Donanemab (Kisunla): Ein neuer Hoffnungsträger in der Alzheimer-Behandlung erhält Zulassung in den USA

Die Alzheimer-Krankheit ist eine der größten medizinischen Herausforderungen unserer Zeit. Weltweit sind Millionen Menschen von dieser neurodegenerativen Erkrankung betroffen, die durch den fortschreitenden Verlust kognitiver Fähigkeiten gekennzeichnet ist. Trotz jahrzehntelanger intensiver Forschung gab es bisher keine wirksame Therapie, die den Krankheitsverlauf aufhalten oder gar umkehren könnte. Die bisher verfügbaren Medikamente konnten lediglich die Symptome lindern und Begleiterscheinungen wie Depressionen behandeln. Doch nun gibt es einen Hoffnungsschimmer: Donanemab, ein Antikörper-Wirkstoff, hat in den USA die Zulassung zur Behandlung der Alzheimer-Krankheit erhalten.

Was ist Donanemab (Kisunla)?

Donanemab, unter dem Handelsnamen Kisunla vertrieben, ist ein monoklonaler Antikörper, der speziell gegen Amyloid-Beta-Plaques im Gehirn wirkt. Diese Plaques gelten als eine der Hauptursachen der Alzheimer-Krankheit. Der Wirkstoff erkennt eine besonders giftige Form des Peptids Amyloid-beta (Pyroglutamat-Amyloid-beta) und setzt eine Immunreaktion in Gang, die darauf abzielt, die Plaques zu entfernen.

Im Wesentlichen zielt Donanemab darauf ab, den geistigen Verfall bei Menschen im Frühstadium der Alzheimer-Krankheit zu verzögern. Es ist wichtig zu betonen, dass Kisunla Alzheimer weder heilen noch den Krankheitsverlauf stoppen kann. Das Medikament eignet sich für Erkrankte im frühen Krankheitsstadium mit bislang nur wenigen kognitiven Beeinträchtigungen.

Zulassungen und Verfügbarkeit

Am 2. Juli 2024 hat die amerikanische Arzneimittelbehörde FDA Kisunla zur Behandlung von früh-symptomatischer Alzheimer-Krankheit ohne weitere Auflagen zugelassen. Dies ist ein bedeutender Schritt, da es sich um eines der ersten Medikamente handelt, das auf die grundlegenden Mechanismen der Erkrankung einwirkt.

Neben den USA wurde Kisunla auch in Japan (September 2024), Großbritannien (23. Oktober 2024) und China (17. Dezember 2024) zugelassen. Allerdings gibt es in einigen Ländern Einschränkungen hinsichtlich der Patientengruppe, die für die Behandlung in Frage kommt. In Großbritannien beispielsweise werden bestimmte Patientinnen und Patienten von der Behandlung ausgeschlossen, weil sie ein größeres Risiko für schwerwiegende Nebenwirkungen haben.

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Aktuell ist Kisunla noch nicht für den EU-Markt zugelassen und daher auch nicht in Deutschland erhältlich. Eli Lilly, das Pharmaunternehmen hinter Donanemab, hat jedoch 2023 einen Zulassungsantrag bei der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) gestellt. Zuletzt wurde im Juli 2025 die Zulassung durch den Expertenrat der EMA empfohlen.

Es ist wichtig zu beachten, dass das Medikament bisher nur in den USA, Japan, Großbritannien und China zugelassen ist und dort auch ausschließlich über klinische Einrichtungen bezogen werden kann.

Studienergebnisse und Wirksamkeit

Die Entwicklung von Donanemab basiert maßgeblich auf den Ergebnissen der TRAILBLAZER-ALZ-2 Studie, einer Phase-3-Studie, deren Ergebnisse am 3. Mai 2023 von Eli Lilly veröffentlicht wurden. Die Publikation im Journal of the American Medical Association (JAMA) folgte am 17. Juli 2023.

Ziel der Studie war es, die Wirksamkeit von Donanemab zu testen, also ob das Medikament das Fortschreiten der Krankheit verlangsamen kann. Die Studie wurde an Personen mit früher symptomatischer Alzheimer-Krankheit durchgeführt, das heißt an Erkrankten im MCI-Stadium oder mit leichter Demenz, bei denen bereits Amyloid-Ablagerungen und Tau-Fibrillen nachgewiesen wurden.

Die Ergebnisse der Studie zeigten, dass Donanemab die schädlichen Amyloid-Ablagerungen effektiv abbauen und den geistigen Abbau der Patientinnen und Patienten um 35 Prozent verlangsamen konnte. Eine wichtige Erkenntnis war, dass die Erkrankten nach Entfernung der Amyloid-Ablagerungen die Behandlung beenden konnten, was eine kürzere Therapiedauer und vergleichsweises geringe Kosten ermöglicht.

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Die Wirksamkeit von Donanemab wurde anhand von Scores wie der integrated Alzheimer Disease Rating Scale (iADRS) und der Clinical Dementia Rating Scale (CDR-SB) erfasst. Die Teilnehmer zeigten zu Beginn der Studie erst milde Symptome.

Wer kann mit Donanemab behandelt werden?

Kisunla kann bei Erwachsenen im Frühstadium der Alzheimer-Krankheit eingesetzt werden, das heißt bei Personen mit leichter kognitiver Beeinträchtigung (MCI) und leichter Alzheimer-Demenz, bei denen Amyloid-Plaques im Gehirn nachgewiesen wurden.

Bevor Kisunla verabreicht werden kann, muss nachgewiesen werden, dass sich bereits Amyloid-Plaques im Gehirn gebildet haben. Dies kann entweder durch eine Lumbalpunktion oder mittels Amyloid-PET erfolgen.

In Großbritannien sind bestimmte Patientinnen und Patienten von der Behandlung ausgeschlossen, weil sie ein größeres Risiko für schwerwiegende Nebenwirkungen haben. In Japan wurde Kisunla unter der Bedingung zugelassen, dass die Patientinnen und Patienten nur eine oder keine Kopie des ApoE4-Gens tragen und keine Blutverdünner einnehmen - ähnlich wie in Großbritannien.

Risiken und Nebenwirkungen

Wie bei jedem Medikament gibt es auch bei Donanemab potenzielle Risiken und Nebenwirkungen. Zu den häufigsten Nebenwirkungen gehören Kopfschmerzen, allergische Reaktionen während oder nach der Infusion und potenziell ernsthafte Veränderungen im Gehirn, sogenannte ARIA (Amyloid Related Imaging Abnormalities), die Hirnschwellungen oder Hirnblutungen bedeuten können.

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In der TRAILBLAZER-ALZ-2 Studie traten diese Nebenwirkungen bei 37 Prozent der Proband*innen auf, in den meisten Fällen allerdings symptomlos. Die US-Fachinformation trägt auch einen Warnhinweis zu diesen ARIA. Diese zeigen sich als vorübergehende Schwellungen in bestimmten Gehirnbereichen (ARIA-E) oder als Mikroblutungen (ARIA-H).

Aufgrund dieser Risiken sind vor Beginn und während der Behandlung regelmäßige MRT-Untersuchungen notwendig, um mögliche Nebenwirkungen frühzeitig zu erkennen.

Vergleich mit anderen Alzheimer-Medikamenten

Donanemab ist nicht das einzige Medikament, das auf die Beseitigung von Amyloid-Plaques im Gehirn abzielt. Ein weiteres vielversprechendes Medikament ist Leqembi (Lecanemab), das bereits in den USA und der EU zugelassen ist.

Wie Leqembi konzentriert sich auch Kisunla auf die Beseitigung der Amyloid-Plaques, wobei Leqembi auch an lösliche Formen von Beta-Amyloid bindet, während Kisunla spezifisch an eine Form von Beta-Amyloid bindet, die sich bereits in Form von Plaques an den Zellen angelagert hat.

Es ist wichtig zu beachten, dass auch Leqembi schwere Nebenwirkungen haben kann, darunter Ödeme und Blutungen im Gehirn, die tödlich enden können.

Die Rolle von Genetik und anderen Faktoren

Genetische Faktoren spielen eine wichtige Rolle bei der Alzheimer-Krankheit und auch bei der Behandlung mit Medikamenten wie Donanemab und Leqembi. Das ApoE4-Gen ist ein bekannter Risikofaktor für Alzheimer. Personen mit zwei Kopien dieses Gens haben ein erhöhtes Risiko für schwerwiegende Nebenwirkungen und können daher nicht mit Leqembi behandelt werden. In Japan wurde Kisunla unter der Bedingung zugelassen, dass die Patientinnen und Patienten nur eine oder keine Kopie des ApoE4-Gens tragen.

Neben der Genetik spielen auch andere Faktoren eine Rolle bei der Entstehung und dem Verlauf der Alzheimer-Krankheit. Dazu gehören Alter, Lebensstil, Ernährung und soziale Kontakte.

Herausforderungen und Kritik

Trotz der vielversprechenden Ergebnisse gibt es auch Herausforderungen und Kritik im Zusammenhang mit Donanemab und anderen Alzheimer-Medikamenten.

Einige Experten bemängeln, dass die Wirkung von Donanemab eher moderat ist und es fraglich ist, inwieweit die Wirkung für die Betroffenen spürbar ist und im Alltag einen Unterschied macht. Zudem stehen der geringen Wirkung potenziell gravierende Nebenwirkungen gegenüber.

Andere Kritikpunkte beziehen sich auf die hohen Kosten der Behandlung und die Notwendigkeit einer frühzeitigen Diagnose sowie spezialisierter Einrichtungen mit ausreichender personeller und technischer Ausstattung.

Die Zukunft der Alzheimer-Forschung

Die Zulassung von Donanemab in den USA ist ein wichtiger Schritt in der Alzheimer-Forschung, aber es ist kein Durchbruch. Die Alzheimer-Krankheit ist sehr komplex und hat mehrere Ursachen. Daher wird es wahrscheinlich nicht ausreichen, nur auf die Beseitigung von Amyloid-Plaques zu setzen.

Die Forschung konzentriert sich daher auch auf andere Ansatzpunkte für eine Alzheimer-Therapie, wie zum Beispiel die Beeinflussung von Tau-Fibrillen, die Entzündungsreaktionen im Gehirn und die Verbesserung der neuronalen Konnektivität.

Es ist wichtig, dass die Forschung weiterhin in verschiedene Richtungen geht, um ein umfassendes Verständnis der Alzheimer-Krankheit zu erlangen und wirksame Therapien zu entwickeln.

Prävention und Lebensstil

Neben der medikamentösen Therapie spielen auch Prävention und Lebensstil eine wichtige Rolle bei der Alzheimer-Krankheit. Studien haben gezeigt, dass bestimmte Lebensstilfaktoren das Risiko für Alzheimer senken können. Dazu gehören:

  • Gesunde Ernährung
  • Regelmäßige Bewegung
  • Soziale Kontakte
  • Geistige Aktivität
  • Vermeidung von Risikofaktoren wie Rauchen und Übergewicht

Der Verein Alzheimer Forschung Initiative in Düsseldorf gibt umfangreiche Tipps zur Prävention von Alzheimer.

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