Druck auf Nerven: Ursachen, Symptome und Behandlungsansätze

Ein eingeklemmter Nerv kann erhebliche Beschwerden verursachen. Typische Anzeichen sind Schmerzen, Kribbeln, Taubheit oder Schwäche, meist im Rücken, Arm oder Bein. Glücklicherweise sind die Beschwerden in vielen Fällen gut behandelbar, insbesondere wenn man frühzeitig reagiert. Gezielte Bewegung, Schmerztherapie, Entlastung und mitunter eine Operation können helfen, die Symptome zu lindern.

Was ist ein eingeklemmter Nerv?

Häufig wird der Begriff "eingeklemmter Nerv" umgangssprachlich für plötzliche Schmerzen verwendet, die sich anfühlen, als hätte sich tatsächlich ein Nerv "eingeklemmt". Medizinisch gesehen handelt es sich jedoch fast nie um einen tatsächlich eingeklemmten Nerv. Eher zutreffend ist der Begriff bei Druckschäden an Nerven. Diese Druckschäden können verschiedene Ursachen haben und unterschiedliche Nerven betreffen.

Ursachen für Druck auf Nerven

Die Ursachen für Druck auf Nerven können vielfältig sein. Häufig entstehen die Beschwerden durch wiederholte Bewegungen, einseitige Belastungen oder langanhaltende Fehlhaltungen. Auch unbewusster Druck, beispielsweise im Schlaf, kann zu Nervenreizungen führen.

Einige spezifische Beispiele für Ursachen sind:

  • Wiederholte Bewegungen: Arbeiten mit ständig gebeugtem Handgelenk können beispielsweise den Karpaltunnel am Handgelenk betreffen, durch den die Beugesehnen der Finger und der Mittelnerv verlaufen.
  • Einseitige Belastungen: Diese können zu chronischen Reizzuständen und Entzündungen des Gewebes führen, wie beispielsweise bei Sehnenscheidenentzündungen oder Rheuma.
  • Fehlhaltungen: Langanhaltende Fehlhaltungen können ebenfalls Druck auf Nerven ausüben und zu Beschwerden führen.
  • Bandscheibenvorfälle: Auch bei Bandscheibenvorfällen mit Nervenschädigungen spricht man vielfach von einem eingeklemmten Nerv.
  • Mechanischer Druck: Des Weiteren ist eine Hauptursache mechanischer Druck auf den Nerv, wodurch sich dieser entzündet. Dies geschieht vor allem bei Tumoren oder dem Karpaltunnelsyndrom.

Symptome eines eingeklemmten Nervs

Ein eingeklemmter Nerv macht sich oft plötzlich bemerkbar. Es fühlt sich an, als wäre ein Arm oder Bein „eingeschlafen“.

Lesen Sie auch: Kopfschmerzen verstehen

Hauptsymptome sind:

  • Schmerzen
  • Kribbeln
  • Taubheit
  • Schwäche - meist in Rücken, Arm oder Bein
  • Missempfindungen

Diagnostik

Zunächst erfolgt eine gründliche Anamnese und körperliche Untersuchung durch einen Neurologen oder Orthopäden. Der Arzt versucht, die Ursachen mit Fragen und einer körperlichen Untersuchung herauszufinden. Eine wichtige Methode ist auch zu messen, wie leitfähig der betroffene Nerv ist. Zur Sicherung der Diagnose und Feststellung einer Nervenschädigung wird eine Nervenleitgeschwindigkeitsmessung (NLG), gegebenenfalls auch Ultraschalluntersuchung, des Nerven durchgeführt.

Behandlungsmöglichkeiten

Mit gezielter Bewegung, Schmerztherapie, Entlastung und mitunter einer OP sind die Beschwerden in vielen Fällen gut behandelbar, vor allem wenn man früh reagiert. Die Behandlung zielt einerseits auf Beseitigung der Ursache, andererseits auf eine symptomatische Symptomlinderung, zum Beispiel die effektive Beseitigung der Nervenschmerzen.

Konservative Behandlung

Im Frühstadium der Erkrankung können konservative Behandlungen, wie Schonung und Ruhigstellung (z. B. durch eine Schiene) oder entzündungshemmende Medikamente, etwa Kortisoneinspritzungen, eingesetzt werden. Auch Physiotherapie und ergotherapeutische Maßnahmen können dazu beitragen, die Symptome zu lindern und die Handfunktion zu verbessern.

Operative Behandlung

Operative Maßnahmen kommen infrage, wenn die Beschwerden trotz konservativer Behandlung bestehen bleiben. In diesen Fällen ist oft eine operative Entlastung erforderlich, um eine Verschlechterung zu verhindern. Umso wichtiger ist es, den richtigen Zeitpunkt für eine Operation nicht zu verpassen.

Lesen Sie auch: Alles Wichtige über Hirndruck

Bei der Operation beseitigt der Arzt die Verengung beziehungsweise die reizende Stelle und schafft Platz für den Nerv, damit dieser nicht weiter belastet wird. Meistens führt die Operation zu einer kompletten Erholung des Nervs. Grundsätzlich kann es sein, dass sich die neurologischen Ausfälle nach einer Operation nicht vollständig legen.

Es gibt verschiedene operative Verfahren, die je nach Art und Lokalisation des Nervenengpasssyndroms angewendet werden können:

  • Mikrochirurgische Behandlung: Bei diesem Eingriff entfernen oder lockern erfahrene Neurochirurgen mithilfe eines Operationsmikroskops vorsichtig das Gewebe, das auf den Nerv drückt.
  • Offene chirurgische Dekompression: Bei diesem Verfahren schaffen Spezialisten über einen Schnitt Zugang zum betroffenen Nerv und entfernen das den Nerv einengende Gewebe.
  • Endoskopische Dekompression: Dies ist eine minimalinvasive Alternative zur offenen Operation. Dabei führen die Neurochirurgen eine kleine Kamera (Endoskop) durch einen kleinen Schnitt ein, um den eingeengten Nerv zu erkennen und zu entlasten.

Nach einem chirurgischen Eingriff ist eine angemessene Nachsorge und Rehabilitation entscheidend für den Erfolg der Behandlung.

Spezifische Nervenengpasssyndrome

  • Karpaltunnelsyndrom: Von einem Karpaltunnelsyndrom ist die Rede, wenn der Mittelhandnerv im Karpalkanal eingeengt ist. Sollte die konservative Therapie nicht zielführend sein oder bestehen deutliche Funktionseinschränkungen der Hand, Lähmungen oder sogar schon Muskelschwund, empfehlen Experten das operative Vorgehen.
  • Kubitaltunnelsyndrom: Von einem Kubitaltunnelsyndrom wird gesprochen, wenn der Ellennerv in der Ellenrinne eingeengt ist und zu den typischen Beschwerden führt, wie meist nächtliche Missempfindungen und Schmerzen insbesondere in Klein- und Ringfinger und angrenzendem Handteller.

Polyneuropathie als mögliche Ursache

Es ist wichtig zu beachten, dass die Symptome eines eingeklemmten Nervs leicht mit anderen neurologischen Erkrankungen verwechselt werden können. Eine davon ist die Polyneuropathie.

Was ist Polyneuropathie?

Unter einer Polyneuropathie versteht man eine Gruppe von Erkrankungen, bei denen das periphere Nervensystem außerhalb des Gehirns und des Rückenmarks geschädigt ist. Die Erkrankung äußert sich durch Funktionsstörungen von Nervengruppen im peripheren Nervensystem. Betroffen sind dementsprechend ausschließlich Nerven außerhalb des Gehirns und des Rückenmarks. Besonders häufig sind dies die Nervenfasern in den Gliedmaßen, meist in den Füßen, aber auch teilweise in den inneren Organen, je nachdem, ob motorische, autonome oder sensible Nerven angegriffen sind.

Lesen Sie auch: Diagnose von Hirndruck

Ursachen von Polyneuropathie

Eine Polyneuropathie kann sich aus den unterschiedlichsten Gründen ausbilden. Häufig steht eine Stoffwechselerkrankung hinter dem Ausbruch. Aber auch Vergiftungen und Infektionen können zu einer Polyneuropathie führen. Inzwischen ist eine Vielzahl von Ursachen für das Nervenleiden entdeckt worden. Dennoch lassen sich noch immer bei einem Fünftel der Erkrankten keinerlei Krankheitsursachen nachweisen.

In Mitteleuropa steht die Zuckerkrankheit als Verursacher an erster Stelle. Etwa die Hälfte der Diabetiker entwickelt im Laufe der Krankheit eine Polyneuropathie. Das gilt sowohl für Typ-1-Diabetes wie auch für die später auftretende Typ-2-Diabetes.

Weitere wichtige Ursachen für die Entwicklung einer Polyneuropathie sind:

  • Langjähriger Alkoholmissbrauch
  • Vergiftungen z. B. durch Arsen, Blei oder Lösungsmittel
  • Infektionen z. B. Gürtelrose, Herpes simplex, Borreliose, HIV oder Pfeiffersches Drüsenfieber
  • Autoimmunerkrankungen wie das Guillain-Barré-Syndrom oder Kollagenosen
  • Schilddrüsenunterfunktion oder auch -überfunktion
  • Gicht
  • Vitamin-B12-Mangel oder -Überdosierung
  • Nierenkrankheiten
  • Lebererkrankungen
  • Karzinome
  • Nebenwirkungen von Medikamenten, z. B. bei einer Chemotherapie
  • Angeboren Erkrankungen wie HMSN

Symptome von Polyneuropathie

Von Polyneuropathie können unterschiedliche Nervenarten betroffen sein: die sensiblen Nerven, die motorischen Nerven und die autonomen Nerven. Abhängig davon, welche Nerven geschädigt sind, äußern sich nicht zuletzt auch Art und Schwere der Symptome. Die Symptome reichen von Missempfindungen oder Taubheit der Hautoberfläche bis zu Lähmungen, heftigen Schmerzattacken und Störungen von Organsystemen.

Symptome bei Schädigung der sensiblen Nerven:

Die Mehrzahl der Polyneuropathien beeinträchtigen die sogenannten sensiblen Nerven. Erste Beschwerden treten oft an Zehen und Fingern auf: Kribbeln, Brennen, Taubheitsgefühl oder stechende Schmerzen. Die Rückmeldung der Nerven auf Druck und Temperatur sowie der Tastsinn sind eingeschränkt. Oft treten die Symptome spiegelbildlich auf beiden Körperseiten auf.

Weitere typische Beschwerden, meist an den Gliedmaßen, sind:

  • Druck- oder Engegefühl
  • Körperteile fühlen sich abgeschnürt an
  • anhaltendes Kribbeln
  • stechende Schmerzen
  • ausbleibendes Schmerzgefühl bei Verletzungen
  • eingeschränktes Tastgefühl
  • Gangunsicherheit, besonders bei geschlossenen Augen
  • unangenehmes Kribbeln, wie Ameisen auf der Haut
  • Körperteile fühlen sich geschwollen an
  • brennende Schmerzen in den Füßen (Burning-Feet-Syndrom)

Symptome bei Schädigung der motorischen Nerven:

Diese Schädigungen sind seltener als die Beeinträchtigungen der sensiblen Nerven. Die Beschwerden reichen von Bewegungseinschränkungen bis zu Lähmungen, wenn der Muskel überhaupt nicht mehr angesteuert und aktiviert werden kann.

Weitere Krankheitszeichen sind typischerweise:

  • unwillkürliches Zucken von Muskelpartien
  • Krämpfe der Muskulatur
  • anhaltendes Kribbeln
  • Muskelschwäche, verminderte Belastungsfähigkeit
  • längerfristig auch Muskelschwund

Symptome bei Schädigung der autonomen Nerven:

Hier können alle Körperfunktionen gestört sein, die nicht der willentlichen Steuerung unterliegen. Ist zum Beispiel der Magen-Darm-Trakt betroffen, sind Verdauungsstörungen zu erwarten.

Weitere Symptome sind je nach dem Organ, das beeinträchtigt ist:

  • Verstopfung oder Durchfall
  • Magenlähmung
  • Störungen bei der Entleerung der Blase
  • Schwindel
  • Ohnmacht
  • ausbleibender Pupillenreflex
  • Schluckstörungen
  • Herzrhythmusstörungen oder Herzrasen
  • Blutdruckschwankungen
  • Geschwüre
  • Wassereinlagerungen im Körper
  • Impotenz
  • herabgesetzte Schweißbildung

Diagnose von Polyneuropathie

Der Arzt wird sich zunächst nach konkreten Beschwerden und Vorerkrankungen erkundigen. Er wird zudem nach eingenommenen Medikamenten und den Konsumgewohnheiten von Alkohol fragen. Auch die mögliche berufliche Belastung mit Schadstoffen und Giften ist für die Diagnose relevant.

Bei der körperlichen Untersuchung werden die Reflexe, unter anderem der Pupillen und der Achillessehne, überprüft. Der Arzt nimmt Tests der Sensorik vor, mit deren Hilfe sich der Tastsinn und die Temperaturempfindlichkeit der peripheren Nerven beurteilen lässt. Über eine Blutuntersuchung werden die Blutzucker- und Entzündungswerte bestimmt. Dazu eventuell auch Leber- und Nierenwerte, Vitamin-B12-Konzentration oder der Nachweis von Antikörpern, die auf eine Erkrankung an Borreliose hinweisen.

Via Elektroneurografie lässt sich die Nervenleitgeschwindigkeit messen. Ist sie herabgesetzt, spricht dies für eine Erkrankung an Polyneuropathie. Mittels Elektromyografie kann die Aktivität der Muskeln getestet werden. Auf diese Weise zeigen sich Beeinträchtigungen der motorischen Nerven. Ein EKG kann Schädigungen an den autonomen Nerven des Herzens aufzeigen.

Bei Bedarf nimmt der Arzt auch eine Gewebeprobe und untersucht diese mit dem Mikroskop auf krankhafte Veränderungen an den Nervenfasern. Hat der Patient Probleme beim Wasserlassen, wird meist eine Ultraschalluntersuchung der Harnblase vorgenommen, um festzustellen, ob die Entleerung der Blase richtig funktioniert. In seltenen Fällen wird auch das Erbgut auf genetische Veränderungen untersucht, um eine erblich bedingte Polyneuropathie auszuschließen.

Behandlung von Polyneuropathie

Die Therapie richtet sich nach den Ursachen, die zur Ausbildung einer Neuropathie geführt haben. Vorliegende Grunderkrankungen, wie etwa Diabetes, werden behandelt. Liegt eine Vergiftung vor, muss das Gift ausgeschieden oder deaktiviert werden. Im Fall einer alkoholischen Polyneuropathie ist es für Patienten wichtig, Enthaltsamkeit zu üben und einen Entzug durchzuführen. Beim Vorliegen eines Vitamin-B12-Mangels werden die fehlenden Vitamine in Tablettenform verabreicht.

Beschwerden, die mit der Polyneuropathie verbunden sind, lassen sich teilweise durch Medikamente lindern. Schmerztabletten, Schmerzpflaster oder krampflösende Medikamente machen vielen Patienten die Nervenschmerzen erträglicher. Epilepsi-Medikamente und Antidepressiva können Missempfindungen und anhaltende Schmerzen abmildern.

Von der Anwendung der Reizstromtherapie profitieren ebenfalls einige Betroffene. "TENS" nennt sich das Verfahren, bei dem sich die Patienten bei Schmerzattacken über Elektroden auf der Haut elektrische Impulse verabreichen können. Die leichten Stromschläge aus dem mobilen Gerät können zum Nachlassen des Schmerzes führen.

Empfehlenswert sind auch verschiedene Verfahren, die zu den physikalischen Therapien zählen. Durch Wechselbäder, Krankengymnastik sowie kalte und warme Wickel wird die Durchblutung angeregt und die Beweglichkeit gesteigert. Das kommt den geschädigten Nerven zugute und entspannt die Muskulatur. Gelähmte Muskeln können mit Elektrobehandlungen gestärkt werden. Die häufig vorkommenden Unsicherheiten beim Laufen und Stehen lassen sich teilweise durch orthopädische Schuhe oder stützende Schienen verbessern.

Homöopathie bei Polyneuropathie

Polyneuropathien können durch Stoffwechselerkrankungen, Vergiftungen und Infektionen ausgelöst werden. An erster Stelle steht daher die Behandlung der Grunderkrankung. Eine homöopathische Therapie erfolgt meist zur Linderung von Beschwerden, wie Schmerzen, Missempfindungen und Kribbeln der Haut. Der Einsatz der jeweiligen Arzneimittel sollte unbedingt mit dem behandelnden Mediziner koordiniert werden. Gegen die unterschiedlichen Symptome, die von einer Polyneuropathie ausgehen können, werden folgende homöopathische Mittel empfohlen (Auswahl):

  • Aconitum: bei brennenden und stechenden Nervenschmerzen
  • Agaricus muscarius: bei Taubheit, Kribbeln und Missempfindungen
  • Spigelia: bei regelmäßig auftretenden Schmerzen
  • Verbascum: bei akut auftretenden Nervenschmerzen
  • Cina: bei erhöhten Reizzuständen und Muskelkrämpfen
  • Kalium phosphoricum, Magnesium phosphoricum und Zincum chloratum (auch "Schmerztrias" genannt): zur Beruhigung von Nervensystem und Muskulatur

Akupunktur bei Polyneuropathie

Akupunktur ist inzwischen eine bewährte Therapie, die bei Polyneuropathie begleitend auch im Rahmen der schulmedizinischen Behandlung empfohlen wird. Von der gezielten Stimulierung der Nervenbahnen scheinen gerade Patienten mit dieser Erkrankung in besonderem Maße zu profitieren. Der Einsatz der Akupunkturnadeln kann bei Sensibilitätsstörungen und Nervenschmerzen Beschwerden erheblich abmildern. Durch die Impulse der Einstiche sollen Blockaden und Störungen des Energieflusses im Körper gelöst werden. Spürbare Erfolge der Behandlung zeigen sich meist nach einer Serie von Akupunkturbehandlungen.

Polyneuropathie bei Diabetikern

Diabetes (sowohl Typ 1 als auch Typ 2) ist in Mitteleuropa die häufigste Ursache einer Polyneuropathie. Bis zu fünfzig Prozent der Zuckerkranken leiden im Verlauf der Krankheit unter diabetischer Polyneuropathie. Hauptsächlich treten Schäden an den sensiblen Nerven auf. Hier sind es die Füße, die besonders betroffen sind. Durch das herabgesetzte Schmerzempfinden werden kleinere Verletzungen nicht bemerkt. Das kann rasch zu Problemen führen, weil die Wundheilung bei Diabetes krankheitsbedingt ohnehin nur sehr langsam verläuft. Die nachlassende Sensibilität an den Fußsohlen führt zu Gangunsicherheiten. Es können sich brennende Schmerzen, unangenehmes Kribbeln oder Taubheitsgefühle einstellen.

Was kann ich selbst tun?

Wer unter Polyneuropathie leidet, sollte die ärztlichen Anweisungen zur Therapie der zugrundeliegenden Erkrankung genau befolgen. Für Diabetiker zum Beispiel ist es wichtig, akribisch auf die Einhaltung gut eingestellter Blutzuckerwerte zu achten. Hilfreich sind zudem physio- und ergotherapeutische Übungen, die auch in Eigeninitiative durchgeführt werden können. Sie verbessern Gleichgewichtssinn und Gangsicherheit. Patienten mit eingeschränkter Muskelfunktion sollten Kraft- und Ausdauertraining nutzen, um die Muskelkraft zu verbessern. Diese Empfehlung gilt ebenfalls für Patienten, die nach einer Chemotherapie unter Einschränkungen der Körperkraft und Ausdauer leiden.

Nervenentzündung (Neuritis)

Als Neuritis bezeichnen Mediziner eine häufig mit Schmerzen verbundene Entzündung der Nerven. Es können sowohl die peripheren (außerhalb des zentralen Nervensystems liegende) Nerven als auch die Hirnnerven betroffen sein. Werden Nerven gereizt oder entzünden sie sich, können verschiedene Beschwerden auftreten. Diese sind auch abhängig davon, welcher Nerv betroffen ist. Ausfällen von Körperfunktionen reicht.

Ursachen von Nervenentzündungen

Die Gründe für die Entstehung von Nervenentzündungen sind vielfältig. Des Weiteren ist eine Hauptursache mechanischer Druck auf den Nerv, wodurch sich dieser entzündet. Dies geschieht vor allem bei einem Bandscheibenvorfall, Tumoren oder dem Karpaltunnelsyndrom.

Diagnose von Nervenentzündungen

Wenn Sie unter Missempfindungen, Taubheitsgefühlen und Nervenschmerzen leiden, sollten Sie unbedingt einen Arzt aufsuchen. Bei einem solchen Anliegen ist der Allgemeinarzt eine gute erste Anlaufstelle. Er kann Sie dann - etwa bei Verdacht auf eine entzündliche Nervenschädigung - an einen Neurologen verweisen.

Zunächst beginnt der behandelnde Arzt mit einer ausführlichen Befragung (Anamnese) des Patienten. Der Mediziner möchte hier vor allem wissen, wann und wo genau die Beschwerden auftreten, wie lange diese schon bestehen (hier ist zum Beispiel ein zuvor erstelltes „Schmerztagebuch“ hilfreich) und ob es Vorerkrankung bei dem Betroffenen selbst oder in der Familie gab.

Sobald diese Fragen geklärt sind, beginnt die neurologische Untersuchung. Dabei werden verschiedene Überprüfungstests durchgeführt.

Im Rahmen der neurologischen Untersuchungen werden verschiedene Überprüfungstests durchgeführt:

  • Sinneswahrnehmungen: Dazu zählen beispielsweise Tast-, Hör-, Seh-, Riech- und Geschmackstests.
  • Mimik und Augenbewegung: Der Patient soll bestimmte Bewegungen ausführen.
  • Motorische Fähigkeiten: Der Mediziner prüft die Motorik, Koordination und Reflexe. Beispiel: Er schlägt mit einem kleinen Reflexhammer vorsichtig auf eine Sehne, woraufhin eine Reaktion in Form einer Muskelkontraktion folgen sollte.
  • Sonstige Körperfunktionen: Hier untersucht der Arzt den Herzschlag, die Atmung, Schweißproduktion und Verdauung.

Bei Verdacht auf eine Nervenentzündung mit Nervenschmerzen besteht des Weiteren die Option, das Blut auf Erreger einer Infektion zu untersuchen. In eher seltenen Fällen wird Liquor (Gehirn- beziehungsweise Rückenmarksflüssigkeit) über eine Lumbalpunktion im Lendenbereich entnommen und im Labor überprüft.

Bildgebende Verfahren wie eine Magnetresonanztomographie (MRT) können Entzündungsherde im zentralen Nervensystem zeigen. Die Messung der Nervenleitgeschwindigkeit via Elektroneurographie gehört ebenfalls zu den Untersuchungsmöglichkeiten eines Neurologen.

Behandlung von Nervenentzündungen

Wenn der Arzt eine Nervenentzündung beziehungsweise Nervenschmerzen diagnostiziert, wird er mit Ihnen die Möglichkeiten der Behandlung besprechen. Um sich ausreichend auskurieren zu können, stellt der Mediziner üblicherweise eine Krankschreibung aus. Die Frage, wie lange man bei Nervenentzündungen daheimbleiben sollte, lässt sich jedoch pauschal nicht beantworten, da die Zeit abhängig von der Ursache und der Stärke der Beschwerden ist.

Können Erreger wie Viren oder Bakterien für die Entzündung der Nerven verantwortlich gemacht werden - etwa bei einer Gehirnentzündung (Enzephalitis), Masern und Mumps oder Borreliose - erfolgt die Behandlung mit der entsprechenden Medikation. Gegen bakterielle Infektionen verschreiben Mediziner oftmals Antibiotika. Bei einem Virenbefall ist dieses Medikament jedoch wirkungslos, hier kommen antivirale Arzneien (Virostatika) zum Einsatz.

Schmerzmedikation

  • Opioid-Analgetika. Unter Ersteren versteht man „einfache“ Schmerzmittel mit Wirkstoffen wie Acetylsalicylsäure (ASS), Paracetamol oder Ibuprofen. Durch das Blockieren des sogenannten COX-Enzyms reduzieren sie die Produktion der Prostaglandine, also bestimmter chemischer Verbindungen, die an der Schmerzentstehung beteiligt sind. Ihre Wirkung bei Nervenschmerzen wird von Experten aber eher als gering eingestuft.
  • Bei schweren und akuten Schmerzen kommen rezeptpflichtige Opioide zum Einsatz, die im zentralen Nervensystem wirken. Sie docken an sogenannte Opioid-Rezeptoren an und hindern so die Nervenzellen an der Schmerzweiterleitung. Bei der Behandlung von Nervenschmerzen mit Opioiden wird ein körpereigener Prozess genutzt: Der Körper bildet bei unerträglichem Schmerz kurzfristig selbst Opioide - diese sind besser unter der Bezeichnung Endorphine bekannt.

Alternative Schmerzmedikamente kommen oftmals auch aus der Epilepsie- oder Depressions-Therapie. Dazu zählen beispielsweise Antikonvulsiva oder Antidepressiva. Wie der Körper auf die verschiedenen Präparate zur Schmerzbekämpfung reagiert, ist sehr individuell.

Von außen können Pflaster oder Salben mit einem Lokalanästhetikum (lokal betäubend wirkendes Mittel) vor allem Schmerzen unmittelbar unter der Haut lindern. Ein häufig enthaltener Wirkstoff ist beispielswiese Lidocain.

Teil der Behandlung ist auch die durch den Arzt kontrollierte Absetzung beziehungsweise Ersetzung von Medikamenten, die als potenzielle Nebenwirkung zu Nervenschädigungen führen können.

Weitere Behandlungsmethoden

Im Falle einer verletzungs- oder druckbedingten Nervenentzündung, beispielsweise nach einem Unfall oder bei einem Karpaltunnelsyndrom, kann der Mediziner einen chirurgischen Eingriff in Betracht ziehen. Bei einer Operation beseitigt der Arzt die Verengung beziehungsweise die reizende Stelle und schafft Platz für den Nerv, damit dieser nicht weiter belastet wird.

tags: #Druck #auf #Nerven #Ursachen #Symptome #Behandlung