Dimethylsulfoxid (DMSO) ist eine vielseitige chemische Verbindung mit einer breiten Palette von Anwendungen, von der industriellen Nutzung bis hin zu potenziellen medizinischen Anwendungen. Obwohl DMSO in einigen Bereichen der Medizin eingesetzt wird, ist es wichtig, die wissenschaftlichen Erkenntnisse und potenziellen Risiken im Zusammenhang mit seiner Anwendung, insbesondere im Hinblick auf neurologische Erkrankungen wie Parkinson, sorgfältig zu prüfen.
Was ist DMSO?
DMSO ist ein organisches Lösungsmittel, das in der chemischen Industrie weit verbreitet ist und als Nebenprodukt bei der Holzzellstoffproduktion anfällt. Es ist aprotisch, was bedeutet, dass es keine Protonen abgeben kann (im Gegensatz zu protischen Lösungsmitteln). DMSO ist bekannt für seine Fähigkeit, die Aufnahme anderer Stoffe durch die Haut und Schleimhäute zu fördern, ein Effekt, der als Penetrationsverstärkung bezeichnet wird.
Penetrationsfördernde Wirkung
Die penetrationsfördernde Wirkung von DMSO beruht auf seiner Interaktion mit den Lipiden der Zellmembran. Diese Eigenschaft hat dazu geführt, dass DMSO in Kombination mit bestimmten Medikamenten eingesetzt wird, um deren Aufnahme zu verbessern.
- Kombination mit Zytostatika: In der Therapie von Warzen wurde eine Kombination aus DMSO und dem Zytostatikum 5-Fluoruracil erfolgreich eingesetzt, um bessere Ergebnisse zu erzielen als die alleinige Gabe von 5-Fluoruracil. Zytostatika sind Medikamente, die die Zellvermehrung hemmen und in der Chemotherapie verwendet werden.
- Kombination mit Heparin: DMSO wird auch in einigen freiverkäuflichen Präparaten mit Heparin kombiniert, um das Eindringen von Heparin ins Unterhautgewebe zu verstärken.
Pharmakologische Effekte
Neben seinen penetrationsfördernden Wirkungen besitzt DMSO auch eigene pharmakologische Effekte. Viele dieser Vorteile beruhen auf der Tatsache, dass DMSO ein Schwefeldonor ist und den Körper mit Schwefelatomen versorgt. Schwefel ist ein essentieller Bestandteil von lebenden Zellen und spielt eine wichtige Rolle bei zahlreichen antioxidativen Stoffwechselvorgängen.
- Antioxidative Wirkung: DMSO trägt zur Versorgung des Körpers mit Schwefelatomen bei, die für die Synthese von Aminosäuren und Enzymen benötigt werden, die an antioxidativen Stoffwechselvorgängen beteiligt sind.
- Entzündungshemmende Wirkung: Dimethylsulfon (MSM), ein Abbauprodukt von DMSO, hemmt den entzündungsfördernden Faktor NF-κB, wodurch die Bildung von schmerz- und entzündungsverursachenden Botenstoffen reduziert wird.
DMSO und Parkinson: Was sagt die Forschung?
Obwohl DMSO in einigen Bereichen der Medizin vielversprechend ist, gibt es derzeit keine ausreichenden wissenschaftlichen Beweise, um seine Wirksamkeit bei der Behandlung von Parkinson zu belegen. Es ist wichtig zu beachten, dass die meisten Studien, die die potenziellen Vorteile von DMSO untersucht haben, In-vitro-Studien oder Tierversuche waren. Diese Ergebnisse lassen sich nicht ohne weiteres auf den Menschen übertragen.
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Es gibt einige Hinweise darauf, dass DMSO antioxidative und entzündungshemmende Eigenschaften besitzt, die möglicherweise bei der Behandlung von neurodegenerativen Erkrankungen wie Parkinson von Nutzen sein könnten. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass weitere Forschung erforderlich ist, um diese potenziellen Vorteile zu bestätigen und die optimale Dosierung und Anwendungsweise von DMSO bei Parkinson zu bestimmen.
Mögliche Risiken und Nebenwirkungen
Die Anwendung von DMSO ist nicht ohne Risiken. Zu den möglichen Nebenwirkungen gehören:
- Knoblauchartiger Mundgeruch: DMSO kann bei manchen Menschen einen knoblauchartigen Mundgeruch verursachen.
- Hautreizungen: Die topische Anwendung von DMSO kann Hautreizungen, Rötungen und Juckreiz verursachen.
- Übelkeit, Erbrechen und Durchfall: Die orale Einnahme von DMSO kann Übelkeit, Erbrechen und Durchfall auslösen.
- Allergische Reaktionen: DMSO kann eine Histaminfreisetzung aus den Mastzellen bewirken, die mit lokalen oder generalisierten Allergien verbunden ist.
Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten
DMSO kann die Wirkung anderer Medikamente verstärken, insbesondere solcher, die über die Haut aufgenommen werden. Es ist wichtig, vor der Anwendung von DMSO einen Arzt oder Apotheker zu konsultieren, um mögliche Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten auszuschließen.
MSM als Alternative zu DMSO
Methylsulfonylmethan (MSM) ist ein Abbauprodukt von DMSO und wirkt ähnlich, indem es Schwefelatome für antioxidative Stoffe und Enzyme im Körper bereitstellt. MSM wird in der Regel besser vertragen als DMSO und eignet sich gut zur innerlichen Anwendung.
Vorteile von MSM
- Bessere Verträglichkeit: MSM wird in der Regel besser vertragen als DMSO und verursacht weniger Nebenwirkungen.
- Antioxidative Wirkung: MSM erhöht das antioxidative Potential des Körpers.
- Entzündungshemmende Wirkung: MSM hemmt den entzündungsfördernden Faktor NF-κB.
- Gelenkgesundheit: MSM verbessert die Beweglichkeit und lindert den Schmerz bei Erkrankungen der Gelenke.
Anwendung von MSM
MSM kann bei Erkrankungen der Gelenke sowohl alleine als auch in Kombination mit anderen Wirkstoffen wie Chondroitinsulfat und Glucosaminsulfat eingenommen werden. Es ist wichtig, MSM über einen längeren Zeitraum einzunehmen, um einen eindeutigen Effekt feststellen zu können.
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Wichtige Überlegungen
- Fehlende klinische Studien: Es gibt nur wenige klinische Studien, die die Wirksamkeit von DMSO bei Parkinson untersucht haben.
- Potenzielle Risiken und Nebenwirkungen: Die Anwendung von DMSO ist nicht ohne Risiken.
- Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten: DMSO kann die Wirkung anderer Medikamente verstärken.
- MSM als Alternative: MSM ist ein Abbauprodukt von DMSO, das in der Regel besser vertragen wird und ähnliche Vorteile bieten kann.
Fazit
Obwohl DMSO in einigen Bereichen der Medizin vielversprechend ist, gibt es derzeit keine ausreichenden wissenschaftlichen Beweise, um seine Wirksamkeit bei der Behandlung von Parkinson zu belegen. Es ist wichtig, die potenziellen Risiken und Nebenwirkungen von DMSO zu berücksichtigen und vor der Anwendung einen Arzt oder Apotheker zu konsultieren. MSM kann eine gut verträgliche Alternative zu DMSO sein, die ähnliche Vorteile bieten kann.
Es ist wichtig zu betonen, dass Parkinson eine komplexe Erkrankung ist, die eine umfassende Behandlung erfordert. Patienten mit Parkinson sollten sich von einem qualifizierten Arzt oder Neurologen beraten lassen, um die beste Behandlungsstrategie zu entwickeln.
Ergänzende Informationen
Arzneimittel, Medizinprodukte und Nahrungsergänzungsmittel
Es ist wichtig zu verstehen, dass DMSO je nach Produkt unter verschiedene Kategorien fallen kann:
- Arzneimittel: Stoffe oder Zubereitungen aus Stoffen, die zur Heilung, Linderung oder Verhütung von Krankheiten am Menschen oder Tieren zur Anwendung kommen.
- Medizinprodukte: Werden zu therapeutischen oder diagnostischen Zwecken verwendet, vermitteln ihre Hauptwirkung im Gegensatz zu Arzneimitteln nicht primär im Körper sondern fast immer äusserlich.
- Nahrungsergänzungsmittel: Lebensmittelprodukte, die zur ergänzenden Versorgung des menschlichen Körpers dienen und zu diesem Zweck mit Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen angereichert sind.
Rechtliche Aspekte
Der Verkauf und die Verwendung von DMSO unterliegen in einigen Ländern rechtlichen Beschränkungen. Es ist wichtig, sich über die geltenden Gesetze und Vorschriften in Ihrem Land zu informieren.
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