Das Wort "Demenz" stammt aus dem Lateinischen und bedeutet wörtlich "abnehmender Verstand". Es ist wichtig zu verstehen, dass es nicht "die eine" Demenz gibt, sondern verschiedene Formen mit unterschiedlichen Ursachen und Verläufen. Die Alzheimer-Demenz ist mit etwas mehr als 50 % der Betroffenen die häufigste Form.
Die verschiedenen Demenzformen
Die Alzheimer-Demenz wurde erstmals von Alois Alzheimer beschrieben, der im Gehirn von Auguste D. Eiweissablagerungen (Amyloide) fand. Die zweithäufigste Demenzform ist die vaskuläre Demenz (ca. 20 %), die durch arteriosklerotisch bedingte Gefäßverengungen und ischämische Läsionen (Mini-Infarkte) im Gehirn verursacht wird. Mischformen beider Erkrankungen treten bei etwa 15 % der Betroffenen auf. Seltenere Ursachen sind die Creutzfeld-Jakob-Krankheit, das Korsakow-Syndrom (Vitamin-B1-Mangel bei chronischem Alkoholismus) oder die Demenz bei Morbus Parkinson.
Risikofaktoren und Prävention
Es gibt nicht die eine Ursache für Demenz, sondern ein Bündel von Risikofaktoren, die die Wahrscheinlichkeit einer Erkrankung erhöhen. Körperliche Inaktivität, soziale Isolation und Depressionen können Demenz fördern oder verstärken. Rauchen ist ein starker Risikofaktor für die arteriosklerotische und die Alzheimer-Demenz. Ein geringer Konsum von Obst und Gemüse sowie ein hoher oder kein Alkoholkonsum steigern das Risiko ebenfalls.
Präventive Maßnahmen
Um Demenz zu vermeiden oder hinauszuzögern, sollten die genannten Risikofaktoren vermieden werden. Eine ausgewogene Ernährung mit viel Obst und Gemüse, moderater Alkoholkonsum und regelmäßige körperliche und geistige Aktivität sind wichtig. Auch soziale Kontakte und geistige Anregung spielen eine Rolle.
Die Bedeutung von Vitamin D und Omega-3-Fettsäuren
Studien haben gezeigt, dass ein niedriger Vitamin-D-Spiegel mit einem erhöhten Demenzrisiko verbunden ist. Eine Meta-Analyse ergab, dass das Risiko, an Alzheimer zu erkranken, bei Menschen mit Vitamin-D-Mangel um 21 % erhöht war, das Risiko für Demenz allgemein sogar um 63 %. Eine weitere Studie zeigte, dass die Einnahme von Folsäure, Vitamin B6 und Vitamin B12 die Gehirnatrophie bei Menschen mit leichter kognitiver Störung verlangsamen kann.
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Omega-3-Fettsäuren spielen ebenfalls eine wichtige Rolle für die Hirngesundheit. Das Verhältnis von Omega-6- zu Omega-3-Fettsäuren in unserer Nahrung beträgt oft 10:1 oder 15:1, während es in den Gehirnzellen idealerweise 1:1 sein sollte. Eine gute Versorgung mit Omega-3-Fettsäuren kann das Risiko für neurologische Erkrankungen wie Depression, ADHS, Multiple Sklerose und Demenz senken. Die präventive Wirkung von Omega-3-Fettsäuren scheint dabei größer zu sein als die therapeutische Wirkung nach Beginn der Erkrankung.
Die Rolle von Homocystein und Insulinresistenz
Homocystein führt zu rascherer Arteriosklerose und schädigt die Neurone. Eine "Insulinresistenz des Gehirns" schädigt den Nervenstoffwechsel.
Symptome und Diagnose
Das auffälligste Symptom einer Demenz ist die zunehmende Gedächtnisstörung, vor allem im Kurzzeitgedächtnis. Weitere Symptome sind Apathie, Verirren, Essen von Unessbarem, Gereiztheit, Aggression, Depression, Schlafstörungen, Angst, Wahnvorstellungen, enthemmtes Verhalten, Halluzinationen und Euphorie.
Bei Verdacht auf eine Demenz können beim Neurologen bestimmte Tests durchgeführt werden, wie der Mini-Mental-Status oder der Uhrentest. Bei familiärer Häufung von Demenz vor dem 60. Lebensjahr können auch genetische Tests durchgeführt werden (z. B. ApoE4). Bei arteriosklerotischer Demenz sollten die kardiovaskulären Risikofaktoren wie Cholesterin, Blutzucker und Blutdruck gemessen und optimiert werden. Auch das Homocystein sollte gemessen werden.
Der Uhrentest
Der Uhrentest ist ein psychometrischer Test, der die Früherkennung einer Demenz unterstützen kann. Dabei muss die Testperson eine Uhr zeichnen und eine bestimmte Uhrzeit eintragen. Die Fähigkeit, komplexe Formen oder Muster zu erkennen und zu reproduzieren (Visuokonstruktion), nimmt bei Demenzerkrankten bereits früh im Krankheitsverlauf ab.
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Es gibt verschiedene Skalen zur Auswertung des Uhrentests, z. B. nach Shulman, Sunderland oder Watson. Der Test sollte von einem Arzt oder einer geschulten Person durchgeführt werden und dient als erster Hinweis auf eine mögliche kognitive Einschränkung, nicht als verlässliche Diagnose.
Behandlung und Umgang mit Demenz
Ist die Demenz bereits weit fortgeschritten, sind die Aussichten auf Heilung gering. Ziel ist dann, die geistigen Fähigkeiten zu erhalten und die Teilnahme an einem normalen Leben zu ermöglichen. Es gibt Medikamente (Cholinesterasehemmer und Memantin), die den Verlauf um einige Monate hinauszögern können.
Aus der Pflanzenheilkunde ist der Ginkgo am interessantesten. Studien deuten auf einen gewissen Nutzen hin. Eine Analyse ergab, dass Ginkgo die Aktivitäten des täglichen Lebens bei Demenzkranken verbessern kann. Im Vergleich zu Cholinesterasehemmern sind die Kosten niedriger und die Nebenwirkungen seltener.
Tipps für den Umgang mit Demenzkranken
- Verständnis für die Situation des Dementen aufbringen
- Geduld und Einfühlungsvermögen zeigen
- Einfache Anweisungen geben
- Kurze Sätze ohne Nebensätze verwenden
- Warum-Fragen vermeiden
- Streit vermeiden
- Sprichwörter und Redewendungen verwenden
Der Fall eines Lehrers
Ein Gymnasiallehrer erhielt von seinen Schülern einen Brief, in dem sie sich darüber beklagten, dass er dreimal hintereinander die gleiche Lektion erteilt habe. Die Diagnose Demenz wurde gestellt und der Lehrer frühpensioniert. Ein Kollege fand im Blut des Betroffenen ein großes Defizit an Vitamin B12, Vitamin D und Omega-3-Fettsäuren. Nach Zufuhr der fehlenden Stoffe klarte der Verstand des Lehrers wieder auf. Er beantragte die Wiederaufnahme in den Schuldienst, wurde aber abgelehnt, da eine schwere Demenz als unheilbar gilt.
Dieser Fall zeigt, dass Gedächtnisstörungen auf eine gestörte Leistung des Hippocampus hindeuten können, die durch einen Vitalstoffmangel verursacht wurde. Sobald der Mangel behoben war, konnten sich neue Nervenzellen bilden und die Alltagskompetenz kehrte zurück.
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Geriatrisches Assessment
Das geriatrische Assessment ist ein interdisziplinärer diagnostischer Prozess, durch den der aktuelle Gesundheitszustand im Alter ermittelt wird. Es umfasst verschiedene Testverfahren und Fragebögen, wie das geriatrische Screening nach Lachs, den Barthel Index, den Timed up and go-Test, den Tinetti-Test, die geriatrische Depressionsskala nach Yesavage, die Handkraftmessung, den DemTect-Test, den Mini-Mental-Status-Test und den Uhrentest.
Diagnostik der Alzheimer-Demenz
Die Abklärung einer Alzheimer-Demenz erfolgt in mehreren Schritten:
- Basisdiagnostik: Anamnese (inklusive Fremdanamnese), körperlich-neurologische Untersuchung, kognitive Kurztests (Mini-Mental-Status-Test, DemTect, Montreal Cognitive Assessment Test, Uhrentest)
- Erweiterte Diagnostik: neuropsychologische Testbatterien, Laboruntersuchungen, bildgebende Verfahren
Laboruntersuchungen
- Basislabor: Blutbild, Elektrolyte, TSH, CRP, Leberwerte, Nierenfunktion, Vitamin B12
- Zusatzdiagnostik: Differentialblutbild, Blutgasanalyse, Phosphat, Drogenscreening, Vitamin-Spiegel, infektiologische Diagnostik, Schwermetalle, Parathormon, Schilddrüsenantikörper, Homocystein, HBA1c, Cortisol, Coeruloplasmin
- Liquordiagnostik: Validierte Liquorbiomarker der Alzheimer-Krankheit (ß-Amyloid-Proteine Aβ42, Phospho-Tau-Protein-181, Gesamt-Tau)
Bildgebende Verfahren
- Strukturelle Bildgebung: cMRT (bei Kontraindikationen: cCT)