Ein eingeklemmter Nerv kann plötzlich einschießende Schmerzen verursachen und die Bewegungsfreiheit im Alltag erheblich einschränken. Diclofenac, ein Wirkstoff aus der Gruppe der nicht-steroidalen Antirheumatika (NSAR), kann hier eine Option zur Schmerzlinderung und Entzündungshemmung sein. Dieser Artikel beleuchtet die Anwendung von Diclofenac bei einem eingeklemmten Nerv, einschließlich Dosierung, Wirkungsweise, möglicher Nebenwirkungen und alternativer Behandlungsmethoden.
Was ist ein eingeklemmter Nerv?
Unter einem eingeklemmten Nerv versteht man die Kompression eines Nervs an einer bestimmten Stelle im Körper. Dies kann verschiedene Ursachen haben, wobei Muskelverspannungen und Überlastung zu den häufigsten zählen. Verhärtete Muskeln üben Druck auf die Nerven aus, was zu Schmerzen und Bewegungseinschränkungen führt. Fehlbelastungen, beispielsweise durch Plattfüße oder Senkfüße, können ebenfalls Nerven einklemmen. Besonders häufig sind eingeklemmte Nerven im Bereich des Rückens, der Halswirbelsäule, der Schulter und der Hüfte.
Symptome eines eingeklemmten Nervs
Das häufigste Symptom ist ein plötzlich einschießender Schmerz, der von der Kompressionsstelle in umliegende Bereiche ausstrahlt. Der Schmerzcharakter wird oft als schneidend, scharf ziehend oder brennend beschrieben. Neben Schmerzen können auch neurologische Beschwerden wie Taubheitsgefühl, Kribbeln oder Muskelschwäche auftreten. Betroffene haben oft Schwierigkeiten, bestimmte Bewegungen auszuführen.
Diclofenac: Wirkung und Anwendungsgebiete
Diclofenac ist ein Schmerzmittel und Entzündungshemmer aus der Gruppe der NSAR. Es reduziert entzündlich bedingte Schmerzen, Schwellungen und Fieber, indem es die Enzyme Cyclooxygenase 1 und 2 (COX-1 und COX-2) hemmt. Diese Enzyme sind für die Bildung von Prostaglandinen verantwortlich, die eine wichtige Rolle bei Entzündungsprozessen und der Schmerzweiterleitung spielen. Durch die Hemmung der Prostaglandinsynthese wirkt Diclofenac schmerzlindernd (analgetisch) und entzündungshemmend (antiphlogistisch).
Typische Anwendungsgebiete von Diclofenac sind:
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- Gelenkschmerzen infolge von Arthrose oder rheumatoider Arthritis
- Zerrungen und Prellungen
- Entzündlich bedingte Schmerzen am Bewegungsapparat, z.B. LWS-Syndrom, Impingement-Syndrom der Schulter, Spondyloarthritis, Muskelfaserrisse oder Schleimbeutelentzündungen.
Diclofenac Dosierung bei eingeklemmtem Nerv
Die Dosierung von Diclofenac ist abhängig von der Stärke der Schmerzen und der individuellen Verträglichkeit. Die übliche Dosierung beträgt 50-150 mg pro Tag, verteilt auf zwei bis drei Einzeldosen. Bei Retardformulierungen kann die Dosis auch einmal täglich eingenommen werden (z.B. 100 mg). Es gibt Diclofenac auch als Salbe oder Gel zur lokalen Anwendung, z.B. Diclogel, die auf den schmerzhaften Bereich aufgetragen werden kann.
Es ist wichtig, die Dosierungsempfehlungen des Arztes oder Apothekers einzuhalten und die niedrigste wirksame Dosis über den kürzest möglichen Zeitraum anzuwenden.
Einnahme und Verstoffwechselung von Diclofenac
Nach der Einnahme wird Diclofenac schnell in den Körper aufgenommen. Bei intramuskulärer Applikation (i.m.) werden maximale Plasmaspiegel nach 10 bis 20 Minuten erreicht, bei rektaler Gabe nach etwa 30 Minuten. Etwa 30 Prozent des Wirkstoffs werden metabolisiert und über die Fäzes ausgeschieden. Die Eliminationshalbwertszeit beträgt ca. 2 Stunden und ist weitgehend unabhängig von der Leber- und Nierenfunktion.
Nebenwirkungen von Diclofenac
Wie alle Medikamente kann auch Diclofenac Nebenwirkungen haben. Die am häufigsten beobachteten Nebenwirkungen betreffen den Verdauungstrakt, wie z.B. Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Verstopfung, Bauchschmerzen und Blähungen. Weniger häufig tritt eine Gastritis auf.
Klinische Studien und epidemiologische Daten weisen, insbesondere bei hoher Dosis (150 mg täglich) und Langzeitanwendung, auf ein erhöhtes Risiko für arterielle thrombotische Ereignisse hin (z.B. Herzinfarkt oder Schlaganfall).
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Weitere mögliche Nebenwirkungen sind:
- Erhöhtes Risiko gastrointestinaler Nebenwirkungen wie z.B. Ulzera und Blutungen
- Abschwächung der Wirkung von Diuretika und Antihypertensiva
- Verstärkung der Wirkung von Antikoagulanzien wie Warfarin
- Beeinflussung des Blutzuckerspiegels (Hyperglykämie oder Hypoglykämie)
- Zerebrale Krämpfe (in vereinzelten Fällen bei gleichzeitiger Anwendung von Chinolonen)
- Erhöhter Blutdruck
- Wassereinlagerung in den Beinen
- Müdigkeit und Schwindel
Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten
Diclofenac kann Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten eingehen. Die gleichzeitige Gabe mehrerer NSAR kann das Risiko gastrointestinaler Ulzera und Blutungen erhöhen. NSAR können die Wirkung von Diuretika und Antihypertensiva abschwächen und die Wirkung von Antikoagulanzien wie Warfarin verstärken. Bei gleichzeitiger Verabreichung von Diclofenac und potenten CYP2C9-Inhibitoren (z.B. Voriconazol) ist Vorsicht geboten.
Diclofenac in Schwangerschaft und Stillzeit
Die Hemmung der Prostaglandinsynthese kann die Schwangerschaft und/oder die embryofetale Entwicklung negativ beeinflussen. Daten aus epidemiologischen Studien weisen auf ein erhöhtes Risiko für Fehlgeburten sowie kardiale Missbildungen und Gastroschisis nach der Anwendung von Diclofenac in der Frühschwangerschaft hin. Während des 1. und 2. Schwangerschaftstrimesters sollte Diclofenac nur gegeben werden, wenn dies unbedingt notwendig ist. Während des 3. Schwangerschaftstrimesters ist Diclofenac kontraindiziert.
Der Wirkstoff Diclofenac und seine Abbauprodukte gehen in geringen Mengen in die Muttermilch über. Die Anwendung von Diclofenac sollte während der Stillzeit vermieden werden.
Wann sollte Diclofenac nicht eingenommen werden?
Diclofenac sollte nicht eingenommen werden bei:
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- Bekannter Überempfindlichkeit gegen Diclofenac oder andere NSAR
- Bestehenden oder in der Vergangenheit aufgetretenen Magen- oder Zwölffingerdarmgeschwüren
- Aktiven Blutungen
- Schweren Leber- oder Nierenerkrankungen
- Schwerer Herzinsuffizienz
- Während des dritten Schwangerschaftstrimesters
Patienten, die an Asthma, Heuschnupfen oder geschwollener Nasenschleimhaut leiden, sollten Diclofenac nur mit Vorsicht anwenden. Direkt nach größeren chirurgischen Eingriffen ist aufgrund der erhöhten Blutungsneigung ebenfalls Vorsicht geboten.
Alternative Behandlungen bei eingeklemmtem Nerv
Neben der medikamentösen Behandlung mit Diclofenac gibt es verschiedene alternative Behandlungsmöglichkeiten bei einem eingeklemmten Nerv:
- Physiotherapie: Gezielte Übungen zur Stärkung der Muskulatur und Verbesserung der Beweglichkeit können helfen, die Ursache des eingeklemmten Nervs zu beheben und die Beschwerden zu lindern.
- Wärme: Wärme in Form von Wärmflaschen, Heizkissen oder warmen Bädern kann die Muskeln entspannen und die Durchblutung fördern.
- Kinesiotaping: Das Anbringen von Kinesiotapes über dem schmerzhaften Bereich kann die Muskeln unterstützen und die Schmerzen reduzieren.
- Massagen: Massagen können helfen, Muskelverspannungen zu lösen und die Durchblutung zu verbessern.
- Akupunktur: Akupunktur kann bei der Linderung von Schmerzen und Verspannungen helfen.
- Entspannungsübungen: Stressabbau durch Entspannungsübungen wie Yoga oder Meditation kann helfen, Muskelverspannungen zu reduzieren.
- Muskuläre Dysbalance Check: Diese Methode dient dazu, Fehlbelastungen des Körpers herauszufinden.
- Wirbelsäulenvermessung: Sie wird von Orthopäden dann durchgeführt, wenn man feststellen möchte, ob eine Fehlhaltung oder Fehlbelastung vorhanden ist.
In einigen Fällen kann auch eine Operation erforderlich sein, insbesondere wenn ein Bandscheibenvorfall oder eine Spinalkanalstenose die Ursache für den eingeklemmten Nerv ist.
Wann sollte ein Arzt aufgesucht werden?
Ein Arzt sollte aufgesucht werden, wenn:
- Die Schmerzen sehr stark sind und nicht auf rezeptfreie Schmerzmittel ansprechen
- Neurologische Symptome wie Taubheitsgefühl, Kribbeln oder Muskelschwäche auftreten
- Die Schmerzen ins Bein oder in den Arm ausstrahlen
- Probleme mit Blase oder Darm auftreten (z.B. Harn- oder Stuhlinkontinenz)
- Die Beschwerden sich nach einigen Tagen nicht bessern oder sogar verschlimmern
- Fieber, Übelkeit oder Erbrechen auftreten
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