Die Gürtelrose, auch Herpes Zoster genannt, ist eine Viruserkrankung, die durch das Varizella-Zoster-Virus (VZV) verursacht wird - demselben Virus, das auch Windpocken auslöst. Typische Anzeichen sind Hautbläschen, Jucken und Schmerzen, die chronisch werden können. Eine rasche Behandlung und Impfung von Risikopatienten ist für den weiteren Verlauf wichtig. Autorin: Prof. Dr.
Was ist Gürtelrose?
Die Gürtelrose ist eine Reaktivierung des Varizella-Zoster-Virus (VZV), das nach einer durchgemachten Windpockenerkrankung lebenslang in den Nervenzellen des Körpers verbleibt. Bei einer Schwächung des Immunsystems kann das Virus reaktiviert werden und entlang der Nervenbahnen zur Haut wandern, wo es den charakteristischen Hautausschlag verursacht.
Symptome der Gürtelrose
Bei einer Gürtelrose kommt es zu Hautrötungen, die oft am Bauch wie ein „Gürtel“ um den Körper verteilt sind. Die Gürtelrose kann zudem an Armen und Beinen vorkommen. Zu der Hautrötung hinzukommen juckende und schmerzende Knötchen, die sich zu flüssigkeitsgefüllten Bläschen entwickeln. Die Bläschen verkrusten und heilen dann ab.
- Hautausschlag: Typischerweise einseitig auftretende, gürtelförmige Rötungen und Bläschen auf der Haut.
- Schmerzen: Oftmals starke Nervenschmerzen im betroffenen Gebiet, die dem Ausschlag vorausgehen oder gleichzeitig auftreten können.
- Juckreiz: Kann begleitend zum Ausschlag auftreten.
- Sensibilitätsstörungen: Kribbeln, Taubheitsgefühle oder Überempfindlichkeit der Haut.
- In einigen Fällen: Fieber, Kopfschmerzen und allgemeines Krankheitsgefühl.
In einigen Fällen kommt es auch zu einer Gürtelrose ohne Ausschlag und Bläschen (Zoster sine herpete).
Ursachen und Risikofaktoren
- Windpocken-Virus: Auslöser der Gürtelrose sind Windpocken-Viren, die bei den meisten Menschen im Körper schlummern.
- Reaktivierung des Virus: Die Reaktivierung des Virus wird oft durch ein geschwächtes Immunsystem begünstigt, beispielsweise durch Alter, Stress, bestimmte Erkrankungen oder Medikamente.
- Alter: Gürtelrose kann daher jeder Mensch bekommen, der schon Windpocken hatte - besonders ab dem 50. Jahr.
- Geschwächtes Immunsystem: Ein erhöhtes Risiko haben auch Menschen mit chronischen Erkrankungen, die das Immunsystem beeinträchtigen können.
Ansteckung
Menschen, die nie Windpocken hatten oder keine Impfung erhalten haben, können sich anstecken - allerdings nicht mit Gürtelrose, sondern mit Windpocken. Auch bei Erkrankten mit Gürtelrose können andere Menschen sich mit Windpocken-Viren anstecken. Die Übertragung erfolgt durch Kontakt mit Viren aus den Hautveränderungen. Die Gürtelrose ist hochansteckend für Menschen, die noch keine Windpocken hatten oder nicht dagegen geimpft sind. Erst wenn die auftretenden Bläschen verschorft sind, besteht keine Infektionsgefahr mehr.
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Komplikationen
- Post-Zoster-Neuralgie (PZN): Anhaltende Nervenschmerzen nach Abheilung des Hautausschlags.
- Augenbeteiligung (Zoster ophthalmicus): Kann zu bleibenden Schäden an den Augen führen, in schweren Fällen zur Erblindung.
- Ohrbeteiligung (Zoster oticus): Kann zu Ohrenschmerzen, Hörminderung, Schwindel und Gesichtsnervenlähmung führen (Ramsay-Hunt-Syndrom).
- Beteiligung des Nervensystems: In seltenen Fällen Entzündungen von Hirn, Hirnhäuten, Rückenmark oder Gefäßen, die zu schweren neurologischen Symptomen führen können. Die Gefäßbeteiligung kann das Schlaganfallrisiko erhöhen.
- Generalisierte Gürtelrose (Zoster disseminatus): Bei schwerer Einschränkung des Immunsystems kann es in seltenen Fällen statt eines lokalisierten Ausbruchs zu einer Beteiligung des gesamten Körpers kommen. Hierbei können Organe befallen und beschädigt werden.
Medikamentöse Behandlung von Nervenschmerzen bei Gürtelrose
Die Behandlung von Gürtelrose zielt darauf ab, die akute Infektion zu bekämpfen, Schmerzen zu lindern und Komplikationen wie die Post-Zoster-Neuralgie zu verhindern.
Antivirale Medikamente
- Wirkstoffe: Aciclovir, Brivudin, Famciclovir, Valaciclovir.
- Wirkweise: Unterbrechen die Infektion und verkürzen so die Hautsymptome sowie die Dauer und Schwere möglicher Nervenschmerzen.
- Anwendung: Die Medikamente werden in Tablettenform eingenommen.
- Wichtig: Die antivirale Therapie sollte möglichst innerhalb von 72 Stunden nach Auftreten des Hautausschlags begonnen werden, um optimal wirksam zu sein. Allerdings wird bei über 50-Jährigen und immungeschwächten Personen sowie bei allen komplizierten Fällen, sei es bei Organbeteiligung oder Befall des Gesichts immer therapiert.
Schmerzmittel
- Analgetika: Zur Linderung von Wundschmerzen und akuten Nervenschmerzen.
- Leichte Schmerzen: Paracetamol, Acetylsalicylsäure (ASS).
- Stärkere Schmerzen: Opioide (z.B. Tramadol, Tilidin) - verschreibungspflichtig.
- Topische Schmerzmittel:
- Lidocain-haltige Salben und Pflaster: Lokal anästhesierende Wirkung.
- Capsaicin-Pflaster: Können bei chronischen neuropathischen Schmerzen eingesetzt werden. Das starke Brennen zerstört die Schmerz-„Antennen“ in der Haut, wirkt aber erst nach mehreren Wochen.
Medikamente gegen Nervenschmerzen (Neuropathische Schmerzen)
Diese Medikamente zielen darauf ab, die Nervenschmerzen zu lindern, die durch die Schädigung der Nerven verursacht werden.
- Antikonvulsiva (Antiepileptika):
- Wirkstoffe: Gabapentin, Pregabalin, Carbamazepin.
- Wirkweise: Dämpfen die Erregbarkeit von Nervenzellen und wirken daher auch bei Nervenschmerzen.
- Anwendung: Die Dosis wird langsam gesteigert, bis eine ausreichende Schmerzlinderung erreicht ist. Die Behandlung sollte mindestens 3-6 Wochen fortgeführt werden.
- Antidepressiva:
- Wirkstoffe: Amitriptylin.
- Wirkweise: Unterdrücken u.a. die Weiterleitung von Schmerzsignalen im Rückenmark.
- Anwendung: Die Schmerzlinderung setzt nach einigen Tagen bis zwei Wochen ein.
Therapie der Post-Zoster-Neuralgie (PZN)
Bestehen die Nervenschmerzen länger als drei Monate nach Abheilung des Hautausschlags, spricht man von einer Post-Zoster-Neuralgie. Die Behandlung der PZN kann langwierig sein und erfordert oft eine Kombination verschiedener Therapieansätze.
- Medikamentöse Therapie:
- Antikonvulsiva: Pregabalin, Gabapentin.
- Antidepressiva: Amitriptylin, Nortriptylin.
- Opioide: Nur in schweren Fällen und unter strenger ärztlicher Kontrolle.
- Topische Therapie: Lidocain-Pflaster, Capsaicin-Pflaster.
- Weitere Maßnahmen:
- Nervenblockaden: Injektion von Lokalanästhetika oder Steroiden in die betroffenen Nerven.
- TENS (Transkutane Elektrische Nervenstimulation): Reizung der Hautnerven durch elektrische Impulse.
- Psychotherapie: Kann bei der Schmerzbewältigung und Verbesserung der Lebensqualität helfen.
- Physiotherapie: Kann zur Verbesserung der Beweglichkeit undFunktion beitragen.
Stufenplan bei Post-Zoster-Neuralgie
- Stufe: Gabe eines Antidepressivums (z.B. Die Wirkstoffe dieser Gruppe unterdrücken u.a. die Weiterleitung von Schmerzsignalen im Rückenmark. Die Schmerzlinderung setzt nach einigen Tagen bis zwei Wochen ein.
- Stufe: Antikonvulsiva (z.B. Carbamazepin, Gabapentin) sind Medikamente gegen Krampfanfälle. Sie dämpfen die Erregbarkeit von Nervenzellen und wirken daher auch bei Nervenschmerzen nach einer Gürtelrose. Begleitend kann eine Capsaicin-Creme (Bestandteil des Chili-Pfeffers) auf die Haut aufgetragen werden. Das starke Brennen zerstört die Schmerz-„Antennen“ in der Haut, wirkt aber erst nach mehreren Wochen.
- Stufe: Verabreichung schwacher Opioide evt. Die schmerzlindernden Opioide wirken nicht bei allen Patienten, es kommt daher auf einen Therapie-Versuch an. Die Wirkung kann mit der Zeit nachlassen, so dass die Dosis erhöht werden muss (Toleranz-Entwicklung). Begleitend kann eine TENS-Behandlung durchgeführt werden. Der Patient trägt ein kleines Gerät, das über eine Elektrode mit der schmerzhaften Hautregion verbunden ist. Bei Bedarf kann der Patienten elektrische Impulse abgeben. Sie reizen die Hautnerven. Nach einer Theorie werden bevorzugt die schnell-leitenden Fasern der Hautnerven gereizt. Die Impulse treffen dann vor den Schmerz-Impulsen im Rückenmark ein. Dort sollen sie die Weiterleitung der Schmerz-Impulse behindern. Nach einer anderen Theorie werden durch die Impulse so genannte „schmerzlindernde“ körpereigene Botenstoffe, die Endorphine, freigesetzt. Einige Ärzte berichten über gute Erfolge mit der TENS-Methode.
- Stufe: Diese starken Schmerzmittel kommen wegen ihres Sucht-Potenzials nur selten zum Einsatz, sind aber sehr effektiv. Die Erfahrung zeigt, dass viele Patienten mit chronischen Schmerzen erfolgreich und sicher über eine lange Zeit behandelt werden können, ohne dass es zu einer Toleranz-Entwicklung (nachlassende Wirkung bei gleicher Dosierung) kommt.
Wichtig
Während der Behandlung wird die Art und die Intensität der Schmerzen vom Arzt erfasst und der Therapieerfolg gemessen. Die Schmerztherapie erfolgt nach Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Neurologie. "Wichtig ist, die individuelle Dosis mit zu Beginn niedrigen Medikamentenkonzentrationen zu titrieren, Ziel ist eine mindestens 30- bis 50-prozentige Schmerzlinderung", sagt Emrich.
Weitere Behandlungsmethoden und Maßnahmen
Hautpflege
Eine sorgfältige Hautpflege ist wichtiger Bestandteil der Behandlung bei Gürtelrose (Herpes Zoster). Desinfizierende Pulver verhindern beispielsweise, dass sich auf den betroffenen Hautpartien zusätzlich Bakterien ansiedeln. Je nach Stadium werden auch antiseptische, austrocknende oder juckreizstillende Lotionen, Salben, Gels oder Pulver empfohlen. Mögliche Wirkstoffe sind etwa Gerbstoffe, Menthol oder Podicanol.
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Hausmittel
Zusätzlich zur Behandlung durch den Arzt setzen manche Menschen Hausmittel ein, etwa um die Beschwerden zu lindern. Viele empfinden kühlende, feuchte Umschläge als wohltuend, wenn sich bereits Bläschen gebildet haben. Sie helfen manchmal gegen Beschwerden wie Schmerzen und Juckreiz. Auch Honig, Sanddorn oder Naturjoghurt kommen gelegentlich zum Einsatz, um unangenehmen Juckreiz bei Gürtelrose abzumildern.
Impfung
Gegen die Gürtelrose existiert eine Impfung. Die Impfung verringert dem RKI zufolge das Risiko für ein Auftreten der Gürtelrose im Laufe des Lebens von 33 auf 3 Prozent. Die Ständige Impfkommission des RKI (STIKO) empfiehlt die Impfung für alle Menschen über 60 Jahren sowie für Menschen ab 50 mit einem erhöhten Risiko für eine Gürtelrose. Ein erhöhtes Risiko haben Menschen mit chronischen Erkrankungen, die das Immunsystem beeinträchtigen können. Dazu gehören zum Beispiel ein Diabetes oder bestimmte chronische Entzündungskrankheiten. Für einen vollständigen Impfschutz sind zwei Impfungen im Abstand von 2-6 Monaten notwendig. Eine einzelne Impfung schützt nicht ausreichend gegen die Gürtelrose. Der empfohlene Impfstoff ist ein Totimpfstoff. Der Impfstoff ist sicher, kann aber bei etwa 10 Prozent der Geimpften zu Impfreaktionen führen. Zu diesen Reaktionen gehören lokale Schmerzen an der Injektionsstelle, Fieber, Müdigkeit, Muskel- und Kopfschmerzen. Die Impfungen gegen Gürtelrose und die Impfungen gegen Covid-19 vertragen sich gegenseitig. Laut RKI ist nach einer Covid-Impfung kein besonderer Abstand zur Gürtelroseimpfung einzuhalten.
Vorbeugung
- Impfung gegen Windpocken: Reduziert das Risiko, später an Gürtelrose zu erkranken und eine Post-Zoster-Neuralgie zu entwickeln.
- Impfung gegen Gürtelrose: Die STIKO empfiehlt eine Herpes-zoster-Impfung für Menschen ab 60 Jahren, die nicht gegen Windpocken geimpft sind, sowie für besonders gefährdete Menschen (wie etwa chronisch Kranke) ab 50 Jahren. Die Kosten für diese Impfung übernimmt die Krankenkasse.
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