Demenz und Durchfall: Ursachen, Zusammenhänge und Lösungsansätze

Demenz ist ein Syndrom, das durch den fortschreitenden Verlust geistiger Funktionen wie Denken, Orientierung, Lernfähigkeit und Gedächtnis gekennzeichnet ist. Es beeinträchtigt auch die kognitiven, emotionalen und sozialen Fähigkeiten. Es gibt viele verschiedene Formen von Demenz, wobei die Alzheimer-Krankheit und die vaskuläre Demenz die häufigsten sind. Die Ursachen sind vielfältig und noch nicht vollständig erforscht. Allerdings spielen Faktoren wie Alter, Genetik, fehlerhafte Proteine im Gehirn (bei Alzheimer) und Schädigungen der Gehirnzellen durch Blutgerinnsel oder Hirnblutungen (bei vaskulärer Demenz) eine Rolle.

Im weiteren Verlauf der Demenz können körperliche Symptome hinzukommen, die die Lebensqualität der Betroffenen und ihrer Angehörigen erheblich beeinträchtigen. Dazu gehören unter anderem Schwierigkeiten beim Gehen, Koordinationsprobleme, Inkontinenz, Schluckstörungen und Veränderungen des Schlafmusters. Auch das Ess- und Trinkverhalten kann sich verändern, was zu Unterernährung und Dehydration führen kann.

Ein weiteres häufiges, aber oft übersehenes Problem bei Demenz ist Durchfall. Dieser Artikel beleuchtet die möglichen Ursachen von Durchfall bei Demenz, die Zusammenhänge zwischen Darmerkrankungen und Demenz und gibt Empfehlungen für Lösungsansätze.

Ursachen von Durchfall bei Demenz

Durchfall bei Demenz kann verschiedene Ursachen haben. Einige der häufigsten sind:

  • Medikamente: Viele Medikamente, die zur Behandlung von Demenz oder Begleiterkrankungen eingesetzt werden, können Durchfall als Nebenwirkung verursachen. Dazu gehören insbesondere Cholinesterasehemmer (wie Donepezil, Galantamin und Rivastigmin), die zur Behandlung der Alzheimer-Krankheit eingesetzt werden, sowie bestimmte Antibiotika und nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR).
  • Infektionen: Menschen mit Demenz haben oft ein geschwächtes Immunsystem und sind anfälliger für Infektionen, die Durchfall verursachen können. Dazu gehören bakterielle Infektionen (z. B. durch Salmonellen oder Campylobacter), virale Infektionen (z. B. Norovirus oder Rotavirus) und parasitäre Infektionen (z. B. Giardiasis).
  • Ernährung: Veränderungen in der Ernährung, wie z. B. eine erhöhte Aufnahme von Ballaststoffen, Zucker oder Fett, können ebenfalls zu Durchfall führen. Auch eine Nahrungsmittelunverträglichkeit oder -allergie kann eine Ursache sein.
  • Darmerkrankungen: Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen (CED) wie Morbus Crohn und Colitis ulcerosa können Durchfall verursachen. Studien deuten darauf hin, dass CED das Risiko für Demenz erhöhen können.
  • Schluckstörungen: Schluckstörungen (Dysphagie) sind bei Demenz häufig und können dazu führen, dass Nahrung und Flüssigkeit in die Lunge gelangen (Aspiration). Dies kann eine Lungenentzündung (Aspirationspneumonie) verursachen, die wiederum Durchfall auslösen kann.
  • Fäkale Inkontinenz: Im fortgeschrittenen Stadium der Demenz verlieren Betroffene oft die Kontrolle über ihren Darm (Stuhlinkontinenz). Dies kann zu unkontrolliertem Stuhlgang und Durchfall führen.
  • Veränderungen der Darmflora: Eine gestörte Darmflora (Dysbiose) kann ebenfalls Durchfall verursachen. Studien haben gezeigt, dass sich die Darmflora von Demenzpatienten von der gesunder Menschen unterscheidet und dass bestimmte Bakterien (z. B. Ruminococcus) im Übermaß vorhanden sein können.
  • Stress und Angst: Stress und Angst können sich auf den Verdauungstrakt auswirken und Durchfall verursachen. Menschen mit Demenz sind oft ängstlich und gestresst, was zu Verdauungsproblemen führen kann.

Der Zusammenhang zwischen Darmerkrankungen und Demenz

In den letzten Jahren hat die Forschung zunehmend den Zusammenhang zwischen Darmerkrankungen und Demenz in den Fokus gerückt. Es wird immer deutlicher, dass die Darmflora eine wichtige Rolle bei der Entstehung und dem Verlauf von Demenzerkrankungen spielen kann.

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Die Rolle der Darmflora

Der menschliche Körper beherbergt eine Vielzahl von Mikroorganismen, insbesondere im Darm. Diese Bakteriengemeinschaft, auch Darmflora oder Mikrobiom genannt, spielt eine wichtige Rolle für die Gesundheit. Eine gestörte Darmflora kann die Gesamtgesundheit beeinträchtigen und das Risiko für verschiedene Krankheiten erhöhen, darunter Diabetes, Schizophrenie, Demenz und Alzheimer.

Studien haben gezeigt, dass sich die Darmflora von Demenzpatienten von der gesunder Menschen unterscheidet. Bei Demenzpatienten ist der Spiegel der "nützlichen" Bakterien (Bacteroides) oft niedriger, während die Darmflora von größeren Mengen an Ruminococcus-Bakterien besiedelt ist. Ein Überhang an Ruminococcus-Bakterien wurde bereits bei anderen chronischen Erkrankungen beobachtet.

Zudem wurde bei Demenzkranken im Stuhl eine hohe Belastung mit Ammonium, Indol, Skatol und Phenol festgestellt. Diese Stoffwechselprodukte von Fäulnisbakterien (z. B. Klebsiella, Clostridium) können bei übermäßiger Konzentration zu einem penetrant riechenden Stuhl führen.

Mögliche Mechanismen

Wie genau die Darmflora das Gehirn beeinflusst, ist noch nicht vollständig geklärt. Es gibt jedoch verschiedene Theorien:

  • Entzündungsprozesse: Darmbakterien können das Immunsystem beeinflussen und Entzündungsprozesse im Körper auslösen. Chronische Entzündungen können das Gehirn schädigen und das Risiko für Demenz erhöhen.
  • Stoffwechselprodukte: Stoffwechselprodukte von Darmbakterien, wie z. B. kurzkettige Fettsäuren, können direkt die Immunzellen des Gehirns beeinflussen und zum Abbau von Amyloid-Ablagerungen beitragen. Amyloid-Ablagerungen sind ein Kennzeichen der Alzheimer-Krankheit.
  • Nervensystem: Gehirn und Darm sind über das enterische Nervensystem miteinander verbunden. Dieses "Bauchhirn" enthält mehr Nervenzellen als das Rückenmark und kann die Gehirnfunktion beeinflussen.

Studienergebnisse

Eine taiwanesische Beobachtungsstudie hat gezeigt, dass Patienten mit Darmerkrankungen ein höheres Risiko haben, an Demenz zu erkranken. Zudem entwickelten sie im Durchschnitt früher Demenzsymptome als gesunde Vergleichspersonen.

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Eine Studie der Universität Tübingen hat gezeigt, dass sich das Darm-Mikrobiom von Alzheimer-Patienten sowohl auf der Speziesebene (Zusammensetzung der Bakterien) als auch auf funktioneller Ebene (Stoffwechselprozesse) deutlich von dem gesunder Studienteilnehmer unterscheidet. Die Analyse des Mikrobioms ermöglichte eine treffsichere Identifizierung von Alzheimer-Erkrankten.

Lösungsansätze und Empfehlungen

Was können Sie tun, wenn ein Mensch mit Demenz unter Durchfall leidet? Hier sind einige Empfehlungen:

Ärztliche Untersuchung

Suchen Sie einen Arzt auf, um die Ursache des Durchfalls abzuklären. Der Arzt kann eine körperliche Untersuchung durchführen, den Stuhl untersuchen und gegebenenfalls weitere Tests anordnen.

Medikamentenüberprüfung

Besprechen Sie mit dem Arzt, ob die Medikamente, die der Betroffene einnimmt, Durchfall als Nebenwirkung verursachen könnten. Gegebenenfalls kann die Dosis angepasst oder das Medikament gewechselt werden.

Ernährungsumstellung

Achten Sie auf eine ausgewogene und leicht verdauliche Ernährung. Vermeiden Sie stark fettige, zuckerhaltige und ballaststoffreiche Speisen. Geeignet sind beispielsweise Reis, Bananen, Zwieback und geriebener Apfel.

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Flüssigkeitszufuhr

Achten Sie auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr, um einer Dehydration vorzubeugen. Bieten Sie dem Betroffenen regelmäßig Wasser, Tee oder Elektrolytlösungen an.

Probiotika und Präbiotika

Probiotika sind lebende Mikroorganismen, die sich positiv auf die Darmflora auswirken können. Präbiotika sind Ballaststoffe, die als Nahrung für die Probiotika dienen. Die Kombination von Probiotika und Präbiotika kann helfen, die Darmflora zu regulieren und Durchfall zu reduzieren.

Pflanzliche Ernährung

Eine pflanzliche Ernährung kannEntzündungsmarker senken und sich positiv auf das Risiko für entzündliche Darmerkrankungen auswirken. Wissenschaftler vermuten, dass bei der Verdauung von tierischem Eiweiß giftige Stoffwechselprodukte entstehen können, die den Verdauungstrakt schädigen.

Omega-3-Fettsäuren

Omega-3-Fettsäuren wirken entzündungshemmend und können die Integrität der Darmwand erhalten. Studien deuten darauf hin, dass Omega-3-Fettsäuren auch das Gehirn positiv beeinflussen und Demenz vorbeugen können.

Darmreinigungs-Kapseln

Darmreinigungs-Kapseln mit Flohsamenschalen können das Verdauungssystem reinigen und die Heilung der Darmschleimhaut anregen.

Zink

Zink soll sich positiv auf die Darmschleimhaut auswirken und kann bei Darmerkrankungen wie Colitis ulcerosa und Morbus Crohn helfen.

Hygienemaßnahmen

Achten Sie auf eine gute Hygiene, um die Ausbreitung von Infektionen zu verhindern. Waschen Sie sich regelmäßig die Hände und reinigen Sie die Toilette und andere Oberflächen gründlich.

Individuelle Anpassung

Passen Sie die Maßnahmen individuell an die Bedürfnisse und Vorlieben des Betroffenen an. Berücksichtigen Sie seine körperlichen und geistigen Fähigkeiten sowie seine persönlichen Vorlieben.

Umgang mit Schluckstörungen

Bei Schluckstörungen sollte die Konsistenz der Nahrung angepasst werden. Pürierte Speisen und angedickte Flüssigkeiten können das Risiko des Verschluckens reduzieren. Eine logopädische Therapie kann helfen, die Schluckmuskulatur zu stärken und sichere Schlucktechniken zu erlernen.

Basale Stimulation

Die basale Stimulation ist ein Konzept, das die gezielte Förderung von Wahrnehmung und Kommunikation auf elementarer Ebene beinhaltet. Sie kann auch bei der Essensaufnahme eingesetzt werden, um positive Erinnerungen zu wecken und die Selbstständigkeit zu fördern.

Nicht-medikamentöse Maßnahmen

Neben medikamentösen Behandlungen können auch nicht-medikamentöse Maßnahmen helfen, die Symptome von Demenz zu lindern und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern. Dazu gehören beispielsweise Physiotherapie, Ergotherapie, Logopädie und psychosoziale Betreuung.

Palliative Versorgung

Im fortgeschrittenen Stadium der Demenz kann eine palliative Versorgung in Betracht gezogen werden. Ziel der palliativen Versorgung ist es, die Lebensqualität der Betroffenen und ihrer Angehörigen zu verbessern, indem Schmerzen und andere belastende Symptome gelindert werden.

Essen im Gehen ("Eat by Walking")

Für Menschen mit Demenz, die unruhig sind und nicht ruhig am Tisch sitzen können, kann das Essen im Gehen ("Eat by Walking") eine gute Option sein. Bieten Sie Fingerfood an und positionieren Sie Essstationen auf den bevorzugten Laufwegen des Betroffenen.

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