Gürtelrose (Herpes Zoster) ist eine schmerzhafte Viruserkrankung, die durch Reaktivierung des Varicella-Zoster-Virus verursacht wird. Dieses Virus, das zur Familie der Herpesviren gehört, verursacht zunächst Windpocken, verbleibt aber nach der Infektion lebenslang in den Nervenknoten des Körpers. Bei einer Schwächung des Immunsystems kann das Virus reaktiviert werden und entlang der Nervenbahnen einen schmerzhaften Hautausschlag, die Gürtelrose, verursachen.
Ein besonderes Problem stellt die Post-Zoster-Neuralgie (PZN) dar, eine Komplikation, bei der die Nervenschmerzen auch nach Abheilen des Hautausschlags über Monate oder sogar Jahre anhalten. Die gefürchtete Postherpetische Neuralgie hat ihre Ursache offenbar in Hinterhornatrophien und geht mit Zell-, Axon- und Myelinverlust in den betroffenen sensiblen Ganglien einher. Dieser Artikel beleuchtet die verschiedenen medikamentösen Behandlungsoptionen, um die mit Gürtelrose und insbesondere der Post-Zoster-Neuralgie einhergehenden Nervenschmerzen zu lindern.
Ursachen und Symptome der Gürtelrose
Die Gürtelrose tritt typischerweise bei Menschen auf, die bereits Windpocken hatten. Das Virus schlummert in den Nervenwurzeln im Bereich des Rückenmarks oder in den Hirnnerven und kann Jahre später, bei geschwächtem Immunsystem, wieder aktiv werden. Risikofaktoren für die Reaktivierung des Virus sind:
- Höheres Lebensalter
- Chronische Erkrankungen (z. B. Diabetes, Rheuma)
- Immunsuppression (z. B. durch Medikamente oder HIV-Infektion)
- Stress
Im Vorfeld der Gürtelrose-Erkrankung treten meist unspezifische Beschwerden auf, wie Abgeschlagenheit und Müdigkeit. Auch leichtes Fieber ist möglich und ein Kribbeln unter der Haut. Nach zwei bis drei Tagen zeigen sich dann die typischen Symptome: Es treten brennende, stechende Schmerzen im betroffenen Bereich auf, auch Empfindungsstörungen sind möglich. Die Haut rötet sich und bildet kleine Knötchen, aus denen sich innerhalb von Stunden Bläschen entwickeln, die meist jucken. Diese Beschwerden halten bis zu fünf Tagen an. Dann platzen die Bläschen und trocknen aus, und es dauert etwa zwei bis zehn Tage, bis sich gelbliche Krusten bilden. Der Hautausschlag tritt häufig gürtel- oder streifenförmig am Rumpf aus, kann sich aber grundsätzlich in allen Körperregionen ausbreiten.
Schmerzarten bei Gürtelrose
Im Rahmen einer Gürtelrose können verschiedene Arten von Schmerzen auftreten:
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- Nozizeptive Schmerzen: Diese Schmerzen entstehen durch die akute Entzündungsreaktion und den "Wundschmerz", der durch die Hautveränderungen ausgelöst wird.
- Neuropathische Schmerzen (Nervenschmerzen): Dabei handelt es sich um Schmerzen, die sich infolge einer Schädigung oder Erkrankung von sogenannten Gefühlsfasern (sog. somatosensorische Nervenstrukturen) einstellen.
Medikamentöse Behandlung von Nervenschmerzen bei akuter Gürtelrose
Die Behandlung der akuten Gürtelrose zielt darauf ab, die Virusvermehrung zu hemmen, die Schmerzen zu lindern und Komplikationen wie die Post-Zoster-Neuralgie zu verhindern.
Antivirale Medikamente
Die wichtigste Säule der Akuttherapie sind antivirale Medikamente (Virostatika) wie Aciclovir, Valaciclovir, Famciclovir oder Brivudin. Diese Medikamente hemmen die Vermehrung des Varicella-Zoster-Virus und können den Krankheitsverlauf verkürzen sowie das Risiko für Komplikationen reduzieren. Je früher die antivirale Therapie begonnen wird, desto effektiver ist sie. Idealerweise sollte sie innerhalb von 72 Stunden nach Auftreten des Hautausschlags eingeleitet werden.
Schmerzmittel
Zur Linderung der akuten Schmerzen werden Schmerzmittel eingesetzt. Bei leichten bis mäßigen Schmerzen können gängige Schmerzmittel wie Paracetamol, Ibuprofen oder Acetylsalicylsäure (ASS) ausreichend sein. Bei stärkeren Schmerzen können Opioide wie Tramadol oder Tilidin erforderlich sein.
Bei sehr starkem Erstschmerz, vor allem bei Patienten über 60, kann eine niedrig dosierte Dreierkombination aus Amitryptilin, Gabapentin oder Pregabalin und einem Opioid wie Tramadol oder Tilidin in Betracht gezogen werden.
Topische Behandlung
Lidocain- oder Polidocanol-haltige Salben und Auflagen haben eine lokal anästhesierende Wirkung, die genutzt werden kann. Die topische Behandlung beschleunigt das Eintrocknen der Bläschen, mindert den Juckreiz und beugt der sekundären bakteriellen Infektion vor.
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Medikamentöse Behandlung der Post-Zoster-Neuralgie (PZN)
Die Post-Zoster-Neuralgie ist eine chronische Schmerzerkrankung, die nach einer Gürtelrose auftreten kann. Die Behandlung der PZN ist oft schwierig und erfordert einen multimodalen Ansatz.
Antikonvulsiva
Antikonvulsiva wie Gabapentin oder Pregabalin werden häufig zur Behandlung von neuropathischen Schmerzen eingesetzt. Sie dämpfen die Erregbarkeit von Nervenzellen und können so die Schmerzen lindern. Die Dosis wird langsam gesteigert, bis eine ausreichende Schmerzlinderung erreicht ist. Die Behandlung sollte mindestens 3-6 Wochen fortgeführt werden.
Antidepressiva
Bestimmte Antidepressiva, insbesondere trizyklische Antidepressiva (z. B. Amitriptylin) und selektive Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer (SNRI, z. B. Duloxetin, Venlafaxin), können ebenfalls bei neuropathischen Schmerzen wirksam sein. Sie beeinflussen die Schmerzweiterleitung im Rückenmark und können so die Schmerzen reduzieren.
Opioide
Opioide wie Tramadol oder Oxycodon können bei starken Schmerzen eingesetzt werden, wenn andere Medikamente nicht ausreichend wirken. Aufgrund des Suchtpotenzials sollten sie jedoch nur mit Vorsicht und unter ärztlicher Aufsicht verwendet werden.
Topische Behandlung
Lidocain-Pflaster können lokal auf die schmerzenden Bereiche aufgebracht werden, um die Schmerzen zu lindern. Eine weitere Alternative ist die Verwendung eines hochdosierten Capsaicin-Pflasters. Dieser Wirkstoff ist betäubend und schmerzlindernd. Das starke Brennen zerstört die Schmerz-„Antennen“ in der Haut, wirkt aber erst nach mehreren Wochen.
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Weitere Behandlungsoptionen
- Nervenblockaden: Bei starken, therapieresistenten Schmerzen können Nervenblockaden mit Lokalanästhetika oder Steroiden in Erwägung gezogen werden. Diese Therapie sollte jedoch nur von spezialisierten Schmerzärzten durchgeführt werden.
- TENS (Transkutane elektrische Nervenstimulation): Bei der TENS-Therapie werden über Elektroden auf der Haut elektrische Impulse abgegeben, um die Nerven zu stimulieren und die Schmerzweiterleitung zu beeinflussen. Die Wirksamkeit dieser Methode ist jedoch nicht ausreichend belegt.
Ergänzende Maßnahmen
Neben der medikamentösen Therapie können auch folgende Maßnahmen zur Schmerzlinderung beitragen:
- Physiotherapie: Physiotherapeutische Übungen können helfen, die Beweglichkeit zu verbessern und Muskelverspannungen zu lösen.
- Psychotherapie: Chronische Schmerzen können die Psyche stark belasten. Eine Psychotherapie kann helfen, den Schmerz besser zu bewältigen und die Lebensqualität zu verbessern.
- Entspannungstechniken: Entspannungstechniken wie progressive Muskelentspannung oder autogenes Training können helfen, Stress abzubauen und die Schmerzen zu lindern.
- Homöopathie: Bei Gürtelrose-bedingten Nervenschmerzen hat sich beispielsweise das homöopathische Komplexmittel Ranunculus Pentarkan® D bewährt, das fünf Einzelwirkstoffe vereint: Ranunculus bulbosus, Arsenicum album, Mezereum, Rhus toxicodendron sowie Belladonna. Falls nicht anders verordnet, nehmen Erwachsene bei akuten Beschwerden halbstündlich bis stündlich je fünf Tropfen Ranunculus Pentarkan® D (höchstens sechsmal täglich). Die Tropfen werden eine halbe Stunde vor oder nach dem Essen mit etwas Wasser verdünnt eingenommen. Es ist wichtig zu beachten, dass Homöopathie die konventionelle Therapie meist nicht ersetzen kann, aber sie kann sie sinnvoll begleiten und ergänzen.
Prävention
Impfung
Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt die "Herpes-Zoster-Impfung" allen Personen ab einem Alter von 60 Jahren als Standardimpfung. Bei Menschen mit chronischen Erkrankungen (z. B. Diabetes, Rheuma) wird die Impfung bereits ab 50 Jahren empfohlen. Die Impfung kann das Risiko, an Gürtelrose zu erkranken, deutlich reduzieren.
Stärkung des Immunsystems
Ein starkes Immunsystem ist eine gute Vorbeugung gegen Gürtelrose. Regelmäßige Bewegung, eine ausgewogene Ernährung und ausreichend Schlaf können das Immunsystem stärken. In Belastungsphasen sind vor allem Eisen, Zink und Vitamin D3 wichtige Mikronährstoffe fürs Immunsystem. Und das Nervensystem braucht genug B-Vitamine und Magnesium.
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