Kopfschmerzen sind eine häufige Begleiterscheinung nach einem Schlaganfall, die oft unterschätzt wird. Dieser Artikel beleuchtet die Ursachen, Symptome, Behandlungsmöglichkeiten und Präventionsstrategien von Kopfschmerzen im Zusammenhang mit einem hämorrhagischen und ischämischen Schlaganfall.
Hämorrhagischer Schlaganfall: Ursachen, Symptome und Therapie
Ein hämorrhagischer Schlaganfall, auch Hirnblutung genannt, ist ein medizinischer Notfall, der durch eine Blutung im Gehirn verursacht wird. Im Gegensatz zum ischämischen Schlaganfall, bei dem eine Blockade der arteriellen Blutzufuhr auftritt, entsteht ein hämorrhagischer Schlaganfall durch das Austreten von Blut aus einer Arterie oder Vene in das umliegende Hirngewebe.
Ursachen und Formen
Ein hämorrhagischer Schlaganfall kann durch verschiedene Faktoren ausgelöst werden. Die beiden Haupttypen sind:
- Intrazerebrale Blutung (ICB): Hierbei reißt ein Blutgefäß im Gehirn und Blut gelangt in das umliegende Gewebe. Starker Bluthochdruck ist eine häufige Ursache, da er die Gefäßwände schwächen kann. Die Folgen hängen von der Größe und Lage der Blutung ab. Eine schnelle Erkennung und Behandlung sind entscheidend, um bleibende Hirnschäden oder Tod zu verhindern.
- Subarachnoidale Blutung (SAB): Hierbei gelangt Blut in den Raum zwischen den Hirnhäuten. Eine häufige Ursache ist das Platzen eines Hirnaneurysmas, einer Ausbuchtung an der Wand eines Blutgefäßes im Gehirn. Dies kann den normalen Fluss der Hirnflüssigkeit beeinträchtigen und den Druck im Gehirn erhöhen. Eine rasche Diagnose und Behandlung sind entscheidend, um bleibende Schäden zu minimieren.
Symptome
Die Symptome eines hämorrhagischen Schlaganfalls können je nach Ort und Ausmaß der Blutung variieren:
- Plötzlicher und starker Kopfschmerz: Oft als "der schlimmste Kopfschmerz meines Lebens" beschrieben.
- Übelkeit und Erbrechen: Oft begleitet von Steifheit im Nackenbereich.
- Beeinträchtigtes Bewusstsein: Verwirrtheit, Bewusstlosigkeit oder Koma.
- Schwäche oder Lähmung: Eines Arms, Beins oder einer Gesichtshälfte.
- Sprach-, Sprech- und Sehstörungen: Schwierigkeiten beim Sprechen, Verstehen von Sprache oder plötzliche Sehstörungen.
Therapie
Die Behandlung eines hämorrhagischen Schlaganfalls erfordert eine schnelle medizinische Intervention:
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- Chirurgische Eingriffe: Können erforderlich sein, um die Blutung zu stoppen, insbesondere bei einem rupturierten Aneurysma. Techniken umfassen endovaskuläres Coiling und das Anbringen von Clips an das Aneurysma.
- Medikamentöse Behandlung und Rehabilitation: Medikamente werden eingesetzt, um den Blutdruck zu kontrollieren und den Hirndruck zu reduzieren. Die Rehabilitation umfasst Physiotherapie, Sprachtherapie und neuropsychologische Maßnahmen, um verlorene Funktionen wiederherzustellen.
Prävention
Um das Risiko eines hämorrhagischen Schlaganfalls zu reduzieren, können folgende Maßnahmen ergriffen werden:
- Bluthochdruckkontrolle: Regelmäßige Überwachung und Einhaltung der ärztlichen Empfehlungen zur Bluthochdruckbehandlung.
- Gesunde Ernährung: Ausgewogene Ernährung mit wenig gesättigten Fettsäuren und Cholesterin, viel Obst, Gemüse und Ballaststoffen.
- Verzicht auf Rauchen und Alkohol: Rauchen erhöht das Risiko von Gefäßschäden und Bluthochdruck, während übermäßiger Alkoholkonsum den Blutdruck negativ beeinflussen kann.
- Regelmäßige Bewegung: Fördert die Durchblutung, stärkt das Herz-Kreislauf-System und senkt den Blutdruck.
Kopfschmerzen nach ischämischem Schlaganfall
Erstaunlich wenig wusste man bisher über Kopfschmerzen während und nach einem ischämischen Schlaganfall. Das ändert sich nun. In den ersten drei Tagen nach einem Apoplex leiden 39 % der Patienten unter Kopfschmerzen, berichtete Dr. Torsten Kraya von der Klinik für Neurologie der Universität Halle-Wittenberg. In vier Zentren in Halle, Dresden und München wurden 808 Patienten in den ersten drei Tagen nach einem Schlaganfall dazu befragt. Frauen hatten mit 44% signifikant häufiger Kopfschmerzen als Männer (35 %) und Jüngere öfter als Ältere. Ischämien im hinteren Stromgebiet gingen mit 45 % deutlich häufiger mit den Beschwerden einher als Läsionen im vorderen arteriellen Versorgungsgebiet. Die Intensität beschrieb ein Drittel als mittel-, 7 % als (sehr) stark. Meist handelte es sich um dumpf drückende Symptome, die eher frontal und bilateral auftraten. 69 %, die von einer vorbestehenden Kopfschmerzerkrankung berichteten, litten auch im Zusammenhang mit einem Schlaganfall an den Beschwerden, Patienten ohne vorbestehenden Kopfschmerz nur zu 29 %. Nach drei Monaten wiesen noch 34 %, nach sechs Monaten 31 % Kopfschmerzen auf. „Das ist deutlich häufiger als in der Literatur beschrieben“, betonte Dr. Kraya. Auch hierbei waren wieder insbesondere Patienten mit einem Apoplex im hinteren Kreislauf und mit vorbestehender Kopfschmerzerkrankung betroffen. Dr. Kraya empfahl, bei Risikopatienten mit Schlaganfall auch an Kopfschmerz zu denken und diesen therapeutisch zu berücksichtigen.
Ursachen und Risikofaktoren für Schlaganfälle
Ein Schlaganfall kann verschiedene Ursachen haben. Die Mehrheit aller Schlaganfälle (ca. neun von zehn Schlaganfällen) ist auf eine Durchblutungsstörung bei Gefäßverschlüssen im Gehirn (Ischämie) zurückzuführen. Vordringliches Ziel der Behandlung ist hier die schnelle Wiederherstellung der Blutzirkulation, weil es beim ischämischen Schlaganfall, oft auch als Hirninfarkt bezeichnet. Durch den Verschluss oder die Verengung eines hirnversorgenden Blutgefäßes kommt es zur Minderversorgung eines Hirnareals mit Sauerstoff und lebenswichtigen Nährstoffen. Ein Pfropf (Thrombus) verstopft das Gefäß und das Blut kann nicht mehr richtig fließen, um die Gehirnzellen zu versorgen. Ursache sind häufig Blutgerinnsel aus vorgelagerten Gefäßen, z. B. Oder, insbesondere bei Patienten mit Vorhofflimmern, verschließt ein aus dem Herzen mit dem Blutstrom angeschwemmtes Blutklümpchen ein Hirngefäß. Bei jüngeren Erwachsenen kann ein Gefäßwandriss mit Einblutung zwischen die Schichten der Gefäßwand ursächlich sein: Es handelt sich um die sog. Dissektion einer Arterie. Tritt dies im Bereich hirnversorgender Arterien auf (zervikale arterielle Dissektion/CAD), kann das einen Schlaganfall (Insult) auslösen. Die seltenere, dafür aber umso gefährlichere Ursache eines Schlaganfalls sind Einblutungen in das Hirngewebe aufgrund erkrankter Blutgefäße. Ein solcher hämorrhagischer Schlaganfall, oft auch als Hirnblutung bezeichnet, geht auf den Riss kleinerer Hirngefäße zurück, die oft durch einen langjährig bestehenden Bluthochdruck (Hypertonie) geschädigt sind. Das Problem bei Hirnblutungen besteht darin, dass Blut in das umliegende Hirngewebe gelangt und dort die Nervenzellen zerstört. Hier gilt es bei der Behandlung, die Blutung und Flüssigkeitsausbreitung in das Hirngewebe zu stoppen und ggf. Seltener kann eine sog. Subarachnoidalblutung einen Schlaganfall verursachen. In diesem Fall gelangt Blut meist aus einer Gefäßaussackung (Aneurysma) in den mit Hirnflüssigkeit gefüllten Subarachnoidalraum, d. h. in den Raum um Gehirn und Rückenmark. Das Aneurysma muss durch einen Katheter-Eingriff oder eine Operation verschlossen werden. Ursächlich können aber auch angeborene oder erworbene Gefäßfehlbildungen sein. Letztendlich gibt es aber auch Schlaganfälle, deren Ursache nicht geklärt werden kann und die häufig auch bei jüngeren Menschen auftreten. Der Mediziner spricht dann von einem kryptogenen Schlaganfall. Experten vermuten kleine Blutgerinnsel (Embolien) unbekannten Ursprungs (ESUS: „embolic stroke of undetermined source“, heißt embolischer Schlaganfall ungeklärter Ätiologie). Bei einer Thrombose der Hirnvenen (Sinusvenenthrombose, d. h. Es sind vor allem „Wohlstandserkrankungen“, die Gefäßverkalkungen (Arteriosklerose) sowohl an kleineren Hirngefäßen (Mikroangiopathie) als auch an größeren Gefäßen (Makroangiopathie) wie der Halsschlagader nach sich ziehen. Der wichtigste Risikofaktor ist dabei der Bluthochdruck, weil er sowohl zu Hirninfarkten als auch zu Hirnblutungen führen kann. Wenn ein Diabetes mellitus und Fettstoffwechselstörungen zusammenkommen, spricht man auch vom sogenannten metabolischen Syndrom, bei dem der Stoffwechsel z. T. erheblich gestört ist. Ausgelöst und verstärkt wird das metabolische Syndrom und somit auch das Risiko für Schlaganfälle durch Übergewicht (insbesondere ein hoher Taille-Hüft-Quotient), Bewegungsmangel, und Fehlernährung. Auch Alkoholkonsum und/oder psychischer Stress erhöhen das Schlaganfallrisiko. Hinzu kommt als weiterer Schlaganfall-Risikofaktor eine bestimmte Form der Herzrhythmusstörung, die absolute Arrhythmie bei Vorhofflimmern. Wenn die Vorhöfe nicht mehr richtig pumpen, sondern nur „flimmern“, können sich dort Blutgerinnsel (Thromben) bilden, die dann vom Herzen mit dem Blutstrom in die Gehirnarterien gelangen und dort Gefäßverschlüsse, also akute Schlaganfälle, auslösen können. Bei Frauen kann außerdem auch der Hormonhaushalt einen Einfluss auf das Schlaganfallrisiko haben.
Anzeichen eines Schlaganfalls
Unabhängig davon, ob der Schlaganfall aufgrund einer Hirnblutung (Hämorrhagie) oder eines Hirninfarktes (Ischämie) entstanden ist - eine ausreichende Versorgung mit Nähr- und Sauerstoff ist in beiden Fällen nicht mehr gewährleistet.
In Folge der Mangeldurchblutung des Gehirns kann es zu folgenden Symptomen bei Schlaganfall kommen:
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- Seh-, Sprach- und Verständnisstörungen
- Einseitige Taubheitsgefühle und Lähmungserscheinungen
- Schwindel und Gleichgewichtsstörungen
- Starker, schlagartig einsetzender Kopfschmerz
Bitte beachten Sie, dass beim Schlaganfall alle Symptome einzeln, aber auch in Kombination sowie in unterschiedlicher Intensität auftreten können.
Therapie von ischämischen Schlaganfällen
Etwa vier von fünf Schlaganfällen sind ischämischer Natur, d.h. es kommt durch den Verschluss oder die Verengung eines hirnversorgenden Blutgefäßes durch ein Blutgerinnsel (sogenannter Thrombus) zur Unterversorgung eines Hirnareals mit Sauer- und Nährstoffen. In der Folge entstehen die neurologischen Ausfälle (wie z.B. Sprachstörungen, Schwindel oder Lähmungserscheinungen). Ischämische Schlaganfälle werden auch als „Hirninfarkt“ bezeichnet. Ziel der Akuttherapie ist, die Versorgung betroffener Hirnregionen schnellstmöglich wiederherzustellen, damit es nicht zu bleibenden Schäden kommt.
Bei einem ischämischen Schlaganfall muss das durch ein Blutgerinnsel akut verstopfte Gefäß so schnell wie möglich wiedereröffnet werden. Dies kann durch eine medikamentöse Therapie erfolgen, die als Thrombolyse (kurz auch: „Lyse“) bezeichnet wird. Reicht eine Lysetherapie zur Auflösung des die Arterie verstopfenden Blutgerinnsels nicht aus, gibt es die Möglichkeit der sogenannten Thrombektomie, einem Eingriff, bei dem das Blutgerinnsel mechanisch entfernt wird.
Rehabilitation nach Schlaganfall
Die Frührehabilitation mit Krankengymnastik, Ergo- und Sprachtherapie unterstützt die Rückbildung neurologischer Ausfälle. Nach einem ischämischen Schlaganfall, auch bei einem „Mini-Schlaganfall“ (TIA), erfolgt eine therapeutische Beeinflussung der Blutgerinnung, um das Risiko zu minimieren, dass sich ein neues Blutgerinnsel bildet und zu einem Folgeschlaganfall führt.
Kopfschmerzen und zerebrovaskuläre Erkrankungen
Kopfschmerzen sind ein häufiges Symptom vieler zerebrovaskulärer Prozesse und Erkrankungen, wie z. B. zerebralem Sinus- und Venenthrombose, dem reversiblen zerebralen Vasokonstriktionssyndrom oder einer zerebralen Vaskulitis. Gut belegt ist beispielsweise ein zweifach erhöhtes Schlaganfallrisiko bei einer Erkrankung an Migräne mit Aura.
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Prävalenz von Kopfschmerzen nach Schlaganfall
Die Prävalenz von Kopfschmerzen in engem zeitlichem Zusammenhang mit dem Schlaganfall lag zwischen 0,06-0,44. Die gepoolte Prävalenzrate betrug 0,14 (95% Konfidenzintervall [CI] 0,07-0,23). Bei der Auswertung der Studien aus Europa wurde die höchste Kopfschmerz-Prävalenz mit 0,22 (95% CI 0,14-0,30) festgestellt, gefolgt von nordamerikanischen Studien mit 0,15 (95% CI 0,05-0,26). In Studien aus Asien und dem Mittleren Osten lag die Prävalenz hingegen nur bei 0,08 (95% CI 0,01-0,18). Bei Schlaganfällen im hinteren Stromgebiet kam es häufiger zu Kopfschmerzen als in anderen Lokalisationen. Frauen waren häufiger von Post-Schlaganfall-Kopfschmerzen betroffen als Männer.
Charakteristika der Kopfschmerzen
In den meisten Studien wurden Spannungskopfschmerzen (50-80%) beobachtet, die häufig als schwer und therapieresistent beschrieben wurden. Den Kopfschmerz begleitende Migräne-Symptome mit Lärmempfindlichkeit, Übelkeit und Erbrechen traten vergleichsweise selten auf.
Migräne und Schlaganfall
Migräne, insbesondere mit Aura, könnte das Risiko für einen Schlaganfall erhöhen. Insbesondere die Migräne mit Aura gilt inzwischen als Risikofaktor für die Entwicklung eines ischämischen Hirninfarktes. Das relative Risiko für einen ischämischen Hirninfarkt ist bei Menschen mit Migräne mit Aura etwa doppelt so hoch im Vergleich zu Menschen ohne Migräne. Der Zusammenhang zwischen Migräne und Hirninfarkt ist am stärksten bei Frauen ausgeprägt, insbesondere bei Frauen unter 45 Jahren, die rauchen oder orale Kontrazeptiva einnehmen.
Akuter Kopfschmerz nach ischämischem Schlaganfall
Akute Kopfschmerzen treten meist simultan zu den fokal-neurologischen Defiziten auf und sind häufig selbstlimitierend, mit einer Dauer von durchschnittlich ein bis vier Tagen. Die Kopfschmerzen ähneln typischerweise den Kopfschmerzen vom Spannungstyp (50-80 %) und seltener der Migräne. Jüngere Patienten und Patientinnen (< 50 Jahren) haben ein erhöhtes Risiko, bei einem ischämischen Hirninfarkt Kopfschmerzen zu entwickeln.
Anhaltender Kopfschmerz nach ischämischem Schlaganfall
Obwohl der Kopfschmerz nach einem Schlaganfall häufig nach wenigen Tagen abklingt, bleibt er in einigen Fällen länger bestehen. In einer prospektiven Untersuchung von Lebedeva et al. wiesen immerhin 10,4 % der Patienten und Patientinnen auch drei Monate nach dem Schlaganfall anhaltende Kopfschmerzen auf, die überwiegend als Kopfschmerz vom Spannungstyp oder Migräne beschrieben wurden. Zu den Risikofaktoren für anhaltende Kopfschmerzen zählten ein Schlafdefizit, zerebelläre und kryptogene Infarkte, ein NIHSS-Score < 8 und das Fehlen einer Makroangiopathie.
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