Epilepsie und Depressionen sind zwei unterschiedliche Erkrankungen, die jedoch häufig gemeinsam auftreten können. Dieser Artikel bietet einen umfassenden Überblick über die Medikamente, die zur Behandlung von Epilepsie und Depressionen eingesetzt werden, und berücksichtigt dabei die neuesten Forschungsergebnisse und Leitlinien.
Epilepsie: Anfallsunterdrückung und Therapieansätze
Epilepsien gehören zu den häufigsten schweren neurologischen Erkrankungen. Bei Epilepsie können konsequent eingenommene Medikamente häufig Anfälle verringern oder eine Anfallsfreiheit ermöglichen. Der medizinische Fachbegriff für anfallsunterdrückende Medikamente ist „Anfallssupressivum". Bekannter sind die veralteten Bezeichnungen Antiepileptika bzw. Antikonvulsiva.
Anfallsunterdrückende Medikamente (ASM)
Meistens helfen anfallsunterdrückende Medikamente. Nach den Angaben in der medizinischen Leitlinie werden etwa 50 % der Menschen mit Epilepsie mit dem 1. anfallsunterdrückenden Medikament anfallsfrei, mit dem 2. weitere 10-15 % und insgesamt durch Medikamente ungefähr 2/3. Etwa die Hälfte der Menschen, die durch Medikamente langjährig anfallsfrei geworden sind, bekommen wieder Anfälle, wenn sie die Medikamente absetzen.
Antiepileptika können mehr oder weniger starke Nebenwirkungen haben und werden von Mensch zu Mensch unterschiedlich gut vertragen. Es ist genauso wichtig, belastende und einschränkende Nebenwirkungen zu vermeiden, wie die Anfälle zu unterdrücken. Ob die Medikamente lebenslang genommen werden sollten oder nach langer Anfallsfreiheit abgesetzt werden können, ist eine individuelle Entscheidung, die Menschen mit Epilepsie gemeinsam mit ihren Ärzten treffen sollten.
Notfallmedikamente
Neben den regelmäßig einzunehmenden anfallsunterdrückenden Medikamenten bekommen einige Menschen auch noch sog. Notfallmedikamente. Sie sind dafür gedacht, einen sog. Status epilepticus zu beenden oder eine Anfallsserie zu unterbrechen. Die medizinische Leitlinie empfiehlt Notfallmedikamente in der Regel bei Anfällen zu verwenden, die länger als 5 Minuten dauern und/oder nach dem 3. Anfall innerhalb von 24 Stunden.
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Die Notfallmedikamente haben deutliche Nebenwirkungen und können süchtig machen. Manche Notfallmedikamente können nur medizinische Fachleute geben, andere auch Laien. Menschen mit Epilepsie sollten daher über die Notfallmedikamente und deren Verwendung die Personen genau informieren, mit denen sie viel Zeit verbringen, z.B. Angehörige oder Kollegen.
Wann ist eine Spezialambulanz oder ein Epilepsiezentrum ratsam?
Wenn ein Jahr lang 2 passende ausreichend dosierte Medikamente zur Unterdrückung von Anfällen nacheinander oder in Kombination nicht zu Anfallsfreiheit geführt haben (= pharmakoresistente Epilepsie), ist Anfallsfreiheit für mindestens 1 Jahr durch Medikamente unwahrscheinlich. Deswegen sollten sich Menschen mit Epilepsie dann an eine Spezialambulanz, eine Schwerpunktpraxis oder an ein Epilepsiezentrum wenden. Epilepsie-Ambulanzen sind regionale Spezialeinrichtungen. Epilepsiezentren können Menschen mit schwer therapierbaren Epilepsien helfen. Ihr Angebot umfasst sowohl eine Epilepsie-Ambulanz als auch stationäre Diagnostik, Therapie (inklusive Epilepsiechirurgie) und Rehabilitation.
Chirurgische Optionen bei Epilepsie
Eine Operation kann bei manchen Menschen mit pharmakoresistenter Epilepsie zur Anfallsfreiheit oder zumindest zu weniger Anfällen führen, ist aber nicht bei allen Menschen möglich und sinnvoll. Eine OP kommt nur bei fokal beginnenden (= von einer Gehirnhälfte ausgehenden) Anfällen in Frage - mit Ausnahme von OPs zum Einsetzen von Elektroden zur Neurostimulation. Neurostimulation ist auch bei generalisiert beginnenden Anfällen möglich. Eine Operation sollte prinzipiell nur von zertifizierten epilepsiechirurgischen Zentren durchgeführt werden.
Es gibt verschiedene Operationsverfahren:
- Resektive Verfahren: Die Anfallsherde werden entfernt.
- Diskonnektive Verfahren: Dabei wird ein Teil des Gehirns vom Rest des Gehirns getrennt.
- Laser- und Radiofrequenz-Thermoablation: Dabei wird die anfallsauslösende Stelle im Gehirn mit einem Laser oder mit Radiowellen zerstört.
- Sterotaktische Radiotherapie: Das ist eine gezielte Strahlentherapie, die sonst zum Abtöten von Krebszellen verwendet wird.
- Vagusnerv-Stimulation (VNS): Ein Stimulator unterhalb des Schlüsselbeins reizt den Vagusnerv im Halsbereich mit elektrischen Impulsen.
- Tiefe Hirnstimulation: Elektroden werden ins Gehirn implantiert, um bestimmte Bereiche elektrisch zu stimulieren.
- Subpiale Transsektion: Dabei werden mehreren Nervenbahnen kurz unter der Hirnrinde durchtrennt.
- Kallostomie: Der Balken (= Corpus callosum) verbindet die beiden Gehirnhälften miteinander. Er wird bei dieser OP meistens teilweise, selten auch vollständig durchtrennt.
Ergänzende Verfahren zur Epilepsie-Therapie
Zur Ergänzung und Unterstützung der Epilepsie-Therapie kommen verschiedene Verfahren in Betracht. Medikamente zur Unterdrückung von Anfällen anpassen, wenn z.B. Nebenwirkungen auftreten. Psychische Störungen wie bei Menschen ohne Epilepsie behandeln. Menschen mit pharmakoresistenter Epilepsie können eine Modifizierte Atkins-Diät zusätzlich zu den Medikamenten ausprobieren.
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Cannabidiol (CBD) in der Epilepsiebehandlung
Cannabidiol hat keine Rauschwirkung, denn diese geht von einem anderen Bestandteil von Cannabis aus, dem THC. Für THC gibt es keine wissenschaftlichen Nachweise, dass es gegen epileptische Anfälle helfen könnte. Wenn andere Medikamente versagt haben, ist auch bei anderen Epilepsie-Formen ein sog. Therapieversuch mit Cannabidiol möglich.
Patientenschulungen (Psychoedukation)
Patientenschulungen (Psychoedukation) sollen Betroffenen helfen, ihre Krankheit zu verstehen, um mit den Einschränkungen im Alltag besser zurechtzukommen. Für Menschen mit Epilepsie und einer Lern- oder geistigen Behinderung, gibt es z.B. die PEPE-Schulung.
Medizinische Reha bei Epilepsie
Medizinische Reha bei Epilepsie soll Behinderung, Pflegebedürftigkeit, Erwerbsminderung und/oder Sozialleistungsbezug wegen der Epilepsie verhindern, beseitigen, verringern, ausgleichen oder zumindest einer Verschlimmerung vorbeugen. Medizinische Reha gibt es ambulant und stationär.
Absetzen von Anfallssuppressiven Medikamenten (ASM)
Wesentich für anfallsfreie Patientinnen ist die Frage, ob und wann ein ASM abgesetzt werden kann. Das Absetzen eines ASM sollte nach einer sorgfältigen Nutzen-Risiko-Abwägung gemeinsam von Ärztin und Patient*in entschieden werden.
Der Nutzen des Absetzens eines ASM kann in einem Wegfall etwaiger Nebenwirkungen und Wechselwirkungen und somit in der Verbesserung der Lebensqualität bestehen. Den dargestellten Nutzen stehen Risiken eines Absetzversuchs gegenüber, die durch das Auftreten eines erneuten epileptischen Anfalls und die damit verbundenen Folgen entstehen.
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Basierend auf Studien kann das Absetzen eines ASM nach einer Mindestdauer von 2 Jahren Anfallsfreiheit erwogen werden. Das Risiko eines erneuten Anfalls nach dem Absetzen des ASM sinkt, je länger Patientinnen anfallsfrei waren. Bei der Abschätzung des Risikos für ein Anfallsrezidiv nach dem Absetzen des ASM stellen auch die Epilepsieart und das Epilepsiesyndrom relevante Faktoren dar. Patientinnen sollten darüber aufgeklärt werden, dass ASM nur nach ärztlicher Rücksprache abgesetzt werden sollten, um das Risiko für einen Status epilepticus oder Entzugsanfälle zu minimieren.
Depressionen bei Epilepsie
Nichts beeinträchtigt die Lebensqualität so sehr wie eine über Tage und Wochen anhaltende, bedrückte Stimmungslage. Patienten mit Epilepsie leiden häufiger unter depressiven Symptomen als Gesunde. In vielen Fällen liegt die Ursache hierfür in der Erkrankung des Gehirns (neurobiologische Ursache) selbst. Die Funktionsstörung bedingt also nicht nur die epileptischen Anfälle, sondern kann auch erheblich zu psychischen Symptomen beitragen.
Meistens entstehen Depressionen durch das Zusammenspiel zwischen der Persönlichkeit, der Stimmungsveränderung vor oder nach Anfällen und den Folgen der Epilepsie in der jeweiligen Lebenssituation, z.B. bei Arbeitsplatzverlust und Existenzsorgen, Problemen in der Partnerschaft, fehlendem Führerschein usw. Insbesondere bei Personen, bei denen keine vollständige Anfallskontrolle erreicht werden kann, sollten die Lebensqualität und die emotionale Befindlichkeit sorgfältig im Blick behalten und bei der Therapieplanung berücksichtigt werden.
Es ist wichtig, mit Ihrem Arzt zu sprechen, wenn Sie ungewöhnliche Veränderungen Ihrer Stimmung feststellen. Eventuell kann bzw. muss die medikamentöse Epilepsietherapie im Hinblick auf Ihr psychisches Befinden verbessert werden.
Therapiemöglichkeiten bei Depressionen und Epilepsie
- Psychotherapie: Psychotherapie ist heute die Therapieempfehlung der ersten Wahl. Infrage kommt insbesondere die kognitiv-behaviorale Therapie.
- Medikamentöse Behandlung: Ärztinnen und Ärzte mit sowohl neurologischer als auch psychiatrischer Spezialisierung können Ihnen, vor allem bei schweren Depressionen, eine medikamentöse Behandlung der Depression vorschlagen. Die Behandlung mit Antidepressiva hat sich auch bei Epilepsiepatienten gut bewährt und ist bei anhaltenden Beschwerden angebracht, denn: Antidepressiva machen nicht süchtig. Bei Epilepsiepatienten wurde kein erhöhtes Anfallsrisiko durch die Einnahme von Antidepressiva festgestellt.
Medikamente mit potenziellen Auswirkungen auf die Stimmung
Einige Epilepsiemedikamente können die Stimmung spürbar verändern. Mittel, die mit einem höheren Depressionsrisiko in Verbindung gebracht werden, sollten vermieden werden, wenn möglich. Es gibt auch Mittel mit keinem bis geringem Depressionsrisiko. Die medikamentöse Einstellung eines Epilepsie-Patienten sei kompliziert, sagt Andersohn im Gespräch mit SPIEGEL ONLINE. Zum einen gebe es Patienten, die gar nicht oder nach einer gewissen Zeit nicht mehr auf bestimmte Substanzen ansprächen. Zum anderen hätten die Medikamente mit dem geringeren Depressionsrisiko andere wesentliche Nachteile. Sie könnten Nebenwirkungen haben, die die Patienten in ihrem Alltag stark einschränken, sagt Andersohn.
Levetiracetam: Ein Antiepileptikum im Detail
Levetiracetam ist in verschiedenen Darreichungsformen erhältlich, darunter Filmtabletten (250, 500, 750, 1000 mg), Lösung zum Einnehmen (100 mg/mL) und Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung (100 mg/mL). Die Filmtabletten müssen zusammen mit ausreichend Flüssigkeit eingenommen und als Ganzes geschluckt werden. Die Einnahme kann dabei nahrungsunabhängig erfolgen. Patienten, die die Tabletten nicht als Ganzes schlucken können, oder Patienten, für die die passende Dosis nicht mit ganzen Tabletten zusammengestellt werden kann, sollten die Lösung zum Einnehmen verwenden. Nach der oralen Einnahme kann der bittere Geschmack von Levetiracetam wahrnehmbar sein.
Wirkmechanismus von Levetiracetam
Levetiracetam und das ebenfalls antikonvulsiv wirkende Analogon Brivaracetam binden an das synaptische Vesikelprotein 2A (SV2A), ein transmembranäres Glykoprotein, das im zentralen Nervensystem (ZNS) eine elementare Rolle bei der Regulation der Neurotransmitterfreisetzung einnimmt. Darüber hinaus zeigen in-vitro-Daten, dass Levetiracetam die intraneuronalen Ca2+-Spiegel beeinflusst, indem der durch N-Typ-Kanäle vermittelte Ca2+-Strom partiell inhibiert sowie die Freisetzung von Ca2+ aus intraneuronalen Speichern vermindert wird.
Pharmakokinetik von Levetiracetam
Die maximalen Plasmakonzentrationen (cmax) betragen etwa 31 bzw. 43 μg/mL nach einer Einmalgabe von 1000 mg bzw. Die Ausscheidung erfolgt mit ca. Die kumulierte renale Ausscheidung von Levetiracetam und seinem primären Metaboliten innerhalb der ersten 48 Stunden liegt bei 66% bzw. Die renale Clearance von Levetiracetam und ucb L057 beträgt 0,6 bzw.
Dosierung und Anwendungshinweise
- Eingeschränkte Nierenfunktion: Die Gesamtkörperclearance von Levetiracetam und seinem primären Metaboliten korreliert mit der Kreatinin-Clearance, weshalb empfohlen wird, die tägliche Erhaltungsdosis von Levetiracetam entsprechend der Kreatinin-Clearance bei Patienten mit mäßiger bis schwerer Nierenfunktionsstörung anzupassen. Die Tagesdosis muss individuell entsprechend der Nierenfunktion festgelegt werden. Die Dosisanpassung sollte gemäß der Tabellen in der Fachinformation vorgenommen werden.
- Eingeschränkte Leberfunktion: Bei Patienten mit leicht bis mäßig eingeschränkter Leberfunktion ist keine Dosisanpassung erforderlich. Levetiracetam wird nicht extensiv metabolisiert und bei der Bildung des primären Metaboliten ucb L057 sind keine Isoformen des Cytochrom P450-Systems der Leber beteiligt.
Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten
- Methotrexat (MTX): Es wurde berichtet, dass sich bei gleichzeitiger Anwendung von Levetiracetam und Methotrexat die Methotrexat-Clearance verringert. Dies führt zu einer Erhöhung/Verlängerung der Methotrexatkonzentration im Blut bis hin zu potentiell toxischen Konzentrationen.
Schwangerschaft und Stillzeit
Levetiracetam wird in die Muttermilch ausgeschieden, weshalb das Stillen nicht empfohlen wird.
Verkehrstüchtigkeit und Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen
Levetiracetam hat geringe bis mäßige Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen. Aufgrund einer möglichen individuell unterschiedlichen Empfindlichkeit können bei einigen Patienten insbesondere zu Behandlungsbeginn oder nach einer Dosissteigerung Somnolenz oder andere zentralnervöse Störungen auftreten. Deshalb ist bei Tätigkeiten, die ein hohes Maß an Aufmerksamkeit erfordern, Vorsicht geboten.
Lamotrigin: Ein Antiepileptikum mit stimmungsstabilisierenden Eigenschaften
Lamotrigin gehört als Antiepileptikum der 2. Generation zu den wichtigsten Therapeutika bei Krampfanfällen, wird aber vorbeugend auch gegen depressive Episoden bei Bipolarer Störung eingesetzt. Der Wirkstoff ist im Allgemeinen gut verträglich. Mögliche Nebenwirkungen sind zum Beispiel Hautreaktionen und Kopfschmerzen. Wegen der guten Verträglichkeit gilt Lamotrigin als Mittel der Wahl bei Schwangeren.
Wirkungsweise von Lamotrigin
Lamotrigin ist ein Wirkstoff aus der Gruppe der Antiepileptika mit antiepileptischen (krampfverhindernden) und stimmungsstabilisierenden Eigenschaften. Lamotrigin senkt die Übererregbarkeit durch Blockade von bestimmten Ionenkanälen (vor allem spannungsabhängigen Natrium- und Calciumkanälen) in den Nervenzellen, und vermindert so die Gefahr eines epileptischen Anfalls.
Aufgrund seiner stimmungsstabilisierenden Wirkung kann Lamotrigin auch zur Vorbeugung von Depressionen bei Menschen mit bipolarer Störung eingesetzt werden.
Pharmakokinetik von Lamotrigin
Lamotrigin wird schnell und vollständig aus dem Darm ins Blut aufgenommen. Die maximale Wirkung tritt dabei nach ungefähr zweieinhalb Stunden ein. Der Wirkstoff wird in der Leber abgebaut und dann über die Nieren ausgeschieden. Die Zeit nach der die Hälfte von Lamotrigin im Körper abgebaut ist (Halbwertszeit) liegt zwischen 24 und 35 Stunden.
Anwendungsgebiete von Lamotrigin
Zu den Anwendungsgebieten (Indikationen) von Lamotrigin gehören:
- Monotherapie und Zusatztherapie gewisser Formen von Epilepsie
- Lennox-Gastaut-Syndrom (seltene und schwere kindliche Epilepsieform)
- Prävention von Depressionen bei Patienten mit bipolarer Störung
Anwendung von Lamotrigin
Lamotrigin wird meistens in Form von Tabletten angewendet, es gibt aber auch Suspensionen, die sich leichter schlucken lassen. Die Einnahme erfolgt meist einmal täglich. Es wird empfohlen, die Tabletten möglichst immer zur gleichen Tageszeit vor oder nach einer Mahlzeit einzunehmen.
Die passende Dosis wird individuell für jeden Patienten ermittelt. Zunächst (in Woche eins und zwei) beginnt man mit einer niedrigen Tagesdosis von 25 Milligramm. In der dritten und vierten Woche steigert man die tägliche Menge auf 50 Milligramm pro Tag. Je nach Patient beträgt die sogenannte „Erhaltungsdosis“ danach (ab Woche 5 der Behandlung) 100 bis 200 Milligramm täglich.
Nebenwirkungen von Lamotrigin
Sehr häufige Nebenwirkungen (einer von zehn Patienten) sind Kopfschmerzen und Hautausschlag. Häufig (einer von 100) treten Schwindel, Müdigkeit, Schlafprobleme, Aggressivität, Reizbarkeit, Übelkeit, Erbrechen, Durchfall und Mundtrockenheit auf. Gelegentliche Nebenwirkungen (einer von 1000) sind verschwommenes Sehen und eine erhöhte Lichtempfindlichkeit.
Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten
Arzneimittel, welche den Abbau von Lamotrigin fördern und damit unter Umständen eine Dosiserhöhung notwendig machen sind unter anderem andere Antiepileptika (z.B. Carbamazepin, Phenytoin, Phenobarbital, Primidon), gewisse Antibiotika (z.B. Rifampicin), einige HIV-Medikamente (z.B. Lopinavir/Ritonavir, Atazanavir/Ritonavir) und orale Kontrazeptiva ("Pille"). Valproinsäure (Antiepileptikum) hemmt hingegen den Abbau von Lamotrigin und macht damit womöglich eine Dosisverringerung zur Vermeidung verstärkter Nebenwirkungen nötig.
Schwangerschaft und Stillzeit
Lamotrigin gilt als Mittel der Wahl bei Epileptikerinnen während der Schwangerschaft. Studien haben zwar gezeigt, dass das Risiko für Missbildungen beim Ungeborenen minimal erhöht ist, der Nutzen der Behandlung überwiegt. Der Wirkstoff kann in die Muttermilch übergehen. Deshalb sollte stets der Nutzen des Stillens gegen das jeweilige Risiko für den Säugling abgewogen werden.
Verkehrstüchtigkeit und Bedienen von Maschinen
Durch die Einnahme von Lamotrigin kann die Reaktionsfähigkeit stark beeinträchtigt sein. Experten empfehlen deshalb insbesondere zu Beginn der Behandlung auf die aktive Teilnahme am Straßenverkehr und das Bedienen von schweren Maschinen zu verzichten.
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