Viele Menschen fürchten sich vor der Diagnose Alzheimer oder einer anderen Form der Demenz. Die Erkrankung bringt nicht nur kognitive Einschränkungen mit sich, sondern kann auch zu Verhaltensänderungen und motorischer Unruhe führen. Dieser Artikel beleuchtet die verschiedenen Symptome der Demenz, insbesondere die Unruhe, ihre Ursachen und mögliche Lösungsansätze.
Symptome der Demenz
Demenz ist ein Oberbegriff für über 50 hirnorganische Erkrankungen, von denen die Alzheimer-Krankheit die häufigste ist. Die Symptome sind vielfältig und können sich im Laufe der Zeit verändern. Es ist wichtig zu beachten, dass nicht jedes Symptom zwangsläufig auf eine Demenz hindeutet. Wenn jedoch mehrere Anzeichen wiederholt auftreten, sollte ärztlicher Rat eingeholt werden.
Kognitive Beeinträchtigungen
- Gedächtnisprobleme / Vergesslichkeit: Eine Beeinträchtigung des Kurzzeitgedächtnisses, die sich auf das tägliche Leben auswirkt, ist eines der Hauptsymptome. Betroffene vergessen beispielsweise wichtige Termine, schalten den Herd nicht aus oder benötigen Merkzettel, um den Alltag zu bewältigen. Normale altersbedingte Veränderungen äußern sich eher darin, dass man Namen oder Termine kurzfristig vergisst, sich aber später wieder daran erinnert.
- Schwierigkeiten beim Planen und Problemlösen: Es fällt den Betroffenen schwer, sich über einen längeren Zeitraum zu konzentrieren oder etwas vorausschauend zu planen und umzusetzen. Sie brauchen für vieles mehr Zeit als zuvor. Probleme tauchen beispielsweise beim Kochen oder Backen nach bekannten Rezepten, beim Umgang mit Zahlen oder beim Bezahlen von Rechnungen auf. Altersbedingte Zerstreutheit, wenn viele Dinge gleichzeitig zu tun sind, ist hingegen normal.
- Probleme mit gewohnten Tätigkeiten: Alltägliche Handlungen werden plötzlich als große Herausforderung empfunden.
- Schwierigkeiten beim Erkennen von Bildern und räumlichen Dimensionen: Viele Menschen mit Alzheimer-Demenz haben große Schwierigkeiten, Bilder zu erkennen und räumliche Dimensionen zu erfassen.
- Sprachprobleme: Vielen Erkrankten fällt es schwer, einem Gespräch zu folgen und sich aktiv daran zu beteiligen. Sie verlieren den Faden, verwenden unpassende Füllwörter oder haben Wortfindungsprobleme.
Verhaltensänderungen
- Verlegen von Gegenständen: Menschen, die an Alzheimer erkrankt sind, lassen oft Dinge liegen oder legen sie an ungewöhnliche Orte. Sie vergessen nicht nur, wo die Sachen sind, sondern auch, wozu sie gut sind.
- Verlust der Eigeninitiative: Viele Menschen mit Alzheimer verlieren zunehmend ihre Eigeninitiative und gehen immer weniger ihren Hobbys, sozialen oder sportlichen Aktivitäten nach.
- Stimmungsschwankungen: Starke Stimmungsschwankungen ohne erkennbaren Grund können eine Folge einer Alzheimer-Erkrankung sein.
- Verändertes Verhalten: Menschen mit Demenz verändern häufig ihr Verhalten. Sie können reizbar werden, sich über Kleinigkeiten aufregen oder sich zurückziehen. In manchen Fällen ist die Demenz mit Aggressivität und Wut verbunden.
- Aggressives Verhalten: Aggressives und scheinbar bösartiges Verhalten bei Demenz ist ein komplexes und oft missverstandenes Verhaltensmuster, das bei etwa 50 Prozent der Menschen mit Demenz auftreten kann. Hier spielt besonders die Frustration über den kognitiven Abbau sowie äußere Faktoren eine große Rolle.
Motorische Beeinträchtigungen
- Schwierigkeiten beim Gehen: Patient:innen mit fortgeschrittener Demenz entwickeln häufig Schwierigkeiten beim Gehen oder können bei Demenz plötzlich nicht mehr laufen. Der Gang ist unsicher und mitunter schwankend. Die Gangart ist eher kleinschrittig und instabil, was ein erhöhtes Sturzrisiko zur Folge hat.
- Grobmotorische Einschränkungen: Dazu kommen grobmotorische Einschränkungen und Schwierigkeiten bei der Koordination - beispielsweise greifen Betroffene häufig ins Leere oder haben Schwierigkeiten, mit beiden Händen zwei verschiedene Bewegungen gleichzeitig auszuführen.
- Veränderte Körperhaltung: Die Körperhaltung bei Demenz im fortgeschrittenen Stadium ist eingesunken, weil Betroffene nicht mehr in der Lage sind, den Kopf aufrecht zu halten. Die schiefe Körperhaltung geht mit einem teilnahmslosen Gesichtsausdruck bei Demenz einher, die Gesichtszüge wirken wie eingefroren.
- Verlust der Feinmotorik: Allmählich kommt es auch zum Verlust der Feinmotorik, das heißt: Solche Tätigkeiten, die etwas Geschick oder Präzision erfordern, sind ohne Unterstützung nicht mehr möglich. Dazu zählen beispielsweise das Essen mit Messer und Gabel, das An- und Ausziehen von Kleidung und das tägliche Waschen und Zähneputzen.
- Harn- und/oder Stuhlinkontinenz: Harn- und/oder Stuhlinkontinenz schränken die Selbstständigkeit bei fortgeschrittener Demenz weiter ein. Zum einen verlieren die Betroffenen aufgrund der Veränderungen in ihrem Gehirn die Kontrolle über Blase und Darm, zum anderen sind sie oftmals nicht fähig, den Weg zur Toilette zu finden und urinieren dort, wo sie sich gerade befinden.
- Schluckstörungen: Bei Demenzkranken im fortgeschrittenen Stadium ist oftmals die neurologische Steuerung jener Muskeln einschränkt, die am Schluckvorgang beteiligt sind. Schluckstörungen, sogenannte Dysphagien, treten daher im Zuge einer Demenz sehr oft auf. Die Folge: Betroffene verschlucken sich häufig, was das Risiko für eine Lungenentzündung (Aspirationspneumonie) erhöht. Außerdem kann eine Dysphagie auch zur Nahrungsverweigerung und schlimmstenfalls zu Dehydrierung, Mangelernährung und damit einhergehend zu einer allgemeinen Verschlechterung des Gesundheitszustands führen.
Schlafstörungen und Unruhe
- Gestörter Schlaf-Wach-Rhythmus: Demenzkranke leiden häufig unter einem gestörten Schlaf-Wach-Rhythmus. Infolgedessen wandern sie nachts umher und sind allgemein unruhig und verwirrt. Oder aber die Schlafphasen werden immer länger und die Patient:innen haben nur noch sehr kurze aktive Wachphasen.
- Bewegungsdrang und Unruhe: Im mittleren Stadium der Demenz zeigen viele betroffene Menschen einen ausgeprägten Bewegungsdrang, gepaart mit starker Unruhe.
Ursachen für Unruhe bei Demenz
Immer wieder berichten Angehörige, dass ihre Liebsten unruhig sind, rastlos im Haushalt umherlaufen und manchmal sogar das Haus verlassen haben, ohne zurückzufinden. Doch wie kommt es zu diesem Bewegungsdrang? Was sind die Ursachen? Bewegung ist ein Grundbedürfnis des Menschen. Sie hält uns körperlich und geistig fit und sorgt für Ausgeglichenheit. Bei Menschen mit Demenz kann der Bewegungsdrang jedoch besonders ausgeprägt sein.
- Bedürfnis nach Bewegung: Menschen mit Demenz haben das Bedürfnis nach Bewegung.
- Körperliche und psychische Beschwerden: Körperliche und psychische Beschwerden sowie Medikamente können ein Herumwandern auslösen. Ein Arztbesuch kann helfen, die Ursachen zu klären.
- Veränderungen im Gehirn: Eine der Hauptursachen ist die Veränderung des Gehirns durch den Abbau von Nervenzellen, der mit der Krankheit einhergeht. Diese Veränderungen stören die sogenannte innere Uhr und beeinträchtigen das Schlaf-Wach-Zentrum im Gehirn. Der natürliche Rhythmus gerät aus dem Gleichgewicht.
- Verlust der zeitlichen Orientierung: Der Verlust der zeitlichen Orientierung verstärkt dieses Problem zusätzlich. Menschen mit Demenz verlieren oft das Gefühl für die Tageszeit und können Tag und Nacht nicht mehr richtig unterscheiden.
- Medikamente: Auch Medikamente, die zur Behandlung anderer Symptome der Demenz verabreicht werden, können den Schlaf negativ beeinflussen und zu Unruhe führen.
- Physische Beschwerden: Zudem spielen physische Beschwerden wie Schmerzen oder Unwohlsein eine Rolle, die oft nicht erkannt oder behandelt werden.
- Lebenslange Gewohnheit: Einige Menschen mit Demenz achten schon immer auf ihre Gesundheit und bewegen sich einfach gerne, vor allem an der frischen Luft. Andere haben seit jeher die Gewohnheit, einen Spaziergang zur Entspannung zu machen, wenn sie Kummer oder Stress bewältigen müssen.
- Einsamkeit und Langeweile: Manche Menschen mit Demenz beginnen herumzulaufen, wenn ihnen langweilig ist: Sie suchen dann nach Kontakt und nach einer Beschäftigung.
- Neugier: Einige Personen mit Demenz sind von Natur aus unternehmungslustig und wissbegierig und erkunden daher ihnen neu oder fremd erscheinende Umgebungen.
- Verunsicherung: Bei einigen Betroffenen führt die nachlassende Kommunikationsfähigkeit zu Verunsicherungen. Weil ihnen die Beteiligung an Gesprächen immer schwerer fällt und sie die damit verbundenen Blamagen fürchten, meiden sie Gruppensituationen immer öfter und beschäftigen sich stattdessen mit etwas, das sie noch fehlerfrei beherrschen - nämlich dem Laufen.
- Schmerzen und Unwohlsein: Manche Personen mit Demenz beginnen umherzulaufen, weil es ihnen körperlich nicht gut geht: Sie haben vielleicht Hunger oder Durst, sie schwitzen oder frieren, sie empfinden Juckreiz oder Schmerzen oder sie haben Verstopfung oder Harndrang.
- Hinlaufen: Manchmal haben Menschen mit Demenz ein Ziel vor Augen - sie laufen gewissermaßen zu etwas hin. Der Bewegungsdrang ist in diesem Fall als Suche nach etwas zu verstehen, was Geborgenheit und Sicherheit, quasi eine „heile Welt“ verspricht. Dabei kann es sich um eine geliebte Person, wie beispielsweise die Mutter oder die kleinen Kinder, oder auch um ein früheres Zuhause (oft das Elternhaus) oder sogar den ehemaligen Arbeitsplatz handeln.
- Weglaufen: Manch ein Mensch mit Demenz will weglaufen, weil er sich unwohl oder überfordert fühlt und ihm alles um ihn herum fremd und bedrohlich erscheint. Wer früher alleine gelebt hat, empfindet beispielsweise oftmals die vielen Menschen, die ihn in einem Pflegeheim umgeben sowie die dortige Geräuschkulisse als unangenehm. Zudem werden viele Betroffene von dem Stress und der Hektik der Personen in ihrer Umgebung angesteckt und zum Fortlaufen veranlasst. Das Weglaufen und Nach-Hause-Wollen kann nach einem Umzug in eine neue Umgebung auftreten, aber auch, wenn die Demenz die Erinnerung an die letzten Jahrzehnte genommen hat. In diesem Fall wird oft das derzeitige Zuhause nicht mehr wiedererkannt, selbst wenn die Person dort seit 40 und mehr Jahren lebt.
- Gestörter Tag-Nacht-Rhythmus: Weil die Demenz oftmals zu einer zeitlichen Umkehrung der Schlaf- und Wachphasen führt, weisen einige Menschen mit Demenz vor allem nachts Ruhelosigkeit und Bewegungsdrang auf und sind dementsprechend tagsüber so müde, dass sie immer wieder einschlafen.
- Medikamente: Manche Medikamente können als Nebenwirkung oder entgegen der erwarteten beruhigenden Wirkung zum Gegenteil führen und Bewegungsdrang auslösen.
Umgang mit Unruhe bei Demenz
Der Umgang mit Unruhe und Bewegungsdrang bei Demenz erfordert ein hohes Maß an Geduld und Einfühlungsvermögen. Es gibt verschiedene Strategien, die helfen können, die Situation zu verbessern.
Nicht-medikamentöse Maßnahmen
- Schaffung von Routinen: Eine feste Abendroutine kann helfen, den Körper auf die Nacht vorzubereiten und die innere Uhr zu stabilisieren. Hierzu gehören regelmäßige Schlafenszeiten und beruhigende Aktivitäten wie das Vorlesen oder das Hören von entspannender Musik.
- Optimierung der Schlafumgebung: Eine ruhige und dunkle Umgebung ohne Lärmquellen fördert den Schlaf.
- Körperliche Aktivität: Regelmäßige körperliche Aktivität während des Tages kann ebenfalls dazu beitragen, die nächtliche Müdigkeit zu steigern und den Schlaf zu verbessern. Dabei sollten die Aktivitäten jedoch an die körperlichen Möglichkeiten des Betroffenen angepasst sein, um Überanstrengung zu vermeiden.
- Kognitive Stimulation: Neben der physischen Aktivität ist auch kognitive Stimulation wichtig.
- Ursachenforschung: Die Pflegeverantwortlichen müssen sich in jedem einzelnen Fall fragen, ob das Laufen der betroffenen Person gut tut oder ob ihr Bewegungsdrang ein Ausmaß angenommen hat, das ihr selber schadet oder für andere unzumutbar ist. Genießt sie das Wandern, sollte man es nach Möglichkeit unterstützen. Überwiegen Risiken und Konfliktpotenzial, oder stellt sich heraus, dass es eher eine Reaktion auf als negativ erlebte Reize darstellt, gilt es, zu prüfen, ob man die Ursachen beheben kann.
- Anpassung der Wohnumgebung: Die Angehörigen können versuchen, eine demenzgerechte Raumgestaltung einzusetzen, so dass Verlockungen wie Türen weniger einladend wirken. Zum Beispiel kann eine Tür mit einem großformatigen Bild eines Bücherregals verdeckt werden.
- Sicherheit: Das Weglaufen ist eine große Gefahr für die betroffene Person und eine enorme Belastung für Angehörige.
- Verfügbare Kleidungsstücke reduzieren: Legen Sie nur ausgewählte, der Jahreszeit entsprechende Kleidung in greifbare Nähe. Nicht benötigte Kleidungsstücke sollten aussortiert oder eingelagert werden.
- GPS-Sender: GPS-Sender in Schuhsohlen oder Kleidung - Diese können als Uhr oder anderweitig integriert sein. Allgemeine GPS-Sender an Schlüssel oder Uhren - Diese erfordern, dass die betroffene Person den Gegenstand bei sich trägt - was nicht immer der Fall ist. Daher empfiehlt es sich, verschiedene Ortungsmöglichkeiten zu kombinieren. Beachten Sie, dass Tracking-Systeme, Kameraüberwachung und Bewegungs- oder Trittsensoren nur mit Zustimmung der betroffenen Person erfolgen dürfen.
- Schmerzmanagement: Sorgen Sie für regelmäßige Untersuchungen auf körperliche Beschwerden und verabreichen Sie bei Bedarf angemessene Schmerzmedikation.
- Einfühlungsvermögen und Kommunikation: Erklären Sie eine bevorstehende Aktivität behutsam und vergewissern Sie sich, dass die betroffene Person verstanden hat, was geschieht.
- Ablenkung: Wenn Menschen mit Demenz beispielsweise bei der Körperpflege aggressiv reagieren, reicht es unter Umständen schon aus, in solchen Situationen gemeinsam deren Lieblingslieder zu singen.
- Gefühle ernst nehmen: Wird ein Mensch mit Demenz „boshaft“ oder handgreiflich, will er mit seinem Verhalten vielleicht auf sich aufmerksam machen und Hilfe erhalten.
- Betroffene aktivieren: Studien deuten darauf stark hin, dass Aktivitäten im Freien und körperzentrierte Therapien wie Massagen weitaus effektiver sind als Medikamente, um körperliche und verbale Aggressionen zu mindern.
- Erinnerungstherapie: Effektstärken für Erinnerungstherapie (d = 0,47; [2, e21]), Ergotherapie (d = 0,72; [2, e22]), körperliche Aktivitäten (d = 0,68; [2, e23]) und aktive Musiktherapie (d = 0,62; [e24]) wurden publiziert.
- Psychoedukation: Zunächst müssen alle Personen, die an der Betreuung des Patienten beteiligt sind, eine Psychoedukation und Schulung erhalten, um einen defizitorientierten Umgang zu vermeiden. Mögliche Auslöser der Verhaltensstörungen durch das Verhalten der Bezugspersonen müssen reduziert werden. In der Kommunikation mit dem Kranken sind kurze, prägnante Sätze, eine flexible Wortwahl und eine sonore, angenehme Stimmlage hilfreich (e25). Der Einbezug betreuender Angehörig
- Kräutertees: Kräutertees wie Kamillentee oder Baldriantee haben beruhigende Eigenschaften und können helfen, den Schlaf zu fördern.
- Aromatherapie: Man kann ätherische Öle wie Lavendel, Melisse oder Kamille in einem Diffusor verwenden oder auf ein Kissen tropfen, um eine beruhigende Umgebung zu schaffen.
- Warme Milch mit Honig: Ein altes Hausmittel gegen Schlafstörungen ist warme Milch mit Honig.
- Beruhigende Musik: Das Hören von sanfter, beruhigender Musik oder Naturklängen kann eine entspannende Atmosphäre schaffen und dabei helfen, die nächtliche Unruhe zu lindern.
- Entspannungsübungen: Einfache Entspannungsübungen wie progressive Muskelentspannung oder sanftes Dehnen können helfen, den Körper zu beruhigen und die Schlafbereitschaft zu erhöhen.
- Gewichtdecken: Schwere Bettdecken, die einen sanften, gleichmäßigen Druck auf den Körper ausüben, können ein Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit vermitteln.
- Wärmekissen: Ein warmes Kissen oder eine Wärmflasche im Bett kann helfen, den Körper zu entspannen und die Schlafbereitschaft zu fördern.
Medikamentöse Behandlung
Medikamente sollten immer unter ärztlicher Aufsicht eingenommen werden, da sie Nebenwirkungen haben können. Auch die Wechselwirkung mit anderen Medikamenten bedarf der genauen ärztlichen Überprüfung.
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- Beruhigungsmittel (Sedativa): Beruhigungsmittel wie Benzodiazepine (z.B. Lorazepam) können helfen, die nächtliche Unruhe zu reduzieren und den Schlaf zu fördern. Diese Medikamente wirken, indem sie das zentrale Nervensystem beruhigen.
- Antipsychotika: Bei schweren Fällen von Unruhe oder aggressivem Verhalten können Antipsychotika wie Risperidon oder Olanzapin verschrieben werden. Diese Medikamente helfen, die psychotischen Symptome wie Verwirrtheit und Halluzinationen zu reduzieren.
- Antidepressiva: Manche Antidepressiva, wie z.B. Mirtazapin oder Trazodon, haben eine beruhigende Wirkung und können den Schlaf fördern. Sie sind besonders hilfreich, wenn die nächtliche Unruhe mit Angst oder Depression einhergeht.
- Schlafmittel (Hypnotika): Schlafmittel wie Zolpidem oder Zopiclon können kurzfristig eingesetzt werden, um den Schlaf zu verbessern.
- Melatonin: Melatonin, ein Hormon, das den Schlaf-Wach-Rhythmus reguliert, kann bei Schlafstörungen hilfreich sein. Es wird oft bei älteren Menschen verwendet, da sie häufig einen Mangel an diesem Hormon haben.
- Risperidon und Haloperidol: Risperidon und Haloperidol sind Medikamente, die bei mittelschwerer bis schwerer Alzheimer-Demenz eingesetzt werden können, insbesondere wenn die Person sehr streitsüchtig oder aggressiv ist. Haloperidol kann auch eingesetzt werden, wenn der Patient falsche Vorstellungen von der Realität hat oder Stimmen hört.
Unterstützung für Angehörige
Die Pflege eines demenzkranken Angehörigen, besonders bei nächtlicher Unruhe, kann eine erhebliche Belastung sein. Es gibt verschiedene Möglichkeiten der Pflegeunterstützung, die Angehörige entlasten können.
- 24-Stunden-Betreuung: Eine besonders effektive Lösung zur Entlastung der Familie ist die 24-Stunden-Betreuung zu Hause. Diese Betreuung bietet zahlreiche Vorteile: Sie ermöglicht eine kontinuierliche Anwesenheit einer geschulten Betreuungsperson, die sofort auf nächtliche Unruhe reagieren kann. Ein großer Vorteil der 24-Stunden-Betreuung ist die individuelle Anpassung der Pflege an die Bedürfnisse des Demenzpatienten, was eine stabile und beruhigende Umgebung fördert. Für pflegende Angehörige bedeutet diese Art der Betreuung eine erhebliche Entlastung, da sie sich nicht mehr rund um die Uhr um die Pflege kümmern müssen und sich so ausreichend ausruhen können.
- Ambulante Pflegedienste: Eine wichtige Unterstützung sind ambulante Pflegedienste, die regelmäßige Besuche durchführen und bei der Pflege helfen können.
- Tagespflegeeinrichtungen: Eine weitere Möglichkeit ist die Inanspruchnahme von Tagespflegeeinrichtungen, in denen Demenzkranke tagsüber betreut werden. Dies gibt den pflegenden Angehörigen die Möglichkeit, sich zu erholen oder andere wichtige Aufgaben zu erledigen.
- Selbsthilfegruppen und Beratungsstellen: Zusätzlich gibt es Selbsthilfegruppen und Beratungsstellen, die pflegenden Angehörigen Unterstützung und Austausch bieten.
- Deutsche Alzheimer Gesellschaft: Die Deutsche Alzheimer Gesellschaft e.V. (DAlzG) bietet eine kostenlose Beratungshotline unter der Rufnummer 030 - 259 37 95 14 an, auch in türkischer Sprache.
Stadien der Demenz
Alzheimer verändert Gedächtnis, Denken und Alltagsfähigkeiten - schleichend, aber unumkehrbar. Der Verlauf ist individuell, folgt jedoch bestimmten Mustern.
- Frühe Phase (MCI): In dieser frühen Phase treten leichte Beeinträchtigungen des Denkens und Erinnerns auf, die im Alltag zunächst kaum einschränken. Menschen mit MCI nehmen Veränderungen manchmal selbst wahr, doch oft fällt sie zuerst Angehörigen auf.
- Mittlere Phase: In diesem Stadium zeigt sich zunehmend Vergesslichkeit im Alltag, insbesondere was das Kurzzeitgedächtnis betrifft. Es wird schwieriger, neue Informationen zu behalten. Gespräche sind anstrengender - oft fehlen Worte oder der Gedanke geht verloren. Gegenstände wie Schlüssel oder Brille werden häufiger verlegt. Hinzu kommen erste Probleme mit der Orientierung in Raum und Zeit. Viele alltägliche Aufgaben - wie einkaufen, kochen oder die Wäsche machen - gelingen noch gut. Viele Menschen mit Demenz merken nun deutlich deutlich, dass etwas nicht stimmt. Aus Scham oder Unsicherheit versuchen sie, ihre Schwierigkeiten zu verstecken. Sie ziehen sich zurück und meiden ungewohnte Situationen. Auch die Stimmung kann sich verändern: Manche Menschen sind leichter reizbar, andere traurig oder verunsichert.
- Späte Phase: Jetzt wird die Krankheit deutlich sichtbar. Neben dem Kurzzeitgedächtnis ist nun auch das Langzeitgedächtnis beeinträchtigt. Viele Erinnerungen an das eigene Leben treten in den Hintergrund - zum Beispiel daran, welchen Beruf man ausgeübt hat oder ob man verheiratet war. Orientierungsprobleme, auch in vertrauter Umgebung Bekannte Gesichter werden nicht mehr erkannt. Es kommt zu tiefgreifenden Veränderungen im Verhalten und im Wesen. Viele Erkrankte spüren einen ausgeprägten Bewegungsdrang und starke Unruhe Die Orientierungslosigkeit und Hilflosigkeit der Betroffenen schlägt oft in Misstrauen, Reizbarkeit, Nervosität und aggressive Ausbrüche um. Der Tag-Nacht-Rhythmus gerät aus dem Gleichgewicht, was zu Schlafstörungen führen kann. In diesem Stadium ist eine selbstständige Lebensführung nicht mehr möglich.
- Endstadium: Im Endstadium sind die Erkrankten vollständig auf Pflege angewiesen. Typische Veränderungen: Verlust der Sprache - nur noch einzelne Wörter oder Laute, keine sinnvolle Kommunikation mehr Selbst engste Familienmitglieder werden nicht mehr erkannt Völlige Orientierungslosigkeit, leben nur noch im unmittelbaren Moment Inkontinenz - Kontrolle über Blase und Darm gehen verloren Schluckstörungen, die die Nahrungsaufnahme erschweren Im Endstadium haben Menschen mit Demenz ein zunehmend geschwächtes Immunsystem und werden anfälliger für Infektionen.
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