Deutsche Schmerzliga: Wadenkrämpfe – Ursachen, Behandlung und Hilfsangebote

Nächtliche Wadenkrämpfe sind ein weit verbreitetes und oft unterschätztes Leiden. Die Deutsche Schmerzliga e.V. setzt sich aktiv dafür ein, Betroffene zu informieren, zu unterstützen und den Weg zu einer wirksamen Behandlung zu ebnen. Dieser Artikel beleuchtet die Ursachen, Symptome, Diagnose und Therapie von Wadenkrämpfen und stellt die Angebote der Deutschen Schmerzliga und ihrer Partner vor.

Was sind Wadenkrämpfe? Definition und Symptome

Als Wadenkrampf wird eine ungewollte, schmerzhafte Anspannung (Kontraktion) der Beinmuskulatur bezeichnet. Diese Krämpfe treten häufig nachts auf und können Sekunden bis mehrere Minuten andauern. Neben den Waden können auch der Fuß oder der Oberschenkel betroffen sein. Typischerweise handelt es sich um plötzlich auftretende, oft sehr schmerzhafte Kontraktionen der Wadenmuskulatur, die mit einer tastbaren Verhärtung einhergehen. Durch Dehnen der Muskeln können die Schmerzen oft gelindert werden.

Ursachen und Auslöser von Wadenkrämpfen

Die Ursachen und Auslöser für diese plötzlichen, sehr schmerzhaften Kontraktionen der Wadenmuskulatur sind vielfältig. In vielen Fällen lässt sich keine eindeutige Ursache für Wadenkrämpfe finden. Es gibt jedoch eine Reihe von Faktoren und Erkrankungen, die das Auftreten von Wadenkrämpfen wahrscheinlicher machen:

  • Verkürzung des Muskels: Mangelnde Dehnung und Bewegung können zu Muskelverkürzungen führen.
  • Höheres Alter: Mit zunehmendem Alter kann die Muskulatur abnehmen und anfälliger für Krämpfe werden.
  • Bewegungsmangel: Eine sitzende Lebensweise und mangelnde körperliche Aktivität können die Entstehung von Krämpfen begünstigen.
  • Starke körperliche Anstrengung: Besonders bei großer Hitze kann starke körperliche Anstrengung zu Muskelkrämpfen führen.
  • Schwangerschaft: Hormonelle Veränderungen und die zusätzliche Belastung des Körpers können während der Schwangerschaft Krämpfe auslösen.
  • Flüssigkeitsmangel: Eine unzureichende Flüssigkeitszufuhr, beispielsweise durch wassertreibende Medikamente oder starkes Schwitzen, kann Krämpfe verursachen. Eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr von ca. wird empfohlen.
  • Stoffwechselerkrankungen: Hypoparathyreoidismus, Morbus Addison oder Schilddrüsenunterfunktion können mit Wadenkrämpfen einhergehen.
  • Neurologische Krankheiten: Polyneuropathie oder ALS können ebenfalls Krämpfe verursachen.
  • Bestimmte Medikamente: Einige Medikamente können als Nebenwirkung Wadenkrämpfe auslösen.
  • Alkoholkonsum: Übermäßiger Alkoholkonsum kann das Auftreten von Krämpfen begünstigen.
  • Durchblutungsstörungen: Eine beeinträchtigte Durchblutung der Beine kann Krämpfe verursachen.
  • Veränderungen des Stoffwechsels und des Hormonhaushalts: Diese können ebenfalls eine Rolle spielen.
  • Erhöhtes Risiko für Stürze, Adipositas, Bluthochdruck und Depression: Die Auswirkungen dauerhaft gestörter Nächte können erheblich sein.

Dass solche nächtlichen Ruhekrämpfe insgesamt zunehmen, ist auch auf die Überalterung unserer westlichen Gesellschaften, die gestiegene Lebenserwartung und unsere sitzende Lebensweise zurückzuführen.

Diagnose von Wadenkrämpfen

Die Diagnose von Wadenkrämpfen basiert hauptsächlich auf der Beschreibung der Schmerzen und ihres Verlaufs. Der Arzt wird Fragen stellen wie:

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  • In welchen Situationen treten die Krämpfe auf?
  • Sind enge Familienmitglieder ebenfalls häufig betroffen?
  • Werden Medikamente eingenommen?

Zusätzlich kann eine körperliche Untersuchung durchgeführt werden, um nach Zeichen eines Flüssigkeitsmangels oder anderer Erkrankungen zu suchen. Die Nervenfunktionen der betroffenen Gliedmaßen werden untersucht, um Krämpfe aufgrund anderer Ursachen auszuschließen. Eine Laboruntersuchung des Blutes kann Hinweise auf zugrunde liegende Krankheiten geben. Bei ungewöhnlich häufigen oder langanhaltenden Muskelkrämpfen können weitere spezielle Blutuntersuchungen, Muskel-/Nervenuntersuchungen und Funktionstests notwendig sein.

Therapie und Behandlung von Wadenkrämpfen

Das Ziel der Therapie ist es, während der Muskelkrämpfe die Schmerzen zu lindern und langfristig die Häufigkeit der Anfälle zu senken, um die Schlaf- und Lebensqualität zu verbessern.

Akutbehandlung:

  • Dehnen der Beinmuskeln: Während eines akuten Anfalls wird empfohlen, die Beinmuskeln zu dehnen.
  • Wärme und Massieren: Kann den Muskel zwar lockern, aber nicht dehnen und sind deshalb höchstens als Ergänzung geeignet.

Vorbeugung:

  • Regelmäßiges Dehnen und Stärken der Muskulatur: Um Krämpfen vorzubeugen, wird empfohlen, die Muskulatur regelmäßig zu dehnen und mit Training zu stärken. Beispiele für Dehnübungen finden Sie in der Informationsbroschüre Unterschätztes Leiden - Wadenkrampf der Deutschen Schmerzliga.
  • Magnesiumpräparate: Die Einnahme von Magnesiumpräparaten kann versucht werden, die Wirksamkeit ist aber nicht ausreichend belegt.
  • Vermeidung von hohen Absätzen: Auch ein Verzicht auf Schuhe mit hohen Absätzen kann das Auftreten nächtlicher Wadenkrämpfe vermindern.
  • Ausreichende Flüssigkeitszufuhr: Zudem sollte auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr geachtet werden.
  • Behandlung von Grunderkrankungen: Liegen Grunderkrankungen als Ursache vor, werden diese behandelt.
  • Überprüfung der Medikamenteneinnahme: Ebenso wird versucht, die Einnahme möglicherweise auslösender Medikamente zu beenden.

Medikamentöse Behandlung:

  • Chininpräparate: In schweren Fällen und bei erfolgloser nichtmedikamentöser Behandlung können Chininpräparate zum Einsatz kommen, die jedoch teilweise schwerwiegende Nebenwirkungen haben und in der Schwangerschaft und Stillzeit oder bei bestimmten Krankheiten nicht verwendet werden können.

Die Deutsche Schmerzliga und ihre Angebote für Betroffene

Die Deutsche Schmerzliga e.V. engagiert sich aktiv für Menschen, die unter Wadenkrämpfen leiden. Im Rahmen der Aktion "Wadenkrampf-Monat Mai" bieten die Deutsche Schmerzliga e.V. und die Initiative "Ratgeber Krämpfe und Verspannungen" auch in diesem Jahr wieder eine kostenlose Telefonberatung durch Expertinnen und Experten an.

Kostenlose Telefon-Hotline:

Im Rahmen der erfolgreichen Aktion "Wadenkrampf-Monat Mai" bieten die Initiative "Ratgeber Krämpfe und Verspannungen" und die Deutsche Schmerzliga e.V. auch in diesem Jahr wieder eine kostenlose telefonische Beratung an. Betroffene können sich unter der gebührenfreien Telefonnummer 0800/2212220 ausführlich von Expertinnen und Experten der Deutschen Schmerzliga e.V. beraten lassen. Die Hotline ersetzt keine ärztliche/rechtliche Beratung.

Informationsmaterialien:

Die Deutsche Schmerzliga e.V. hat eine Patienteninformation zusammengetragen, die Hintergrundinformationen zu schmerzhaften nächtlichen Wadenkrämpfen, zahlreiche Tipps zum Umgang mit dieser Erkrankung sowie nützliche Hinweise von betroffenen Schmerzpatienten enthält. Diese und weitere Materialien können heruntergeladen werden:

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  • Patientenbroschüre: Informationen und Hilfe bei Krämpfen und Verspannungen - für mehr Lebensqualität im Alltag
  • Checkliste zur Vorbereitung des Arztbesuchs
  • Schmerztagebuch
  • Dehnübungen: Hilfreiche Dehnübungen gegen Krämpfe und Verspannungen - für mehr Lebensqualität im Alltag
  • Unterschätztes Leiden - Wadenkrampf: Die Deutsche Schmerzliga e. V. hat aufbauend aus den Erfahrungen und den Gesprächen mit vielen Betroffenen eine Patienteninformation zusammengetragen.

Initiative "Ratgeber Krämpfe und Verspannungen":

Der "Ratgeber Krämpfe und Verspannungen" ist eine Initiative der Klosterfrau Healthcare Group. Sie hat sich zum Ziel gesetzt, Betroffenen, die unter schmerzhaften Muskelkrämpfen und Verspannungen leiden, umfassend mit Informationen und Hilfe zur Seite zu stehen. Darüber hinaus ist es ihr Anliegen, dieses Thema in der Öffentlichkeit präsenter zu machen. Die Initiative "Ratgeber Krämpfe und Verspannungen" ist Fördermitglied der Deutschen Schmerzliga e. V.

Auswirkungen und Langzeitfolgen von Wadenkrämpfen

Sobald die Wadenkrämpfe die Qualität des Schlafes einschränken, kann dies Auswirkungen auf die Gesundheit und Lebensqualität haben. In sehr schweren Fällen sind auch Muskelfaserrisse möglich. Bei einem großen Teil der Betroffenen bestehen regelmäßige nächtliche Wadenkrämpfe über mehrere Jahre.

Prävention und Selbsthilfe bei Wadenkrämpfen

Durch regelmäßige Dehnübungen der Wadenmuskulatur kann die Frequenz und Schwere der nächtlichen Wadenkrämpfe vermutlich reduziert werden. Auch ein Verzicht auf Schuhe mit hohen Absätzen kann das Auftreten nächtlicher Wadenkrämpfe vermindern. Zudem sollte auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr geachtet werden.

Wadenkrämpfe: Keine Bagatelle

Nächtliche Wadenkrämpfe sind keine Bagatelle. Allein in Deutschland werden rund 2,8 Millionen Menschen mindestens einmal monatlich von diesen anfallsartigen, extrem schmerzhaften Muskelkontraktionen aus dem Schlaf gerissen - einige sogar mehrmals pro Nacht. Obwohl die Zahl der Betroffenen wächst und die Folgen für Gesundheit und Lebensqualität erheblich sein können, wird das Leiden noch immer unterschätzt. Nicht selten vergehen Jahre, bis die Betroffenen Hilfe finden. Es ist wichtig, das Thema anzusprechen und sich professionelle Hilfe zu suchen. Die Deutsche Schmerzliga e.V. und ihre Partner stehen Betroffenen mit Rat und Tat zur Seite.

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