Die Diagnose Demenz stellt Betroffene und ihre Familien vor große Herausforderungen. Neben der Bewältigung des Alltags stellt sich auch die Frage, ob Urlaubsreisen weiterhin möglich sind. Die gute Nachricht ist: Ja, Urlaub ist auch mit Demenz möglich! Es bedarf jedoch einer sorgfältigen Planung und Vorbereitung, um den Bedürfnissen aller Beteiligten gerecht zu werden. Die Deutsche Alzheimer Gesellschaft und andere Organisationen bieten vielfältige Unterstützungsmöglichkeiten und spezielle Urlaubsangebote für Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen.
Warum Urlaub wichtig ist
Die Betreuung und Pflege von Menschen mit Demenz ist eine anspruchsvolle Aufgabe, die viel Kraft kostet. Angehörige berichten häufig von gesundheitlichen Problemen, sozialer Isolation und dem Verlust eigener Interessen. Umso wichtiger ist es, sich regelmäßige Auszeiten zu gönnen, um neue Energie zu tanken. Auch für Menschen mit Demenz selbst kann ein Urlaub positive Effekte haben. Er ermöglicht neue Erfahrungen, schafft gemeinsame Erinnerungen und steigert das Wohlbefinden.
Angebote der Deutschen Alzheimer Gesellschaft und anderer Anbieter
Die Deutsche Alzheimer Gesellschaft engagiert sich für ein besseres Leben mit Demenz und bietet eine Vielzahl von Unterstützungsangeboten, darunter auch Informationen und Beratung zum Thema Urlaub. Zudem gibt es regionale und örtliche Alzheimer-Gesellschaften sowie andere Anbieter, die spezielle Urlaubsangebote für Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen organisieren.
Betreute Urlaube
Einige Reiseveranstalter und Organisationen haben sich auf die Bedürfnisse von Menschen mit Demenz und ihren Angehörigen spezialisiert und bieten betreute Urlaube an. Diese Reisen zeichnen sich durch folgende Merkmale aus:
- Kleine Gruppen: Die Teilnehmerzahl ist begrenzt, um eine individuelle Betreuung zu gewährleisten.
- Geschultes Personal: Erfahrene Fachkräfte und ehrenamtliche Helfer kümmern sich um die Bedürfnisse der Reisenden mit Demenz.
- Angepasste Aktivitäten: Das Programm ist auf die Fähigkeiten und Interessen der Teilnehmer zugeschnitten und umfasst beispielsweise Ausflüge, Spaziergänge, kreative Angebote und Entspannungsübungen.
- Entlastung für Angehörige: Während der Betreuungszeiten haben Angehörige die Möglichkeit, sich zu erholen und eigene Interessen zu verfolgen.
Kurzzeitpflege und Verhinderungspflege
Wenn Angehörige eine Auszeit benötigen, ohne ihren demenzkranken Partner oder Elternteil mitzunehmen, können Kurzzeitpflege oder Verhinderungspflege in Anspruch genommen werden.
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- Kurzzeitpflege: Der Demenzkranke wird für einen begrenzten Zeitraum in einer stationären Pflegeeinrichtung betreut. Die Pflegekasse übernimmt auf Antrag einen Teil der Kosten.
- Verhinderungspflege: Eine Ersatzpflegeperson (z. B. ein Pflegedienst oder ein Familienangehöriger) übernimmt die Betreuung zu Hause, wenn die Hauptpflegeperson verhindert ist. Auch hier beteiligt sich die Pflegekasse an den Kosten.
Tagesausflüge
Eine weitere Möglichkeit, dem Alltag zu entfliehen, sind Tagesausflüge. Diese können als Vorbereitung auf einen längeren Urlaub dienen oder einfach nur eine willkommene Abwechslung sein. Besonders geeignet sind Ausflüge an Orte, die mit positiven Erinnerungen verbunden sind, wie z. B. frühere Wohnorte oder Urlaubsziele.
Tipps für die Urlaubsplanung
Damit der Urlaub für alle Beteiligten zu einem Erfolg wird, sollten folgende Tipps beachtet werden:
- Frühzeitige Planung: Beginnen Sie frühzeitig mit der Planung und berücksichtigen Sie die individuellen Bedürfnisse des Demenzkranken.
- Realistische Ziele: Wählen Sie ein Urlaubsziel und eine Reiseart, die den Fähigkeiten und Vorlieben des Betroffenen entsprechen. Vermeiden Sie zu anstrengende Reisen mit vielen Ortswechseln.
- Vertraute Umgebung: Bevorzugen Sie eine Unterkunft, die dem Demenzkranken vertraut ist, z. B. eine Ferienwohnung, in die er schon öfter gereist ist.
- Strukturierter Tagesablauf: Achten Sie auch im Urlaub auf einen strukturierten Tagesablauf mit gewohnten Mahlzeiten, Schlafenszeiten und Aktivitäten.
- Persönliche Gegenstände: Nehmen Sie vertraute Gegenstände wie Familienfotos, die Lieblingstasse oder ein Kuscheltier mit, um dem Demenzkranken Sicherheit zu geben.
- Flexibilität: Seien Sie flexibel und passen Sie die Pläne bei Bedarf an die Bedürfnisse des Betroffenen an.
- Hilfe annehmen: Scheuen Sie sich nicht, Hilfe von anderen Familienmitgliedern, Freunden oder professionellen Betreuern anzunehmen.
- Reiseapotheke: Stellen Sie eine Reiseapotheke mit allen wichtigen Medikamenten und Verbandsmaterialien zusammen.
- Notfallplan: Erstellen Sie einen Notfallplan mit wichtigen Telefonnummern und Adressen.
Finanzielle Unterstützung
Je nach individueller Situation können ein Großteil der Kosten für einen betreuten Urlaub oder eine Kurzzeitpflege von der Pflegekasse erstattet werden. Die Deutsche Alzheimer Gesellschaft und andere Beratungsstellen unterstützen Sie gerne bei Anträgen und Formalien.
Leistungen der Pflegeversicherung
Die Pflegeversicherung bietet verschiedene Leistungen, die für einen Urlaub mit Demenz in Anspruch genommen werden können:
- Pflegegeld: Wird weiterhin zur Hälfte gezahlt, wenn gleichzeitig Kurzzeit- oder Verhinderungspflege in Anspruch genommen wird.
- Pflegesachleistungen: Können für Pflege- oder Betreuungsleistungen durch einen zugelassenen Pflegedienst im Urlaub genutzt werden.
- Verhinderungspflege: Kann in Anspruch genommen werden, wenn die pflegende Person (z.B. durch Urlaub) verhindert ist.
- Kurzzeitpflege: Ermöglicht die vorübergehende stationäre Pflege in einer zugelassenen Einrichtung.
- Tages- und Nachtpflege: Für die teilstationäre Pflege muss das Pflegehotel eine besondere Zulassung haben.
Es ist ratsam, sich vorab bei der Pflegekasse über die individuellen Ansprüche und Möglichkeiten zu informieren.
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Urlaubsangebote im Überblick
Die Deutsche Alzheimer Gesellschaft und andere Organisationen führen Listen mit Urlaubsangeboten für Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen. Einige Beispiele sind:
Baden-Württemberg und Süddeutschland
- Alb-Donau-Kreis (Untermarchtal): Demenzbildungsfreizeit in Kooperation mit der Diakonischen Bezirksstelle Ulm/Alb-Donau.
- Alpenvorland (Steingaden/Langau): "aufatmen | Auszeit" - Erholungswochen für Menschen mit Demenz und deren Angehörige.
- Neckar-Alb (Rottenburg am Neckar): Gästehaus für Individualurlaub mit stundenweiser Betreuung für Gäste mit Demenz.
- Schwarzwald (Bad Peterstal): "Auszeit von der Pflege" - Urlaub für pflegende Angehörige mit ihren demenziell erkrankten Partnern im GesundheitsHotel "Das Bad Peterstal".
- Schwarzwald (Staufen): "Urlaub von Zuhause" - Barrierefreie Ferienwohnung mit Nutzung des Tagesbetreuungszentrums im Bürgerspital.
Außerhalb Süddeutschlands
- Eifel (Neuerburg): Urlaub für Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen im "Freizeit- und Tagungshotel Euvea".
- Lüneburger Heide: Urlaub & Pflege e.V. bietet betreute Urlaube im rollstuhlgerechten Heidehotel.
- Nordsee (Butjadingen): Urlaub & Pflege e.V. bietet betreute Urlaube im integrativen Ferienzentrum der AWO direkt hinterm Deich.
- Ostsee (Rerik): Familienferiendorf Rerik bietet gemeinsame Urlaube für Paare, wobei der demenziell erkrankte Partner stundenweise betreut wird.
Pflegehotels
Pflegehotels sind Hotels, die sich speziell auf die Bedürfnisse von Menschen mit Pflegebedarf eingestellt haben. Sie bieten barrierefreie Zimmer, qualifiziertes Pflegepersonal und ein vielfältiges Angebot an Pflege- und Betreuungsleistungen. Einige Pflegehotels haben sich auf die Betreuung von Menschen mit Demenz spezialisiert. Die Kosten für die Pflegeleistungen können unter Umständen über die Pflegekasse abgerechnet werden.
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