Demenz ist eine Erkrankung, die das Verhalten und die Persönlichkeit verändern kann. Angehörige sollten versuchen, in die Welt des Betroffenen einzutauchen und dessen Gedankengänge und Verhalten nachzuvollziehen. Es ist wichtig, den Demenzerkrankten als eigenständigen Menschen mit Wünschen und Bedürfnissen wahrzunehmen und die Krankheit nicht zu stark in den Vordergrund zu rücken.
Kommunikation mit Demenzkranken
Im Laufe der Erkrankung wird die Kommunikation mit Demenzkranken immer schwieriger, da sich das Gehirn verändert und die Wahrnehmung verzerrt ist. Ohne einfühlsame Kommunikation kann sich die Beziehung verschlechtern. In Gesprächen müssen Angehörige den Betroffenen mit viel Geduld, Empathie und auf Augenhöhe begegnen. Wesentlich dabei ist Wertschätzung und Anerkennung durch Zuhören, Bekräftigen, Zusammenfassen und Nachfragen.
Verbale Kommunikation
In den ersten Phasen der Demenz ist verbale Kommunikation meist noch gut möglich. Es empfiehlt sich, langsam, deutlich und in klaren, kurzen Sätzen zu sprechen. Freundliche Gestik und Mimik unterstützen das Anliegen. Auch wenn die Erkrankung anstrengend sein kann, muss der Umgang höflich erfolgen.
Nonverbale Kommunikation
Im fortgeschrittenen Stadium der Demenz geht oft die Fähigkeit zur verbalen Kommunikation verloren. Nonverbale und emotionale Kommunikation wird dann wichtiger. Die Methode der basalen Stimulation eignet sich hier besonders gut. Berührungen, Körpersprache und ein schweigendes Beisammensitzen können Zuneigung und Wertschätzung vermitteln.
Validation
Die Gefühle von Demenzerkrankten anerkennen und akzeptieren steht im Fokus des Konzepts der Validation. Anstatt zu korrigieren, geht man auf die aktuelle Gefühlslage des Betroffenen ein und versucht, dessen Perspektive einzunehmen. Dies kann Stress reduzieren und Unruhe entgegenwirken.
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Personzentrierte Pflege
Die personzentrierte Pflege nach Tom Kitwood stellt den Menschen in den Mittelpunkt und nicht die Krankheit. Erhalt und Förderung des Personseins ist der Kern. Bedürfnisse nach Liebe, Trost, Bindung, Einbeziehung, Beschäftigung und Identität werden berücksichtigt.
Basale Stimulation
Die basale Stimulation hat das Ziel, die Fähigkeiten von Demenzerkrankten in den Bereichen Kommunikation, Wahrnehmung und Bewegung zu fördern. Über die Stimulation von visuellen, akustischen, gustatorischen und taktilen Reizen kann die Aufmerksamkeit angeregt und eine Verbindung aufgebaut werden.
Ursachen für ständiges Singen und Schreien
Menschen mit Demenz können verschiedene Verhaltensweisen entwickeln, darunter ständiges Singen oder Schreien. Diese Verhaltensweisen können verschiedene Ursachen haben:
- Mangelnde Kommunikationsfähigkeit: Im fortgeschrittenen Stadium der Demenz fällt es den Betroffenen oft schwer, sich verbal mit ihrer Umwelt auszutauschen. Schreien kann eine Möglichkeit sein, auf sich aufmerksam zu machen, wenn sie Schmerzen, Hunger, Durst oder Einsamkeit empfinden.
- Unbefriedigte Bedürfnisse: Hinter herausforderndem Verhalten kann ein unbefriedigtes Bedürfnis stehen. Es ist wichtig, herauszufinden, was der Betroffene benötigt, um ihm Sicherheit und Geborgenheit zu geben.
- Angst und Unsicherheit: Demenzerkrankte Menschen fühlen sich oft unsicher und haben Angst. Bedrohlich erlebte Momente oder Trennungssituationen können zu Unruhe und Schreien führen.
- Wahnvorstellungen und Halluzinationen: Wahnvorstellungen oder Halluzinationen können ebenfalls zu Schreien führen. Die Betroffenen sind möglicherweise davon überzeugt, dass sie betrogen oder bestohlen werden, oder sie sehen Dinge, die nicht real sind.
- Pathologischer Prozess im Gehirn: In manchen Fällen ist das Schreien rein dem pathologischen Prozess eines Hirnbereichs geschuldet.
Umgang mit Schreien und Rufen
Wenn Menschen mit Demenz schreien und rufen, ist das für alle eine Belastungsprobe. Es ist wichtig, systematisch vorzugehen und die Ursachen zu erforschen. Dabei gilt es, ein Bündel von Maßnahmen auszuprobieren und die Erfolge zu dokumentieren.
Nichtmedikamentöse Interventionen
- Ursachenforschung: Versuchen Sie, die Ursachen für das Schreien herauszufinden. Achten Sie auf die Tageszeit, die Schreidauer, die Intensität und den Beginn des Schreiens.
- Körperlicher Kontakt: Körperlicher Kontakt wie Drücken oder in den Arm nehmen kann beruhigend wirken.
- Ablenkung: Ablenkung durch Musik, Spaziergänge oder andere Aktivitäten kann helfen, das Schreien zu unterbrechen.
- Validation: Erkennen Sie die Gefühle des Betroffenen an und bestätigen Sie, dass diese gerechtfertigt sind.
- Basale Stimulation: Bieten Sie verschiedene sensorische Reize an, um die Aufmerksamkeit zu aktivieren und eine Verbindung aufzubauen.
Medikamentöse Interventionen
Medikamente können in manchen Fällen hilfreich sein, insbesondere wenn das Schreien durch Schmerzen oder Unruhe verursacht wird. Der Einsatz von Medikamenten sollte jedoch immer kritisch hinterfragt und von einem Facharzt begleitet werden. Stark sedierende Medikamente sollten nur in Ausnahmefällen eingesetzt werden, da sie die Betroffenen oft stark beeinträchtigen.
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Musiktherapie bei Demenz
Musik kann eine positive Wirkung auf Menschen mit Demenz haben. Sie kann die Stimmung aufhellen, das Wohlbefinden steigern und Erinnerungen wecken. Studien haben gezeigt, dass Musik die Stimmung, die Aufmerksamkeit und das Gedächtnis von Menschen mit beginnender Demenz verbessern kann.
Möglichkeiten der Musiktherapie
- Gemeinsames Singen: Altbekannte Lieder können Erinnerungen aktivieren und Freude bereiten.
- Musizieren: Das Spielen eines Instruments kann die kognitiven Funktionen anregen und die Motorik verbessern.
- Musik hören: Das Hören von vertrauter Musik kann beruhigend wirken und Unruhe reduzieren.
Rechtliche und finanzielle Aspekte
Bei einer Demenz stellen sich viele rechtliche und finanzielle Fragen, die für die Zukunft geregelt werden müssen. Dazu gehören die Ausübung des Berufs, das Autofahren, die Vorsorgevollmacht und die Geschäftsfähigkeit. Es ist wichtig, sich frühzeitig über diese Aspekte zu informieren und gegebenenfalls professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.
Entlastung für Angehörige
Die Pflege eines Demenzerkrankten kann sehr belastend sein. Es ist wichtig, als Angehöriger Entlastung zu finden und sich regelmäßig Auszeiten zu nehmen. Es gibt verschiedene Möglichkeiten der Unterstützung, wie zum Beispiel:
- Pflegekurse: In Pflegekursen erhalten Angehörige Wissen zu Pflegethemen und Demenz vermittelt.
- Selbsthilfegruppen: In Selbsthilfegruppen können sich Angehörige mit anderen Betroffenen austauschen und Unterstützung finden.
- Professionelle Hilfe: Es gibt verschiedene professionelle Hilfsangebote, wie zum Beispiel ambulante Pflegedienste, Tagespflege oder Kurzzeitpflege.
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