Kopfschmerzen nach Schlaganfall: Ursachen und Behandlung

Kopfschmerzen und Schlaganfälle sind weit verbreitete neurologische Erkrankungen, die oft gleichzeitig auftreten. Dieser Artikel beleuchtet die Ursachen von Kopfschmerzen nach einem Schlaganfall und gibt einen Überblick über mögliche Behandlungsansätze.

Schlaganfall: Ursachen, Symptome und Diagnose

Ein Schlaganfall ist eine plötzlich auftretende Durchblutungsstörung des Gehirns, die entweder durch einen Blutmangel (ischämischer Schlaganfall) oder eine Blutung (hämorrhagischer Schlaganfall) verursacht wird. In mehr als 80 % der Fälle wird ein Schlaganfall durch den Verschluss einer Arterie im Gehirn ausgelöst, wodurch die Nervenzellen zu wenig Blut und Sauerstoff erhalten. Seltener ist eine Hirnblutung die Ursache, bei der ein Gefäß im Gehirn einreißt.

Symptome eines Schlaganfalls

Die Symptome eines Schlaganfalls treten meist plötzlich auf, innerhalb von Sekunden bis Minuten. Typische Anzeichen sind:

  • Plötzlich einsetzende Schwäche oder Taubheit auf einer Körperseite
  • Plötzliche Gesichtslähmung (z.B. hängende Mundwinkel)
  • Unverständliche oder undeutliche Sprache
  • Sehstörungen (z.B. Blindheit auf einem Auge, halbseitige Sehstörungen, Doppeltsehen)
  • Plötzliche sehr starke Kopfschmerzen

Diagnose von Schlaganfällen

In der Neurologie Freiburg wird sofort nach der Aufnahme in der Schlaganfall-Ambulanz oder der Stroke Unit eine kurze Ultraschalluntersuchung durchgeführt, um festzustellen, ob ein großes Gefäß im Hals oder im Gehirn verschlossen ist. Die genaue Art des Schlaganfalls wird dann durch eine Kernspintomographie (MRT) oder Computertomographie (CT) festgestellt.

Zeit ist entscheidend

Mit dem Auftreten des Gefäßverschlusses gehen im Schnitt 1,9 Millionen Nervenzellen pro Minute zugrunde. Daher ist die Zeit der wesentlichste Faktor, um die Folgen des Schlaganfalls so gering wie möglich zu halten. Die größte Chance, den Schlaganfall effektiv zu behandeln, besteht innerhalb der ersten Stunden nach dem Beginn der Symptome ("time is brain").

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Kopfschmerzen als Folge eines Schlaganfalls

Kopfschmerzen können sowohl während als auch nach einem Schlaganfall auftreten. Studien zeigen, dass Kopfschmerzen bei ischämischen Hirninfarkten in 6 % bis 44 % der Fälle vorkommen. Eine Metaanalyse ergab eine durchschnittliche Prävalenz von etwa 14 %.

Arten von Kopfschmerzen nach Schlaganfall

Die Internationale Kopfschmerzgesellschaft (IHS) klassifiziert Kopfschmerzerkrankungen nach der Internationalen Klassifikation der Kopfschmerzerkrankungen (ICHD-3). Demnach wird der "Kopfschmerz als Folge eines ischämischen Infarkts" zu den sekundären Kopfschmerzen gezählt. Dieser wird weiter unterteilt in:

  • Akute Kopfschmerzen: Treten in engem zeitlichem Zusammenhang mit dem ischämischen Ereignis auf.
  • Anhaltende Kopfschmerzen: Bestehen über drei Monate hinaus fort.

Akute Kopfschmerzen nach Schlaganfall

Akute Kopfschmerzen treten meist gleichzeitig mit den neurologischen Defiziten auf und sind oft selbstlimitierend, mit einer Dauer von durchschnittlich ein bis vier Tagen. Die Kopfschmerzen ähneln typischerweise Spannungskopfschmerzen (50-80 %) und seltener der Migräne. Die Schmerzen werden vorwiegend frontal, temporal, okzipital oder nuchal lokalisiert. Jüngere Patienten (< 50 Jahre) haben ein erhöhtes Risiko, bei einem ischämischen Hirninfarkt Kopfschmerzen zu entwickeln.

Studien deuten darauf hin, dass Kopfschmerzen häufiger bei kortikalen Hirninfarkten als bei subkortikalen Hirninfarkten auftreten. Hirninfarkte im Bereich des Inselkortex, im somatosensorischen Kortex und im Zerebellum sind mit einem hohen Risiko für Kopfschmerz verbunden.

Anhaltende Kopfschmerzen nach Schlaganfall

Obwohl der Kopfschmerz nach einem Schlaganfall häufig nach wenigen Tagen abklingt, bleibt er in einigen Fällen länger bestehen. Die Prävalenz anhaltender Kopfschmerzen variiert in Studien stark und wird mit 1-23 % angegeben. In einer prospektiven Untersuchung wiesen 10,4 % der Patienten auch drei Monate nach dem Schlaganfall anhaltende Kopfschmerzen auf, die überwiegend als Spannungskopfschmerz oder Migräne beschrieben wurden.

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Zu den Risikofaktoren für anhaltende Kopfschmerzen zählen ein Schlafdefizit, zerebelläre und kryptogene Infarkte, ein NIHSS-Score < 8 und das Fehlen einer Makroangiopathie.

Ursachen von Kopfschmerzen nach Schlaganfall

Der genaue Mechanismus, der den Zusammenhang zwischen Kopfschmerzen und dem ischämischen Schlaganfall erklärt, ist noch nicht vollständig verstanden. Es gibt jedoch verschiedene Theorien:

  • Cortical Spreading Depression (CSD): Eine sich langsam ausbreitende Depolarisationswelle über den zerebralen Kortex, die auch bei Migräne auftritt, könnte durch den Hirninfarkt ausgelöst werden und Kopfschmerzen verursachen.
  • Aktivierung trigeminovaskulärer Afferenzen: Ähnlich wie bei einer Migräneattacke kann es in Folge eines Hirninfarktes zur Aktivierung trigeminovaskulärer Afferenzen und zur Freisetzung vasoaktiver Substanzen im trigeminovaskulären System kommen, was zum Symptom Kopfschmerz führt.
  • Weitere Mechanismen: Endovaskuläre Dysfunktion, Vasokonstriktion, erhöhte Prävalenz zerebrovaskulärer Risikofaktoren und Hyperkoagulabilität bei Migränepatienten.

Zusammenhang zwischen Migräne und Schlaganfall

Epidemiologische Studien haben Zusammenhänge zwischen Migräne und Schlaganfall festgestellt. Insbesondere Migräne mit Aura gilt als Risikofaktor für die Entwicklung eines ischämischen Hirninfarktes. Das relative Risiko für einen ischämischen Hirninfarkt ist bei Menschen mit Migräne mit Aura etwa doppelt so hoch im Vergleich zu Menschen ohne Migräne.

Frauen mit Migräne mit Aura sollten dringend geraten werden, das Rauchen aufzugeben, und bei der Wahl einer Verhütungsmethode sollten nicht-hormonelle Alternativen bevorzugt werden.

Behandlung von Kopfschmerzen nach Schlaganfall

Die Behandlung von Kopfschmerzen nach Schlaganfall richtet sich nach der Art und Intensität der Schmerzen sowie den individuellen Bedürfnissen des Patienten.

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Medikamentöse Therapie

  • Schmerzmittel: Bei leichten bis mittelschweren Kopfschmerzen können Schmerzmittel wie Paracetamol oder Ibuprofen helfen.
  • Triptane: Bei migräneartigen Kopfschmerzen können Triptane eingesetzt werden, jedoch sind diese bei Patienten mit hohem kardiovaskulären Risikoprofil oder nach einem Schlaganfall kontraindiziert.
  • Antidepressiva: Bei chronischen Kopfschmerzen können Antidepressiva wie Amitriptylin helfen, die Schmerzen zu lindern und die Stimmung zu verbessern.

Nicht-medikamentöse Therapie

  • Physiotherapie: Das Training der Halswirbelsäulen- und Nackenmuskulatur nach physiotherapeutischer Anleitung kann helfen, Spannungskopfschmerzen zu reduzieren.
  • Entspannungstechniken: Entspannungstechniken wie progressive Muskelentspannung oder autogenes Training können helfen, Stress abzubauen und Kopfschmerzen vorzubeugen.
  • Verhaltensänderungen: Bei chronischen Kopfschmerzen ist es sinnvoll, Faktoren oder Lebensumstände zu identifizieren, welche für dauerhafte Kopfschmerzen verantwortlich sein könnten. Bei Alkoholmissbrauch kann eine Psychotherapie zur Entwöhnung beitragen.

Medikamentenübergebrauch vermeiden

Ein übermäßiger Konsum von Schmerzmitteln kann selbst chronische Kopfschmerzen provozieren (Medication Overuse Headache = MOH). Daher sollte die Einnahme von Schmerzmitteln immer in Absprache mit dem Arzt erfolgen.

Prävention von Schlaganfällen

Um das Risiko eines Schlaganfalls zu minimieren, sollten folgende Maßnahmen beachtet werden:

  • Kontrolle des Bluthochdrucks: Regelmäßige Überwachung des Blutdrucks und konsequente Einhaltung der ärztlichen Empfehlungen zur Bluthochdruckbehandlung.
  • Gesunde Ernährung: Ausgewogene Ernährung mit geringem Gehalt an gesättigten Fettsäuren und Cholesterin, viel Obst, Gemüse und Ballaststoffen.
  • Verzicht auf Rauchen und Alkohol: Rauchen erhöht das Risiko von Gefäßschäden und Bluthochdruck. Übermäßiger Alkoholkonsum wirkt sich negativ auf den Blutdruck aus.
  • Regelmäßige Bewegung: Mindestens 150 Minuten mäßige körperliche Aktivität pro Woche.
  • Behandlung von Risikofaktoren: Diabetes, Fettstoffwechselstörungen und Vorhofflimmern sollten behandelt werden.

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