Demenz ist ein wachsendes Gesundheitsproblem im Alter und eine Hauptursache für Pflegebedürftigkeit. Die steigende Zahl der Betroffenen stellt unser Gesundheits- und Pflegesystem vor große Herausforderungen. Umso wichtiger ist es, Demenz zu verstehen, Betroffene adäquat zu begleiten und die bestmögliche Versorgung zu gewährleisten. Dieser Artikel bietet einen umfassenden Überblick über Demenz, ihre Auswirkungen und Möglichkeiten der Begleitung und Therapie.
Demenz: Eine wachsende Herausforderung
Die Zahl der Menschen mit Demenz nimmt stetig zu. Derzeit leben in Deutschland etwa 1,7 Millionen Menschen mit Demenz. Bis zum Jahr 2030 könnten es 2 Millionen, bis 2050 sogar fast 3 Millionen Betroffene sein. Dieses Wachstum korreliert stark mit der demografischen Entwicklung, da mit zunehmendem Lebensalter das Risiko einer Demenzerkrankung steigt. Die meisten Demenzformen sind fortschreitend und nicht heilbar.
Zwei Drittel der Betroffenen werden im häuslichen Umfeld von Angehörigen versorgt, während ein Drittel in Pflegeheimen lebt. Diese Situation erfordert eine sektorenübergreifende Denkweise, die von der Pflegeberatung über die ambulante und stationäre Pflege bis hin zur haus- und fachärztlichen Versorgung reicht. Vernetzung und Kooperation aller Beteiligten sind dabei entscheidend.
Was ist Demenz?
Eine Demenz geht weit über den Verlust der geistigen Fähigkeiten hinaus. Sie beeinträchtigt die Wahrnehmungen, das Verhalten und das Erleben der Betroffenen - das gesamte Sein des Menschen. In ihrer Welt können Dinge und Ereignisse eine völlig andere Bedeutung haben als für gesunde Menschen.
Die Schwierigkeit, sich Dinge zu merken, steht in der Regel am Beginn einer Demenzerkrankung. Betroffene können neue Informationen nicht mehr im Langzeitgedächtnis speichern, vergessen Termine, verlegen Gegenstände oder erinnern sich nicht an die Namen entfernter Bekannter. Oft bemerken sie ihre Leistungsverluste selbst und versuchen, ihre Vergesslichkeit zu verbergen.
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Im weiteren Verlauf der Demenz sind sich die Betroffenen ihrer Gedächtnisprobleme immer weniger bewusst. Dennoch bleibt das Leiden an den Folgen, wie dem Verlust von Unabhängigkeit, bestehen. Zur schwindenden Merkfähigkeit tritt ein fortschreitender Gedächtnisabbau hinzu, wodurch auch bereits eingeprägte Inhalte des Langzeitgedächtnisses verblassen. Dies beeinträchtigt das logische Denken, führt zum Verlust erworbener Fähigkeiten und reduziert das Sprachvermögen.
Symptome und Verlauf
Die Symptome einer Demenz sind vielfältig und können sich im Verlauf der Erkrankung verändern. Zu den häufigsten Symptomen gehören:
- Gedächtnisverlust: Schwierigkeiten, sich an neue Informationen zu erinnern, wiederholtes Stellen derselben Fragen, Verlegen von Gegenständen.
- Sprachprobleme: Schwierigkeiten, die richtigen Worte zu finden, undeutliche Sprache, Schwierigkeiten, Gesprächen zu folgen.
- Probleme mit dem Denken und der Orientierung: Schwierigkeiten, Entscheidungen zu treffen, Probleme mit dem Zeitgefühl, Schwierigkeiten, sich in vertrauter Umgebung zurechtzufinden.
- Verhaltensänderungen: Reizbarkeit, Aggressivität, Unruhe, sozialer Rückzug, Verlust von Interesse an Hobbys und Aktivitäten.
- Beeinträchtigung der Wahrnehmung: Menschen mit Demenz sind dadurch immer weniger in der Lage, mithilfe ihres Verstandes die auf sie einströmenden Informationen und Eindrücke zu ordnen oder zu bewerten.
Ursachen und Risikofaktoren
Obwohl das Alter ein wesentlicher Risikofaktor ist, ist Demenz keine normale Alterserscheinung. Die genauen Ursachen für Demenz sind noch nicht vollständig geklärt, aber es gibt verschiedene Risikofaktoren, die das Auftreten der Erkrankung begünstigen können:
- Genetische Veranlagung: In einigen Fällen kann Demenz familiär bedingt sein.
- Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Bluthochdruck, Diabetes und hohe Cholesterinwerte können das Risiko erhöhen.
- Schädel-Hirn-Trauma: Wiederholte oder schwere Kopfverletzungen können das Demenzrisiko erhöhen.
- Lebensstilfaktoren: Rauchen, Bewegungsmangel und ungesunde Ernährung können das Risiko beeinflussen.
Diagnose
Eine frühzeitige Diagnose ist wichtig, um Betroffenen und ihren Familien die Möglichkeit zu geben, sich auf die Zukunft vorzubereiten und frühzeitig mit der Behandlung zu beginnen. Die Diagnose von Demenz umfasst in der Regel:
- Anamnese: Erhebung der Krankengeschichte und der aktuellen Symptome.
- Körperliche Untersuchung: Überprüfung des allgemeinen Gesundheitszustands.
- Neurologische Untersuchung: Überprüfung der Hirnfunktionen.
- Kognitive Tests: Überprüfung der Gedächtnis-, Denk- und Sprachfähigkeiten.
- Bildgebende Verfahren: MRT oder CT des Gehirns, um andere Ursachen für die Symptome auszuschließen.
Medikamentöse und nicht-medikamentöse Behandlungsansätze
Obwohl die meisten Demenzformen nicht heilbar sind, gibt es verschiedene Behandlungsansätze, die dazu beitragen können, die Symptome zu lindern und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern.
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Medikamentöse Behandlung
Die medikamentöse Behandlung von Demenzerkrankungen ist ein wesentliches Element einer umfassenden Therapie. Es gibt Medikamente, die die Symptome der Demenz, insbesondere bei Alzheimer, vorübergehend verbessern können. Diese Medikamente können jedoch keine Heilung bewirken und haben oft Nebenwirkungen. Daher ist es wichtig, den Nutzen und die Risiken der Medikamentenversorgung in jedem Einzelfall sorgfältig abzuwägen.
Nicht-medikamentöse Behandlung
Neben der medikamentösen Behandlung spielen nicht-medikamentöse Verfahren eine wichtige Rolle in der Begleitung, Pflege und Therapie von Menschen mit Demenz. Dazu gehören:
- Kognitives Training: Übungen zur Verbesserung der Gedächtnis-, Denk- und Sprachfähigkeiten.
- Training von Alltagsaktivitäten: Übungen zur Erhaltung der Selbstständigkeit im Alltag.
- Verfahren zur Beziehungsgestaltung: Validation, basale Stimulation, Biografiearbeit.
- Körperliche Aktivierung: Bewegungstherapie, Spaziergänge, Tanzen.
- Beschäftigungsmöglichkeiten: Aktivierungsangebote und Beschäftigungsmöglichkeiten fördern die vorhandenen Ressourcen der Betroffenen.
- Musiktherapie: Musik kann Erinnerungen wecken und positive Emotionen hervorrufen.
- Kunsttherapie: Kreativer Ausdruck kann helfen, Gefühle auszudrücken und Stress abzubauen.
Die Grundsatzstellungnahme des MDS betont die Bedeutung nicht-medikamentöser Verfahren und fordert, dass diesen Verfahren an vielen Stellen eine Priorität gegenüber medikamentösen Verfahren eingeräumt wird. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass nicht-medikamentöse Verfahren personal- und zeitintensiv sind.
Umgang und Kommunikation
Der Umgang mit Menschen mit Demenz erfordert Geduld, Einfühlungsvermögen und eine wertschätzende Haltung. Es ist wichtig, sich in die Welt der Betroffenen hineinzuversetzen und ihre Bedürfnisse und Gefühle zu verstehen.
Kommunikationstipps
- Sprechen Sie langsam und deutlich: Verwenden Sie einfache Sätze und vermeiden Sie komplizierte Wörter.
- Seien Sie geduldig: Geben Sie der Person Zeit, zu antworten, und wiederholen Sie Ihre Frage gegebenenfalls.
- Verwenden Sie nonverbale Kommunikation: Achten Sie auf Ihre Körpersprache und Ihren Gesichtsausdruck.
- Vermeiden Sie Kritik und Korrekturen: Akzeptieren Sie die Person so, wie sie ist, und konzentrieren Sie sich auf das Positive.
- Schaffen Sie eine ruhige Umgebung: Vermeiden Sie Lärm und Ablenkungen.
- Halten Sie biografische Erinnerungen lebendig: Erinnern Sie sich gemeinsam an vergangene Ereignisse und Erlebnisse.
Unterstützung für Angehörige
Die Pflege und Begleitung von Menschen mit Demenz ist eine große Herausforderung und kann für Angehörige sehr belastend sein. Es ist wichtig, dass Angehörige sich Unterstützung suchen und Entlastungsmöglichkeiten in Anspruch nehmen.
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Unterstützungsmöglichkeiten
- Pflegeberatung: Informationen und Beratung zu allen Fragen rund um die Pflege.
- Selbsthilfegruppen: Austausch mit anderen Angehörigen und gegenseitige Unterstützung.
- Entlastungsangebote: Tagespflege, Kurzzeitpflege, Verhinderungspflege.
- Psychologische Beratung: Unterstützung bei der Bewältigung der emotionalen Belastungen.
- Kurse und Seminare: Informationen und Schulungen zum Thema Demenz und Pflege.
- Virtuelle Workshops: Stärken Sie die Beschäftigten für die Herausforderung der häuslichen Pflege eines Angehörigen mit Demenz.
Gesellschaftliche Teilhabe
Trotz ihrer Erkrankung haben Menschen mit Demenz das Recht auf gesellschaftliche Teilhabe und ein würdevolles Leben. Es ist wichtig, dass die Gesellschaft ein Bewusstsein für die Bedürfnisse von Menschen mit Demenz entwickelt und ihnen Möglichkeiten zur Teilnahme am gesellschaftlichen Leben bietet.
Möglichkeiten der Teilhabe
- Barrierefreie Angebote: Schaffung von barrierefreien Umgebungen und Angeboten.
- Demenzfreundliche Initiativen: Projekte und Initiativen, die das Leben von Menschen mit Demenz verbessern.
- Veranstaltungen für Menschen mit Demenz: Spezielle Veranstaltungen, die auf die Bedürfnisse von Menschen mit Demenz zugeschnitten sind.
- Bildungsangebote: Die kefb Südwestfalen bietet eine informative, barrierearme Bildungsreihe, die Menschen mit Demenz, Angehörige, freiwillig Engagierte und (berufl.) Interessierte gezielt anspricht und gesellschaftliche Teilhabe, spirituelle Erfahrungen, Verständnis im Umgang und lebenslanges Lernen neu ermöglicht.
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