Jeder kennt das Gefühl, Schlüssel zu vergessen, sich an Namen nicht zu erinnern oder Termine zu verpassen. Solche Vorfälle sind normal, besonders in stressigen Zeiten. Wenn sie sich jedoch häufen, vor allem im fortgeschrittenen Alter, kann dies Anlass zur Sorge geben und die Frage aufwerfen, ob eine Demenz vorliegt. Dieser Artikel soll Ihnen Informationen zu Demenztests für Angehörige geben und Ihnen helfen, erste Anzeichen zu erkennen und die richtigen Schritte einzuleiten.
Was ist ein Demenztest?
Ein Demenztest dient der Abklärung des Verdachts auf eine Demenz. Treten bei einer Person gehäuft Verhaltensweisen auf, die typisch für Demenzerkrankte sind, kann ein Demenztest helfen festzustellen, ob tatsächlich eine Demenz vorliegt. Demenztests verfolgen zwar alle das gleiche Ziel, unterscheiden sich aber erheblich in Schwierigkeitsgrad, Zeitaufwand und Anforderungen an den Testleiter. Diese Unterschiede wirken sich auch auf die Aussagekraft und Zuverlässigkeit der Tests aus.
Demenztest zu Hause selbst durchführen
Für eine erste Einschätzung können Sie verschiedene Demenztests online und kostenlos finden. Es gibt auch zahlreiche Demenztest-Fragebögen und Demenztest-PDFs im Internet. Zu den bekanntesten Tests gehört der Uhrentest. Hierbei wird der Testperson ein Blatt Papier mit einem vorgezeichneten Kreis vorgelegt und sie wird aufgefordert, die Ziffern einer Uhr einzuzeichnen und die Uhrzeit „zehn nach elf“ darzustellen.
Ein etwas umfangreicherer Test ist der DemTect, bei dem anhand von fünf verschiedenen Aufgaben festgestellt werden soll, ob Anzeichen einer Demenzerkrankung vorliegen. Der Proband muss sich zunächst an vorgelesene Wörter erinnern, dann Ziffern als Wörter ausschreiben und möglichst viele Dinge aufzählen, die in einem Supermarkt zu finden sind. Anschließend müssen Zahlenreihen in umgekehrter Reihenfolge aufgesagt werden, und schließlich muss die Testperson noch einmal möglichst viele der zuvor genannten Begriffe wiederholen. Dieser Test kann ohne besondere Vorkenntnisse durchgeführt werden und dauert in der Regel nicht länger als zehn Minuten.
Andere Tests zur Erkennung von Anzeichen sind der Mini-Mental-Status (MMST) und der Angehörigen-Test. Diese Tests, die von medizinischen Laien zu Hause durchgeführt werden, dienen lediglich einem ersten Überblick über eine mögliche Erkrankung und geben einen Anhaltspunkt dafür, ob Grund zur Sorge besteht oder nicht. Für eine richtige Diagnose reichen sie jedoch nicht aus.
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Beispiele für Online-Tests und Fragebögen
Es gibt zahlreiche Online-Tests und Fragebögen, die eine erste Einschätzung ermöglichen können. Diese Tests sind jedoch nicht als Ersatz für eine ärztliche Untersuchung zu verstehen. Einige Beispiele sind:
- Uhrentest: Zeichnen einer Uhr mit einer bestimmten Uhrzeit.
- DemTect: Ein kurzer Test, der verschiedene kognitive Fähigkeiten prüft.
- Mini-Mental-Status-Test (MMST): Ein Fragebogen, der Orientierung, Gedächtnis und Aufmerksamkeit testet.
- Verschiedene Online-Fragebögen und PDF-Tests, die im Internet verfügbar sind.
Wann sollte ein Arzt aufgesucht werden?
Wenn Sie einen Selbsttest durchgeführt haben und das Ergebnis eine Demenzerkrankung nahelegt, sollten Sie diese Einschätzung unbedingt von einem Spezialisten abklären lassen. Natürlich müssen Sie vorher nicht unbedingt einen Selbsttest durchführen. Wenn Sie sich Sorgen machen, wenden Sie sich an Ihren Hausarzt. Dieser wird Sie gegebenenfalls an einen Spezialisten weiterleiten. Sollten sich Ihre Befürchtungen bei der Selbsttestung bestätigen und es zeigen sich Auffälligkeiten, suchen Sie Ihren Hausarzt auf.
Ein Facharzt für Gerontologie (Altersheilkunde) oder ein Psychologe oder Psychiater, der auf diesem Gebiet tätig ist, wird zunächst einen Test durchführen, um Anzeichen für eine Alzheimererkrankung festzustellen. Dafür kann er oder sie auf einen DemTect, Mini-Mental-Status oder einen ähnlichen Test zurückgreifen, den man auch als Laie zuhause durchführen kann. Wenn es Anzeichen und Hinweise auf eine Demenzerkrankung gibt, wird der Spezialist weitere Demenztests durchführen, um festzustellen, wie weit die Erkrankung fortgeschritten ist. Dabei kommen zum Beispiel die ADL-Skalen (Activities of Daily Living) zum Einsatz, mit denen festgestellt werden kann, in welchen Lebensbereichen der Betroffene mit Einschränkungen zu kämpfen hat. Häufig verwendet wird auch die CERAD-Sammlung. Hier werden mehrere Tests verwendet, um eine Demenz festzustellen und das derzeitige Stadium der Erkrankung festzulegen.
Anzeichen, die einen Arztbesuch erforderlich machen
- Häufiges Vergessen von aktuellen Ereignissen
- Schwierigkeiten, sich an Namen und Termine zu erinnern
- Verlegen von Gegenständen und Schwierigkeiten, diese wiederzufinden
- Orientierungslosigkeit in vertrauten Umgebungen
- Sprachliche Schwierigkeiten
- Veränderungen in der Persönlichkeit oder im Verhalten
- Probleme bei der Ausführung von alltäglichen Aufgaben
Die Rolle des Hausarztes und Spezialisten
Der Hausarzt ist in der Regel die erste Anlaufstelle bei Verdacht auf Demenz. Er erhebt die Krankengeschichte, führt körperliche und neurologische Untersuchungen durch und veranlasst Laboranalysen von Blut und Urin sowie Zusatzuntersuchungen (Elektrokardiogramm usw.) zur Überprüfung der wichtigen Körperfunktionen. Er kann auch einfache Tests wie den MMST oder den Uhrentest durchführen.
Erhärtet sich der Verdacht auf Demenz, überweist der Hausarzt den Patienten an einen Spezialisten, z. B. einen Neurologen, Psychiater oder Geriater. Diese Fachärzte verfügen über spezielle Kenntnisse und Erfahrungen in der Diagnose und Behandlung von Demenzerkrankungen. Sie können weitere Untersuchungen durchführen, um die Ursache der Demenz zu ermitteln und die geeignete Therapie einzuleiten.
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Weitere diagnostische Schritte beim Spezialisten
- Ausführliche neuropsychologische Tests: Hier werden Gedächtnis, Aufmerksamkeit, Sprache und andere höhere Hirnfunktionen untersucht.
- Bildgebende Verfahren: Computertomografie (CT) und Magnetresonanztomografie (MRT) geben Einblicke in das Gehirn und können Veränderungen wie Durchblutungsstörungen, Schlaganfälle oder Schrumpfungen erkennen.
- Untersuchung von Blut und Nervenwasser: Eine Blutabnahme erfolgt, um behandelbare Ursachen einer Demenz zu erkennen, zum Beispiel einen Vitaminmangel. Über eine Analyse des Nervenwassers lässt sich die Konzentration von beta-Amyloid und Tau-Protein ermitteln, die bei der Entstehung von Demenz eine zentrale Rolle spielen.
- EEG (Elektroenzephalogramm): Misst die elektrische Aktivität des Gehirns und kann Hinweise auf bestimmte Demenzformen geben.
Umgang mit der Diagnose Demenz
Haben die Spezialisten demenzbedingte Veränderungen festgestellt, wird das weitere Vorgehen abgestimmt. Der Umgang mit einer Demenzdiagnose hängt von mehreren Faktoren ab. Je nach Form und Stadium der Erkrankung gibt es unterschiedliche Möglichkeiten von Medikamenten bis zu speziellen Übungen, um kognitive Fähigkeiten so lange wie möglich so gut wie möglich zu erhalten. Gedächtnisübungen und sozialer Austausch spielen in jedem Fall eine wichtige Rolle, da sich medikamentös nur wenig erreichen lässt.
Ein weiterer wichtiger Faktor ist das soziale Umfeld der betroffenen Person. Gibt es Angehörige oder enge Freunde, die sich um die Person kümmern können? Lebt die Person allein und würde eventuell von einem Umzug in ein entsprechendes Pflegeheim eher profitieren? Wie weit ist die Erkrankung fortgeschritten und wie selbstständig ist die Person noch? All diese Fragen sollten berücksichtigt werden.
Unterstützung für Betroffene und Angehörige
Die Diagnose Demenz ist für Betroffene und Angehörige oft ein Schock. Es ist wichtig, sich professionelle Hilfe und Unterstützung zu suchen. Es gibt zahlreiche Beratungsstellen, Selbsthilfegruppen und Pflegeorganisationen, die Informationen, Rat und praktische Hilfe anbieten.
- Pflegestützpunkte: Bieten eine erste Anlaufstelle für Informationen und Unterstützung bei der Pflege von Demenzkranken.
- Selbsthilfegruppen: Ermöglichen den Austausch mit anderen Betroffenen und Angehörigen.
- Alzheimer Gesellschaften: Bieten Informationen, Beratung und Unterstützung für Menschen mit Demenz und ihre Familien.
- Memory Clinics und Gedächtnisambulanzen: Spezialisierte Einrichtungen für die Diagnose und Behandlung von Demenzerkrankungen.
- Online-Selbsthilfeprogramme: Die AOK hat für pflegende Angehörige ein Online-Selbsthilfeprogramm entwickelt, um sie dabei zu unterstützen, den psychisch belastenden Pflegealltag besser zu bewältigen.
- Familiencoach Pflege: Die AOK hat für pflegende Angehörige ein Online-Selbsthilfeprogramm entwickelt, um sie dabei zu unterstützen, den psychisch belastenden Pflegealltag besser zu bewältigen.
Therapie und Behandlungsmöglichkeiten
Zwar gibt es keine Heilung für Demenz, aber es gibt verschiedene Therapien und Behandlungsmöglichkeiten, die den Krankheitsverlauf mildern und die Lebensqualität verbessern können.
- Medikamentöse Therapie: Sogenannte Antidementiva können das Fortschreiten der Krankheit verlangsamen. Im Anfangsstadium einer Demenz treten häufig Depressionen auf, deshalb können auch Antidepressiva Teil der Behandlung sein.
- Nicht-medikamentöse Therapien: Musik-, Kunst- oder Verhaltenstherapien, auch körperliche Bewegung können helfen, den Alltag besser zu meistern und Fähigkeiten zu erhalten.
- Gedächtnistraining: Gezielte Übungen können helfen, die kognitiven Fähigkeiten zu erhalten und zu verbessern.
- Ergotherapie: Hilft den Betroffenen, alltägliche Aufgaben so lange wie möglich selbstständig auszuführen.
- Logopädie: Unterstützt bei Sprach- und Schluckstörungen.
- Physiotherapie: Fördert die Beweglichkeit und Koordination.
- SozialeInteraktion: Soziale Kontakte und Aktivitäten können die Lebensqualität verbessern und die soziale Isolation verringern.
Demenz vorbeugen
Studien zeigen, dass bis zu 45 Prozent aller Demenzerkrankungen durch einen gesunden Lebensstil und die gezielte Beeinflussung von Risikofaktoren verhindert oder hinausgezögert werden können. Bewegung, gesunde Ernährung, soziale Kontakte und geistige Aktivität spielen dabei eine zentrale Rolle.
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Tipps zur Demenzprävention
- Bewegung: Regelmäßige körperliche Aktivität fördert die Durchblutung des Gehirns und kann das Risiko für Demenz senken.
- Gesunde Ernährung: Eine ausgewogene Ernährung mit viel Obst, Gemüse und Fisch kann das Gehirn schützen.
- Soziale Kontakte: Pflegen Sie soziale Kontakte und nehmen Sie an gesellschaftlichen Aktivitäten teil.
- Geistige Aktivität: Fordern Sie Ihr Gehirn regelmäßig durch Lesen, Rätseln, Spielen oder das Erlernen neuer Fähigkeiten heraus.
- Vermeidung von Risikofaktoren: Reduzieren Sie Risikofaktoren wie Rauchen, Übergewicht, Bluthochdruck und Diabetes.
Finanzielle Unterstützung und Pflegeleistungen
Eine Demenzerkrankung kann hohe Kosten verursachen. Es gibt verschiedene Möglichkeiten der finanziellen Unterstützung und Pflegeleistungen, die in Anspruch genommen werden können.
- Pflegegrad: Ein anerkannter Pflegegrad ist die Voraussetzung, um finanzielle Unterstützung für die Pflege und Betreuung zu erhalten. Der Pflegegrad wird durch den Medizinischen Dienst der Krankenkassen (MDK) festgestellt.
- Pflegegeld: Wird an Pflegebedürftige mit Pflegegrad ausgezahlt, die zu Hause von Angehörigen oder anderen Personen gepflegt werden.
- Pflegesachleistungen: Werden für die Inanspruchnahme von professionellen Pflegediensten gezahlt.
- Verhinderungspflege: Ermöglicht es pflegenden Angehörigen, eine Auszeit zu nehmen, während die Pflege von einer anderen Person übernommen wird.
- Kurzzeitpflege: Bietet eine vorübergehende stationäre Pflege, z. B. nach einem Krankenhausaufenthalt.
- Tages- und Nachtpflege: Ermöglicht es Demenzkranken, tagsüber oder nachts in einer Einrichtung betreut zu werden.
- Entlastungsbetrag: Pflegebedürftige mit Pflegegrad 1 haben Anspruch auf einen monatlichen Entlastungsbetrag von 125 Euro (Stand 2024), der für bestimmte Leistungen wie Betreuung, Haushaltshilfe oder Tagespflege eingesetzt werden kann.
- Pflegehilfsmittel: Pflegebedürftige haben Anspruch auf die Kostenübernahme für bestimmte Pflegehilfsmittel wie Inkontinenzmaterial oder Desinfektionsmittel.
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