Das Einstein-Gehirn im Museum: Eine Reise in die Tiefen der Genialität

Albert Einstein, das Jahrhundertgenie aus Ulm, ist eine Ikone der Wissenschaft und Inbegriff des Forschers und Genies. Sein Name ist untrennbar mit der Relativitätstheorie verbunden, die unser Verständnis von Raum und Zeit revolutionierte. Nach seinem Tod im Jahr 1955 sollte sein Körper eigentlich verbrannt werden. Doch es kam anders: Sein Gehirn wurde entnommen und konserviert, um die Quelle seiner Genialität zu ergründen. Nun sind Teile seines Gehirns in einer Ausstellung im LWL-Museum für Naturkunde in Münster zu sehen.

Die Geschichte einer unerlaubten Entnahme

Nach Albert Einsteins Tod im amerikanischen Exil in Princeton im Jahr 1955 führte der Pathologe Thomas Harvey die Obduktion durch. Entgegen Einsteins Wunsch, verbrannt zu werden, entnahm Harvey heimlich das Gehirn des Physikers. Er sägte den Kopf auf, entnahm das Gehirn und konservierte es in einem Weckglas. Erst im Nachhinein ließ er den Eingriff von Einsteins Familie absegnen.

Harveys Beweggründe waren angeblich wissenschaftlicher Natur. Er wollte die "Quelle der Genialität" in Einsteins Gehirn finden. Er zerschnitt das Gehirn in hunderte einzelne Blöcke und fertigte unzählige mikroskopische Schnitte des Gehirngewebes an. Diese Schnitte verschickte er an verschiedene Neuropathologen in der Hoffnung, dass sie eine Erklärung für Einsteins außergewöhnliche Intelligenz finden könnten.

Einsteins Gehirn im LWL-Museum für Naturkunde

Das LWL-Museum für Naturkunde in Münster präsentiert ab dem 29. Juni 2018 die Sonderausstellung "Das Gehirn - Intelligenz, Bewusstsein, Gefühl". Ein besonderes Highlight dieser Ausstellung sind zwei mikroskopische Schnitte von Einsteins Gehirn, die vom Mütter Museum in Philadelphia als Leihgabe zur Verfügung gestellt werden. Das Mütter Museum ist eines von nur zwei Museen weltweit, in denen Teile von Einsteins Gehirn besichtigt werden können.

Die beiden Ausstellungsstücke stammen aus der rechten Gehirnhälfte, dem Teil, in dem das Erinnerungsvermögen sitzt, und wurden von Lowell Flanders, dem Sammlungsleiter des Mütter Museums, persönlich nach Münster gebracht. Sie werden in einer speziellen Vitrine präsentiert und sind mit 100.000 US-Dollar versichert.

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Die Suche nach der Quelle der Genialität

Thomas Harvey rechtfertigte die unerlaubte Entnahme von Einsteins Gehirn stets damit, der Wissenschaft die Möglichkeit zu geben, die "Quelle von Genialität" zu finden. Doch trotz intensiver Forschung blieben sensationelle Ergebnisse aus. Einige Studien zeigten zwar mögliche Besonderheiten in Einsteins Gehirn auf, doch andere Forscher stuften diese als nicht relevant ein. Bis heute konnte kein eindeutiger Beweis für Einsteins Genialität in seinem Gehirn gefunden werden.

Die Analyse der Hirnschnitte brachte keine abschließende Erklärung dafür, warum Einstein so ein kluger Kopf war.

Die Konsequenzen für Thomas Harvey

Die Entnahme von Einsteins Gehirn hatte für Thomas Harvey negative Konsequenzen. Er wurde vom Krankenhaus in Princeton entlassen und verlor später seine Zulassung als Arzt. Jahrelang bewahrte er Teile von Einsteins Gehirn in einem Glas unter seinem Schreibtisch auf, bevor er sie schließlich der Wissenschaft spendete.

Die Sonderausstellung "Das Gehirn" in Münster

Die Sonderausstellung "Das Gehirn - Intelligenz, Bewusstsein, Gefühl" im LWL-Museum für Naturkunde bietet auf 1.200 Quadratmetern einen umfassenden Einblick in die faszinierende Welt des Gehirns. Die Besucher können die anatomische Vielfalt und die enormen Leistungen dieses komplexen Organs kennenlernen.

Die Ausstellung ist in 13 Themenbereiche unterteilt, darunter die Anatomie des Gehirns, Entwicklung und Evolution, psychische Erkrankungen, Hirnforschung, Schlaf und Traum, Gefühle, Ich-Bewusstsein, Verhaltenssteuerung und Drogen. Neben dem menschlichen Gehirn werden auch die künstliche Intelligenz und die Welt der Tiere thematisiert.

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Ein besonderes Augenmerk liegt auf der Inklusion. Die Ausstellung ist dank Brailleschrift, einem speziellem, mehrsprachigem Audioguide und Tastmodellen für Menschen mit Sehbehinderung genauso geeignet wie für Sehende oder für Hörbehinderte.

Weitere Highlights der Ausstellung

  • 71 präparierte Gehirne: Die "Galerie der Gehirne" präsentiert eine beeindruckende Sammlung von Gehirnen verschiedener Tierarten aus der "Edinger-Tiergehirnsammlung", der größten Wirbeltiergehirn-Sammlung Deutschlands.
  • Ein jungsteinzeitlicher Menschenschädel: Der Schädel aus Warburg zeigt erste Spuren von Schädeloperationen vor 5.400 Jahren in Westfalen.
  • Eine Original-Lithografie von Picasso: Das Kunstmuseum Pablo Picasso Münster bereichert die Ausstellung mit einem Kunstwerk, das die kreative Leistung des menschlichen Gehirns widerspiegelt.
  • Ein Londoner Taxi: Die Ausstellung zeigt die positiven Veränderungen im Gehirn von Londoner Taxifahrern, die durch die anspruchsvolle Taxiprüfung entstanden sind.
  • Der Roboter "KIM": Der mechanische "Museumsmitarbeiter" führt die Besucher durch die Ausstellung und erzählt Wissenswertes zu ausgewählten Objekten.

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