Vorlesen
Gerade bei fortschreitender Demenz fällt es vielen Betroffenen schwer, noch selbst zu lesen. Zuhören fördert die Durchblutung im Gehirn. Vorlesen kann für Menschen mit Demenz genauso aktivierend sein wie Kopfrechnen für einen gesunden Menschen.
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Bewegung
Bewegung regt den Kreislauf an, fördert Sinneserfahrungen und bringt Freude. Deshalb sind Spaziergänge und Ausflüge immer eine sinnvolle Beschäftigung. Chaotische, laute Umgebungen sind ungeeignet, weil sie zu Verwirrung und Stress führen. Ideal sind hingegen Orte, die dem Demenzerkrankten immer schon gefallen haben oder einen biografischen Bezug bieten.
Basale Stimulation
Bei einer Demenzerkrankung können die Sinneswahrnehmungen des Betroffenen geschwächt sein. Bei der basalen Stimulation werden alle fünf Sinne angesprochen: Riechen, Hören, Schmecken, Sehen und Fühlen.
Der Therapieball Ichó
Ichó ist eine Kugel, vollgestopft mit Elektronik, die Licht, Töne und Vibrationen erzeugt. Diese sollen bei den Patienten Resonanz erzeugen und sie aus ihrer Gedanken- und Gefühlswelt herausholen. Der Therapieball ist mittlerweile als Medizinprodukt zugelassen und für gewerbliche und private Kunden erhältlich.
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