Umgang mit Nahrungsverweigerung im Endstadium von Demenz

Eine gesunde Ernährung ist für den Körper unerlässlich, aber bei Demenzerkrankten kann es notwendig sein, hochkalorische, süße und fettreiche Lebensmittel anzubieten. Mit fortschreitender Demenz verlieren Betroffene grundlegende Fähigkeiten, die für die Nahrungsaufnahme notwendig sind, wie Kauen, Schlucken und den Umgang mit Besteck.

Herausforderungen bei der Ernährung im Endstadium der Demenz

Im Endstadium der Demenz können verschiedene Probleme auftreten, die die Nahrungsaufnahme erschweren:

  • Physische Probleme: Schwierigkeiten mit Koordination und Feinmotorik erschweren den Umgang mit Besteck.
  • Psychische Einflüsse: Patienten können sich von Besteck bedroht fühlen oder vergessen, warum sie essen sollen.
  • Vergessen: Patienten vergessen, dass sie Hunger haben oder dass sie bereits gegessen haben.
  • Bewegungsdrang: Unfähigkeit, still am Tisch zu sitzen, führt zu Ablenkung und geringer Nahrungsaufnahme.
  • Schluckstörungen (Dysphagie): Erhöhtes Risiko des Verschluckens, Hustens und Erstickens.
  • Verändertes Geschmacksempfinden: Vorliebe für süße oder fettige Speisen.
  • Erkennen von Speisen: Schwierigkeiten, Speisen als solche zu erkennen, insbesondere bei mangelndem Farbkontrast.

Fingerfood als Lösung

Fingerfood, also das Essen mit den Fingern, kann eine würdevolle Alternative sein, wenn der Umgang mit Besteck nicht mehr möglich ist. Es ermöglicht den Betroffenen, selbstständig zu essen und nicht auf fremde Hilfe angewiesen zu sein.

Geeignete Speisen für Fingerfood

  • Käsewürfel
  • Wurstscheiben
  • Fleischbällchen
  • Gebratene Hähnchenstücke
  • Weiche Fleischstücke
  • Schnitzelstückchen
  • Sandwiches
  • Belegtes Brot
  • Fischstäbchen
  • Maultaschenstreifen
  • Kleine Pastetchen
  • Waffeln
  • Mini-Quiches
  • Obst- und Gemüsestücke (z.B. Tomaten, Gurken, gebratenes Gemüse)

Zubereitung und Darreichung von Fingerfood

  • Nur Speisen anbieten, die dem Patienten schmecken.
  • Häppchen in maximal 2 Bissen essbar machen.
  • Keine Spießchen verwenden.
  • Bei Schluckstörungen Püree-Menüs auf Löffeln anbieten.
  • Andere Krankheiten (z.B. Diabetes) berücksichtigen.
  • Essen gut sichtbar platzieren und farblich vom Teller abheben.
  • Fingerfood kann alle Mahlzeiten ersetzen.
  • Servieren auf Tellern, in Gläsern, Schälchen oder auf Portionslöffeln.

Wo wird Fingerfood serviert?

  • Am Tisch, wenn Patienten Probleme mit Besteck haben.
  • Während dem Laufen (Eat-by-Walking) für unruhige Patienten.
  • An Imbiss-Stationen in der Wohnung.

Ursachen für Mangelernährung bei Demenz

  • Erhöhter Bewegungsdrang
  • Vergessen zu schlucken
  • Schluckstörungen
  • Kein Hunger- oder Durstgefühl
  • Medikamente, die Appetit reduzieren
  • Unfähigkeit, Hunger mit Essen zu assoziieren
  • Ablenkung durch Lärm
  • Desinteresse
  • Nicht formulieren können, was man nicht mag
  • Schmerzen im Mundbereich
  • Veränderter Geschmackssinn
  • Bevorzugung bekannter Speisen
  • Schlechte Farberkennung

Tricks, um Demenzpatienten zum Essen zu animieren

  • Atmosphäre: Ruhig und entspannt, evtl. mit leiser Hintergrundmusik.
  • Gesellschaft: Andere Menschen am Tisch.
  • Entscheidungen: Keine Überforderung durch zu viele Wahlmöglichkeiten. Lieblingsspeisen anbieten.
  • Teller: Nicht zu viele unterschiedliche Speisen auf einmal.
  • Tischdeko: Kann anregen, aber auch überfordern. Nur Notwendiges auf den Tisch stellen.
  • Beleuchtung: Gute Beleuchtung, damit Speisen gut erkennbar sind.
  • Konsistenz: Pürierte Kost bei Kau- und Schluckbeschwerden.
  • Temperatur: Keine heißen Getränke und Speisen.
  • Mahlzeiten: Lieber mehr kleine Mahlzeiten über den Tag verteilt.
  • Druck: Keinen Druck ausüben. Ablehnung akzeptieren und später etwas anderes anbieten.
  • Kalorienzufuhr: Erhöhen durch Vollmilch, Sahnejoghurt, Butter, Sahne, Salami, Zucker.
  • Geschmacksveränderungen: Süße und fettige Speisen bevorzugen.
  • Fingerfood: Pommes, Kroketten, Fleischbällchen, kleingeschnittenes Fleisch, Obst- und Gemüsestücke.
  • Hilfestellung: Löffel in die Hand geben oder Essen anreichen.
  • Trinken: Ständig an das Trinken erinnern. Kalorienreiche Getränke anbieten.

Kalorienbedarf bei Demenz

Der Kalorienbedarf ist abhängig von der Mobilität. Bei starkem Bewegungsdrang kann er bei 3.500 bis 4.000 Kalorien liegen. Regelmäßiges Wiegen ist wichtig, um die Nahrungsmenge anzupassen.

Umgang mit Schluckstörungen (Dysphagie)

Schluckstörungen sind im fortgeschrittenen Stadium der Demenz häufig. Logopädie kann helfen, die Schluckmuskulatur zu kräftigen und sichere Schlucktechniken zu trainieren.

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Tipps bei Schluckstörungen:

  • Mahlzeiten weich, homogen und gut formbar zubereiten (z.B. püriertes Gemüse, Kartoffelgerichte, Rührei, Suppen, Pudding).
  • Flüssigkeiten andicken.
  • Krümelige, faserige oder trockene Speisen vermeiden.
  • Aufrechte Körperhaltung beim Essen.
  • Zeit und Ruhe zum Essen geben.
  • Nahrung leicht kaubar zubereiten.
  • Lieblingsspeisen anbieten.
  • Speisen gut würzen oder süßen.
  • An das Herunterschlucken erinnern.
  • Nach dem Essen Mund reinigen.

Kommunikation beim Essen mit Demenzerkrankten

Empathie und Wissen sind entscheidend. Über die Kommunikation können Demenzerkrankte auf das Essen eingestimmt werden.

Hilfestellungen für die Kommunikation:

  • Blickkontakt herstellen.
  • Namentlich ansprechen.
  • Langsam und deutlich reden.
  • Wichtige Informationen wiederholen.
  • Ironie vermeiden.
  • Lob und Bestätigung, Kritik vermeiden.
  • Zeit für Antworten lassen.
  • Geschlossene Fragen stellen.
  • Anschuldigungen überhören.

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