Demenzverschlechterung nach OP: Ursachen und Prävention

Ein Delirium, gekennzeichnet durch plötzliche Verwirrung, beeinträchtigtes Denken, Aufmerksamkeit und Bewusstsein, betrifft besonders ältere Menschen mit Demenz nach Operationen. Dieser Artikel beleuchtet die Ursachen für eine Demenzverschlechterung nach Operationen, insbesondere im Zusammenhang mit einem Delirium, und diskutiert Präventions- und Behandlungsstrategien.

Was ist ein Delirium?

Ein Delirium, auch als akuter Verwirrtheitszustand oder früher als „Durchgangssyndrom“ bekannt, ist eine plötzliche Störung der Gehirnfunktion. Es kann Stunden bis Tage andauern und äußert sich in Bewusstseinsstörungen, eingeschränkter Aufmerksamkeit und Konzentrationsfähigkeit. Betroffene wirken verwirrt, desorientiert und können Zeit, Ort oder die eigene Identität nicht mehr korrekt einordnen. Wahrnehmungsstörungen wie Halluzinationen oder Wahnvorstellungen sind ebenfalls typisch. Manche Patienten sind unruhig und motorisch überaktiv, während andere apathisch und antriebslos erscheinen. Der Schlaf-Wach-Rhythmus ist oft gestört.

Ursachen für ein Delirium nach OP

Besonders nach Operationen und Narkose besteht ein erhöhtes Risiko für ein postoperatives Delir, vor allem bei älteren Patienten und Menschen mit Demenz. Eine unzureichende Flüssigkeitszufuhr, Sauerstoffmangel, Schmerzen oder starker Stress können das Auftreten eines Delirs begünstigen.

Weitere häufige Auslöser sind:

  • Medikamente und Drogen: Nebenwirkungen oder Entzug, wie bei Alkohol- oder Beruhigungsmittelabhängigkeit.
  • Stoffwechselstörungen: Elektrolytverschiebungen, Unterzuckerung oder Nieren- oder Leberversagen.
  • Infektionen: Besonders Harnwegsinfekte, die oft durch einen Harnkatheter verursacht werden.

Das Delirium bei Demenzpatienten

Ein Delirium bei Demenzpatienten ist besonders problematisch, da es schwer von einer Verschlechterung der Demenz abzugrenzen ist. Menschen mit Demenz reagieren empfindlicher auf Auslöser eines Delirs, sodass bereits geringfügige Veränderungen wie eine leichte Infektion, ein Krankenhausaufenthalt oder neue Medikamente ein Delir auslösen können.

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Gefahren und Folgen eines Deliriums

Ein Delirium beeinträchtigt nicht nur die geistige Verfassung, sondern kann auch schwerwiegende gesundheitliche Folgen haben. Studien zeigen, dass ein Delir mit einer höheren Sterblichkeitsrate verbunden ist, besonders bei älteren oder schwerkranken Patienten. Ein unbehandeltes oder schweres Delir kann zu einem langfristigen geistigen Abbau führen und das Risiko für Demenz oder eine Verschlechterung einer bestehenden Demenz erhöhen.

Weitere Risiken sind:

  • Sturzgefahr: Patienten mit einem hyperaktiven Delir sind oft unruhig und sturzgefährdet.
  • Verzögerte Genesung: Ein Delir kann die Genesung verzögern und das Risiko für Komplikationen wie Infektionen oder Thrombosen erhöhen.
  • Längere Krankenhausaufenthalte.
  • Anhaltende Schwäche und Gebrechlichkeit (Frailty).
  • Erhöhter Pflegebedarf.
  • Verschlechterung der Alltagsfähigkeiten.

Diagnose und Differenzialdiagnose

Die Diagnose eines Delirs erfolgt durch klinische Beobachtung und standardisierteAssessmentinstrumente. Wichtig ist die Abgrenzung zu anderen Ursachen für kognitive Beeinträchtigungen, wie Demenz, Depression oderMedikamentennebenwirkungen.

Behandlung eines Deliriums

Die Behandlung eines Deliriums erfordert eine schnelle Aufdeckung und Therapie der zugrunde liegenden Ursachen. Infektionen müssen gezielt mit Antibiotika behandelt, Medikamente überprüft und gegebenenfalls abgesetzt oder angepasst werden.

Neben der Ursachenbehandlung spielen nicht-medikamentöse Maßnahmen eine zentrale Rolle:

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  • Ruhige, vertraute Umgebung: Wenige Reize können helfen, die Orientierung wiederherzustellen.
  • Hilfsmittel: Brillen, Hörgeräte oder Uhren unterstützen zusätzlich.
  • Regelmäßige Ansprache: Durch vertraute Personen sowie ein strukturierter Tagesablauf tragen zur Beruhigung bei.
  • Vermeidung von unnötigen Medikamenten: Insbesondere Sedativa und Anticholinergika sollten wenn möglich vermieden werden.

Beruhigende Medikamente werden nur bei schwerer Unruhe oder Selbst- und Fremdgefährdung eingesetzt. Nach Abklingen des Delirs ist eine Nachsorge wichtig, um erneute Episoden zu verhindern.

Prävention eines Deliriums

Präventive Maßnahmen können das Risiko eines Delirs verringern:

  • Stabile Tagesstruktur.
  • Ausreichende Flüssigkeitszufuhr.
  • Vermeidung unnötiger Medikamente.
  • Frühzeitige Mobilisation.
  • Optimale Schmerztherapie.
  • Gute Nachtruhe.
  • Regelmäßige Orientierungshilfen: Uhr, Kalender, vertraute Gegenstände.
  • Einbeziehung von Angehörigen: Bekannte Gesichter und Gespräche wirken beruhigend.

Spezielle Programme zur Delirprävention

Einige Kliniken haben spezielle Programme zur Delirprävention implementiert, wie das HELP-Programm (Hospital Elder Life Program). Dieses Programm beinhaltet unter anderem:

  • Orientierungshilfen am Bett: Uhr, Anzeige des Namens der diensthabenden Schwester.
  • Frühzeitige Mobilisation und Physiotherapie.
  • Förderung der körperlichen und geistigen Aktivität.

Die Rolle der Angehörigen

Angehörige spielen eine wichtige Rolle bei der Prävention und Behandlung eines Delirs. Sie können:

  • Bei der Re-Orientierung helfen.
  • Erinnerungen wachhalten.
  • Rituale von zu Hause in die Klinik umsetzen.
  • Für eine ruhige und stressfreie Atmosphäre sorgen.
  • Die behandelnden Ärzte über frühere Episoden von Verwirrtheit informieren.
  • So viel Zeit wie möglich im Krankenhaus verbringen und für Zuwendung und Abwechslung sorgen.
  • Auf genaue Angaben der verabreichten Medikamente bestehen und sich erkundigen, ob diese ein Grund für die Verwirrung sein könnten.
  • Sicherstellen, dass der Patient nach der Entlassung in seinem eigenen Zuhause betreut wird und nur die wirklich notwendigen Medikamente erhält.

Medikamente als Ursache für Verwirrung

Verschiedene Medikamente können zu Verwirrtheitszuständen, Demenzsymptomen und Delirium führen:

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  • Sedativa (z. B. Benzodiazepine): Können das Gegenteil vom erwünschten Effekt auslösen und sich im Blut anreichern.
  • Diuretika: Werden beispielsweise bei Bluthochdruck, Herzschwäche oder Niereninsuffizienz eingesetzt.
  • Anticholinergika: Werden gerne bei Inkontinenz, Morbus Parkinson und chronisch obstruktiven Lungenerkrankungen gegeben.
  • Weitere Medikamente mit anticholinerger Wirkung: Antihistaminika, Antidepressiva (Trizyklika), Antipsychotika, Schmerzmittel (Tramadol, Morphin u. a.), Medikamente gegen Magengeschwüre (Cimetidin, Ranitidin) etc.

Bei älteren Menschen ist es üblich, viele Medikamente gleichzeitig zu nehmen, was das Risiko für Wechselwirkungen erhöht. Daher ist es wichtig, eine Liste der eingenommenen Medikamente zu erstellen und diese dem Arzt im Krankenhaus vorzulegen.

Postoperative kognitive Dysfunktion (POCD)

Die postoperative kognitive Dysfunktion (POCD) ist eine klinisches Phänomen, das sich als neu aufgetretene kognitive Funktionsstörung nach einem operativen Eingriff definiert. Die Symptome sind vielfältig und subtil, wobei Gedächtnisstörungen und die eingeschränkte Fähigkeit, intellektuelle Aufgaben zu bewältigen, am häufigsten auftreten. Die Diagnose erfolgt mittels psychometrischer Testverfahren prä- und postoperativ.

Risikofaktoren für POCD sind:

  • Höheres Alter.
  • Vorerkrankungen (z. B. Demenz, Hirnischämie).
  • Umfangreiche Operationen.
  • Komplikationen während und nach der Operation.
  • Alkoholabusus.
  • Ängstlich-depressive Grundstimmung.
  • Geringe Schulbildung.

Maßnahmen zur Reduktion des Delirrisikos im Krankenhaus

Einige einfache Maßnahmen können helfen, das Delirrisiko im Krankenhaus zu reduzieren:

  • Flexible Besuchszeiten für Angehörige.
  • Bekannte Gegenstände in Sichtweite des Patienten.
  • Lektüre, Musik, kleine Wortspiele und geduldige Gespräche.
  • Bereitstellung von Seh- und Hörhilfen.
  • Optimale Schmerztherapie und gute Nachtruhe.

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