Demenz: Zahlen und Fakten in Deutschland

Demenz ist ein Oberbegriff für verschiedene Erkrankungen, die mit einem Abbau der kognitiven Fähigkeiten einhergehen. Die Alzheimer-Demenz ist die häufigste Form, gefolgt von der vaskulären Demenz, der Lewy-Körper-Demenz und der frontotemporalen Demenz. Demenz kann grundsätzlich in jedem Alter auftreten, betrifft aber hauptsächlich ältere Menschen. Dieser Artikel beleuchtet die aktuellen Zahlen und Fakten zu Demenz in Deutschland, einschließlich Prävalenz, Trends, regionaler Unterschiede und zukünftiger Projektionen.

Aktuelle Prävalenz von Demenz in Deutschland

Nach neuesten Berechnungen leben in Deutschland derzeit rund 1,84 Millionen Menschen mit einer Demenzerkrankung. Die meisten von ihnen sind von der Alzheimer-Krankheit betroffen. Im Jahr 2023 sind schätzungsweise zwischen 364.000 und 445.000 Menschen neu an Demenz erkrankt. Diese Zahlen verdeutlichen die wachsende Bedeutung von Demenz als eine der größten gesundheitlichen Herausforderungen in Deutschland.

Im Jahr 2023 waren deutschlandweit 2,97 % der Bevölkerung an Demenz erkrankt. Als Erkrankung gilt, wenn die Krankheit im zurückliegenden Jahr dokumentiert wurde (1-Jahres-Prävalenz). Es werden Erkrankungsfälle bei Personen ab dem 40. Lebensjahr gezählt.

Demografischer Wandel und Zunahme der Demenzerkrankungen

Die Lebenserwartung in Deutschland steigt erfreulicherweise immer weiter an. Infolge dieser demografischen Veränderungen kommt es aber auch zu weitaus mehr Neuerkrankungen als zu Sterbefällen unter den bereits an einer Demenz Erkrankten. Aus diesem Grund nimmt die Zahl der Demenzerkrankten auch in den kommenden Jahrzehnten kontinuierlich zu. Je nachdem, wie sich die Altersstruktur der Bevölkerung insgesamt entwickelt, wird sich die Zahl der Menschen mit Demenz über 65 Jahren bis zum Jahr 2050 auf 2,3 bis 2,7 Millionen erhöhen.

Die vorherigen Erhebungen galten für 2018. Die Zahlen sind deutlich gewachsen. Wir sehen dafür verschiedene Ursachen. Zum einem steigt die Anzahl an Demenzerkrankungen infolge des demografischen Wandels. Denn der Anteil älterer Menschen an der Gesamtbevölkerung wächst und Demenz kommt im Alter besonders häufig vor. Infolgedessen gibt es tatsächlich mehr Betroffene. Auf der anderen Seite wird die Erfassung von Demenz besser. Gewissermaßen schauen wir immer genauer hin. So gibt es inzwischen bessere Daten zur Häufigkeit von Demenz unter jüngeren Menschen. Diese Daten sind in unsere Berechnungen eingeflossen und mitverantwortlich für den Anstieg der Gesamtzahlen. Bedauerlicherweise ist eine Demenz häufig immer noch mit Scham behaftet. Aber man hat den Eindruck, dass die Diagnose weniger stigmatisiert ist als noch vor wenigen Jahren. Die Menschen gehen früher zum Arzt und die Erkrankung wird auch früher erkannt. Sicher hat sich auch das Bewusstsein, die sogenannte Awareness, gegenüber Demenzerkrankungen auf Seiten der Pflegenden und im medizinischen System verändert. Insgesamt scheint sich die Verfügbarkeit von Diagnostik und die Akzeptanz zu verbessern.

Lesen Sie auch: Fortgeschrittene Demenz: Ein umfassender Überblick

Altersverteilung und Demenz bei jüngeren Menschen

Nach wie vor gelten Demenzerkrankungen als ein Problem des höheren Lebensalters. Tatsächlich steigt das Risiko für eine Demenz ab dem 80. Lebensjahr deutlich an. Doch sind fast 6 Prozent der Betroffenen in Deutschland - rund 106.000 Menschen - jünger als 65 Jahre. Diese Gruppe wird erst seit wenigen Jahren zunehmend wahrgenommen und es fehlt vielfach noch an geeigneten Unterstützungsangeboten für sie und ihre Familien.

Weil Demenz vorwiegend im höheren Alter auftritt, erfassen viele Statistiken über Demenz nur Personen ab dem Alter von 65 Jahren. Tatsächlich können jedoch auch jüngere Menschen erkranken - in sehr selten Fällen sogar Kinder und Jugendliche. Nach Schätzungen gab es im Jahr 2018 etwa 73.000 Menschen mit Demenz im Alter zwischen 30 und 64 Jahren.

Regionale Unterschiede in Deutschland

Der Anteil von Menschen mit Demenz an der Bevölkerung unterscheidet sich zwischen den Bundesländern deutlich. Dies liegt an den Unterschieden in der Altersstruktur der Länder. Während in Hamburg und Berlin, die bundesweit den niedrigsten Altersdurchschnitt haben, weniger als 1,8 Prozent der Bevölkerung eine Demenz haben, ist der Anteil in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen prozentual mit mehr als 2,4 Prozent am höchsten.

„Betrachtet man allerdings den Anteil an Demenz erkrankter Menschen an der Gesamtbevölkerung in den einzelnen Bundesländern, ergibt sich ein anderes Bild“, schreibt die Alzheimer Gesellschaft. „Am höchsten ist der Anteil von Menschen mit Demenz in Sachsen und Sachsen-Anhalt (2,6 Prozent), gefolgt von Sachsen und Thüringen (je 2,5 Prozent). Am niedrigsten ist er in Berlin (1,7 Prozent) und Hamburg (1,8 Prozent).“ Je höher der Altersdurchschnitt in den Ländern ist, desto häufiger treten Demenzerkrankungen auf.

Nach unseren Berechnungen ist im Norden und Osten Deutschlands der Anteil von Menschen mit Demenz an der Gesamtbevölkerung überdurchschnittlich hoch. Diese Unterschiede sind auf die regionale Bevölkerungsstruktur zurückführen und bilden den demografischen Wandel ab. Man erkennt, dass die verschiedenen Regionen verschiedene Entwicklungen durchmachen beziehungsweise durchgemacht haben. Informationen darüber sind relevant für unser Gesundheitssystem, denn die Versorgung von Menschen mit Demenz erfordert passgenaue Lösungen, die den regionalen Bedürfnissen gerecht werden. Nur so lassen sich Versorgungsstrukturen aufbauen, die die Betroffenen vor Ort erreichen. Die Regionen stehen dabei vor individuellen Herausforderungen. Deshalb untersuchen wir die Verbreitung von Demenz sogar auf Kreisebene. Diese feinteiligen Daten haben wir im aktuellen Infoblatt nicht aufgeführt, aber schon vor einiger Zeit an anderer Stelle veröffentlicht.

Lesen Sie auch: Wechselwirkungen zwischen Schmerzmitteln und Demenz

Demenz bei Menschen mit Migrationshintergrund

Wir haben diese Schätzung explizit aufgenommen, weil diese Bevölkerungsgruppe häufig nicht ausreichend wahrgenommen wird. Sie ist äußerst heterogen, weshalb es uns eigentlich widerstrebt, diese so vereinfacht darzustellen wie im aktuellen Infoblatt. An anderer Stelle haben wir daher viel differenziertere Analysen, sogar auf europäischer Ebene, vorgenommen. Aber die explizite Nennung im Infoblatt war uns ein Anliegen, da allein ein Migrationshintergrund ein Risikofaktor für eine schlechtere Gesundheitsversorgung ist - auch unabhängig vom Vorliegen einer Demenz. Der Zugang und die Verfügbarkeit von Gesundheitsleitungen ist bei vielen Menschen mit Migrationshintergrund schlechter. Hierfür sind vielschichtige Gründe verantwortlich und auch beschrieben. In der Versorgung an Demenz erkrankter Menschen kann es zum Beispiel allein aufgrund der im Rahmen der Demenz verlorenen sprachlichen Fähigkeiten zu Kommunikationsproblemen und damit Versorgungslücken kommen.

In der EU sowie UK, Island, Liechtenstein, Norwegen und Schweiz leben, nach Schätzungen des DZNE, insgesamt etwa neun Millionen Menschen mit Demenz - davon mehr als eine halbe Million mit Migrationshintergrund (konkret sind damit Personen gemeint, die nicht in ihrem Geburtsland leben). Hierzulande waren es im Jahr 2021 Schätzungen zufolge fast 160.000 (im Alter ab 65 Jahren). Für diese Personen kann sich der Zugang zu medizinischen Informationen, ärztlicher Betreuung und Versorgungsangeboten aufgrund von Sprachbarrieren und kulturellen Unterschieden zur einheimischen Bevölkerung als schwierig erweisen. Denn kultursensible Angebote und mehrsprachige Informationsmaterialien über Demenz sind bislang nicht Standard - weder in Deutschland noch in vielen anderen Teilen Europas.

Zukünftige Entwicklungen und Prognosen

„Wie stark der Anteil an Menschen mit Demenz in den nächsten Jahrzehnten ansteigt, hängt ganz wesentlich davon ab, wie sich der Altersdurchschnitt der Bevölkerung und der Umgang mit Risikofaktoren entwickelt“, so Prof. Thyrian, der auch Vorstandsmitglied der DAlzG ist. „Wenn die Lebenserwartung in Deutschland nur moderat wächst, wir höhere Zuwanderungsraten haben und die Geburtenrate deutlich ansteigt, und wir dadurch im Jahr 2050 eine relativ junge Bevölkerung haben, würde die Zahl der Demenzerkrankten bis dahin auf rund 2,3 Millionen ansteigen. Wenn die Geburtenrate aber auf dem heutigen Stand bleibt, die Lebenserwartung stärker steigt und weniger Menschen nach Deutschland zuwandern, läge die Zahl der Betroffenen 2050 bei rund 2,7 Millionen.“ Derzeit sind 14 beeinflussbare Risikofaktoren für Demenzerkrankungen bekannt. Wie stark sich bessere Prävention in diesem Bereich auswirkt, lasse sich aber schwer vorhersagen.

Nach unseren Berechnungen ist in den nächsten Jahrzehnten eine kontinuierliche Zunahme in der Anzahl der Menschen mit Demenz zu erwarten. Für 2050 gehen wir von 2,4 bis 2,8 Millionen Erkrankten aus. Diese Schätzungen vernachlässigen aber eventuelle Entwicklungen in der Prävention und Früherkennung oder Veränderungen in der statistischen Häufigkeit, wie sie teilweise schon in einzelnen Studien beschrieben werden. Auch Fortschritte in der Therapie sind nicht auszuschließen. Angesichts dieser vielen Unsicherheiten ist eine genaue Vorsage der langfristigen Entwicklung schwierig. Letztlich müssen wir aber von einem Anstieg ausgehen und unser Gesundheitssystem sollte sich darauf einstellen.

Nach Prognosen könnte die Anzahl der Betroffenen (im Alter ab 65 Jahren) im Jahr 2030 auf bis zu 1,9 Millionen ansteigen, im Jahr 2040 auf bis zu 2,3 Millionen und im Jahr 2050 bis zu 2,7 Millionen erreichen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) rechnet im Jahr 2050 mit weltweit 139 Millionen Menschen, die unter einer Demenz leiden; in Deutschland könnten es dann zwischen 2,3 und 2,7 Millionen Menschen sein. Das gilt unter der Voraussetzung, dass es in den kommenden Jahren nicht gelingt, in Prävention und Therapie von Erkrankungen wie Alzheimer deutliche Fortschritte zu erzielen.

Lesen Sie auch: Ursachen und Behandlung von Zittern bei Demenz

Wirtschaftliche Auswirkungen

Berechnungen des DZNE beziffern die Kosten für Demenz in Deutschland für das Jahr 2020 mit rund 83 Milliarden Euro - das entspricht mehr als zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Nach Prognosen könnten diese Kosten im Jahr 2040 auf rund 141 Milliarden Euro, im Jahr 2060 auf rund 195 Milliarden Euro anwachsen.

Todesursachenstatistik

Die Zahl der Menschen, die in Deutschland mit Demenz sterben, ist im vergangenen Jahr erneut gestiegen. Immer mehr Menschen in Deutschland sterben mit Demenz. Besonders betroffen sind Frauen - doch auch bei Männern steigt die Zahl der Todesfälle im Zusammenhang mit der Krankheit. Das waren 4,4 Prozent mehr als noch 2023 und 23,2 Prozent mehr als im zehnjährigen Durchschnitt der Jahre 2015 bis 2024. Demenz ist seit Jahren eine der häufigsten Todesursachen in Deutschland - vor allem bei Frauen. Insgesamt starben im vergangenen Jahr 40.680 Frauen mit der Krankheit. Insgesamt starben 2024 in Deutschland etwa 1,01 Millionen Menschen. Das waren etwa zwei Prozent weniger als im Jahr zuvor. Die häufigsten Todesursachen blieben laut den Statistikern wie in den Vorjahren Herz-Kreislauf-Erkrankungen (339.212 Fälle) und Krebserkrankungen (230.392).

So wurden im Jahr 2024 nach den Ergebnissen der Todesursachenstatistik 61 927 Sterbefälle durch eine Demenzerkrankung verursacht. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilt, waren das 4,4 % mehr als im Vorjahr und 23,2 % mehr als im zehnjährigen Durchschnitt der Jahre 2015 bis 2024. Demenz in ihren verschiedenen Ausprägungen ist seit Jahren eine der häufigsten Todesursachen bei Frauen und nimmt auch bei Männern stetig zu. So war die Zahl der an Demenz verstorbenen Männer im Jahr 2024 mit 21 247 Verstorbenen um 27,9 % höher als im Zehnjahresdurchschnitt. Rund 89,1 % der im Jahr 2024 an Demenz Verstorbenen waren 80 Jahre und älter.

Sterbefälle werden dem Statistischen Bundesamt zufolge in der Todesursachenstatistik nach der "Internationalen statistischen Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme" (ICD) ausgewiesen. Unter der Gesamtzahl der Sterbefälle aufgrund einer Demenzerkrankung wurden die Diagnosen F00 "Demenz bei Alzheimer-Krankheit", F01 "Vaskuläre Demenz", F02 "Demenz bei anderenorts klassifizierten Krankheiten" und F03 "Nicht näher bezeichnete Demenz" zusammengefasst.

Prävention und Nationale Demenzstrategie

Bislang sind 14 Risikofaktoren für Demenz bekannt, die prinzipiell modifizierbar sind und durch medizinische Vorsorge und gesunde Lebensgewohnheiten zum Teil persönlich beeinflusst werden können. Dazu gehören unter anderem Bluthochdruck, Übergewicht, Diabetes, Schwerhörigkeit, Luftverschmutzung, geringe Bildung und soziale Isolation. Demnach wären bei Beseitigung dieser 14 Risiken rund 45 Prozent aller Demenzerkrankungen vermeidbar oder könnten hinausgezögert werden - theoretisch. Denn Fachleute sind der Ansicht, dass eine Reduzierung in dieser Größenordnung in der Praxis nicht realistisch ist.

Um dieser Herausforderung zu begegnen und um die Gesellschaft demenzfreundlich zu gestalten, hat die Bundesregierung die Nationale Demenzstrategie verabschiedet. Die Umsetzung hat am 23. September 2020 begonnen. Ziel der Strategie ist, die Lebenssituation von Menschen mit Demenz und ihren Angehörigen in Deutschland zu verbessern und ein offenes Klima für den Umgang mit Betroffenen zu schaffen. Dafür enthält die Nationale Demenzstrategie über 160 konkrete Maßnahmen, die in den kommenden Jahren umgesetzt werden sollen.

Die Strategie definiert dafür vier Handlungsfelder:

  • Strukturen zur gesellschaftlichen Teilhabe von Menschen mit Demenz an ihrem Lebensort aus- und aufbauen
  • Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen unterstützen
  • Medizinische und pflegerische Versorgung von Menschen mit Demenz weiterentwickeln
  • Exzellente Forschung zu Demenz fördern

Sie wurde von der Bundesregierung, der Deutschen Alzheimer Gesellschaft, den Ländern und Kommunen, den Verbänden des Gesundheitswesens und der Pflege, den Sozialversicherungsträgern, der Zivilgesellschaft und der Wissenschaft gemeinsam erarbeitet.

tags: #Demenz #Zahlen #und #Fakten #Deutschland