Knoten im Gehirn, auch Hirntumore genannt, sind Geschwülste im Kopf, die entstehen, wenn sich Zellen im Gehirn unkontrolliert vermehren. Sie können direkt im Gehirn entstehen oder von anderen Körperstellen ins Gehirn streuen. Tumor-Erkrankungen des Kopfes umfassen Tumore im Kopf bzw. Gehirnrumore selbst und die der umgebenden Strukturen: also Hirnhaut, Knochen, Schädelbasis, Felsenbeine, Nasennebenhöhlen und Augen. Jedes Jahr erkranken in Deutschland laut Robert Koch-Institut 7.330 Menschen neu an Tumoren des zentralen Nervensystems, das heißt an Tumoren des Gehirns oder des Rückenmarks.
Arten von Hirntumoren
Es gibt wichtige Unterschiede zwischen gutartigen und bösartigen Hirntumoren. Von den vielen gutartigen Gehirntumoren (benignen), die oft heilbar sind, sind die bösartigen Tumore (malignen/Krebs) zu unterscheiden. Gutartige Tumore sind weniger gefährlich. Durch Kompression oder Zerstörung von Nachbarstrukturen können sie Lähmungen, Gefühlsstörungen, Sehstörungen, Sprachstörungen und andere Symptome verursachen.
Primäre Hirntumoren sind Tumoren, die direkt im Gehirn entstehen: Sie können sich aus verschiedenen Zellen im Gehirn entwickeln, am häufigsten aus den Stützzellen, den sogenannten Gliazellen. Mediziner bezeichnen solche Tumoren als "Gliome". Gliome können sich aus verschiedenen Zelltypen der Gliazellen entwickeln. Zu den Gliazellen gehören die sogenannten Astrozyten, Oligodendrozyten und die Ependym-Zellen. Daraus können sich das Astrozytom, das Oligodendrogliom und das Ependymom entwickeln. Das Glioblastom ist ein besonders aggressiv wachsendes Astrozytom.
Andere Hirntumoren, die häufiger auftreten, sind:
- Meningeome, aus Zellen der Hirnhaut
- Neurinome/Schwannome, aus den Zellen, die die Hirnnerven umhüllen
- Medulloblastome, aus unreifen (embryonalen) Zellen im Kleinhirn
Es gibt auch sogenannte sekundäre Hirntumoren: Mediziner bezeichnen sie auch als Hirnmetastasen. Diese Tumoren bilden sich aus Krebszellen, die von einem Tumor außerhalb des Gehirns stammen und sich im Gehirn angesiedelt haben. Betroffene mit Hirnmetastasen erhalten eine Behandlung, die sich auch an der ursprünglichen Krebsart orientiert, von der die Metastasen stammen.
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Wie häufig sind Hirntumoren?
Hirntumoren, die direkt im Gehirngewebe entstehen, sind selten. Sie können jedoch in jedem Lebensalter auftreten. Im Jahr 2020 erkrankten etwa 7.300 Menschen an einem bösartigen Hirntumor. Zum Vergleich: Die Diagnose Darmkrebs erhielten im selben Jahr etwa 54.770 Menschen. Das mittlere Erkrankungsalter bei Frauen liegt bei 66 Jahren, Männer erkranken etwas früher im Mittel mit 63 Jahren. Der häufigste bösartige primäre Hirntumor ist das Glioblastom. 2 von 3 Personen mit einer Krebserkrankung im Gehirn erhalten diese Diagnose. Im Jahr 2020 erhielten ungefähr 2.250 Kinder unter 18 Jahren die Diagnose Krebs. Etwa 1 von 4 Kindern mit Krebs hat einen Hirntumor. Hirntumoren machen also etwa ein Viertel aller Tumorerkrankungen im Kindesalter aus. Am häufigsten erkranken Kinder an Astrozytomen.
Ursachen und Risikofaktoren
Meistens sind die Ursachen nicht bekannt. Mit Ausnahme ganz selten vorkommender familiärer Tumorhäufungen gibt es kaum bekannte Risikofaktoren für Hirntumorerkrankungen. Ein Gehirntumor kann jeden treffen. Über Risikofaktoren ist bei Gehirntumoren bisher nicht viel bekannt. Auch die durch Studien belegten Risikofaktoren sind nur vereinzelt bei Erkrankten in der Vorgeschichte zu finden:
- Das Risiko für einen Hirntumor ist erhöht bei bestimmten erblichen Krankheitsbildern: das betrifft Tumor-Syndrome wie das Lynch- oder Li-Fraumeni-Syndrom sowie eine Neurofibromatose oder Tuberöse Sklerose.
- Nach einer Strahlentherapie: Hirntumoren können bei Erwachsenen und insbesondere bei Kindern und Jugendlichen viele Jahre nach einer Bestrahlung im Kopf-Hals-Bereich oder des Schädels auftreten.
- Bei familiärer Vorbelastung: Erkranken Patienten jung an einem Hirntumor, ist das Risiko für Verwandte ersten Grades zu erkranken ebenfalls leicht erhöht. Da Hirntumoren aber sehr selten sind, ist das Risiko für Eltern und Geschwister von Hirntumorpatienten insgesamt gesehen immer noch sehr gering.
- Bei einer Computertomografie (CT) im Kindesalter: Bei einer solchen diagnostischen Untersuchung der Kopf-Hals-Region kann sich das Risiko für Hirntumoren geringfügig erhöhen.
Symptome von Hirntumoren
Welche Beschwerden eine Patientin oder ein Patient mit Gehirntumor hat, hängt von der Größe und Lage des Tumors ab. Die Symptome von Hirntumoren hängen sehr von der Lokalisation, ihrer Wachstumsgeschwindigkeit und ihrer Größe ab. Das Gehirn ist ein hoch spezialisiertes Organ, das komplexe Körperfunktionen steuert: Sinnesreize wahrnehmen und verarbeiten, Gedächtnisinhalte anlegen und speichern, Lernprozesse und Bewegungen steuern, Sprache verstehen und formulieren, Gefühle entwickeln, verstehen und ausdrücken. Es ist außerdem für die Ausprägung der Persönlichkeit ver…
Lähmungen, Sprachstörungen, Sehstörungen, aber auch epileptische Anfälle, Kopfschmerzen und Gedächtnisstörungen sind typische Anzeichen. Durch Kompression oder Zerstörung von Nachbarstrukturen können sie Lähmungen, Gefühlsstörungen, Sehstörungen, Sprachstörungen und andere Symptome verursachen. Jedes Jahr erkranken in Deutschland laut Robert Koch-Institut 7.330 Menschen neu an Tumoren des zentralen Nervensystems, das heißt an Tumoren des Gehirns oder des Rückenmarks.
Es gibt keine Leitsymptome, anhand derer Betroffene erkennen können, dass sie an einem primären Hirntumor oder Metastasen erkrankt sind. Grundsätzlich sollten anhaltende, sich verschlimmernde Kopfschmerzen, Schwindelgefühle sowie Übelkeit oder Erbrechen ernst genommen werden und Anlass für einen Termin beim Arzt sein.
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Diagnose von Hirntumoren
Heute wird bei Vorliegen dieser Beschwerden in der Regel rasch eine Bildgebung des Gehirns durchgeführt. Eine definitive Diagnose ist jedoch meist erst durch die neuropathologische Untersuchung des Tumorgewebes nach operativer Entfernung oder einer Gewebeentnahme möglich.
Besteht auch nach der MRT ein Tumorverdacht, bekommt die Patientin oder der Patient in der Regel während einer Operation aus dem verdächtigen Bereich im Gehirn Gewebe entnommen (Biopsie). Das ist notwendig, um die Diagnose abzusichern. Nach der Biopsie untersucht eine Fachärztin oder ein Facharzt die Gewebeproben unter einem Mikroskop. Dadurch lässt sich der Tumortyp und ebenfalls mögliche Erbgutveränderungen mit molekularbiologischen Tests feststellen.
Neben der Abbildung von anatomischen Strukturen mit oder ohne Kontrastmittel erlaubt die Magnetresonanztomographie (MRT) auch die Darstellung von Stoffwechselprozessen, z. B. durch sogenanntes Diffusions- und Perfusions-Imaging oder Spektroskopie. Da es hier um die Abbildung von Körperfunktionen geht, ist oft von funktioneller Magenetresonanztomographie (fMRT) die Rede.
Therapie und Behandlung von Hirntumoren
Die Therapie richtet sich nach der diagnostischen Zuordnung, nach der Aggressivität und nach der Lokalisation des Tumors. Die Lage eines Hirntumors beeinflusst die Behandlung maßgeblich. Tumoren in gut erreichbaren Bereichen lassen sich oft operativ entfernen, was die besten Heilungschancen bietet. Befindet sich der Tumor nahe an wichtigen Hirnregionen - etwa für Sprache, Bewegung oder Atmung - kann eine vollständige Entfernung zu riskant sein. Betroffene können unterschiedliche Therapien erhalten: eine Operation, eine Bestrahlung und/oder eine Chemotherapie, je nach Erkrankungssituation auch zielgerichtete Medikamente. Neue Therapien erhalten Patienten im Rahmen von klinischen Studien.
In Abhangängigkeit von Schweregrad, Gutartigkeit/Bösartigkeit sollte versucht werden, den Gehirntumor möglichst vollständig zu entfernen. Dies erfolgt heutzutage häufig in einer mikrochirurgischen Operation, in der der Operateur millimetergenau zum betroffenen Gewebe navigieren kann. Die hirneigenen Tumoren (Gliome) können biologisch nie vollständig entfernt werden.
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Als einer der ersten Einrichtungen in Europa bietet das Zentrum für Funktionelle Neurochirurgie in der Beta Klinik ein schonendes, risikoarmes und hochmodernes Verfahren zur Behandlung von Hirntumoren und anderen Weichteilveränderungen des Gehirns an: Die MRT-gestützte Laserablation (Verödung) mit der Visualase-Technologie von Medtronic. Die Visualase-Therapie von Medtronic ist ein innovatives Laser-Verfahren zur Behandlung verschiedener neurologischer Erkrankungen.
Nicht alle Hirntumore müssen behandelt werden. Die häufig auftretenden Meningeome älterer Menschen können oft durch regelmäßige, z. B. Nur bei Größenzunahme dieser Tumoren muss therapiert werden. Fast alle Gehirntumore können heute operiert werden, nicht alle müssen operiert werden. Bei anderen Gehirntumoren ist dies mit der Operation allein nicht möglich. So war das Medulloblastom, ein bösartiger Tumor des Kleinhirns bei Kindern, in den 1960er- Jahren noch mit einem tödlichen Ausgang verbunden. Auch andere bösartige Tumore, wie die seltenen Lymphome, sind heute unter Umständen durch eine Chemotherapie allein heilbar.
Supportive Therapie
Der Gehirntumor selbst oder Nebenwirkungen einer Therapie können Beschwerden auslösen. Ziel einer supportiven Therapie ist es, solche Beschwerden zu lindern. Sie kann Beschwerden, die durch die Krebserkrankung selbst und/oder die Behandlung entstehen, lindern oder vorbeugen.
Reha und Nachsorge
Für eine Patientin oder einen Patienten mit Hirntumor stehen auch nach Abschluss der Krebstherapie und der medizinischen Rehabilitation weiterhin regelmäßige Untersuchungstermine an. Diese fortlaufende Betreuung wird als Nachsorge oder Verlaufskontrolle bezeichnet. Treten zwischen den Terminen Beschwerden auf, sollte man auf jeden Fall schon früher zum Arzt gehen.
Regelmäßige Nachsorgeuntersuchungen helfen dabei, einen Rückfall der Krebserkrankung (Rezidiv) frühzeitig zu erkennen und zu behandeln. Die Untersuchungen dienen auch zur Tumorkontrolle - sowohl bei Betroffenen ohne als auch mit vorhandenem Resttumor: Wächst der Tumor wieder, müssen Betroffene und die behandelnden Ärzte über eine erneute Krebstherapie entscheiden. Das hängt unter anderem davon ab, wie schnell ein Tumor wächst, wie groß er ist und welche Symptome er macht. Beschwerden durch den Hirntumor oder aufgrund der Therapie können frühzeitig erkannt und behandelt werden. Das kann die Lebensqualität einer Patientin oder eines Patienten verbessern und sie bestmöglich erhalten. Betroffene können bei einem Nachsorgetermin auch seelische und soziale Probleme ansprechen. Die behandelnden Ärzte vermitteln bei Bedarf Fachleute für eine psychosoziale und psychoonkologische Unterstützung.
Zunächst fragt die behandelnde Ärztin oder der Arzt nach vorhandenen Beschwerden. Im Anschluss folgt eine körperliche Untersuchung. Dabei prüfen Ärzte unter anderem die Muskelreflexe, die Muskelkraft und die Koordination. Patienten müssen dabei zum Beispiel die Stirn runzeln oder bekommen Licht in ihre Augen geleuchtet. Zur Nachsorge gehören für eine Patientin oder einen Patienten auch regelmäßige Untersuchungen mit der Magnetresonanztomographie (MRT).
Prognose
Prognose, Verlauf und Behandlungsmöglichkeit hängen vom Tumortyp ab, von seiner Bösartigkeit und von seiner Lokalisation. Die Prognose für die Behandlung eines Hirntumors wird maßgeblich von der Variante, seiner Größe und Lage beeinflusst. Besonders bei benignen Raumforderungen kann bereits das Abwarten zu den Therapieoptionen gehören. Viele Hirntumore sind heute gut behandelbar.
Akustikusneurinom (Vestibularis-Schwannom)
Das Akustikusneurinom, heute als Vestibularis-Schwannom bezeichnet, ist eine gutartige Neubildung im Schädelinneren. Es geht vom Hör- und Gleichgewichtsnerv (Nervus vestibulocochlearis) aus und ist damit im engeren Sinne kein echter Hirntumor, sondern eine Neubildung des peripheren Nervensystems.
Das Akustikusneurinom wächst meistens zwischen den beiden Gehirnabschnitten Kleinhirn (Cerebellum) und Brücke (Pons). Mediziner sprechen auch von einem Kleinhirnbrückenwinkeltumor. Er kapselt sich oft mit Bindegewebe von den umliegenden Strukturen ab und bildet keine Metastasen.
Symptome des Akustikusneurinoms
Ein Akustikusneurinom verursacht erst dann Beschwerden, wenn es sich deutlich vergrößert und andere Strukturen in seiner Nähe verdrängt. Da der Tumor aber sehr langsam wächst, vergehen meistens Jahre, bevor ein Akustikusneurinom Symptome verursacht.
Als erstes sind in der Regel das Gehör und das Gleichgewichtsorgan beeinträchtigt. Eine Hörminderung ist oft das erste Anzeichen des Tumors. Sie tritt einseitig auf der Seite des Tumors auf. Betroffene bemerken diese Hörminderung oft nur zufällig, beispielsweise wenn sie mit dem betroffenen Ohr ein Telefongespräch verfolgen. Auch ein routinemäßig durchgeführter Hörtest weist dann auf die Erkrankung hin. Typischerweise verschlechtert sich besonders der Hochtonbereich, sodass Vogelgezwitscher oft verändert oder nicht mehr wahrnehmbar ist.
Ein Akustikusneurinom macht sich auch durch einen Hörsturz bemerkbar. Dabei kommt es zu einem plötzlichen und beinahe vollständigen Hörverlust im betroffenen Ohr. Oft treten zusätzlich Ohrgeräusche (Tinnitus) auf. Sie liegen meistens im Hochtonbereich und Betroffene empfinden sie als sehr belastend. Ein Tinnitus ist manchmal das einzige Symptom, das ein Akustikusneurinom verursacht. Die Hörminderung kommt dann oft später hinzu.
Betrifft der Tumor den Gleichgewichtsnerv, ruft das Akustikusneurinom oft Symptome wie Schwindel (Dreh- oder Schwankschwindel) und Übelkeit hervor. Dadurch verändert sich meist auch das Gangbild. Außerdem zittern die Augen bei einigen Patienten horizontal hin und her (Nystagmus). Diese Symptome treten besonders bei schnellen Kopfbewegungen und in der Dunkelheit auf, wenn das Gleichgewicht weniger gut über die Augen koordiniert wird.
Ein sehr großes Akustikusneurinom drückt in manchen Fällen verschiedene Gesichtsnerven zusammen und schränkt sie in ihrer Funktion ein. Dabei ist dann zum Beispiel die mimische Muskulatur im Gesicht beeinträchtigt (Störung des Nervus facialis) oder das Gefühl der Gesichtshaut verschwindet (Störung des Nervus trigeminus).
Im Extremfall verlegt das Akustikusneurinom den Abfluss des Gehirnwassers (Liquor), sodass es sich im Kopf staut und den Hirndruck ansteigen lässt. Typische Anzeichen dafür sind etwa Kopfschmerzen, Nackensteifigkeit, Übelkeit, Erbrechen und Sehstörungen.
Verlauf und Prognose des Akustikusneurinoms
Da ein Akustikusneurinom sehr langsam wächst und keine Metastasen bildet, ist die Prognose gut. Der Krankheitsverlauf ist grundsätzlich abhängig vom Wachstumsort und der Größe des Tumors. Bei kleinen, symptomlosen Tumoren ist es nicht zwangsläufig notwendig, zu therapieren.
Größere Geschwülste sind durch eine Operation oft heilbar und treten in der Regel nicht wieder auf. Lediglich wenn ein Tumorrest im Schädel verbleibt, kommt es mitunter erneut zu einem Akustikusneurinom (Rezidiv). Bei erfolgreicher Behandlung ist die Lebenserwartung daher in den meisten Fällen normal.
Ursachen des Akustikusneurinoms
Das Akustikusneurinom bildet sich aus den sogenannten Schwannzellen. Diese umhüllen Nervenstrukturen im Gehirn und beschleunigen dadurch den Informationsfluss. Bei einem Akustikusneurinom wuchern diese Zellen jedoch unkontrolliert und bilden einen abgekapselten Herd. Da meistens der Gleichgewichtsnerv (Nervus vestibularis) betroffen ist, sprechen Mediziner auch von einem Vestibularis-Schwannom.
Warum diese Krankheit entsteht, ist bisher nicht ausreichend geklärt. Sie ist jedoch weder erblich noch ansteckend. Selten tritt ein Akustikusneurinom im Rahmen der Erbkrankheit Neurofibromatose Typ 1 und Typ 2 auf. Durch einen Gendefekt bilden sich bei dieser Krankheit am ganzen Körper Geschwülste aus. Obwohl es nicht zwangsläufig zu einem Akustikusneurinom kommen muss, entwickeln sich bei etwa fünf Prozent der Betroffenen sogar beidseitige Geschwüre.
Außerdem vermuten Experten, dass möglicherweise eine starke Lärmbelastung die Entstehung eines Akustikusneurinoms begünstigt. Hierzu gibt es jedoch bislang nur erste Hinweise.
Diagnose des Akustikusneurinoms
Der erste Ansprechpartner bei einem Akustikusneurinom ist meistens der Hals-Nasen-Ohren-Arzt oder der Nervenarzt (Neurologe). In der Anamnese (Erhebung der Krankengeschichte) fragt er den Betroffenen nach seinen Beschwerden und dem zeitlichen Verlauf.
Mit einem kleinen Ohrtrichter und einer Lampe untersucht er den äußeren Gehörgang und das Trommelfell. Da verschiedene andere Erkrankungen ebenfalls Symptome wie Schwindel oder Hörprobleme verursachen, klärt der Arzt diese ab, um sie auszuschließen. Dazu bieten sich folgende Untersuchungen an:
Hörtest: Bei einem Hörtest spielt der Arzt dem Erkrankten über einen Kopfhörer unterschiedlich hohe Töne (Tonaudiometrie) oder Wörter (Sprachaudiometrie) vor. Der Betroffene gibt an, was er hört. Es handelt sich also um einen subjektiven Test.
Hirnstamm-Audiometrie (Brainstem evoked response audiometry, BERA): Eine Hirnstamm-Audiometrie (Brainstem evoked response audiometry, BERA) testet den Hörnerv, ohne dass der Betroffene sich aktiv beteiligt. Über den Lautsprecher bekommt er Klick-Geräusche vorgespielt. Eine Elektrode hinter dem Ohr misst, ob der Hörnerv die Information ungestört in das Gehirn weiterleitet.
Temperaturmessung des Gleichgewichtsorgans: Leiden Betroffene mit Verdacht auf ein Akustikusneurinom unter Schwindel, überprüft der Arzt meistens das Gleichgewichtsorgan mit einer Temperaturmessung (Kalorimetrie). Dazu spült er den äußeren Gehörgang mit warmem Wasser. Durch einen Reflex der Augenmuskeln, zucken die Augen in der Waagerechten hin und her (kalorischer Nystagmus). Ein Akustikusneurinom stört diesen Reflex meistens.
Magnetresonanztomografie (MRT): Endgültig ist ein Akustikusneurinom nur mittels Magnetresonanztomografie (MRT, auch Kernspintomografie genannt) diagnostizierbar. Dazu liegt der Erkrankte auf einer Liege, während der Arzt ihn in eine Diagnoseröhre schiebt, die mithilfe von Magnetfeldern und elektromagnetischen Wellen detaillierte Schnittbilder des Körperinneren aufnimmt. Manchmal bekommt der Betroffene dafür vor der Aufnahme ein Kontrastmittel in eine Vene gespritzt. Das MRT verursacht keine Strahlenbelastung. Manche Personen empfinden die Untersuchung aber wegen der engen Röhre und der lauten Geräusche als unangenehm.
Behandlung des Akustikusneurinoms
Es bestehen drei Behandlungsmöglichkeiten bei einem Akustikusneurinom: kontrolliertes Abwarten, eine Operation und die Bestrahlung.
Bei kleinen Tumoren entscheiden sich Mediziner oft für ein kontrolliertes Abwarten ("Wait and Scan"). Dabei überwacht der Arzt in regelmäßigen Abständen mittels MRT, ob das Akustikusneurinom wächst. Vor allem bei älteren Personen verändert sich die Größe des Tumors meist nicht mehr oder geht sogar zurück. Wenn keine Symptome bestehen, bleibt den Betroffenen auf diese Weise eine Operation oder Bestrahlung erspart.
Nimmt das Akustikusneurinom hingegen eine Größe von drei oder mehr Zentimetern an, operiert es der Arzt in der Regel. HNO-Ärzte und Neurochirurgen versuchen dabei, gesundes Gewebe, Blutgefäße und Nerven zu schonen.
Eine neuere Methode, die gerade bei älteren Erkrankten mit höherem Operationsrisiko geeignet ist, ist die stereotaktische Radiochirurgie (kurz: SRS). Dabei handelt es sich um eine hochpräzise, durch bildgebende Verfahren und computergestützt geführte Strahlentherapie. Die Behandlung erfolgt mit einem Gamma- oder Cyber-Knife, was die Tumorzellen zerstört.
Es lässt sich dabei aber nicht vermeiden, dass dies auch umliegendes gesundes Gewebe schädigt. Oft ist es jedoch schwierig, größere Tumoren vollständig zu erfassen.
Mögliche Spätfolgen
Gelingt es beispielsweise nicht, den Tumor sorgsam bei einer Operation zu entfernen, sind Blutungen oder Nervenschädigungen manchmal die Folge. Bei einem Akustikusneurinom kommt es daher auch langfristig zu Beeinträchtigungen des Hör- und Gleichgewichtssinns. Das führt unter Umständen zu einem vollständigen Hörverlust. Auch eine Fazialisparese (Gesichtslähmung mit Beteiligung des siebten Hirnnervs) oder Liquorrhö (Austritt von Spinalflüssigkeit) ist möglich.