Bauchbeschwerden sind ein weit verbreitetes Problem, das viele Menschen im Laufe ihres Lebens erfahren. Sie können in verschiedenen Formen auftreten, von leichten Schmerzen und Unbehagen bis hin zu starken Krämpfen und Begleitsymptomen wie Durchfall und kaltem Schweiß. Die Ursachen für diese Beschwerden sind vielfältig und reichen von harmlosen Verdauungsstörungen bis hin zu ernsthaften Erkrankungen.
Ursachen von Bauchschmerzen und Begleitsymptomen
Bauchschmerzen können viele verschiedene Ursachen haben. Sie entstehen zum Beispiel nach zu viel oder schwer verdaulichem Essen. Ein anderer Grund sind Infektionen des Magen-Darm-Trakts durch Viren (z.B. Noro-, Rotaviren) oder Bakterien (z.B. Salmonellen, Campylobacter). Auch Magengeschwüre, eine Blinddarmentzündung oder eine Divertikulitis verursachen typischerweise Bauchschmerzen. Ebenso das Reizdarmsyndrom oder Gallensteine.
Infektionen des Magen-Darm-Trakts
Durchfallerkrankungen sind sehr verbreitet: In Deutschland trifft es Erwachsene im Durchschnitt einmal im Jahr, Kinder erkranken noch öfter. Meistens ist Durchfall die Folge einer Infektion mit Viren, am häufigsten mit den sehr ansteckenden Noroviren und Rotaviren. Eine Magen-Darm-Infektion (Gastroenteritis) kann aber auch durch Bakterien wie Salmonellen oder Campylobacter ausgelöst werden.
Akutes Abdomen
Verschiedene Ursachen für Bauchschmerzen können bei schwerem Verlauf zu einem "akuten Bauch" (akutes Abdomen) führen. Dabei ist der Bauch verhärtet („bretthart“) und aufgebläht. Betroffene beklagen extreme Bauchschmerzen und halten selbst leichten Druck auf den Bauch kaum aus.
Reizdarmsyndrom
Beim Reizdarmsyndrom haben Betroffene mitunter diffuse Bauchschmerzen, die keine andere, eindeutige Ursache (z.B. Infektion) haben. Weitere Symptome sind Beschwerden wie Völlegefühl und unregelmäßiger Stuhlgang.
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Nahrungsmittelunverträglichkeiten
Unverträglichkeiten gegenüber bestimmten Nahrungsmittel-Bestandteilen (wie Laktoseintoleranz, Fruktoseintoleranz oder Glutenunverträglichkeit/Zöliakie) äußern sich häufig in schwer lokalisierbaren Bauchkrämpfen, Blähungen und Durchfall.
Blinddarmentzündung
Starke Bauchschmerzen auf der rechten Seite, die auf Druck stärker werden, Schonhaltung und ausgeprägtes Krankheitsgefühl: Diese Symptomatik lässt spontan an eine Blinddarmentzündung denken. Etwa 7 Prozent der Bevölkerung in Deutschland entwickeln in ihrem Leben eine sogenannte Appendizitis, eine Entzündung des Wurmfortsatzes des Blinddarms (Appendix vermiformis). Fälschlicherweise wird sie meist als Blinddarmentzündung bezeichnet, obwohl nur sein »Anhängsel« betroffen ist. Dieser Wurmfortsatz ist reich an Lymphfollikeln und kann sich durch Infektion mit Krankheitserregern, etwa bei Verlegung mit Kotsteinen oder kleinen Nahrungsbestandteilen wie Kirschkernen, entzünden.
Weitere Ursachen
Weitere mögliche Ursachen für Bauchschmerzen sind:
- Verstopfung
- Magen-Darm-Geschwüre
- Gallensteine
- Darmverschluss (Ileus)
- Bauchfellentzündung (Peritonitis)
- Darminfarkt (Mesenterialinfarkt)
- Porphyrien
- Medikamente
- Stress und psychische Probleme
- Erkrankungen der inneren Geschlechtsorgane
Begleitsymptome
Bauchschmerzen werden oft von anderen Symptomen begleitet, die auf die Ursache der Beschwerden hinweisen können. Zu diesen Symptomen gehören:
- Durchfall: Durchfall meint die Abgabe von dünnem, breiigem oder wässrigem Stuhl, die meist zusammen mit Erbrechen, Fieber, Übelkeit und Schmerzen in der Bauchregion auftritt. Hiervon spricht man ab drei weichen Darmentleerungen pro Tag.
- Krämpfe: Krampfartige Schmerzen, Grummeln im Bauch oder ein drückendes Gefühl: Bauchbeschwerden können sich auf vielfältige Arten äußern. Sie können plötzlich auftreten oder sich über einen längeren Zeitraum entwickeln. Manchmal tritt der Schmerz in Form von Attacken auf, dann wieder hält er konstant an.
- Kalter Schweiß: Sehr starke Bauchschmerzen, die ganz plötzlich auftreten und rasch stärker werden, können Anzeichen für ein akutes Abdomen (akuter Bauch) sein. Dabei kommen verschiedene Baucherkrankungen zusammen. Das akute Abdomen ist lebensbedrohlich. Weitere Symptome sind Übelkeit und Erbrechen, eine harte Bauchdecke und Blähungen. Hinzu kommen oft auch Erbrechen von Blut, Fieber, Herzrasen, Blässe, niedriger Blutdruck und kalter Schweiß.
- Übelkeit und Erbrechen: Treten Bauchschmerzen mit Erbrechen und Übelkeit auf, liegt die Ursache meist im Magen-Darm-Bereich. Typische Auslöser sind Viren oder Bakterien.
- Blähungen: Wie viel Gas im Darm gebildet wird, ist vor allem von Anzahl und Art der Bakterien abhängig, die sich im Darm befinden. Wer viele Ballaststoffe zu sich nimmt, produziert auch viele Gase, das ist normal. Wenn Blähungen aber zu stark werden, kann eine Verdauungsstörung vorliegen und für Bauchschmerzen sorgen.
- Verstopfung: Verstopfung beschreibt eine erschwerte Darmentleerung, häufig sogar unter Schmerzen.
- Fieber: Bauchschmerzen und Fieber sind häufige Symptome einer Bauchfellentzündung.
Wann sollte man einen Arzt aufsuchen?
Bauchschmerzen, die sich anders als sonst äußern und über das übliche Zwicken nach einer kleinen Völlerei oder einem Gläschen Wein zu viel hinausgehen, sind auf jeden Fall ernst zu nehmen. So sind plötzlich beginnende, heftigste Bauchschmerzen, die im Verlauf auch noch schlimmer werden, immer ein Alarmzeichen.
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Der Erkrankte nimmt dann meistens eine gekrümmte Position im Liegen ein, da er dabei die wenigsten Beschwerden hat. Das allein ist schon ein Grund, um sofort zum Arzt zu gehen. Treten zusätzlich noch folgende Symptome auf, rufen Sie sofort den Notarzt:
- Harter, aufgeblähter Bauch (sogenannte Abwehrspannung)
- Starkes Erbrechen
- Erbrechen von Blut (rote oder schwarze Färbung des Erbrochenen), Stuhlerbrechen
- Blut im Stuhl bzw. blutiger Durchfall (rote oder schwarze Färbung des Stuhls)
- Stuhlverhalt oder Urinverhalt
- Hohes Fieber
- Blut im Urin
- Starke Rückenschmerzen
- Ohnmacht, kalter Schweiß, Schock
Ein Arztbesuch ist auch bei leichteren, unklaren Bauchschmerzen sinnvoll, wenn sie über einige Tage anhalten oder über längere Zeit hinweg immer wieder auftreten. Haben Sie das Gefühl, dass der Bauch nur in bestimmten Situationen schmerzt, schreiben Sie das am besten auf. Ein Ernährungstagebuch hilft ebenfalls dabei, Auslöser von wiederkehrenden Bauchschmerzen aufzudecken (z.B. bei Nahrungsmittelallergien bzw. -unverträglichkeiten).
Gerade bei Bauchschmerzen ist es sehr schwer, den Auslöser zu finden. Denn in der Bauchregion sitzen viele Organe, die erkrankt sein können. Zudem können Schmerzen auch aus anderen Körperregionen in den Bauchraum ausstrahlen.
Wenn Sie Bauchschmerzen haben, versuchen Sie, den Schmerz zu lokalisieren: Wo genau tut es weh? Außerdem ist entscheidend, wie sich der Schmerz anfühlt: Dumpf oder stechend? Das kann helfen, die Ursache zu erkennen.
Stechende Schmerzen im rechten Oberbauch deuten zum Beispiel auf eine Erkrankung der Gallenblase hin. Bei einer Dickdarmentzündung treten die Schmerzen dagegen im linken Unterbauch auf. Schmerzen, die gürtelartig in den Rücken ausstrahlen, können von der Bauchspeicheldrüse kommen. Diffuse Schmerzen in der ganzen Bauchregion weisen auf eine Darmerkrankung oder eine Bauchfellentzündung hin.
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"Zum Arzt gehen sollten Patienten, wenn die Schmerzen länger als drei Monate lang immer wiederkehren", sagt Dagmar Mainz, Sprecherin der niedergelassenen Magen-Darm-Ärzte. Oder wenn eins der sogenannten Alarmsymptome hinzukommen. Dazu zählen Gewichtsverlust, Blut im Stuhl, schwarzer Stuhl oder Blutarmut. Auch wer nachts häufig schweißgebadet aufwacht, nicht mehr leistungsfähig ist, Probleme beim Schlucken hat, sich schon nach kleinen Mahlzeiten ungewöhnlich voll fühlt oder sich häufig erbricht, sollte die Ursache bei einem Arzt abklären lassen.
Diagnose
Ob harmlos oder lebensgefährlich - der Arzt versucht zunächst, möglichst schnell die Quelle der Bauchschmerzen zu finden. Dazu wird er zunächst im Gespräch mit dem Patienten dessen Krankengeschichte erheben (Anamnese). Er fragt nach der Ernährung, Verdauung und den Lebensgewohnheiten und lässt sich die Beschwerden genau schildern - also Lage und Charakteristik der Bauchschmerzen und eventueller weiterer Symptome.
Diese Angaben liefern dem Arzt oft Hinweise auf die mögliche Ursache der Beschwerden. Beispielsweise deutet Blut im Stuhl auf eine Blutungsquelle im Darmtrakt hin, ein farbloser oder heller Stuhl ist eventuell ein Anzeichen für Probleme mit der Leber oder Gallen-Erkrankungen.
Bei der körperlichen Untersuchung tastet der Arzt den Bauch ab auf der Suche nach schmerzhaften Stellen, Schwellungen oder Verhärtungen. Zudem wird der Arzt den Bauch mit einem Stethoskop auf Darmgeräusche abhören.
Danach folgen je nach Bedarf weitere Untersuchungen, zum Beispiel:
- Laboruntersuchungen: Blutwerte zeigen an, ob ein Organ nicht mehr richtig arbeitet oder Entzündungen vorliegen. Stuhl und Urin werden auf Blut, Krankheitserreger und Entzündungszeichen hin untersucht.
- Ultraschall-Untersuchung: Per Ultraschall lassen sich schnell und schmerzfrei krankhafte Veränderungen im Bauchraum erkennen. Der Arzt führt bei Bedarf auch eine sogenannte Endosonografie durch. Dabei wird eine biegsame Ultraschallsonde über die Speiseröhre oder den After eingeführt. Dieser Ultraschall von innen liefert noch bessere Bilder.
- Spiegelung von Magen und Darm: Bei der Magenspiegelung sowie der Darmspiegelung werden die Verdauungsorgane mithilfe eines eingeführten optischen Gerätes (winzige Videokamera) von innen begutachtet. Im Rahmen der Untersuchung entnimmt der Arzt gegebenenfalls auch Gewebe-Proben (Biopsie) und führt kleinere operative Eingriffe durch.
- Bauchspiegelung: Bei der Bauchspiegelung (Laparoskopie) führt der Arzt eine winzige Kamera über kleine Schnitte in der Bauchdecke in die Bauchhöhle ein. So lassen sich Krankheiten an den Bauchorganen feststellen sowie kleine chirurgische Eingriffe durchführen, ohne große Operationsnarben zu hinterlassen.
- Wasserstoff-Atemtest: Damit lässt sich der Verdacht auf bestimmte Nahrungsmittel-Unverträglichkeiten abklären (z. B. auf Laktoseintoleranz oder Fruktoseintoleranz).
Um bestimmte Ursachen für die Bauchschmerzen zu bestätigen beziehungsweise auszuschließen, sind manchmal auch Untersuchungen bei den entsprechenden Fachärzten notwendig, etwa beim Frauenarzt (Gynäkologen), Urologen oder Kardiologen.
Behandlung
Die Behandlung von Bauchschmerzen richtet sich nach der Ursache. Oft braucht es keine ärztliche Hilfe - beispielsweise wenn zu enge Kleidung oder zu üppiges Essen Ursachen sind. Sind die Bauchschmerzen sehr stark und plötzlich aufgetreten, sollten Betroffene ärztliche Hilfe suchen. Unter anderem können krampflösende Medikamente helfen.
Hausmittel
Bauchschmerzen können verschiedene Ursachen haben, die glücklicherweise meist harmlos sind. Je nach Ausmaß der Beschwerden und Diagnose kann eine ärztliche Behandlung notwendig sein. Es gibt jedoch einige Hausmittel, mit denen Betroffene die Schmerzen lindern können:
- Wärme (Wärmflaschen, warme Kirschkernkissen oder ein lauwarmes Bad)
- Kräutertees (z.B. Pfefferminz, Anis, Kümmel, Fenchel, Ingwer oder Kamille)
- Bauchmassage
- Ruhe
Medikamentöse Behandlung
Wenn Maßnahmen wie Wärme, Tee-Trinken und Ruhe nicht ausreichend Linderung verschaffen, können Bauchschmerzen und Bauchkrämpfe auch symptomatisch mit Medikamenten behandelt werden. Krampflösende Mittel eignen sich besonders zur Behandlung von kolik- bzw. krampfartigen Schmerzen. Klassische Schmerzmittel helfen ebenfalls effektiv gegen Bauchschmerzen. Bei sehr starken, anhaltenden Schmerzen können auch Opioide erwogen werden.
Pflanzliche Arzneimittel bei wiederkehrenden Bauchschmerzen haben den Vorteil, dass sie gut verträglich sind und oft mehrere Wirkstoffe gleichzeitig enthalten. Dadurch lindern sie nicht nur ein einzelnes Symptom, sondern beruhigen den gesamten Verdauungstrakt. So können meist auch gleichzeitig auftretende Beschwerden wie Blähungen oder Völlegefühl gelindert und der gesamte Verdauungstrakt entspannt werden. Pfefferminzöl beispielsweise wirkt nachweislich schmerzlindernd und entkrampfend. Es vermindert ebenfalls Symptome wie Blähungen und Völlegefühl.
Ernährung
Bei Bauchschmerzen wird zu Schonkost geraten. Vermeiden Sie fettige und schwere Mahlzeiten und greifen Sie am besten zu leicht verdaulichen Lebensmitteln wie Kartoffeln, Reis, Karotten und Zwieback. Auch leicht verdauliche Gemüse- und Obstsorten (z.B. Bananen, Äpfel) sind gut geeignet.
Meiden Sie stark blähende Lebensmittel wie Hülsenfrüchte, Kohl und Zwiebeln sowie Getränke mit viel Kohlensäure. Sauermilchprodukte hingegen haben z. B. einen positiven Effekt auf die Darmflora und somit auch auf die Verdauung und damit verbundene Beschwerden.
Vorbeugung
Es gibt ein paar generelle Tipps und Hinweise für den Alltag, wie Sie Magen und Darm „entspannen“, sprich die Verdauung positiv beeinflussen und so Bauchschmerzen, Blähungen usw. vorbeugen können:
- Gesunde Ernährung
- Ausreichend Trinken: Ideal sind etwa zwei Liter über den Tag verteilt, am besten ungesüßte Tees oder stilles Wasser.
- Bewegung: Bewegung wirkt verdauungsfördernd und sorgt somit dafür, dass die Mahlzeiten schneller verdaut und nicht so lange in Magen und Darm verweilen. Das reduziert das Risiko für Blähungen, Verstopfung und somit für Bauchschmerzen.
- Entspannung: Stress wirkt sich negativ auf Verdauungsprobleme aus und kann diese verstärken.