Der Gehirn-Check: Was ist das und wann ist er sinnvoll?

Gedächtnislücken, Konzentrationsprobleme oder einfach das Bedürfnis nach Gewissheit über die eigene geistige Fitness - es gibt viele Gründe, einen Neurologen aufzusuchen und einen Gehirn-Check durchführen zu lassen. Gesundheit ist ein hohes Gut, und viele Menschen, auch junge und gesunde, machen sich Gedanken um ihr Wohlbefinden, insbesondere um die Gesundheit ihres Gehirns. Dieser Artikel beleuchtet, welche Möglichkeiten es gibt, das Denkorgan untersuchen zu lassen und welche Checks für wen sinnvoll sind.

Was ist ein Gehirn-Check-Up?

Im Rahmen eines Gehirn-Check-Ups werden die Strukturen des Gehirns mithilfe radiologischer Bildgebungsverfahren untersucht. Es kann sich dabei um eine Vorsorgeuntersuchung handeln, die vor dem Auftreten von Beschwerden stattfindet, oder um ein Verfahren zur Abklärung neurologischer Symptome.

Allein in Deutschland sind etwa 1,8 Millionen Menschen von einer dementiellen Erkrankung betroffen. Aufgrund des demografischen Wandels gehen Experten davon aus, dass diese Zahl in den nächsten Jahren weiter steigen wird. Forschende drängen daher auf Entwicklungen im Bereich der Prävention, ein Gehirn-Check-Up kann Teil davon sein.

Was wird bei einem Gehirn-Check-Up untersucht?

Bei einem Gehirn-Check-Up handelt es sich in der Regel um eine bildgebende Untersuchung. Hierbei wird eine Magnetresonanztomografie (MRT) des Gehirns angefertigt und anschließend ausgewertet. Je nach vorliegendem Befund oder bestehenden Symptomen können dann weitere Untersuchungen notwendig werden.

Die MRT-Untersuchung liefert verschiedene Schnittbilder des interessierenden Organs, in diesem Fall des Gehirngewebes. Diese radiologische Untersuchungsmethode eignet sich besonders gut, um Weichteilgewebe und Nervengewebe darzustellen. Auch Gefäße lassen sich somit gut beurteilen.

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Anschließend werden die Bilder durch einen Facharzt für Radiologie befundet und interpretiert. Hierbei wird das Gehirn hinsichtlich struktureller Veränderungen des Nervengewebes und der Gefäße untersucht.

Ein besonderer Fokus des Gehirn-Check-Ups liegt auf dem Ausschluss von dementiellen und neurodegenerativen Veränderungen. Dabei handelt es sich um eine Gruppe von Erkrankungen, die mit dem Verlust von kognitiven Fähigkeiten einhergehen. Mögliche Symptome sind dabei Gedächtnisverlust, Orientierungslosigkeit oder Aufmerksamkeitsstörungen.

Auch der Zustand der Gehirngefäße wird genauestens untersucht. Gefäßveränderungen können zum einen dementielle Erkrankungen verursachen, zum anderen können auf diese Weise auch Risikofaktoren für Blutungen identifiziert werden. Dazu gehören beispielsweise Aneurysmen. Es handelt sich dabei um Aussackungen der Gefäßwand, die unter Umständen mit einem erhöhten Blutungsrisiko einhergehen.

Ein Gehirn-Check-Up kann auch dann durchgeführt werden, wenn Patienten über unspezifische Symptome klagen. Hierzu gehören beispielsweise Gedächtnis- oder Konzentrationsstörungen. Auch bei Patienten mit einem vermehrten familiären Auftreten von neurologischen Erkrankungen kann ein Gehirn-Check-Up sinnvoll sein.

Neurologische Untersuchungen beim Arzt

Neurologe Mimoun Azizi erklärt, welche Möglichkeiten es gibt, das Denkorgan untersuchen zu lassen und welche Checks er welchen Personen empfiehlt. Im Rahmen eines neurologischen Check-ups können beim Neurologen folgende Aspekte untersucht werden:

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  • Gedächtnisleistung und Konzentrationsfähigkeit
  • Koordination und Gleichgewicht
  • Sensibilität in Armen und Beinen
  • neurologisch bedingte Sehstörungen oder Sprachstörungen
  • psychische Auffälligkeiten, Halluzinationen oder Wahnvorstellungen

Der Neurologe kann zudem Hinweise auf schwerwiegende Erkrankungen wie Schlaganfälle, Hirntumore, Entzündungen des zentralen Nervensystems oder Polyneuropathien erkennen.

Diagnostische Verfahren zur Erkennung von Auffälligkeiten im Gehirn

Um die neurologische Gesundheit eines Patienten umfassend zu beurteilen, können verschiedene diagnostische Verfahren eingesetzt werden. Der erste Schritt ist eine ausführliche Anamnese und körperliche Untersuchung, bei der Symptome, Vorerkrankungen und familiäre Risikofaktoren erfasst werden. Diese Basisuntersuchung hilft, mögliche Auffälligkeiten zu identifizieren und die Notwendigkeit weiterer Tests abzuwägen.

Zu den möglichen diagnostischen Verfahren gehören:

  • Kernspintomographie (MRT): Sie stellt die neuralen Strukturen dar und macht Hirnnerven, Hirnstammläsionen, Abnormalitäten der hinteren Schädelgrube und das Rückenmark sichtbar. Dadurch können etwa Tumore, Nervenverletzungen, degenerative Veränderungen oder Hirnhautentzündungen entdeckt werden.
  • Laborchemische Untersuchungen: Diese umfassen Blut- und Nervenwasseranalysen. Zu den Bluttests zählen zum Beispiel das Blutbild, das die Anzahl der roten und weißen Blutkörperchen im Blut bestimmen und Aufschluss über Entzündungen und Infektionen geben kann, welche möglicherweise das Nervensystem beeinträchtigen. Darüber hinaus sind umfassende Stoffwechselprofile, Schilddrüsenfunktionstests sowie Vitamin-B12- und Folsäurespiegel möglich.
  • Liquorpunktion: Die Entnahme und Analyse des Nervenwassers kann verschiedene Erkrankungen aufdecken, darunter Entzündungen des zentralen Nervensystems, Hirnhaut- und Gehirnentzündungen, neurodegenerative Erkrankungen wie Alzheimer oder unklare Bewusstseinsstörungen.
  • Anamnese und körperliche Untersuchung: Bei der Anamnese erfragt der Neurologe die Krankheitsgeschichte und den Gesundheitszustand. Die körperliche Untersuchung beinhaltet unter anderem den Sicht- und Tastbefund, die Kontrolle von Haltung und Motorik sowie Hirnnervenfunktionsprüfungen, in deren Zuge z.B. die Pupillenreaktion, Augenmuskeln, das Gehör sowie das Gleichgewicht untersucht werden.
  • Elektroenzephalogramm (EEG) Viele Organe erzeugen elektrische Signale, die sich bei verschiedenen Untersuchungen auch messen lassen. Ein bekanntes Beispiel ist die Elektrokardiografie (EKG), die die elektrischen Ströme im Herzen sichtbar macht. Auch die Nervenzellen des Gehirns erzeugen charakteristische Ströme. Ähnlich wie beim EKG lassen sie sich mit Elektroden von der Körperoberfläche „ableiten“. Diese Messung wird als Elektroenzephalogramm (EEG) bezeichnet.Beim EEG werden die Elektroden an bestimmten Stellen des Kopfes angebracht und über Kabel mit einem EEG-Gerät verbunden. Ein EEG wird zum Beispiel bei Verdacht auf eine Nervenerkrankung wie etwa Epilepsie oder bei Hirnschädigungen aufgezeichnet. Manchmal wird während Operationen damit die Narkose überwacht. Auf Intensivstationen oder in einem Schlaflabor kann es Auskunft über die Hirnfunktion geben. Mit einem EEG lässt sich außerdem der Hirntod eines Menschen feststellen.

Früher spielte das EEG auch bei der Diagnose von Schlaganfällen oder Hirntumoren eine wichtige Rolle. Normalerweise werden für ein EEG 21 Elektroden verwendet. Um das Anbringen zu erleichtern, sind sie meist samt Kabeln in einer Haube zum Aufsetzen auf den Kopf befestigt. Vor der Untersuchung werden die Elektroden mit Kontaktgel bestrichen.

Eine Rasur ist nicht nötig. Die Haare sollten aber gewaschen sein und ohne Rückstände von Produkten wie Festiger, Gel oder Haarspray.

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Gemessen wird in entspannter, möglichst ruhiger Haltung im Liegen oder Sitzen. Während der Untersuchung gibt eine medizinische Fachkraft Anweisungen, zum Beispiel die Augen zu öffnen oder heftig ein- und auszuatmen. Manchmal werden auch bestimmte Reize wie flackerndes Licht eingesetzt, um die Hirnaktivität anzuregen. Anders als eine Herzkurve beim EKG zeigt ein Elektroenzephalogramm keine Zackenmuster, sondern mehrere Wellen. Der Verlauf der Wellen hängt vor allem davon ab, wie aktiv das Gehirn gerade ist - also ob man wach ist oder schläft, konzentriert oder müde. Bei jedem Menschen zeigt sich ein für ihn typisches normales EEG-Bild. Das bedeutet, dass „normale“ EEGs sehr unterschiedlich aussehen können. Bei Kindern ist die Spannbreite noch ausgeprägter, zudem verläuft das Wellenmuster bei ihnen viel langsamer und unregelmäßiger als bei Erwachsenen.

Wenn ein EEG zur Diagnose eingesetzt wird, wird darauf geachtet, wie häufig die Wellen auftreten (Frequenz) und wie hoch sie sind (Amplitude). Abweichungen von typischen Wellenmustern können auf eine Erkrankung oder Störung hinweisen. Zum Beispiel fallen epileptische Krampfanfälle durch besonders hohe und steile Wellen (sogenannte Spikewellen) auf.

Im Rahmen der Primärprophylaxe empfiehlt sich zudem eine regelmäßige Kontrolle von Blutwerten sowie kardiovaskuläre Untersuchungen wie EKG, Herzecho und Ultraschall der Halsschlagader. Diese Maßnahmen tragen dazu bei, Risiken für Schlaganfälle oder andere neurologische Komplikationen frühzeitig zu erkennen. In speziellen Fällen können weiterführende Tests erforderlich sein, deren Auswahl individuell auf die Beschwerden des Patienten abgestimmt wird. Eine umfassende Diagnostik gewährleistet so eine präzise Beurteilung der neurologischen Gesundheit.

Für wen sind neurologische Checks sinnvoll?

Neurologische Check-ups sind grundsätzlich für alle Menschen mit neurologischen Symptomen sinnvoll, zum Beispiel bei:

  • Kopfschmerzen
  • Schwindel
  • Sensibilitätsstörungen
  • Koordinationsproblemen
  • Vergesslichkeit
  • Halluzinationen
  • Ohnmachtsanfällen

Darüber hinaus sollten Patienten mit bereits bestehenden neurologischen Erkrankungen, wie z. B. Multiple Sklerose, sich regelmäßig neurologisch untersuchen lassen, um Verschlechterungen frühzeitig zu erkennen. Auch Patienten mit einem vermehrten familiären Auftreten von neurologischen Erkrankungen kann ein Gehirn-Check-Up sinnvoll sein.

Ablauf eines Gehirn-Check-Ups

Bevor ein Gehirn-Check-Up durchgeführt wird, erfolgt ein Vorgespräch mit dem durchführenden Facharzt. In diesem wird der Ablauf der Untersuchung erläutert und eventuell bestehende Fragen geklärt. Im Anschluss findet die MRT-Untersuchung statt.

Das MRT-Gerät besteht aus einer großen Röhre, in der der Patient mit Hilfe einer beweglichen Liege positioniert wird. Anschließend muss der Patient möglichst still liegen, während verschiedene elektrische Spulen ein Magnetfeld erzeugen. Die Atomkerne des Körpers reagieren auf dieses Magnetfeld und richten sich entsprechend aus. Ein Computer errechnet daraus dann verschiedene Schnittbilder.

Je nach Fragestellung kann der Einsatz eines Kontrastmittels notwendig werden. Patienten erhalten dann einen Venenzugang, über den das Mittel appliziert wird. Das Kontrastmittel ermöglicht eine bessere Differenzierung der einzelnen Gewebe voneinander sowie eine gute Darstellung der Gefäße.

Im Anschluss an die Untersuchung werden die Bilder durch einen Facharzt befundet. Dies nimmt aufgrund der Komplexität einige Zeit in Anspruch, sodass sich der Patient meist einige Tage später zur Befundbesprechung vorstellt. In einem ausführlichen Beratungsgespräch werden die Untersuchungsergebnisse dann besprochen.

Risiken und Nebenwirkungen

Bei einer MRT-Untersuchung handelt es sich um ein nicht-invasives und risikoarmes radiologisches Verfahren. Im Gegensatz zur Röntgen- oder CT-Untersuchung kommt hier keine Strahlung zum Einsatz. Für MRT-Untersuchungen sind keine langfristigen Schäden bekannt.

Nachteile der Untersuchungsmethode sind die relativ lange Dauer. Einige Patienten empfinden zudem ein beklemmendes Gefühl während der Untersuchung. Bei etwaigen Bedenken sollte dies offen mit dem Untersucher kommuniziert werden, dann kann gegebenenfalls ein leichtes Beruhigungsmittel verabreicht oder auf ein besonders weiträumiges Gerät ausgewichen werden.

Ist die Gabe eines Kontrastmittels notwendig, besteht das geringe Risiko einer allergischen Reaktion. Des Weiteren dürfen aufgrund des erzeugten Magnetfeldes bestimmte Metalle nicht in die Nähe des Gerätes gelangen. Bei Patienten mit entsprechenden Prothesen darf die Untersuchung daher nicht durchgeführt werden.

Wie trägt man zu einem gesunden Gehirn bei?

In puncto Hirngesundheit gilt es sich gesund zu ernähren und auf Nahrung zu setzen, die die Hirnleistung stärkt und einem schnellen Abbau von neuronalen Strukturen entgegenwirkt. Wir wissen, dass sich Lebensmittel wie Nüsse, Olivenöl und Fisch positiv auf die kognitiven Leistungen auswirken, ebenso die Einnahme von Vitamin D sowie der Verzicht auf rotes Fleisch.

Stürze und Sportarten, die zu Kopftreffern und Verletzungen führen, verursachen neuronalen Abbau bis hin zu einer dementieren Entwicklung. Zudem zeigen Drogen wie Alkohol verheerende kognitive Folgen. Auch einige Medikamente können zum neuronalen Abbau führen, daher ist hier Sorgfalt und Kontrolle indiziert.

Sportliche Aktivitäten wie auch das Gedächtnistraining durch Lesen, Schreiben, Singen und Tanzen fördern die Hirnleistung und beugen einem schnellen Abbau der Gedächtnisleistungen vor. Stressmanagement und soziale Bindungen spielen diesbezüglich ebenfalls eine relevante Rolle.

Natürlich ist es auch wichtig, dass Symptome wie Gangstörungen, Koordinationsstörungen, Schwindel, Sprachstörungen, Lähmungen und Sensibilitätsstörungen ernst genommen werden müssen und eine rasche neurologische Abklärung erfordern, auch dann, wenn sie nur kurzfristig aufgetreten sind.

Es gilt stets, nicht nur bei Schlaganfällen: Je früher die Diagnostik und Therapie, desto besser ist in der Summe das Outcome.

Spezialisten für Gehirn-Check-Ups

MRT-Untersuchungen werden durch Fachärzte für Radiologie durchgeführt. Um die erhaltenen Befunde korrekt interpretieren und einordnen zu können, sollte ein Gehirn-Check-Up durch erfahrene Neuroradiologen erfolgen.

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