Demenz: Ist die Veranlagung erblich und was bedeutet das für Familien?

In Deutschland leben aktuell rund 1,6 Millionen Menschen mit Demenz, und jeden Tag kommen etwa 900 Neuerkrankungen hinzu. Expertinnen schätzen, dass sich diese Zahl bis zum Jahr 2050 auf 2,4 bis 2,8 Millionen erhöhen wird. Demenz ist ein Oberbegriff für zahlreiche Krankheitsbilder, die mit einer starken Verminderung der kognitiven Fähigkeiten einhergehen.

Was ist Demenz? Eine Definition

Demenz ist keine spezifische Erkrankung, sondern ein Oberbegriff für eine Vielzahl von Krankheitsbildern, die eine starke Verminderung der kognitiven Fähigkeiten verursachen. Diese Verminderung ist so schwerwiegend, dass sie das Leben der Betroffenen im Alltag erheblich beeinträchtigt.

Demenzformen im Überblick

Es gibt verschiedene Demenzformen, von denen die häufigsten im Folgenden kurz vorgestellt werden:

  1. Alzheimer-Krankheit: Die Alzheimer-Krankheit ist die häufigste Form der Demenz und wird durch das Absterben von Nervenzellen im Gehirn verursacht. Sie ist für rund 60 Prozent der Demenzerkrankungen verantwortlich.
  2. Vaskuläre Demenz (VAD): Die vaskuläre Demenz entsteht durch Durchblutungsstörungen im Gehirn, beispielsweise infolge von Gefäßerkrankungen oder Herzinfarkten.
  3. Morbus Pick (Frontotemporale Demenz (FTD)): Diese Form der Demenz geht mit einer Gewebeveränderung im Stirnhirn einher und führt häufig zu Verhaltens- oder Persönlichkeitsauffälligkeiten.
  4. Lewy-Körperchen-Demenz (LBD): Bei dieser Form kommt es zu einer Veränderung von Hirnzellen, die als Lewy-Körperchen bezeichnet werden. Sie ähnelt der Alzheimer-Krankheit, geht aber auch mit optischen Halluzinationen und Parkinson-ähnlichen Symptomen einher.
  5. Parkinson-Erkrankung: Obwohl die Parkinson-Krankheit keine Demenzform im eigentlichen Sinne ist, entwickeln viele Betroffene im späteren Verlauf eine Parkinson-Demenz.

Ursachen von Demenz: Wie entsteht die Krankheit?

Die Wissenschaft unterscheidet zwei Arten von Demenzformen: solche, die aufgrund von Durchblutungsstörungen oder Veränderungen im Gehirn entstehen, und solche, die durch äußere Einflüsse wie Verletzungen verursacht werden. Unabhängig von der Form führt Demenz zum Absterben von Gehirnzellen.

Die Hauptursachen für die Entstehung von Demenz sind:

Lesen Sie auch: Fortgeschrittene Demenz: Ein umfassender Überblick

  1. Abbau von Nervenzellen: Bei einigen Demenzformen kommt es ohne erkennbare Ursache zur Degeneration von Nervenzellen.
  2. Gefäßerkrankungen: Durchblutungsstörungen im Gehirn infolge von Gefäßerkrankungen können ebenfalls zum Absterben von Nervenzellen führen.
  3. (Sekundäre) Folgeerkrankungen: Auch andere organische Erkrankungen wie Infektionen, Herz-Kreislauf-Krankheiten oder Gehirntumore können zum Absterben von Gehirnzellen führen. Zudem können Unfälle, bestimmte Arzneistoffe und übermäßiger Alkoholkonsum eine Demenz verursachen.

Ist Demenz vererbbar? Die Rolle der Genetik

Viele Menschen, in deren Familien Demenz vorkommt, fragen sich, ob die Krankheit vererbbar ist.

Genetische Veranlagung: Nur selten der alleinige Auslöser

Beruhigend ist, dass nach aktuellem Forschungsstand nur maximal 3 % der Demenzerkrankungen rein genetisch bedingt sind. In diesen seltenen Fällen wird die Krankheit autosomal-dominant vererbt, was bedeutet, dass Kinder eines betroffenen Elternteils mit einer Wahrscheinlichkeit von 50 Prozent ebenfalls erkranken. Diese erbliche Form tritt meist früher auf, oft schon im Alter zwischen 30 und 60 Jahren.

Familiäres Risiko: Erhöhte Wahrscheinlichkeit bei Verwandten ersten Grades

Der Großteil der Demenzerkrankungen tritt jedoch „sporadisch“ auf und ist auf das Alter zurückzuführen. Dennoch gehen Forschende davon aus, dass das Risiko für Demenz steigt, wenn Verwandte ersten Grades (Eltern) betroffen sind. Konkret bedeutet das:

  • Sind Eltern an Demenz erkrankt, liegt die Wahrscheinlichkeit, selbst zu erkranken, bei etwa 20 Prozent.
  • Sind Großeltern an Demenz erkrankt, liegt die Wahrscheinlichkeit bei etwa 10 Prozent.

Gentests: Wann sind sie sinnvoll?

Bei einer Häufung von Demenzfällen in der Familie kann ein Gentest sinnvoll sein, um eine mögliche genetische Mutation nachzuweisen. Solche Tests sollten jedoch nur nach ausführlicher Beratung durch eine humangenetische Beratungsstelle durchgeführt werden, da die Ergebnisse sowohl entlastend als auch belastend sein können.

Demenz und Lebenserwartung: Was beeinflusst die Prognose?

Die Lebenserwartung von Menschen mit Demenz ist von verschiedenen Faktoren abhängig:

Lesen Sie auch: Wechselwirkungen zwischen Schmerzmitteln und Demenz

  • Zeitpunkt der Diagnose
  • Alter bei der Diagnosestellung
  • Stadium der Demenz
  • Vorliegen von Begleiterkrankungen

Die mittlere Lebenserwartung bei Alzheimer-Demenz beträgt beispielsweise 1,5 bis 8,5 Jahre nach der Diagnose, kann aber auch deutlich länger sein.

Symptome und Demenz-Stadien: Wie erkennt man die Krankheit?

Demenzerkrankte verlieren mit der Zeit ihre kognitiven Fähigkeiten. Denken, Lernen, Erinnern und Beurteilen fallen immer schwerer. Es treten Orientierungs- und Wortfindungsstörungen auf, und das Kurzzeitgedächtnis verschlechtert sich. Auch Veränderungen der Persönlichkeit und des Verhaltens sind typisch.

Typische Symptome von Demenz

  1. Vergesslichkeit und Verwirrungszustände: Betroffene vergessen Geburtstage, Termine oder Namen nahestehender Personen.
  2. Depressive Verstimmungen: Depressionen können ein Anzeichen für eine beginnende Demenz sein.
  3. Aggressives, gereiztes Verhalten: Plötzliche Aggressivität oder Reizbarkeit kann auf eine Demenz hindeuten.
  4. Veränderungen der Persönlichkeit: Müdigkeit, Weinerlichkeit, Angst- oder Unruhezustände können Anzeichen sein.
  5. Sprachschwierigkeiten: Schwierigkeiten, die richtigen Worte zu finden oder Gesprächen zu folgen.
  6. Alltagsprobleme: Schwierigkeiten, alltägliche Aufgaben wie Einkaufen oder Kochen zu erledigen.
  7. Verlust des Geruchssinns: Viele Demenzerkrankte verlieren ihren Geruchs- und Geschmackssinn.
  8. Orientierungslosigkeit: Verlust des Gefühls für Raum und Zeit, auch in vertrauter Umgebung.
  9. Halluzinationen oder Wahnvorstellungen: Verknüpfung von Erinnerungen mit aktuellen Geschehnissen oder falsche Beschuldigungen.
  10. Mangelnde Urteilsfähigkeit: Unpassende Kleidungswahl oder Fehleinschätzung von Situationen.

Alzheimer-Demenz: Eine spezielle Form der Demenz

Die Alzheimer-Demenz ist eine unheilbare Erkrankung des Gehirns, die überwiegend bei älteren Menschen auftritt. Sie geht mit Gedächtnis-, Bewusstseins- und Persönlichkeitsverlust einher.

Unterschied zwischen Alzheimer und Demenz

Demenz ist der übergeordnete Begriff für den Verlust geistiger Fähigkeiten, während Alzheimer eine der häufigsten Formen von Demenz ist.

Alzheimer-Symptome im Detail

  • Gedächtnislücken: Vergessen wichtiger Daten und Ereignisse, zunehmende Notwendigkeit von Erinnerungen oder Notizen.
  • Zeitliche und örtliche Verwirrung: Verlust des Gefühls für Zeit und Ort, Schwierigkeiten, Situationen in der Vergangenheit oder Zukunft zu verstehen.
  • Verlieren von Gegenständen: Verlegen von Gegenständen und Unfähigkeit, sich an den Ort oder die Situation zu erinnern.
  • Alltäglichen Aufgaben und Routinen fallen schwer: Schwierigkeiten beim Kochen, Autofahren oder Schreiben von Rechnungen.
  • Planung oder Problemlösung werden zum Problem: Schwierigkeiten, einen Ausflug zu planen oder den Überblick zu behalten.
  • Herausforderungen, Neues zu erlernen: Schwierigkeiten, neue Informationen abzuspeichern.
  • Schwierigkeiten in der Kommunikation: Schwierigkeiten, bestimmte Worte zu finden oder einem Gespräch zu folgen.
  • Mangelnde Urteilsfähigkeit: Unpassende Kleidungswahl.
  • Veränderung der Stimmung und Persönlichkeit: Plötzliche Stimmungsschwankungen, Verwirrung oder Ängstlichkeit.
  • Physische Herausforderungen: In einem späten Stadium können Kauen, Schlucken und Atmen schwerfallen.

Ist Alzheimer vererbbar?

Alzheimer wird nur in seltensten Fällen vererbt (ca. 1 % der Fälle). Bei der familiären Alzheimer-Krankheit besteht für die Kinder eines erkrankten Elternteils eine fünfzigprozentige Wahrscheinlichkeit, ebenfalls zu erkranken.

Lesen Sie auch: Ursachen und Behandlung von Zittern bei Demenz

Alzheimer-Test

Ein Alzheimer-Test kann mögliche Anzeichen identifizieren. Online-Selbsttests dienen jedoch nur der persönlichen Orientierung und ersetzen keine ärztliche Diagnose.

Alzheimer-Forschung: Auf der Suche nach den Ursachen und Therapien

Die Alzheimer-Forschung läuft auf Hochtouren, um die Ursachen der Krankheit zu verstehen undTherapiemöglichkeiten zu entwickeln.

Ursachen von Alzheimer

Die Ursache von Alzheimer ist noch unklar. Es gibt verschiedene Theorien, darunter die Amyloid-Theorie, die besagt, dass Eiweißablagerungen im Gehirn das Absterben der Nervenzellen verursachen.

Alzheimer: Diagnose

Die Diagnose von Alzheimer ist oft schwierig, da viele Symptome auch auf andere Erkrankungen hindeuten können. Wissenschaftler arbeiten an der Entwicklung von Bluttests, um Alzheimer frühzeitig nachweisen zu können.

Alzheimer: Lebenserwartung

Die Lebenserwartung von Menschen mit Alzheimer sinkt mit der Diagnose. Im Durchschnitt können Patienten ab dem Zeitpunkt der Diagnose mit einer Lebenserwartung von sieben Jahren rechnen.

Alzheimer-Therapie

Es gibt bereits Medikamente, die den Verlauf der Alzheimer-Krankheit positiv beeinflussen können, indem sie die Gedächtnisleistung erhalten und Verhaltensauffälligkeiten reduzieren.

Was tun bei Verdacht auf Demenz?

Wenn Sie bei sich oder einem Angehörigen Anzeichen von Demenz feststellen, sollten Sie einen Arzt aufsuchen, um die Ursachen abklären zu lassen und eine Diagnose zu erhalten.

tags: #demenz #vererbbar #großeltern