Die alternde Bevölkerung sieht sich mit einer zunehmenden Prävalenz von Demenz konfrontiert. Gleichzeitig ist Schwerhörigkeit ein weit verbreitetes Problem bei älteren Erwachsenen. Jüngste Forschungsergebnisse deuten auf einen Zusammenhang zwischen Hörverlust und einem erhöhten Demenzrisiko hin. Dieser Artikel beleuchtet die aktuellen Studien, persönlichen Erfahrungen, potenziellen Kosten und präventiven Maßnahmen im Zusammenhang mit Demenz und Hörgeräten.
Wie Schwerhörigkeit die Entstehung und Entwicklung von Demenz beeinflusst
Eine unbehandelte Schwerhörigkeit kann die Entwicklung einer Demenz beschleunigen. Umgekehrt kann ein frühzeitiger Ausgleich des Hörverlustes diesen Prozess verlangsamen. Viele Menschen verwechseln jedoch Schwerhörigkeit mit Demenz, da sie aufgrund von Verständnisproblemen in der Kommunikation eingeschränkt sind. Eine genaue Diagnose ist daher entscheidend.
Der erste Schritt bei Hörproblemen
Bei ersten Anzeichen von Hörproblemen sollte ein Arzt konsultiert werden. Der Hausarzt kann an einen HNO-Facharzt überweisen, der einen Hörtest durchführt, um die genaue Art und den Grad des Hörverlusts zu bestimmen. Ein Sprachtest hilft festzustellen, inwieweit das Sprachverständnis beeinträchtigt ist.
Hörgeräte: Eine Lösung bei Schwerhörigkeit?
In vielen Fällen kann ein Hörgerät notwendig sein, um die Einschränkung der Sprachverständlichkeit zu verbessern. Die Krankenkassen übernehmen in der Regel einen Teil der Kosten für ein Hörgerät, wobei der Einzelfall geprüft wird.
Können Hörgeräte den Hörverlust stoppen?
Leider können Hörgeräte den fortschreitenden Hörverlust meist nicht aufhalten, sondern lediglich kompensieren. Ähnlich wie bei einer Brille kann eine Anpassung oder ein Austausch des Hörgeräts im Laufe der Zeit erforderlich sein. In manchen Fällen kann ein Cochlea-Implantat eine Alternative sein, insbesondere wenn die Leistung des Hörgeräts nicht mehr ausreicht.
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Cochlea-Implantat: Eine operative Alternative
Ein Cochlea-Implantat ist ein minimal-invasives elektronisches Gerät, das die Funktion des Innenohrs übernimmt. Der Eingriff erfolgt über einen kleinen Schnitt hinter der Ohrmuschel und ist dank moderner Narkosemethoden auch für Risikopatienten geeignet. Ein Cochlea-Implantat kann den Betroffenen ermöglichen, wieder am sozialen Leben teilzunehmen und Isolation zu vermeiden.
Die Bedeutung eines verbesserten Hörvermögens für die Lebensqualität
Ein verbessertes Hörvermögen durch Hörgeräte oder Cochlea-Implantate kann die Lebensqualität erheblich steigern. Betroffene unternehmen wieder mehr, verlassen die Vereinsamung und nehmen aktiv am sozialen Leben teil.
Umgang mit Hörproblemen im sozialen Umfeld
Oft bemerkt das Umfeld die zunehmenden Hörprobleme zuerst. Anstatt die Betroffenen direkt auf ihr Defizit anzusprechen, ist es ratsam, behutsam vorzugehen. Fragen Sie beispielsweise, ob sie Unterschiede beim Zuhören feststellen oder Schwierigkeiten haben, Gesprächen in geräuschvoller Umgebung zu folgen.
Selbst-Check: Wie erkenne ich Hörprobleme frühzeitig?
Betroffene können selbst auf Anzeichen von Hörverlust achten. Wenn man in Gesprächen den Abstand zum Gegenüber verringern muss, um etwas zu verstehen, oder Schwierigkeiten hat, Unterhaltungen bei Störgeräuschen zu folgen, deutet dies auf einen Hörverlust hin.
Genetische Veranlagung und Risikogruppen für Schwerhörigkeit
Es gibt genetische Veranlagungen für Schwerhörigkeit, wie beispielsweise Otosklerose. Am häufigsten tritt jedoch die Altersschwerhörigkeit auf, die ab Mitte 50, Anfang 60 beginnt. Zuerst sind mittlere Hörfrequenzen betroffen, später auch tiefere und hohe Frequenzen.
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Frühes Handeln ist entscheidend
Es ist wichtig, bereits bei leichten Hörproblemen Maßnahmen zu ergreifen, da sich Betroffene sonst möglicherweise nicht mehr an ein Hörgerät gewöhnen können.
Warum gutes Hören das Gehirn schützt
Das Ohr nimmt Geräusche auf, aber das eigentliche Verstehen findet im Gehirn statt. Sprache, Musik und Alltagsgeräusche regen die Nervenzellen an und halten das Gedächtnis aktiv. Wenn diese Reize fehlen, sinkt die Aktivität im Hörbereich des Gehirns.
Folgen von Hörverlust für das Gehirn
- Erhöhte Anfälligkeit für Schädigungen: Das Gehirn wird anfälliger für Schädigungen, da die kognitive Reserve sinkt.
- Verlust sozialer Kontakte: Hörverlust kann zu sozialer Isolation, Einsamkeit und Depressionen führen, was das Demenzrisiko erhöht.
Die Spirale des Hörverlusts
Hörprobleme verschlimmern sich mit der Zeit und setzen eine Spirale in Gang. Studien zeigen, dass Menschen mit unbehandeltem Hörverlust ein deutlich höheres Risiko haben, an Demenz zu erkranken. Je stärker der Hörverlust, desto größer ist das Risiko.
Vorbeugung in der Praxis: Hörtests und rechtzeitige Behandlung
Regelmäßige Hörtests ab dem 50. Geburtstag sind empfehlenswert. Wird ein Hörverlust festgestellt, sollte er zeitnah behandelt werden. Moderne Hörgeräte sind winzig, kaum sichtbar und werden von der Krankenkasse übernommen. Bei Bedarf gibt es weitere Möglichkeiten wie implantierbare Systeme oder Cochlea-Implantate.
Gutes Hören als Plus für die Lebensqualität von Menschen mit Demenz
Auch für Menschen mit Demenz ist gutes Hören wichtig. Oftmals stecken hinter vermeintlichen Krankheitssymptomen unbehandelte Hörprobleme, die behandelbar sind. Ein Test in der HNO-Praxis kann Klarheit bringen.
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Studien belegen den Zusammenhang zwischen Hörverlust und Demenz
Zahlreiche Studien haben den Zusammenhang zwischen Hörverlust und Demenz untersucht. Eine Studie aus dem Jahr 1989 zeigte, dass Hörverlust bei älteren Erwachsenen zu kognitiven Störungen beiträgt und das Demenzrisiko erhöht.
Langzeitstudien bestätigen den Zusammenhang
Eine umfassendere Studie von Frank Lin und seinem Team begleitete 639 Patienten über 18 Jahre. Die Ergebnisse zeigten, dass Patienten mit Hörverlust ein deutlich höheres Risiko hatten, an Demenz zu erkranken. Diese Ergebnisse wurden in einer weiteren Studie von Gallacher et al. bestätigt.
Mögliche Erklärungen für den Zusammenhang
Wissenschaftler vermuten, dass eine allgemeine Pathologie beide Erkrankungen verursachen kann. Zudem könnte die Anstrengung, Geräusche zu dekodieren, das Gehirn überlasten und die Betroffenen anfälliger für Demenz machen. Auch soziale Isolation, ein bekannter Risikofaktor für Demenz, spielt eine Rolle.
Prävention und Früherkennung
Die Ergebnisse der Studien legen nahe, dass eine frühzeitige Behandlung von Hörverlust, beispielsweise durch Hörgeräte, das Einsetzen von Demenz verzögern kann. Auch die Art und Weise, wie Hörsysteme verwendet und programmiert werden, sowie die Beratung durch Fachärzte sind wichtige Faktoren.
Hörgeräte bei Alzheimer: Vorsorge ist besser als Nachsorge
Zahlreiche Studien zeigen, dass mit zunehmendem Alter das Risiko, an Alzheimer zu erkranken, steigt. Mediziner haben einen Zusammenhang zwischen Hörverlust und Demenz festgestellt.
Der Zusammenhang zwischen Gehör und Gehirn
Das menschliche Gehör filtert und ordnet Geräusche zu. Der Geist verleiht den Geräuschen einen Sinn. Da das Gehör die Sprache verarbeitet, hält es das Gehirn aktiv. Ein Hörverlust belastet das Denkvermögen, da es eine harte Arbeit leisten muss, um diesen auszugleichen. Im Laufe der Zeit verursacht diese Anstrengung eine chronische Müdigkeit.
Alzheimer und ein gesundes Altern
Mit zunehmendem Alter nimmt die Gehirnleistung ab. Demenz beschreibt eine Erkrankung, die die kognitiven Gehirnleistungen einschränkt. Bei einer Demenzerkrankung schreiten kognitive Änderungen in einem raschen Tempo voran. Alzheimer beeinträchtigt das Gedächtnis, die Sprache, die Problemlösefähigkeit und die Aufmerksamkeit.
Die Bedeutung von Hörgeräten bei Alzheimer
Hörgeräte können das Voranschreiten der Krankheit verlangsamen, insbesondere bei Personen mit einem erhöhten Demenzrisiko. Eine frühzeitige Behandlung der Schwerhörigkeit bietet ein großes Potenzial, das Wohlbefinden sowie ein angenehmes Altern der Betroffenen zu ermöglichen und die geistige Gesundheit zu schützen.
Praktische Tipps für Betroffene und Angehörige
- Regelmäßige Hörvorsorge: Machen Sie regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen inklusive Hörtests.
- Beratung beim Hörakustiker: Lassen Sie sich von einem Hörakustiker beraten und bei der Auswahl der passenden Hörhilfe unterstützen.
- Besuch beim HNO-Arzt: Konsultieren Sie einen HNO-Arzt, um einen Hörverlust diagnostizieren zu lassen.
- Hörgeräte nutzen: Nutzen Sie Hörgeräte, um sich im Alltag besser zurechtzufinden und Gesprächen mühelos zu folgen.
- Demenz rechtzeitig erkennen: Achten Sie auf Veränderungen im Hinblick auf die geistige Fitness und konsultieren Sie gegebenenfalls einen Fachmann.
Aktuelle Forschungsergebnisse und Studien
Eine Forschungsgruppe hat herausgefunden, dass das Risiko, als schwerhöriger Mensch eine Demenz zu entwickeln, um 42 Prozent höher ist als bei Menschen mit normalem Hörvermögen. Tragen Schwerhörige jedoch ein Hörgerät, gleicht sich das Risiko dem von hörenden Menschen an.
Weitere Faktoren im Zusammenhang mit Hörverlust und Demenz
Das Forschungsteam untersuchte auch, inwieweit sich Faktoren wie Einsamkeit, soziale Isolation oder depressive Symptome auf den Zusammenhang zwischen Hörverlust und Demenz auswirken.
GEERS: Schwerhörigkeit und Demenz - Studien & Infos
Studien zeigen, dass ein unversorgter Hörverlust das Risiko erhöhen kann, im Laufe des Älterwerdens eine Demenz zu entwickeln. Neue Studien belegen, dass die Behandlung von Hörverlust bei älteren Erwachsenen einen positiven Effekt auf die geistige Fitness haben kann.
Wie hängen Hörverlust und geistige Fitness zusammen?
Unsere Ohren sind für die Wahrnehmung von Geräuschen verantwortlich, während unser Gehirn die Geräusche verarbeitet und ihnen somit einen Sinn gibt. Schwierigkeiten beim Hören belasten das Gehirn, da es hart arbeiten muss, um unvollständige Informationen zu verstehen. Mit der Zeit kann diese zusätzliche Anstrengung zu Müdigkeit und Stress führen, was sich negativ auf die allgemeine geistige Gesundheit auswirkt.
Gesundes Altern und Demenz
Demenz ist mehr als nur eine Gedächtnisstörung. Sie beinhaltet eine Beeinträchtigung mehrerer höherer kognitiver Funktionen wie Gedächtnis, Sprache, Aufmerksamkeit und Problemlösefähigkeit und führt zu einem allmählichen Defizit in der Fähigkeit, alltägliche Aufgaben auszuführen. Sowohl Hörverlust als auch Demenz hängen mit dem Alter zusammen. Unter den verschiedenen bekannten Risikofaktoren für Demenz wurde Hörverlust als der größte beeinflussbare Risikofaktor identifiziert.
Aktuelle Forschungsergebnisse zu Schwerhörigkeit und allgemeinem Wohlbefinden
Oft ziehen sich Menschen, die schlecht hören, immer mehr aus ihrem Sozialleben zurück. Durch den daraus resultierenden Mangel an Reizen kann die Leistung des Gehirns abnehmen und es wird möglicherweise nicht mehr genug gefordert.
Die ACHIEVE- und ENHANCE-Studien
In der Studie „ACHIEVE“ der John-Hopkins-University hat sich gezeigt, dass das Tragen von Hörgeräten den Verlust des Denk- und Gedächtnisvermögens bei älteren Erwachsenen, die bereits ein erhöhtes Demenzrisiko aufweisen, über einen Zeitraum von drei Jahren um 48 % verlangsamen kann. Die Forscherinnen und Forscher der University of Melbourne haben in ihrer Studie „ENHANCE“ herausgefunden, dass die kognitiven Fähigkeiten in der Gruppe mit Hörgeräten über drei Jahre stabil geblieben sind, wohingegen die Gruppe ohne Hörgeräte in ihren kognitiven Funktionen abbauten.
Was Hörgeräte bringen
Hörgeräte helfen dabei, Gesprächen wieder besser folgen zu können, Naturklänge wieder besser zu hören oder wichtige Signale z.B. im Straßenverkehr wieder besser wahrzunehmen. Mit einem Hörgerät kann wieder aktiver am Leben teilgenommen werden.
Schwerhörigkeit erkennen und behandeln
Hörverlust beginnt meist schleichend. Oftmals sind es die Angehörigen und nicht die Betroffenen selbst, die erste Anzeichen wahrnehmen.
Anzeichen für Schwerhörigkeit
- Erhöhte Lautstärke beim Fernsehen oder Radio
- Anstrengung beim Telefonieren
- Gefühl, dass Gesprächspartner undeutlich sprechen
- Vermehrtes Bitten um Wiederholungen
- Schwierigkeiten, die Quelle/Richtung eines Geräusches zu bestimmen
- Rückzug aus dem sozialen Leben
Was Sie selbst tun können
- Körperliche Aktivität
- Gesunde Ernährung
- Nicht rauchen
- Weniger Alkohol
- Geistig und sozial aktiv bleiben
- Auf die (Hör-)Gesundheit achten
Mit zunehmendem Alter wird es noch wichtiger, nicht nur Ihre allgemeine körperliche Gesundheit, sondern auch Ihre Hörgesundheit regelmäßig überprüfen zu lassen.
Kosten von Hörgeräten
Die Kosten für Hörgeräte variieren je nach Modell, Technologie und Ausstattung. Die Krankenkassen übernehmen in der Regel einen Festbetrag, der einen Teil der Kosten deckt. Es ist ratsam, sich vor dem Kauf von Hörgeräten ausführlich beraten zu lassen und verschiedene Angebote einzuholen.
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