Durchblutungsstörung Gehirn: Diagnose, Ursachen, Risikofaktoren und Behandlung

Einführung

Etwa 350.000 Deutsche erleiden jährlich einen Schlaganfall (Apoplex). Jeder fünfte Betroffene stirbt innerhalb der ersten vier Wochen nach einem Apoplex, ein Drittel der Überlebenden bleibt pflegebedürftig. Die meisten Betroffenen sind über 65 Jahre alt. Der Schlaganfall rangiert unter den 3 Haupt-Todesursachen westlicher Industrienationen und stellt die häufigste Ursache einer Pflegebedürftigkeit im Erwachsenenalter dar. Die Bezeichnung Schlaganfall impliziert, dass es sich um ein sehr plötzliches Ereignis handelt. Dennoch kommt ein Schlaganfall bei genauer Betrachtung meist nicht völlig unverhofft. Fast immer treten Monate vorher bereits Warnsignale auf - die vom Patienten jedoch nicht ernst genommen werden. Der informierte Patient hat hingegen Gelegenheit, durch Früherkennung dem drohenden Infarktes vorzubeugen. Bereits die Untersuchung seines Risikoprofils (besonderer Faktoren, die die Wahrscheinlichkeit eines Schlaganfalles nach der Statistik begünstigen) kann wirksame Behandlungen einleiten, bevor gefährliche Durchblutungsstörungen eintreten.

Was ist eine Durchblutungsstörung im Gehirn?

Eine Durchblutungsstörung im Gehirn, auch zerebrale Ischämie genannt, liegt vor, wenn das Gehirn nicht mehr ausreichend mit Blut, Sauerstoff und Nährstoffen versorgt wird. Die ausreichende Versorgung des Gehirns mit Sauerstoff ist dadurch nur noch eingeschränkt oder überhaupt nicht mehr möglich. Das kann akut, z. B. durch ein Blutgerinnsel, oder schleichend durch verengte Gefäße passieren. Je nach Ausprägung der Krankheit tritt diese dabei schleichend oder akut auf. Akute Störungen führen anfangs oftmals zu Empfindungs- und Wahrnehmungsstörungen und verursachen innerhalb weniger Minuten oder Stunden ischämische Attacken oder gar Schlaganfälle. Im Gegensatz dazu werden schleichende Erkrankungen häufig erst relativ spät erkannt.

Wenn der Blutstrom unterbrochen wird, fehlen den Gehirnzellen lebensnotwendige Substanzen, allen voran Sauerstoff (Reserve: nur wenige Minuten) und Glucose. Die Gehirnzellen der betroffenen Region verlieren ihre Funktionsfähigkeit und sterben ab. Für die Symptome ist die Geschwindigkeit der Schädigung, die Region und das Ausmaß entscheidend. Bei sehr allmählich einsetzenden Durchblutungsstörungen (Monate) kann das Gehirn durch Umgehungskreisläufe "gegenregeln", bei plötzlichem und völligem Verschluß einer Arterie keinesfalls. Das Gehirn konzentriert viele Funktionen in besonderen Strukturen. Je nach Lokalisation und Ausprägung der Schädigung sind einzelne oder mehrere, bestimmte Funktionen (motorische Kraft, Empfindungen, Sinneswahrnehmungen, Denkvermögen usw.) betroffen. Der erfahrene Arzt kann von den Symptomen auf die betroffene Region schließen.

Ursachen von Schlaganfällen

Schlaganfälle ("Gehirnschläge") können drei Ursachen haben: Thrombose, Embolie oder Blutung.

  • Thrombose: 40 - 50 % aller Schlaganfälle entwickeln sich infolge einer Thrombose. Dies ist eine Gefäßverstopfung durch Blutgerinnsel, die sich an einer meist atherosklerotisch stark vorgeschädigten Stelle der Gefäßwand bildet. Begünstigend sind Phasen verminderter Kreislaufaktivität (z.B. Schlaf, niedriger Blutdruck), jedoch auch eine erhöhte Gerinnungsneigung des Blutes (z.B.: Flüssigkeitsmangel). Als Folge entsteht eine Mangeldurchblutung jenseits des Verschlusses.
  • Embolie: 30 - 35 % aller Schlaganfälle werden durch einen Embolus (Blutgerinnsel) ausgelöst. Im Unterschied zur Thrombose wird der Embolus an anderer Stelle gebildet - meist im Herzen, z.B. bei Herzrhythmusstörungen - und mit dem Blutstrom verschleppt. Er bleibt dort hängen, wo sein Durchmesser dem des Gefäßes entspricht. Die Folge ist eine sehr abrupte Unterbrechung der Blutversorgung.
  • Hirnblutung (Hämorrhagie): 20 - 25 % der Schlaganfälle werden durch den Austritt von Blut aus einer Hirnarterie verursacht. Meist sind unerkannte Schwachstellen oder Fehlbildungen der Hirnarterien ursächlich (z.B.: Aneurysma = Aussackung). Hirnblutungen werden durch Bluthochdruck und verminderte Gerinnungsfähigkeit des Blutes (z.B. medikamentöse "Blutverdünnung") begünstigt, ferner durch intrazerebrale venöse Stauung (z.B. "Sinusvenenthrombose").

Insgesamt ereignen sich 95% aller plötzlich auftretenden neurologischen Defizite aufgrund einer vaskulären (gefäßbezogenen) Ursache. In 50% handelt es sich um extrakranielle (außerhalb des Schädels gelegene) Gefäßschäden. Demgegenüber sind Enzephalitiden (Hirnentzündungen), Migräne, metabolische Störungen, Hirnödem, Tumor, Gasembolie oder psychische Ursachen seltene Ursachen für schlaganfallähnliche Störungen.

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Risikofaktoren für Durchblutungsstörungen im Gehirn

Ein Risikofaktor ist ein Umstand oder eine Verhaltensweise, die häufiger bei Menschen mit Schlaganfall auftreten als bei anderen. Ein Risikofaktor bedeutet nicht, daß Sie einen Schlaganfall erleiden werden, und die Behandlung oder Eliminierung eines Risikofaktors bedeutet auch nicht, daß man damit einen Schlaganfall sicher vermeiden kann. Das Risiko für einen Schlaganfall nimmt allerdings mit der Zahl und der Schwere der Risikofaktoren zu. Daher bietet sich hier ein sinnvoller Ansatz zur Vorsorge und Behandlung.

Der erhöhte Blutdruck (Hypertension) ist bei Weitem der wichtigste Risikofaktor für den Schlaganfall. Senkt man bei erhöhtem Blutdruck den systolischen (oberen) Blutdruckwert um nur 10 mm Hg, so läßt sich damit das Schlaganfallrisiko statistisch um etwa ein Drittel verringern.

Ale weitere Risikofaktoren sind zu nennen: Erhöhte Fibrinogenspiegel (ein Bestandteil des Blutgerinnungssystems), Diabetes mellitus (erhöhte Blutzuckerspiegel), Rauchen, sowie Lipoprotein A (eine Untergruppe des LDL - Cholesterins). Nachgeordnet finden sich viele weitere Faktoren, so z.B. ein erniedrigtes HDL - Cholesterin, körperliche Inaktivität, Adipositas, Ovulationshemmer (insbesondere in Verbindung mit Rauchen), hoher Alkoholkonsum, sowie natürlich höheres Alter. Für die Entstehung von Embolien sind oft Herzrhytmusstörungen oder eine Herzmuskelschwäche ursächlich (Blutklumpenbildung im Herzen). Im Rahmen der Erkenntnis, daß entzündliche Veränderungen (z.B. durch Chlamydien-Infektion) bei der Entstehung von gefährlichen Gefäßablagerungen mitwirken, kann auch das sog. C-reaktive Protein (CRP) als Entzündungs-Marker bestimmt werden.

Die Hauptrisiken für die vaskuläre Demenz sind kardiovaskuläre sowie metabolische Vorerkrankungen. Sie betreffen das Herz-Kreislauf-System und/oder den Stoffwechsel. Solche Risikofaktoren, die unbedingt behandelt werden sollten, sind:

  • Bluthochdruck
  • Starkes Übergewicht (Adipositas)
  • Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus)
  • Veränderter Fettstoffwechsel - insbesondere ein erhöhter LDL-Cholesterinspiegel
  • bestimmte Herzkrankheiten wie Vorhofflimmern, koronare Herzkrankheit oder Herzschwäche

Auch Bewegungsmangel, Rauchen und ungesunde Ernährung können zur Entwicklung einer vaskulären Demenz beitragen.

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Viele Ursachen von Durchblutungsstörungen im Gehirn sind beeinflussbar - etwa durch einen gesunden Lebensstil, die gezielte Einnahme unterstützender Nahrungsergänzungsmittel und das Meiden bekannter Risikofaktoren. In manchen Fällen spielen jedoch auch genetische Veranlagungen eine Rolle.

Vorboten eines Schlaganfalls

Im Rahmen einer Herzerkrankung oder einer Atherosklerose können kleine Blutklümpchen, Fettkristalle oder -tröpfchen winzige Hirnarterien verlegen und somit zu minimalen Störungen in den betreffenden Hirngebieten führen. Ebenfalls infolge einer Atherosklerose kann auch der Zustrom durch größere hirnzuführender Arterien durch eine zunehmende Engstelle behindert werden, und vorübergehende Durchblutungsstörungen hervorrufen. Dies ist die "transitorische ischämische Attacke" (TIA).

Folgende Warnsignale können ein Hinweis darauf sein, dass ein Schlaganfall droht:

  • plötzliche Lähmung, Schwäche oder Empfindungsstörung im Bereich von Gesicht, Arm, Bein oder einer Seite des Körpers
  • plötzliche (meist einseitige) Sehminderung, Sehfeldbegrenzung, Doppelbilder
  • plötzliche Schwierigkeiten, zu sprechen oder Sprache zu verstehen
  • plötzliche Hör-, Geschmacks- oder Schluckstörungen
  • plötzliche starke Kopfschmerzen ohne plausible Ursache
  • plötzlicher unerklärlicher Schwindel, Gangunsicherheit, Schwanken oder gar Umkippen
  • erhebliche Müdigkeit ohne gegebenen Anlass

Die Symptome bestehen oft nur sehr kurze Zeit und verschwinden wieder - vermeintlich folgenlos. Deshalb werden sie häufig als harmlos abgetan. Diese Fehleinschätzung ist jedoch fatal! Ein Schlaganfall ist sozusagen eine Zeitbombe mit unbekanntem Zündungszeitpunkt, die nach Möglichkeit entschärft werden sollte! Also: Wer eines dieser Anzeichen bei sich selber, Angehörigen, Freunden und Kollegen wahrnimmt, sollte sofort an die Notwendigkeit einer ärztlichen Untersuchung denken!

Viele Betroffene haben vor dem eigentlichen Schlaganfall sogenannte „stille Warnsignale“, z. B. in Form einer transitorisch ischämischen Attacke. Dabei handelt es sich um einen kurzzeitigen Durchblutungsstopp, bei dem die Symptome, wie Sprachstörungen, Sehverlust oder Taubheit, innerhalb weniger Minuten bis Stunden wieder verschwinden.

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Symptome von Durchblutungsstörungen im Gehirn

Durchblutungsstörungen im Gehirn machen sich durch eine Vielzahl von Symptomen bemerkbar. So können einfache Sehstörungen oder auch Schwindel ein Hinweis auf eine Durchblutungsstörung sein. Durchblutungsstörungen können im gesamten Körper auftreten. Eine Durchblutungsstörung im Kopf äußert sich jedoch nicht einfach durch eine kalte Nasenspitze - die Symptome sind oft eher mentaler Art. Das Gehirn ist auf eine gleichmäßige und ausreichende Blutversorgung angewiesen, um seine komplexen Funktionen aufrechtzuerhalten.

Altersbedingte Durchblutungsstörungen im Gehirn, auch als zerebrovaskuläre Erkrankungen bekannt, können verschiedene Symptome verursachen:

  • Gedächtnisprobleme: Ein nachlassendes Gedächtnis, insbesondere Schwierigkeiten beim Erinnern an kürzlich erlebte Ereignisse oder das Vergessen von wichtigen Terminen. Beispiel: Schwierigkeiten, sich an kürzlich erlebte Ereignisse oder Informationen zu erinnern, vergesslich sein, regelmäßiges Wiederholen von Fragen.
  • Konzentrationsstörungen: Schwierigkeiten, sich auf Aufgaben zu konzentrieren, komplexe Informationen zu verarbeiten oder Aufgaben zu organisieren, leicht ablenkbar sein, oder Probleme beim Lesen oder Verstehen von Texten zu haben.
  • Schwindel: Ein Gefühl der Desorientierung oder Schwindel, insbesondere beim Aufstehen oder Drehen des Kopfes, Instabilität oder ein Drehschwindel, insbesondere beim Aufstehen oder Ändern der Position.
  • Kopfschmerzen: Unregelmäßige Kopfschmerzen, die sich von üblichen Spannungskopfschmerzen unterscheiden können. Häufig auftretende Kopfschmerzen, die möglicherweise von Migräneanfällen begleitet werden können.
  • Gleichgewichtsprobleme: Schwierigkeiten beim Gehen oder Stehen, Instabilität und ein erhöhtes Sturzrisiko. Schwierigkeiten, das Gleichgewicht zu halten.
  • Sprachprobleme: Veränderungen in der Sprachfähigkeit, wie Schwierigkeiten beim Finden von Worten, Verwechseln von Wörtern oder undeutliche Aussprache. Vergesslichkeit von Wörtern, Schwierigkeiten beim Formulieren von Sätzen, ungewöhnliche Artikulation.
  • Lähmungen: In schweren Fällen können Durchblutungsstörungen zu Lähmungen oder Muskelschwäche führen, insbesondere auf einer Körperseite. Schwierigkeiten beim Bewegen bestimmter Körperteile, Kraftverlust in den Armen oder Beinen, eingeschränkte Mobilität.

Diese Symptome weisen nicht notwendigerweise ausschließlich auf altersbedingte Durchblutungsstörungen hin, sondern können auch andere Ursachen haben. Bei Verdacht auf derartige Probleme sollte eine umfassende ärztliche Untersuchung erfolgen, um eine genaue Diagnose zu stellen und geeignete Maßnahmen einzuleiten.

Stadien der zerebrovaskulären Insuffizienz

Unter klinischen Gesichtspunkten spricht man von einer "zerebrovaskulären Insuffizienz". Sie kann in Stadien eingeteilt werden, wobei unter Medizinern einige Abkürzungen gebräuchlich sind:

  • I: asymptomatisch
  • IIa: TIA (= transitorische ischämische Attacke, innerhalb 24 h voll reversibel)
  • IIb: PRIND (= prolongiert/partiell reversibles ischämisch - neurologisches Defizit, Restdefizit verbleibt)
  • III: ischämischer Schlaganfall (ohne Bewusstseinsverlust)
  • IV: PS (= progredienter Schlaganfall; dauerhaftes neurologisches Defizit, z. T. Bewusstseinsstörungen)

Bildet sich infolge einer Minderperfusion eine zerebrale Nekrose, so nennt man dies Hirninfarkt. Der Infarkt ist das "Endstadium" einer Durchblutungsstörung. Folgeereignisse in anderen Arealen sind nicht auszuschließen. 70% der Infarkte betreffen das Versorgungsgebiet der sog. Arteria cerebri media.

Wie kann man feststellen, ob das Gehirn schlecht durchblutet ist?

Eine sichere Diagnose erfolgt durch eine neurologische Untersuchung und bildgebende Verfahren wie MRT (mit spezieller Durchblutungsmessung), CT oder Doppler-Ultraschall der hirnversorgenden Gefäße.

Ziel der Diagnostik ist, bereits die Frühstadien von Schlaganfall-begünstigenden Gefäßerkrankungen festzustellen, um rechtzeitig Gegenmaßnahmen einzuleiten. Während am Beginn Befragung und körperliche Untersuchung sowie die "einfachen" diagnostischen Methoden wie Blutdruckmessung und Laboruntersuchungen stehen, folgen danach apparative Techniken für die exakte Statuserhebung und Diagnose.

Ultraschall

Die Beschaffenheit der Arterien, insbesondere der großen Arterien im Halsbereich, kann sehr gut mittels Ultraschall beurteilt werden. Die Farbdopplersonographie zeigt Gefäßwände, Blutfüllung und Strömungseigenschaften zugleich an. In frühen Stadien einer Atherosklerose - Jahre oder Jahrzehnte vor den ersten Symptomen! - misst man bereits eine Verdickung der Gefäßinnenschicht (Intima). Mit Spezialsonden können per Hautkontakt sogar Gefäße tief im Inneren des Schädels untersucht werden (transkranieller Doppler bzw. Farbdoppler). Ultraschalltechniken dienen auch am Herzen zur Suche nach Thromben und Herzfehlern (Echokardiographie). Rhythmusstörungen werden in EKG und Langzeit - EKG dargestellt.

Magnetresonanztomographie (MRT)

Das Gehirn selbst kann bildgebend sehr aussagestark mit MR - Techniken (MR = Magnetresonanz; synonym: Kernspin) untersucht werden. Areale mit frischen oder chronischen Durchblutungsstörungen sind gut erkennbar. Zugleich können die Hirngefäße bildlich dargestellt werden. Diese Methode ist zwar in vielen Zentren verfügbar, jedoch nur selten rund um die Uhr für Notfalleinsätze besetzt.

Computertomographie (CT)

Eine ähnliche Untersuchung des Schädels ist die Computertomographie (CT, Röntgenverfahren). Sie zeigt frühe Infarktstadien und Blutungen sehr sensibel. Bei Unfällen (sog. Schädel-Hirn-Traumen) ist dies die Standardmethode der Primärdiagnostik.

Angiographie

Die gegenwärtig aussagekräftigste Methode zur Darstellung der Gefäße des Halses und des Hirngebietes ist die Angiographie. Sie erfolgt heute in digitaler Subtraktionstechnik, die eine erhebliche Reduktion der Strahlendosis bei hervorragender Detailerkennbarkeit gestattet. Über eine Punktion im Leistenbereich (in lokaler Schmerzfreiheit) wird ein spezieller Miniaturschlauch ("Katheter") bis in die Brustschlagader vorgeschoben und hierüber Kontrastmittel eingebracht, welches die Gefäße im Röntgenbild erkennbar macht. Bei Erfordernis kann mit noch weiter miniaturisierten Systemen bis in einzelne, kleine und kleinste Gefäße des Hirngebietes ("selektiv") weiter untersucht werden.

Über alle Untersuchungen, die spezielle Risiken tragen - und sei es nur die Anwendung von Magnetwellen - erhält der Patient eine spezielle schriftliche Aufklärung, d.h. eine detaillierte Information, der ein Gespräch mit dem Behandler folgt. Nur bei bewusstlosen oder nicht reaktionsfähigen Patienten darf von der "Aufklärung" abgesehen werden, wenn eine Maßnahme keinen Aufschub duldet.

Behandlung von Durchblutungsstörungen im Gehirn

Die Behandlung einer Durchblutungsstörung im Gehirn richtet sich nach deren Ursache. Die Medizin unterscheidet hierbei zwischen akuten und vorbeugenden Maßnahmen sowie Rehabilitationsbehandlungen.

Akutbehandlung

Bei einer akuten Erkrankung versucht der Arzt initial das Gehirn vor weiteren Schäden zu bewahren. Der Behandlungsansatz ist abhängig von der Art der Erkrankung. Es wird zwischen einem ischämischen Schlaganfall und einem hämorrhagischen Schlaganfall unterschieden. Ist die Ursache ein ischämischer Schlaganfall, versuchen Ärzte in der Regel, das Blutgerinnsel (Embolie) möglichst schnell aufzulösen. Bei einer Hirnblutung wird wiederum meist eine Operation durchgeführt.

Ein Schlaganfall ist ein Notfall, daher sollte sofort der Rettungsdienst gerufen und eine Krankenhauseinweisung veranlasst werden. Bei sofortiger Behandlung lässt sich der Schaden im Gehirn begrenzen. Die Art der Behandlung richtet sich nach der Entstehungsweise des Schlaganfalls. Ist die Ursache ein Blutgerinnsel im Gehirn selbst oder in einem der großen, hirnversorgenden Blutgefäße, so kann bei Erfordernis entweder die Verstopfung mit einer Lysetherapie (hochwirksame Medikamente, die über kleine Schläuche direkt in die Verstopfung gegeben werden; Risiko: Blutungen) oder je nach Lage ggf. auch operativ beseitigt werden. Verschleppte feste Gefäßablagerungen, Fettkristalle oder -tröpfchen sind auf diese Weise nicht zu entfernen, so dass nur eine Begleitbehandlung (Vermeidung einer Gehirnschwellung, Blutdruckregulation) bleiben. Wenn die Ursache eine Hirnblutung ist, muss diese rasch gestillt werden (Blutdrucksenkung, Beeinflussung der Blutgerinnung). Ist sehr viel Blut ausgetreten, kann eine operative Ausräumung zur Entlastung erforderlich werden. Dies geht umso einfacher, je weiter außen gelegen und je umschriebener die Blutung war.

Vorbeugende Maßnahmen

Je früher ein Risikofaktor für einen Schlaganfall behandelt wird, desto eher läßt sich das fatale Geschehen abwenden. Alle genannten Risikofaktoren sind behandelbar: Blutdrucksenkung, Normalisierung der Blutfette, Gewichtsreduktion, Behandlung einer Herzerkrankung, Aufgabe von Rauchgewohnheiten. Die Kunst des Therapeuten ist es, diese Maßnahmen so durchzuführen, daß der Patient an Lebensqualität spürbar gewinnt. Nur dies sichert die langfristige Beständigkeit der Maßnahmen und ihrer Wirkung.

Um die Verklumpungsneigung von Blutplättchen zu vermindern, eignet sich u.a der Wirkstoff Acetylsalicylsäure (ASS, Produkt: z.B. Schon mit geringen Mengen ASS (100 - 200 mg pro Tag) sinkt das Schlaganfallrisiko um bis zu 20 Prozent. Der neue Wirkstoff Clopidogrel (z.B. Plavix ®) ist noch etwas wirksamer, jedoch auch wesentlich teurer. Bei Patienten mit einem besonders hohen Embolie- und Apoplexrisiko (z.B. nachgewiesene Thromben im Herzen oder vorausgegangene Arterienverschlüsse) bevorzugen die meisten Ärzte die "Blutverdünnung" mit einem Medikament, das die Gerinnungsfähigkeit des Blutes wesentlich herabsetzt (z.B. Marcumar ®). Ist eine höhergradige Stenose (Engstelle) an einem Blutgefäß am Hals Ursache eines Schlaganfall - Vorbotens, sollte diese durch eine Operation oder "Schlüsselloch - Techniken" (Ballondilatation, Stenting) beseitigt werden.

Die frühzeitige Behandlung risikobehafteter Vorerkrankungen wie Bluthochdruck, Diabetes mellitus oder Adipositas ist ein entscheidender Beitrag zur Demenzvorsorge.

Darüber hinaus ist es wichtig, mit seinem persönlichen Lebensstil zur Gesundheit des Herz-Kreislauf-Systems beizutragen: ausgewogene Ernährung, körperliche Bewegung, nicht rauchen. Außerdem wird zur allgemeinen Demenzvorbeugung ein geistig und sozial aktives Leben empfohlen.

Schon kleine Veränderungen im Alltag helfen:

  • Pflanzliche Mittel wie Pycnogenol oder Aescin: können die Mikrozirkulation und Gefäßgesundheit zusätzlich unterstützen
  • Tägliche Bewegung: z. B. Spaziergänge, Yoga oder Radfahren

Rehabilitation

Kommt es im Zuge einer Durchblutungsstörung des Gehirns zu einem Schlaganfall, steht dem Patienten nach der ärztlichen Notversorgung ein breites Spektrum an Therapie- und Rehabilitationsmaßnahmen zur Verfügung. Die Behandlung richtet sich nach der Ursache sowie der Lokalisation des Schadens. Die Therapie ist zudem immer individuell und zielt darauf auf, dass der Patient größtmögliche Selbstständigkeit erlangt. Je nach gesundheitlicher Verfassung und Schweregrad der Folgeschäden, sind unterschiedliche Reha-Maßnahmen möglich, die die Einschränkungen des Patienten berücksichtigen.

Den Anfang einer jeden Reha bildet das Erstgespräch, in dem der Arzt gemeinsam mit dem Patienten persönliche Ziele festlegt. Zu den gängigsten Rehabilitationsmaßnahmen zählen Therapien aus den Bereichen der Physiotherapie, der Logopädie, der Ergotherapie sowie der Sporttherapie. Ergänzt werden diese Maßnahmen zudem oftmals durch aktivierende Pflegekonzepte sowie Ernährungsberatungen und Schulungen hinsichtlich des Lebensstils. Je nach Gesundheitszustand des Patienten kann der Arzt zudem auch neuropsychologische Maßnahmen verordnen. Im Zuge dieser Therapien erlernen Patienten den besseren Umgang mit ihrer Erkrankung und etwaigen Folgeschäden.

Die Rehabilitation nach einem Schlaganfall erfordert Geduld und Ausdauer. Viele Patienten stehen vor der Aufgabe, das Sprechen und Gehen wieder neu zu erlernen und die geschwächte Muskulatur zu kräftigen. Ob eine Rehabilitation ambulant oder stationär durchgeführt wird, richtet sich nach dem allgemeinen Gesundheitszustand des Patienten, den Lebensumständen sowie dessen Wünschen.

Die Zeitdauer einer ambulanten Reha ist zeitlich meist nicht begrenzt und umfasst neben Rehabilitationsmaßnahmen auch eine Reihe vorbeugender Konzepte, um erneute Schlaganfälle zu vermeiden. Im Gegensatz dazu ist eine stationäre Reha zeitlich beschränkt. Der Aufenthalt dauert in der Regel drei bis vier Wochen, wobei eine Verlängerung bei Bedarf auf Antrag möglich ist. Eine stationäre Aufnahme in eine weiterführende Reha-Klinik ist nur möglich, wenn der zuständige Kostenträger dem Aufenthalt zustimmt.

Eine neurologische Rehabilitation zielt darauf ab, geistige Fähigkeiten und Aktivitäten des täglichen Lebens zu fördern. Weitere Therapiemaßnahmen, etwa im Rahmen einer Bewegungstherapie, orientieren sich an den individuellen Krankheitsanzeichen. Zum Beispiel Gehhilfen bei Gangstörungen, Toilettentraining oder eine Schlucktherapie.

Leben mit vaskulärer Demenz

Es gibt Alltagstipps, um mit vaskulärer Demenz besser und oft auch länger allein leben zu können:

  • Benutzen Sie Erinnerungshilfen (Kalender, Notizen, Handy-Funktionen, abwischbare Tafeln usw.)
  • Gestalten Sie Ihre Wohnung sicherer und demenzangepasst.
  • Machen Sie ihren Haushalt übersichtlicher und legen Sie feste Plätze für bestimmte Dinge fest. Auch technische Hilfen wie eine Herdsicherung können entlasten.
  • Geben Sie ihrem Alltag eine feste, wiederkehrende Struktur. Nutzen Sie hierfür und für besondere Termine einen Wochenplan.
  • Betreiben Sie Hobbys und gestalten Sie Ihre Freizeit aktiv.
  • Pflegen Sie Ihre körperliche Gesundheit: Bleiben Sie körperlich aktiv, ernähren Sie sich gesund und nehmen Sie ausreichend Flüssigkeit zu sich.
  • Fördern Sie Ihre Gesundheit mit guter Schlafhygiene: Sorgen Sie für ausreichend Schlaf und einen geregelten Tag-Nacht-Rhythmus.

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