Dendritische Zelltherapie Immucura: Hoffnung oder leeres Versprechen für Krebspatienten?

Die dendritische Zelltherapie von Immucura verspricht Krebspatienten Heilung durch die Aktivierung des körpereigenen Immunsystems. Doch Wirksamkeit und Seriosität dieser Therapie sind umstritten, was zu Ermittlungen in Spanien geführt hat.

Krebs und die Suche nach neuen Therapien

In Deutschland sind derzeit etwa 1,6 Millionen Menschen an Krebs erkrankt. Während es für viele Krebsarten bewährte Behandlungsmethoden wie Chemotherapie, Bestrahlung und Operationen gibt, sind die Erfolgschancen bei einigen Krebsarten, beispielsweise Bauchspeicheldrüsenkrebs, nach wie vor gering. In ihrer Verzweiflung greifen einige Patienten auf alternative Heilmethoden zurück, um ihre Erkrankung zu besiegen. Es wird gefährlich, wenn diese Methoden teuer sind, aber keine Wirkung haben oder sogar gefährlich sind.

Immucura: Heilung durch Zelltherapie?

Immucura, ein spanisches Unternehmen mit einem deutschen Gründer, Johannes Schumacher, bietet eine dendritische Zelltherapie an, die Hoffnung auf Heilung von fast allen Krebsarten verspricht. Die Therapie soll das Immunsystem der Patienten dazu bringen, Krebszellen selbst zu bekämpfen. Die Kosten für die Behandlung belaufen sich auf mindestens 40.000 Euro.

Der Ansatz der dendritischen Zelltherapie

Die dendritische Zelltherapie basiert auf der Idee, dass der Körper sich selbst heilen kann, indem das körpereigene Immunsystem Krebszellen angreift. Bei dieser Methode werden dem Patienten dendritische Zellen aus dem Blut entnommen und mit Tumor-Antigenen beladen, die in Krebszellen vorkommen. Anschließend wird dem Patienten eine Spritze mit dieser Mischung verabreicht, um die Immunzellen im Körper zur Krebsbekämpfung anzuregen.

Dieser Ansatz ist nicht völlig abwegig. Die Medizin forscht seit einiger Zeit an einer mRNA-Impfung gegen Krebs, die das Immunsystem der Patienten darauf programmieren soll, Krebs zu erkennen und zu bekämpfen. Im Klinikalltag ist diese Therapie jedoch noch nicht angekommen, da noch große Studien an einer breiten Patientengruppe ausstehen.

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Immucura: Ein Geschäftsmodell an der Grenze der Legalität?

Obwohl die dendritische Zelltherapie ein vielversprechender Ansatz sein könnte, gibt es Bedenken hinsichtlich der tatsächlichen Arbeit in den Laboren von Immucura. Recherchen des Nachrichtenmediums „Der Standard“ in Zusammenarbeit mit „ZDF Frontal“, der belgischen Zeitung „De Tijd“ und der spanischen Tageszeitung „El País“ legen nahe, dass Immucura mit seinem Geschäftsmodell möglicherweise die Grenzen des Legalen überschreitet.

Immucura gab an, 2015 mit einem Labor in Deutschland gestartet zu sein und seit 2022 mit einem Labor in Málaga, Spanien, zusammenzuarbeiten. Laut „Der Standard“ benötigt ein solches Labor in Deutschland eine spezielle Genehmigung. Die Redaktion kontaktierte die vier Einrichtungen, die laut Paul-Ehrlich-Institut in Deutschland dendritische Zellen herstellen dürfen. Alle versicherten schriftlich, noch nie mit Immucura zusammengearbeitet zu haben. Dies wirft die Frage auf, ob Immucura illegal produzieren lässt.

Darüber hinaus geht aus Gesprächen mit ehemaligen Mitarbeitern hervor, dass die meisten von ihnen, ebenso wie Gründer Johannes Schumacher, keinen medizinischen Hintergrund haben.

Experten warnen vor Immucura

Mehrere Onkologen raten davon ab, für eine dendritische Zelltherapie einen kommerziellen Anbieter aufzusuchen. Michael Micksche von der Österreichischen Krebshilfe bezeichnet die dendritische Zelltherapie als experimentelle Therapie mit relativ geringer therapeutischer Wirksamkeit. Eine Therapie außerhalb klinischer Studien sei unseriös und könne Nebenwirkungen haben.

In Spanien wurde Immucura mehrfach sanktioniert, weil das Unternehmen ohne Genehmigungen im Gesundheitssektor tätig war.

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Die Rolle des Gründers

Johannes Schumacher, der Gründer von Immucura, ist weder Mediziner noch Krebsforscher. Er war früher Geschäftsführer eines Urlaubsresorts in Spanien. Die Krebserkrankung seines Vaters im Jahr 2014 veranlasste ihn, nach einem Heilmittel zu suchen und auf die dendritische Zelltherapie zu stoßen. Schumacher hat ein Buch geschrieben, in dem er für seine dendritische Zelltherapie wirbt und behauptet, Ärzte würden Informationen über Krebsbehandlungen verschweigen.

Umstrittene Wirksamkeit der dendritischen Zelltherapie

Die Wirksamkeit der dendritischen Zelltherapie ist umstritten. Obwohl es Hinweise darauf gibt, dass die Therapie bei einigen Patienten positive Ergebnisse erzielt hat, gibt es keine ausreichenden Belege für ihre allgemeine Wirksamkeit. Die Europäische Arzneimittelagentur EMA warnt vor solchen nicht regulierten Therapien, die für Patienten ein "ernstes Risiko für wenig oder gar keinen Nutzen darstellen" können.

Jutta Hübner, Professorin für Integrative Onkologie in Jena, betont, dass es derzeit keine Studien gibt, die wirklich zeigen, dass dendritische Zellen gegen Krebs wirksam sind, wenn sie bei Patienten angewendet werden.

Immucura in der Kritik

Immucura wird vorgeworfen, Krebspatienten eine teure Therapie anzubieten, deren Wirksamkeit nicht ausreichend belegt ist. Das Unternehmen wird auch dafür kritisiert, dass es mit Laboren zusammenarbeitet, die möglicherweise keine Genehmigung zur Herstellung von dendritischen Zellen haben.

Darüber hinaus werben auf der Immucura-Webseite drei Ärztinnen aus Deutschland als Expertinnen für die Therapie, obwohl die dendritische Zelltherapie in Deutschland nicht zugelassen ist.

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Alternative Immuntherapien

Neben der dendritischen Zelltherapie gibt es auch andere Immuntherapien, die in der Krebsbehandlung eingesetzt werden. Dazu gehören Checkpoint-Inhibitoren und die CAR-T-Zelltherapie. Diese Therapien haben in einigen Fällen vielversprechende Ergebnisse gezeigt, sind aber auch mit Risiken und Nebenwirkungen verbunden.

Fazit

Die dendritische Zelltherapie von Immucura ist ein umstrittenes Thema. Während die Therapie Hoffnung auf Heilung von Krebs verspricht, gibt es Bedenken hinsichtlich ihrer Wirksamkeit, Seriosität und Legalität. Patienten, die an dieser Therapie interessiert sind, sollten sich daher gründlich informieren und die Risiken und Nutzen sorgfältig abwägen. Es ist ratsam, sich von unabhängigen Experten beraten zu lassen und die Therapie nur im Rahmen klinischer Studien in Betracht zu ziehen.

Ergänzende Informationen

Was ist Onkologie?

Die Onkologie ist ein Zweig der Medizin, der sich mit Krebs beschäftigt. Sie umfasst die Prävention, Diagnose, Behandlung und Nachsorge von Krebserkrankungen.

Krebsvorsorge

Die Krebsvorsorge umfasst die Minimierung von Risikofaktoren und die Früherkennung von Krebs. Zu den Vorsorgeuntersuchungen gehören unter anderem die jährliche Genitaluntersuchung bei Frauen, die jährliche Untersuchung der Brust, der allgemeine Gesundheitscheck ab 35 Jahren und die Darmkrebsvorsorge ab 50 Jahren.

Krebsdiagnostik

Zur Diagnose von Krebserkrankungen werden Bildgebungstechniken wie Ultraschall, CT und MRT eingesetzt. Um den Verdacht einer Veränderung zu bestätigen, werden Gewebeproben entnommen und von einem Pathologen untersucht.

Krebstherapie

Es gibt verschiedene Therapiemöglichkeiten für Krebs, darunter Chemotherapie, Stammzelltransplantation, Antikörper-Therapie und Strahlentherapie. Die Wahl der Therapie hängt von der Art und dem Stadium der Krebserkrankung ab.

Krebszentren

In Deutschland gibt es verschiedene Krebszentren, die von der Deutschen Krebsgesellschaft zertifiziert sind. Diese Zentren erfüllen hohe Qualitätsstandards und bieten eine umfassende Versorgung von Krebspatienten.

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